Kurfürstenklinik 16 – Arztroman: Die schöne Fremde mit den dunklen Augen
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Über dieses E-Book
"Mein letzter Tag bei Ihnen, Herr Dr. Winter!" sagte Miriam Fechner und sah den jungen Notaufnahmechef der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg betrübt an. "Ich wäre gern noch länger geblieben, das wissen Sie ja – aber als nächstes werde ich in Ihrer Neurochirurgie eingesetzt. Ich soll das ganze Haus kennenlernen."
"Sie waren uns eine große Hilfe, Schwester Miriam", erwiderte Dr. Adrian Winter lächelnd. "Wir sind froh, daß Sie wenigstens eine Zeitlang unser Team verstärkt haben."
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Kurfürstenklinik
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Rezensionen für Kurfürstenklinik 16 – Arztroman
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Buchvorschau
Kurfürstenklinik 16 – Arztroman - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –16–
Die schöne Fremde mit den dunklen Augen
Welches Rätsel umgibt seine neue Patientin?
Roman von Nina Kayser-Darius
»Ah, da sind Sie ja endlich«, sagte Andreas Wingensiefen, der Direktor des Hotels King’s Palace in Berlin, zu seiner attraktiven Assistentin Stefanie Wagner, als sie sein großzügiges Büro an diesem Morgen betrat.
Sie sah wieder einmal hinreißend aus, und er hätte nichts gegen eine kleine Affäre mit ihr gehabt, aber leider biß er bei ihr auf Granit: Von Anfang an hatte sie ihm deutlich seine Grenzen gezeigt. Das imponierte ihm wider Willen.
Außerdem mußte er zugeben, daß es in diesem Fall sicher besser war, wenn sich ihre Beziehungen auf das rein Geschäftliche beschränkten. Sie machte ihre Arbeit nämlich ganz ausgezeichnet, und wer konnte wissen, ob sich eine Affäre zwischen ihnen nicht negativ auf ihre Leistungen ausgewirkt hätte? Er hatte in dieser Hinsicht schon eine Menge Ärger gehabt – mit einer Sekretärin, mit einer jungen Rezeptionistin… Er seufzte, als ihm das wieder einfiel.
»Ja, da bin ich«, erwiderte Stefanie Wagner freundlich, aber zurückhaltend. »Sie hatten es ja sehr dringend gemacht, Herr Wingensiefen. Worum geht’s denn? Entschuldigen Sie, aber ich bin etwas in Eile. Sie wissen ja, daß wir heute diese Delegation aus Japan erwarten…«
Er machte eine ungeduldige Handbewegung. Natürlich wußte er das, aber es interessierte ihn nicht sonderlich. Stefanie Wagner kümmerte sich um diese Dinge wirklich hervorragend, er sah keinen Sinn darin, sich auch noch einzumischen.
Wohlgefällig blickte er sie an. Sie war schlank, hatte aber dennoch eine sehr weibliche Figur. Die langen blonden Haare fielen in natürlichen Wellen über ihre Schultern, und sie hatte diese wunderschönen, veilchenfarbenen Augen, die er noch an keiner anderen Frau gesehen hatte. Schade, daß sie so eng zusammenarbeiteten. Wirklich schade. Sie wäre eine Sünde wert gewesen.
»Heute kommen nicht nur die Japaner, sondern auch zwei Gäste, die ich Ihrer besonderen Aufmerksamkeit empfehlen möchte«, sagte er. Manchmal drückte er sich so geschraubt aus, um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. »Es sind Geschäftsleute, der eine ist Amerikaner, der andere Russe. Sie leiten eine sehr große Elektronik-Firma und sind zum ersten Mal in Berlin, um hier Geschäfte zu machen. Die Stadt ist daran interessiert, daß die Firma hier vielleicht eine Niederlassung eröffnet, verstehen Sie?«
Stefanie nickte mit ausdruckslosem Gesicht. Natürlich verstand sie. Andreas Wingensiefen tanzte auf vielen Hochzeiten, er duzte sich mit den einflußreichsten Persönlichkeiten der Stadt. Irgendein Lokalpolitiker hatte ihm gegenüber in diesem Fall also durchblicken lassen, wie wichtig es für Berlin sei, daß diese Geschäftsleute hier den Himmel auf Erden vorfanden. »Die Herren werden keinen Grund haben, sich zu beschweren«, sagte sie ruhig. »War das alles?«
Er war mit ihrer Antwort nicht zufrieden. »Hören Sie, Frau Wagner«, erwiderte er lebhaft, »es reicht nicht, wenn die beiden sich nicht beschweren. Sie müssen völlig überwältigt sein von dieser Stadt und diesem Hotel. Das ist es, was ich sagen wollte. Geben Sie ihnen eine der Suiten zu einem Vorzugspreis und sorgen Sie dafür, daß ihre Wünsche bereits erfüllt werden, bevor sie sie überhaupt ausgesprochen haben.« Er war sichtlich stolz auf seine Formulierung.
»Wir versuchen, all unsere Gäste so zu behandeln«, gab sie spitz zurück.
Längst war es so, daß Stefanie Wagner von den Angestellten des Hotels als heimliche Chefin angesehen wurde – sie war diejenige, die dafür sorgte, daß alles reibungslos lief, während Andreas Wingensiefen zunehmend daran interessiert war, das Leben zu genießen.
Er schien ihre Spitze nicht wahrgenommen zu haben. Mit strahlendem Lächeln sagte er: »Dann ist ja alles klar, Frau Wagner. Und nun will ich Sie nicht länger von Ihren dringenden Aufgaben abhalten.«
Mit einem knappen Gruß wandte sich Stefanie zur Tür, drehte sich dort aber noch einmal um. »Wie heißen die beiden Geschäftsleute, die so ganz besonders wichtig sind?«
»Wie?« fragte er verwirrt. »Ach, so, warten Sie mal, ich habe mir die Namen hier irgendwo notiert.« Er kramte in den Papieren auf seinem Schreibtisch herum, während sie insgeheim bis zehn zählte, um ihre Nerven zu beruhigen.
Sie kam meistens gut mit ihm zurecht, weil er sie selbständig arbeiten ließ. Aber wenn er sich einmal einmischte, dann fand sie ihn ausgesprochen lästig. So wie jetzt.
Er schwenkte triumphierend einen Zettel und sagte: »Hier sind sie! Norman Jones und Jewgenij Popov. Sie werden heute abend eintreffen. Ich verlasse mich ganz auf Sie, Frau Wagner.«
»Aber Sie werden die Herren doch sicher begrüßen wollen, nehme ich an?« fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Leider kann ich heute abend nicht hier sein«, erwiderte er kurz. »Ich habe einen sehr wichtigen Termin außerhalb.«
Sie hatte eine heftige Erwiderung auf der Zunge, schluckte sie aber hinunter. Sie war in den letzten Wochen keinen Abend vor elf aus dem Hotel gekommen – unter anderem, weil ihr Chef sie ständig gebeten hatte, ihn zu vertreten. Aber es hatte keinen Sinn, jetzt deswegen Streit anzufangen – von einer Direktionsassistentin wurde nun einmal besonderer Einsatz verlangt.
Sie begnügte sich mit einem kurzen: »Auf Wiedersehen« und schloß dann etwas heftiger die Tür hinter sich. Auf dem Flur atmete sie erst einmal tief durch, dann rannte sie auf ihren hohen Absätzen zum nächsten Aufzug, um endlich mit den Arbeiten zu beginnen, die sie selbst für wirklich wichtig hielt.
*
Dr. Adrian Winter und Dr. Julia Martensen rangen verzweifelt um das Leben eines höchstens zwölfjährigen Jungen, der ohne Bewußtsein und mit mehreren Schußverletzungen in die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik eingeliefert worden war.
»Die Opfer werden immer jünger«, murmelte der junge Chefarzt Dr. Winter, der die Notaufnahme der Klinik seit einiger Zeit leitete. Er war erst fünfunddreißig Jahre alt, hatte sich aber durch sein großes Engagement und seine hervorragenden medizinischen Leistungen schnell die Achtung von Kollegen und Patienten erworben. »Elf, zwölf Jahre – und er hat mindestens fünf Kugeln im Körper, Julia.«
»Sobald er stabil ist, muß er nach oben in den OP«, erwiderte die attraktive Internistin. Sie war mehr als zehn Jahre älter als Dr. Winter und arbeitete sehr gern in der Notaufnahme. Die beiden vertrauten einander und brauchten bei der Arbeit nicht viele Worte zu wechseln, um sich zu verständigen. »Die Bauchverletzung gefällt mir nicht, Adrian. Ich fürchte, die Milz ist verletzt – er wird verbluten, wenn er nicht schnell operiert wird.«
»Ich weiß«, brachte Adrian zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, »aber der Kreislauf spielt nicht mit.«
Der Junge stöhnte gurgelnd und riß die Augen auf. Er stieß ein paar unverständliche Worte aus und schloß sie wieder. »Ein Russe, das dachte ich mir«, meinte Julia.
»Wieso?« fragte Adrian erstaunt.
»Intuition«, antwortete Julia.
Schweigend arbeiteten sie weiter. Monika Ullmann, eine sehr erfahrene Krankenschwester, teilte ihnen mit, daß ein Operationsteam für den Jungen bereitstehe, und schließlich sagte Adrian: »Gut, ich glaube, jetzt können wir es riskieren. Ab nach oben mit ihm. Ich hoffe sie können ihn retten.«
»Ich fahre mit hoch«, erklärte Julia, »dann geht es schneller.«
»Danke«, sagte Adrian. Die Fahrstuhltüren hatten sich noch nicht ganz hinter dem Patienten und der Ärztin geschlossen, als er sich bereits über den nächsten