Dr. Norden Bestseller 147 – Arztroman: Ein Kind stand zwischen ihnen
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Es ist aus, Dr. Norden«, sagte Ines Kampen, »restlos aus. Ich habe die Scheidung eingereicht.«
Daß sie mit ihren Nerven am Ende war, konnte man ihr ansehen. Als Dr. Norden ihren Puls fühlte, war ihr klar, daß sie unbedingt ein Beruhigungsmittel brauchte.
»Es geht doch schon lange nicht mehr gut«, sagte er nachdenklich.
»Aber plötzlich macht Robert Schwierigkeiten«, flüsterte sie. »Er kann mir doch den Jungen nicht nehmen, Dr. Norden?«
Sie sah ihn so hilflos und verzweifelt an, daß er voller Mitgefühl war.
»Warum hegen Sie diese Befürchtung?« fragte er behutsam, da er um Robert Kampens Affären wußte.
»Weil er weiß, daß Clemens Westhoff mich heiraten will«, erwiderte Ines bebend.
Clemens Westhoff, das war ein bekannter Name, aber bisher hatte Dr. Norden ihn noch nicht mit Ines Kampen in Verbindung bringen können.
Clemens Westhoff, dahinter stand ein großes, weltbekanntes Unternehmen. Und Dr. Norden wußte sehr gut, daß Robert Kampen in jüngster Zeit sehr viel Ansehen verspielt hatte und große Verluste mit seiner gewagten Beteiligung an viel zu teuren Bauprojekten hinnehmen mußte.
»Wir kennen uns schon lange«, sagte Ines leise. »Seit der Tanzstunde. Clemens wurde von seinem Vater dann ins Ausland geschickt, weil er in der Schule nicht besonders gut abschnitt. Er war mehr für die praktische Arbeit. Er hat es trotzdem weiter gebracht als Robert mit seinem glänzenden Abitur. Sie dürfen nicht denken, daß dies für mich den Ausschlag gibt. Clemens ist einfach ein Mensch, mit dem man reden kann, der auch noch ein Herz hat und nicht immer nur an Geld denkt. Früher waren er und Robert beinahe
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Dr. Norden
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Dr. Norden Bestseller 147 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 147 –
Ein Kind stand zwischen ihnen
Patricia Vandenberg
»Es ist aus, Dr. Norden«, sagte Ines Kampen, »restlos aus. Ich habe die Scheidung eingereicht.«
Daß sie mit ihren Nerven am Ende war, konnte man ihr ansehen. Als Dr. Norden ihren Puls fühlte, war ihr klar, daß sie unbedingt ein Beruhigungsmittel brauchte.
»Es geht doch schon lange nicht mehr gut«, sagte er nachdenklich.
»Aber plötzlich macht Robert Schwierigkeiten«, flüsterte sie. »Er kann mir doch den Jungen nicht nehmen, Dr. Norden?«
Sie sah ihn so hilflos und verzweifelt an, daß er voller Mitgefühl war.
»Warum hegen Sie diese Befürchtung?« fragte er behutsam, da er um Robert Kampens Affären wußte.
»Weil er weiß, daß Clemens Westhoff mich heiraten will«, erwiderte Ines bebend.
Clemens Westhoff, das war ein bekannter Name, aber bisher hatte Dr. Norden ihn noch nicht mit Ines Kampen in Verbindung bringen können.
Clemens Westhoff, dahinter stand ein großes, weltbekanntes Unternehmen. Und Dr. Norden wußte sehr gut, daß Robert Kampen in jüngster Zeit sehr viel Ansehen verspielt hatte und große Verluste mit seiner gewagten Beteiligung an viel zu teuren Bauprojekten hinnehmen mußte.
»Wir kennen uns schon lange«, sagte Ines leise. »Seit der Tanzstunde. Clemens wurde von seinem Vater dann ins Ausland geschickt, weil er in der Schule nicht besonders gut abschnitt. Er war mehr für die praktische Arbeit. Er hat es trotzdem weiter gebracht als Robert mit seinem glänzenden Abitur. Sie dürfen nicht denken, daß dies für mich den Ausschlag gibt. Clemens ist einfach ein Mensch, mit dem man reden kann, der auch noch ein Herz hat und nicht immer nur an Geld denkt. Früher waren er und Robert beinahe Freunde. Sie kennen sich auch von der Schule her.«
»Aber jetzt sind sie keine Freunde mehr«, sagte Dr. Norden gedankenvoll.
Ines blickte zu Boden. »Nicht nur meinetwegen hat sich das geändert. Clemens hat durchschaut, daß Robert krumme Geschäfte machte. So lief es dann nicht so, wie Robert es sich dachte. Ich habe keinen Ehebruch begangen, Dr. Norden, aber das wirft er mir jetzt vor, damit ihm der Junge zugesprochen wird. Er will mich an meiner empfindlichsten Stelle treffen.«
»Wie mir bekannt ist, haben Sie ihm doch allerhand vorzuwerfen«, sagte Dr. Norden.
»Aber ich habe keine handfesten Beweise. Mein Anwalt hat schon gesagt, daß Robert sich da herauswinden kann, und er hat ja seine Mutter hinter sich. Sie hat mich nie leiden können. Ich will mein Kind nicht verlieren, aber ich will auch mit Robert Kampen und seiner Mutter nicht mehr unter einem Dach leben, können Sie das verstehen?«
Dr. Norden konnte es verstehen. Er wußte, wie lange diese Frau schon unter der Brutalität ihres Mannes litt, wie er sie quälte. Manchmal hatte sich Ines schon völlig deprimiert zu ihm geflüchtet. Würde sie jetzt das Scheidungsverfahren durchhalten? Das fragte er sich, und er fragte sich auch, ob dieser Clemens Westhoff der richtige Mann für diese sensible Frau sein würde.
Ines hatte auch diesmal wieder Mut gefaßt, als sie Dr. Norden verließ. Sie wollte Dominik vom Kindergarten abholen, und ihm kein trauriges Gesicht zeigen. Sie wollte nun den Kampf aufnehmen. Aber als sie zum Kindergarten kam, mußte sie hören, daß ihre Schwiegermutter den Jungen schon abgeholt hatte.
Sie war vorzeitig von ihrer Kur zurückgekehrt, und Ines ahnte, daß Robert sie zurückgeholt hatte. Obgleich sie wieder aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht war, machte sie sich stark für eine Auseinandersetzung, doch als sie zur Villa Kampen kam, fand sie die Tür verschlossen. Ihr Schlüssel paßte nicht mehr ins Schloß, es mußte ausgewechselt worden sein.
Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie begriff sofort, daß es einen Kampf auf des Messers Schneide geben würde. Sie läutete immer wieder. Nichts rührte sich.
Am liebsten wäre sie jetzt zu Clemens gefahren, um mit ihm zu sprechen, aber dann kam ihr in den Sinn, daß sie beobachtet werden könnte, daß man sie buchstäblich dazu herausfordern wollte. Sie würde nun wohl doppelt auf der Hut sein müssen.
So entschloß sich Ines, zu ihrem Anwalt zu fahren. Sie hatte Glück. Sie traf Dr. Mauser noch an. Bebend erzählte sie, was sich zugetragen hatte.
Dr. Mauser runzelte die Stirn. »Das kann Kampen allerdings teuer zu stehen kommen. Daran hat er wohl nicht gedacht«, sagte er. »Ich werde dafür sorgen, daß dies schnellstens wieder geändert wird.«
»Ich will ja gar nicht mehr zurück«, sagte Ines mit erstickter Stimme. »Ich will nur meine Sachen holen und vor allem mein Kind haben!«
Dr. Mausers Gesicht verdüsterte sich noch mehr. »Wir müssen da äußerst vorsichtig sein, Frau Kampen«, sagte er bedächtig. »Ihr Mann ist zu allem fähig, diesen Beweis haben Sie nun bekommen. Ich möchte Ihnen dringend empfehlen, vorerst Begegnungen mit Herrn Westhoff zu vermeiden, bis wir erfahren, was der Gegenanwalt vorbringt. Wo kann ich Sie erreichen?«
»Ich werde zu meiner Freundin fahren, zu Susanne Brachmann«, erwiderte sie stockend. Nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten, als sie an ihren kleinen Dominik dachte.
*
Dominik war keineswegs erfreut gewesen, als er von seiner Großmutter abgeholt wurde, aber er konnte sich nicht dagegen auflehnen.
»Du bist ja schon wieder da«, sagte er in dem Tonfall, der ihm von seiner Mami den Namen ›Nickel‹ eingebracht hatte. Aber sie meinte das natürlich liebevoll, denn sie war froh, daß der Junge nicht so leicht zu verschrecken war wie sie selbst.
Helene Kampen mochte diesen Ton gar nicht, aber sie spielte an diesem Tag die liebevolle Großmama, die Nachsicht übte.
»Deine Mami mußte plötzlich verreisen, deshalb bin ich früher zurückgekommen«, erwiderte sie.
Für seine vier Jahre war Dominik ein pfiffiges Kind, hellwach und außerdem auch mißtrauisch, weil er schon allerlei Streit miterlebt hatte.
»Davon hat mir Mami aber nichts gesagt, als sie mich in den Kindergarten gebracht hat«, erklärte er aggressiv.
»Sie wollte es dir nicht sagen, damit du kein Theater machst«, sagte Helene Kampen nun doch schon wieder gereizt.
»Ich mache kein Theater«, sagte Dominik. »Ich will wissen, wo Mami ist?«
»Verreist, ich habe es dir gesagt, und sie wird so bald nicht wiederkommen. Wir beide werden jetzt auch verreisen.«
»Ich will aber nicht. Mami wird gewiß anrufen und mit mir reden wollen.«
»Das wird sie nicht. Sie ist zu einem anderen Mann gegangen«, sagte Helene Kampen.
»Sie läßt mich doch nicht allein«, stieß Dominik hervor, und nur mühsam konnte er die Tränen zurückhalten. Aber jetzt hatte er auch eine Wut auf die Großmutter, und deshalb wollte er nun erst recht nicht weinen.
»Doch, sie läßt dich allein. Sie hat diesen anderen Mann lieber Aber nun sei nicht traurig. Wir werden eine schöne Reise machen.«
Dominik war so verstört und erschüttert, daß er sich in Schweigen hüllte. Er wollte nicht begreifen, daß es tatsächlich so sein könnte, wie die Großmama sagte, aber er war eben doch ein kleines Kind, und wie sollte er da Wahrheit von Täuschung trennen können. Der Junge starrte zum Fenster hinaus, aber er kannte die Gegend nicht, durch die Helene Kampen nun das Auto lenkte.
»Wohin fahren wir?« fragte er gepreßt.
»Das wirst du schon sehen. Es wird dir gefallen«, erwiderte sie.
Es wird mir nirgendwo gefallen ohne Mami, dachte Dominik, aber er sprach es nicht aus. Instinktiv wurde ihm bewußt, daß es am besten sein würde, gar nichts zu sagen, was mit Mami oder Onkel Clemens zu tun hatte.
»Kommt Papa auch?«
»Ja, er wird uns besuchen.«
»Mit der Blonden oder der Roten?« fragte Dominik listig.
Helene schrak zusammen. Was er da sagte, gefiel ihr erst recht nicht.
»Was redest du denn für einen Unsinn«, sagte sie unwillig.
»Ich habe ihn einmal mit einer Blonden und einmal mit einer Roten gesehen«, erklärte Dominik trotzig, »das ist kein Unsinn.«
Die Blonde kannte Helene Kampen. Das war Sylvia Jessen. Sie war ganz nach ihrem Geschmack und eine reiche Witwe, aber von einer Rothaarigen wußte sie nichts, und deshalb war sie jetzt beunruhigt. Sollte Robert so töricht sein, alles aufs Spiel zu setzen, was er selbst so geschickt eingefädelt hatte?«
Mit Ines war sie nie einverstanden gewesen. Sie stammte zwar aus einer angesehenen Familie, aber eine große Mitgift hatte sie nicht in die Ehe gebracht. Doch damals war Robert völlig vernarrt in sie gewesen. Ja, die Ehe schien glücklich zu sein.
*
Daran dachte jetzt auch Ines, als sie bei ihrer Freundin Susanne war, die ein recht eigenwilliges Junggesellinnendasein lebte.
Susanne war Bibliothekarin. Als Intelligenzbestie war sie schon in der Schule bezeichnet worden, und wenn sie auch keine Bestie war, Krallen hatte sie immer gezeigt. Sie war ein ganz herber Typ, eine nüchterne Intellektuelle mit sehr viel Verstand, aber auch mit Herz, wenngleich sie dies selten zeigte. Für Ines hatte sie Herz, obwohl sie mit herber Kritik an ihrer Heirat