Nicht so forsch, Kollegin!: Dr. Norden Extra 218 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Wenn ich überlege, wie schwer die Platten früher waren.« Dr. Daniel Norden stand am Operationstisch und wog das Stück Metall in der Hand. »Heute sind sie aus Titan.« Er beugte sich über das Operationsfeld und setzte den Eingriff fort. »Schauen Sie gut zu, Sophie, sonst lernen Sie nichts.« Die neue Assistenzärztin Sophie Petzold stand ihm gegenüber und nickte. Sie hatte Glück gehabt. Obwohl an der Behnisch-Klinik einige Assistenzarztstellen gekürzt worden waren, hatte sie einen der begehrten Plätze ergattert. Das war nur Dr. Sandra Neubeck zu verdanken. Die Freundin von Felicitas Norden war auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Nun schlug die große Stunde der ehrgeizigen Sophie. Auf keinen Fall würde sie in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin treten und schon nach ein paar Monaten das Handtuch werfen. Ganz im Gegenteil schwebte ihr eine große Karriere vor, wie ihr Eifer jetzt schon erahnen ließ. Daniel Norden zögerte. »Gibt es Probleme?«, erkundigte sich der Anästhesist Arnold Klaiber. »Die Patientin ist Bluterin. Da habe ich nicht so ein gutes Gefühl, die Platte einzusetzen.«
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Buchvorschau
Nicht so forsch, Kollegin! - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 218 –
Nicht so forsch, Kollegin!
Patricia Vandenberg
»Wenn ich überlege, wie schwer die Platten früher waren.« Dr. Daniel Norden stand am Operationstisch und wog das Stück Metall in der Hand. »Heute sind sie aus Titan.« Er beugte sich über das Operationsfeld und setzte den Eingriff fort. »Schauen Sie gut zu, Sophie, sonst lernen Sie nichts.«
Die neue Assistenzärztin Sophie Petzold stand ihm gegenüber und nickte.
Sie hatte Glück gehabt. Obwohl an der Behnisch-Klinik einige Assistenzarztstellen gekürzt worden waren, hatte sie einen der begehrten Plätze ergattert. Das war nur Dr. Sandra Neubeck zu verdanken. Die Freundin von Felicitas Norden war auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Nun schlug die große Stunde der ehrgeizigen Sophie. Auf keinen Fall würde sie in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin treten und schon nach ein paar Monaten das Handtuch werfen. Ganz im Gegenteil schwebte ihr eine große Karriere vor, wie ihr Eifer jetzt schon erahnen ließ.
Daniel Norden zögerte.
»Gibt es Probleme?«, erkundigte sich der Anästhesist Arnold Klaiber.
»Die Patientin ist Bluterin. Da habe ich nicht so ein gutes Gefühl, die Platte einzusetzen.«
»Dann lassen Sie es doch!«, sagte Sophie Petzold.
Aller Augen richteten sich auf sie. Der Klinikchef runzelte die Stirn.
»Wie bitte?«
»Bohren Sie einfach drei kleine Löcher und setzen Spickdrähte ein.«
»Meine liebe Frau Petzold, diese Entscheidung überlassen Sie bitte mir«, wies er die neue Kollegin zurecht. »Ich denke, ich verfüge über genügend Erfahrung, um zu wissen, was ich tue.«
Sophie zuckte mit den Schultern.
»Ich meinte ja nur. Wenn Sie wegen der Hämophilie Bedenken haben, ist das doch genau die richtige Maßnahme. Ohne tiefe Schnitte gibt es keine Blutung. Das ist doch ganz einfach.«
Dr. Klaibers Grinsen war an den Fältchen, um seine Augen zu erkennen.
Der Klinikchef holte tief Luft und ließ sich den Schweiß von der Stirn tupfen.
»Ob Sie es glauben oder nicht: Diese Methode ist mir geläufig. Aber Spickdrähte sind nicht so stabil.«
»Ich würde ja lieber dieses Risiko eingehen, statt einen toten Patienten mit bombenfester Platte im Ellbogen in die Kühlkammer zu schieben.«
Bisher hatte sich Matthias Weigand – er assistierte Dr. Norden – vornehm aus der Diskussion rausgehalten. Doch nun konnte auch er sich das Lachen nicht länger verkneifen.
Daniels strafender Blick traf ihn.
»Was sagst du dazu?«, fragte er streng.
Matthias räusperte sich.
»Nichts für ungut. Einen Versuch wäre es zumindest wert. Wenn wir die Drähte richtig platzieren, dann hält es auch.«
»Na schön. Dann folgen wir dem Vorschlag unserer jungen Kollegin.« Daniel gab sich geschlagen und setzte den Eingriff fort.
Eine halbe Stunde später war alles vorbei. Dr. Norden bedankte sich bei seinen Mitarbeitern und verließ den Operationsbereich. Am Telefon verabredete er sich mit seiner Frau Felicitas im Kiosk ›Allerlei‹, wo man unter Palmen köstliche Kaffeespezialitäten und Backwaren aus der besten Bäckerei der Stadt genießen konnte.
»Sieh mal einer an, du hast also schon zugeschlagen.« Er entdeckte sie an ihrem Lieblingstisch und begrüßte sie mit einem Kuss.
»Stell dir vor: Diese arme Schokoladentorte war gefangen in einem Glaskasten. Sie hat mich so flehentlich angesehen, dass ich sie einfach befreien musste«, erwiderte Fee mit einem mitfühlenden Blick auf ihren Teller.
»Unter Einsatz deines Lebens, versteht sich!«
»Unter Einsatz deines Gehalts«, korrigierte sie ihn und klopfte auf den freien Stuhl neben sich. »Komm, setz dich zu mir, damit ich euch bekannt machen kann.« Sie hielt ihm die Gabel vor den Mund.
Willig ließ sich Daniel ein Stück Torte verabreichen.
»Köstlich.« Genüsslich schloss er die Augen, um sich dem Genuss ganz hinzugeben. »Ich frage mich, wie Tatjana es schafft, bei diesem Beruf rank und schlank wie eine Tanne zu bleiben. Ich an ihrer Stelle würde wahrscheinlich einem schönen, dicken Hefezopf Konkurrenz machen.«
»Deshalb bist du auch Klinikchef geworden. In dieser Eigenschaft hast du kaum Zeit zu essen, geschweige denn, dich adäquat um deine Frau zu kümmern.«
»Höre ich da eine gewisse Kritik heraus?«, fragte er und bestellte Latte macchiato und Apfelkuchen bei Lenni.
Fee schüttelte den Kopf. »Nein. Zumindest nicht, solange du daran denkst, dass wir heute Abend eine Verabredung mit unserer Familie haben.«
»Ich gebe mir Mühe«, versprach Daniel und löffelte Zucker in seinen Kaffee. Während er umrührte, hing er seinen Gedanken nach. »Habe ich dir eigentlich schon von unserer neuen Assistenzärztin erzählt?«
»Die Nachfolgerin von Sandra?«
Daniel nickte und trank einen Schluck Milchkaffee.
»Mit der werden wir noch unseren Spaß haben.«
»So viel Spaß wie ich mit Lammers?« Die Taktlosigkeit, mit der ihr Stellvertreter Kollegen und Patienten behandelte, war sprichwörtlich. Nur zu gern hätte Fee darauf verzichtet, ständig die Beschwerden der Eltern ihrer kleinen Patienten abzuwehren. Der einzige Grund, ihn zu halten, waren seine bestechenden Fähigkeiten in der Kinderchirurgie, die in der Stadt ihresgleichen suchten.
Daniel wusste, was seine Frau meinte, und schüttelte den Kopf.
»Zumindest nicht, was den Umgang mit den Patienten angeht. In dieser Hinsicht ist Sophie perfekt. In puncto Respektlosigkeit sieht es allerdings anders aus.«
»Eine Assistenzärztin darf nicht zu viel Respekt haben, sonst geht sie unter in dem Haifischbecken«, gab Fee zu bedenken. Sie kratzte den letzten Rest Schokocreme zusammen.
»Bevor du den Teller mitisst, bestelle ich dir lieber noch ein Stück. So viel gibt mein Gehalt als Chefarzt gerade noch her«, bot er an.
»Ah, der Herr hat die Spendierhosen an.« Lachend schüttelte Fee den Kopf. »Aber nein, danke. Erzähl mir lieber noch mehr von dieser ominösen Sophie.«
»Sie hatte heute im OP eine gute Idee, die sie vehement verteidigt hat.« Daniel wiegte den Kopf. »Allerdings ist es mir durchaus schwergefallen, mir von diesem jungen Gemüse etwas sagen zu lassen.« Dieses Geständnis fiel ihm nicht leicht.
Fee legte die Hand auf seinen Arm. Ihr Blick war voller Liebe.
»Diese jungen Menschen sind die Zukunft. Du solltest ihr eine Chance geben.«
»So wie du Lammers?« Schon blitzte wieder der Schalk aus Daniels Augen.
Fee versetzte ihm einen Knuff in die Seite.
»Du Satansbraten! Ich sollte der jungen Querulantin dankbar sein, dass sie dich in deine Schranken verweist.« Sie leerte ihre Tasse und stand auf.