Sie glaubte sich betrogen: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 18 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Dr. Norden tat es leid, seiner jungen Patientin sagen zu müssen, dass es mit dem Tennissport für die nächste Zeit für sie vorbei wäre, denn Cornelia Pöschel spielte nicht zu ihrem Vergnügen, sondern verdiente sich damit ihren Lebensunterhalt. Ihr erging es wie so vielen jungen Lehrern. Die Examen waren bestanden, aber eine Anstellung hatte sie nicht bekommen. Nun hatte sie sich auch noch eine Schulterprellung zugezogen, die nicht nur schmerzhaft war, sondern auch langwierig. »Ich bin schon so ein Pechvogel«, sagte sie deprimiert. »Es hatte sich so gut angelassen, und dummerweise habe ich nun auch das größere Appartement gemietet, das teurer ist als mein altes. Na, irgendetwas wird sich schon finden, damit ich über die Runden komme.« Es war reiner Zweckoptimismus. Zuversichtlich war Cornelia keineswegs, als sie dann die Praxis von Dr. Norden verließ. Was sollte sie denn machen? Die verletzte Schulter war schon ein großes Handicap. Maschineschreiben konnte sie auch nicht, also fiel auch eine Aushilfsstellung in einem Büro flach. Aber eine Freude hatte sie wenigstens zu erwarten, denn morgen würde Lutz kommen. Schon seit einem Jahr war sie mit dem Piloten Lutz Wartenburg befreundet, und früher hatten sie sich öfter sehen können. Aber dann hatte er zu einer ausländischen Fluggesellschaft gewechselt, weil er dort besser verdiente, und nun kam er nur noch selten nach München. Von Heirat war zwar nicht die Rede, denn beide waren nicht für eine übereilte Bindung, aber sie liebten sich. Cornelia war jedenfalls überzeugt, dass Lutz sie genauso liebte wie sie ihn.
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Sie glaubte sich betrogen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller – Neue Edition
– 18 –
Sie glaubte sich betrogen
Patricia Vandenberg
Dr. Norden tat es leid, seiner jungen Patientin sagen zu müssen, dass es mit dem Tennissport für die nächste Zeit für sie vorbei wäre, denn Cornelia Pöschel spielte nicht zu ihrem Vergnügen, sondern verdiente sich damit ihren Lebensunterhalt. Ihr erging es wie so vielen jungen Lehrern. Die Examen waren bestanden, aber eine Anstellung hatte sie nicht bekommen.
Nun hatte sie sich auch noch eine Schulterprellung zugezogen, die nicht nur schmerzhaft war, sondern auch langwierig.
»Ich bin schon so ein Pechvogel«, sagte sie deprimiert. »Es hatte sich so gut angelassen, und dummerweise habe ich nun auch das größere Appartement gemietet, das teurer ist als mein altes. Na, irgendetwas wird sich schon finden, damit ich über die Runden komme.«
Es war reiner Zweckoptimismus. Zuversichtlich war Cornelia keineswegs, als sie dann die Praxis von Dr. Norden verließ. Was sollte sie denn machen? Die verletzte Schulter war schon ein großes Handicap. Maschineschreiben konnte sie auch nicht, also fiel auch eine Aushilfsstellung in einem Büro flach.
Aber eine Freude hatte sie wenigstens zu erwarten, denn morgen würde Lutz kommen.
Schon seit einem Jahr war sie mit dem Piloten Lutz Wartenburg befreundet, und früher hatten sie sich öfter sehen können. Aber dann hatte er zu einer ausländischen Fluggesellschaft gewechselt, weil er dort besser verdiente, und nun kam er nur noch selten nach München.
Von Heirat war zwar nicht die Rede, denn beide waren nicht für eine übereilte Bindung, aber sie liebten sich.
Cornelia war jedenfalls überzeugt, dass Lutz sie genauso liebte wie sie ihn. Sie fuhr jetzt zur Tennisanlage, um dort Bescheid zu sagen, dass sie ihren Job aufgeben müsse. Besonders leid tat es ihr deshalb, weil ein Turnier bevorstand und sie den zwölfjährigen, überaus talentierten Jochen Trabert trainierte, aber dazu gehörte eben auch, dass sie selbst spielte.
Jochen und seine Schwester Dorothee warteten schon auf sie. Es waren nette Kinder. Von ihrem Vater maßlos verwöhnt, hatten sie sich dennoch ihre Natürlichkeit und Unbekümmertheit bewahrt.
Dorle war neun und ein besonders reizendes Mädchen. Nun aber waren sie beide maßlos enttäuscht, als ihnen Cornelia die Hiobsbotschaft verkündete.
»Ihr müsst es verstehen«, sagte sie traurig. »Ich werde nicht fürs Kommandieren bezahlt. Ich werde dafür sorgen, dass du einen guten Lehrer bekommst, Jochen.«
»Die sind ja alle ausgebucht«, sagte der Junge. »Können Sie mir nicht wenigstens Tipps geben, was ich noch falsch mache?«
»Wenn Papa Sie privat engagiert, kann doch keiner was dagegen haben«, meinte Dorle. »Wir reden gleich mit ihm. Er wollte sowieso zuschauen.«
Cornelia hatte Walter Trabert bisher nur einmal flüchtig kennengelernt. Er war ein verschlossener Mann, ein bekannter Bauunternehmer, sehr vermögend, sehr clever und als sehr rücksichtslos bezeichnet. Aber für seine Kinder tat er alles. Eine Frau Trabert schien es schon längere Zeit nicht zu geben. Die Kinder sprachen nicht über ihre Mutter.
Walter Trabert kam, etwas mehr als mittelgroß, sehr hager, aber eine recht interessante Erscheinung, und wurde von seinen Kindern gleich bestürmt.
»Nun mal langsam«, sagte er, »ich verstehe gar nichts.«
Er machte eine leichte Verbeugung vor Cornelia und musterte sie forschend.
»Es geht also um Frau Pöschel«, sagte er. »Aber gehen wir doch ins Restaurant und unterhalten uns dort. Das ist angenehmer.«
Er zeigte sich verbindlich. Seine Kinder konnten anscheinend alles von ihm verlangen.
Jochen informierte seinen Vater nochmals langsam und deutlich.
»Wo haben Sie sich die Prellung denn zugezogen, Frau Pöschel?«, fragte Walter Trabert höflich.
»Beim Umzug. Jedenfalls wird es einige Wochen dauern, bis ich wieder spielen kann.«
»Und was machen Sie während dieser Zeit?«, fragte er.
Sie war überrascht. Warum interessierte ihn das? Sie zuckte die Schultern. »Ich weiß noch nicht«, erwiderte sie.
»Die Kinder sagten mir, dass Sie eigentlich Lehrerin wären. Darf ich fragen, was Sie studiert haben?«
»Germanistik und Anglistik«, erwiderte sie.
»Und keine Stellung bekommen?«, staunte er.
»Es gibt viele Bewerber, und ich bin noch ziemlich jung. Da kommt man auf die Warteliste.«
»Aber es wäre doch gut für Sie, wenn Sie Ihre Kenntnisse verwerten könnten«, meinte er.
»Aber wo?«, meinte sie resigniert.
»Zum Beispiel bei mir«, erklärte er ruhig. »Es würde meinen Kindern zugutekommen, wenn sie ordentlich betreut würden, dazu von einem Menschen, den sie mögen.«
Cornelia war aus der Fassung gebracht, aber Jochen und Dorle brachen in Jubel aus.
»Köchin und Zugehfrau sind vorhanden«, sagte Walter Trabert. »Selbstverständlich brauchen Sie sich nur um die Kinder zu kümmern. Das Gehalt können Sie selbst bestimmen.«
Das war ein wahrhaft überraschendes und großzügiges Angebot. »Bitte, Nele«, sagte Jochen. »Es wäre einfach toll«, sagte Dorle.
Walter Trabert war sehr überrascht wegen dieser Vertrautheit, aber er sagte nichts.
»Frau Pöschel soll es sich überlegen«, meinte er.
»Und dann kann sie mir doch auch Tipps für das Turnier geben, Papa«, sagte Jochen.
»Ja, gewiss. Ich werde einen Privatplatz mieten.«
Geld spielt keine Rolle, dachte Cornelia ironisch. Bauunternehmer müsste man sein.
Doch das war nur ein flüchtiger Gedanke. Sie war niemals neidisch gewesen auf die, denen es besser ging. Sie war eigentlich immer zufrieden gewesen. Und ein großer Pechvogel schien sie doch nicht zu sein, denn ein solches Angebot konnte sie kaum ablehnen.
»Ich brauche noch ein paar Tage, um meine Angelegenheiten zu ordnen«, sagte sie nachdenklich. »Wenn es Ihnen recht ist, könnte ich am Montag anfangen, Herr Trabert.« Von Lutz Wartenburg wollte sie nicht sprechen. »Das Gehalt bestimmen selbstverständlich Sie.«
Die Freude der Kinder beglückte sie. Erst jetzt spürte sie so recht, wie die beiden an ihr hingen.
»So wird Ihr Pech uns zum Glück«, sagte Walter Trabert, und seine Stimme klang plötzlich warm. Und Jochens Augen strahlten. »Jetzt sind wir sogar froh, dass Sie sich die Schulter geprellt haben, Nele«, sagte er schwärmerisch.
Auf was habe ich mich da eingelassen, dachte sie später. Ich wollte doch immer unabhängig bleiben.
Aber als Walter Trabert beim Abschied dann fragte, ob sie mit tausend Euro netto einverstanden wäre, blieb ihr fast die Luft weg. Mit einem Schlage war sie aller Sorgen ledig. Da brauchte sie überhaupt nicht mehr zu überlegen, denn sie hatte auch eine recht gesunde ökonomische Einstellung, und für Walter Trabert schien Geld wirklich keine Rolle zu spielen.
*
Am nächsten Morgen fuhr sie zuerst zu Dr. Norden. Er musste ihr noch eine Spritze geben. In der Nacht hatte sie kaum schlafen können und sie wusste auch nicht, wie sie sich hinlegen sollte. Und schließlich wollte sie sich auch nicht mit Schmerzen quälen, wenn Lutz schon mal für drei Tage da war.
Mit der Neuigkeit rückte sie erst heraus, als Dr. Norden ihr die Spritze gegeben hatte.
»Na, das ist doch was«, sagte er lächelnd. »Sie sind doch kein Pechvogel.«
»Kennen Sie Trabert?«, fragte sie.
»Er ist nie krank«, erwiderte Dr. Norden ausweichend. »Früher war ich öfter mal in seinem Haus.«
»Ist seine Frau gestorben?«, fragte sie.
»Soviel ich weiß, ist er seit fünf Jahren geschieden. Solange war ich auch nicht mehr gefragt als Arzt.«
»Entschuldigung, ich wollte nicht neugierig sein«, sagte Cornelia verlegen.
»Nun, ein Geheimnis ist es nicht. Jedenfalls sind es sehr nette Kinder. Aber Sie müssen noch ein paar Spritzen bekommen. Vergessen Sie es nicht!«
»Bestimmt nicht. Als Lebensaufgabe betrachte ich die Stellung bei allem Wohlwollen nicht.«
Aber sie fuhr in recht optimistischer Stimmung zum Flughafen, und als sie Lutz kommen sah, vergaß sie vorerst alles, was sie belastet und bewegt hatte.
Groß, schlank, blond, mit strahlendem Lächeln kam er auf sie zu. »Mein Nelchen«, sagte er zärtlich, und sie war glücklich.
Sie fuhren zu ihrer neuen Wohnung, von der sie nun nicht allzulange Gebrauch machen konnte. Aber das großzügige Gehalt, das Walter Trabert ihr versprochen hatte, gestattete ihr doch, diese Wohnung zu behalten.
»Hübsch, sehr hübsch«, stellte Lutz fest. »Hast du im Lotto gewonnen, Nelchen?«
»Sämtliche Ersparnisse investiert«, erwiderte sie lachend, »und dann stand ich beinahe vor dem Nichts.«
»Wieso?«
»Weil ich den Job als Tennislehrerin vorerst aufgeben muss. Ich habe mir die Schulter geprellt, als dieser blöde Schrank dort den Packer aus den Fingern rutschte. Aber keine Sorge, Lutz, ich habe inzwischen ein weitaus besseres Angebot bekommen.«
Natürlich musste sie erzählen. Aber er schien keineswegs begeistert.
»In einem frauenlosen Haushalt?«, fragte er betroffen. »Was ist das für ein Mann? Wie alt?«
Cornelia lachte. »Du wirst doch nicht eifersüchtig sein«, meinte sie. »Was interessiert mich der Mann! Die Kinder sind sehr nett. Und er ist nicht der Typ, der Frauen nachschaut.«
»Werde mir bloß nicht untreu. Schließlich werden wir ja mal heiraten.«
Mal? Wann? Wenn er jetzt gesagt hätte, heirate mich, hätte sie alles über den Haufen gerannt. Aber er sagte es nicht. Er sagte nur »mal«.
»Weißt du, es wäre sinnlos, zu heiraten, solange ich so viel unterwegs bin«, sagte er später. »Ich muss erst noch verdienen und sparen, und dann setze ich mich irgendwo fest. Dann ist das Fundament da für eine Ehe, eine Familie.«
Das klang schon sehr vernünftig, aber Cornelia wäre tatsächlich lieber etwas weniger vernünftig gewesen. Doch das behielt sie für sich. Sie wollte ihm nicht die Pistole auf die Brust setzen. Sie war glücklich mit ihm, unsagbar glücklich. Und für sie würde es nie einen anderen Mann geben, das wusste sie ganz genau.
Es waren wundervolle Tage,