Wann zeigt sie ihr wahres Gesicht?: Dr. Laurin 156 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Es konnte niemand bestreiten, dass Bianca Gerlenhof eine überaus attraktive und charmante Frau war. Wo immer sie erschien, erregte sie Aufsehen, auch in der Prof.-Kayser-Klinik.
Es war ein kalter Wintertag, als Dr. Leon Laurin sie kennenlernte. Sie erschien in einem exklusiven Mantel mit passender Kappe, extravagant, kostbar, und da sie ziemlich groß war, auch nicht zu gewagt. Ihr Gesichtsschnitt ließ slawische Abstammung erahnen, hohe Wangenknochen, schräg gestellte grüngraue Augen, eine schmale, ziemlich kurze Nase, ein voller weicher Mund mit dem rätselhaften Lächeln der Mona Lisa.
Die Verführung in Person, wenngleich Dr. Laurin weit davon entfernt war, sich verführen zu lassen, denn für ihn gab es keine schönere Frau als seine eigene.
Bianca war für ihn eine Patientin wie jede andere, jedoch keine, die er sich auf Anhieb in die Mutterrolle hineindenken konnte.
Und doch zeigte sie eine geradezu überschwängliche Freude, als er ihr bestätigte, dass sie Mutter werden würde. Sie sprang auf und umarmte ihn, küsste ihn auf die Wange und machte aus ihrer Begeisterung nicht den geringsten Hehl.
Jedenfalls konnte sich Dr. Laurin sehr gut vorstellen, dass der Großgrundbesitzer Arnold Gerlenhof in seiner zweiten Ehe ein berauschendes Glück gefunden hatte.
Er gönnte es ihm, denn vor zwei Jahren war seine erste Frau nach langer schwerer Krankheit gestorben. Jeder Arzt konnte sich denken, dass diese Ehe schon Jahre vorher nur auf dem Papier bestanden hatte. Man konnte es wahrhaft als Erlösung für die kranke Frau und auch für ihren Mann bezeichnen, dass es kein endloses Leiden geworden war.
Allerdings musste man Elena Gerlenhof nachsagen, dass sie ihr
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Buchvorschau
Wann zeigt sie ihr wahres Gesicht? - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 156 –
Wann zeigt sie ihr wahres Gesicht?
Die schöne Bianca lässt keine Intrige aus
Patricia Vandenberg
Es konnte niemand bestreiten, dass Bianca Gerlenhof eine überaus attraktive und charmante Frau war. Wo immer sie erschien, erregte sie Aufsehen, auch in der Prof.-Kayser-Klinik.
Es war ein kalter Wintertag, als Dr. Leon Laurin sie kennenlernte. Sie erschien in einem exklusiven Mantel mit passender Kappe, extravagant, kostbar, und da sie ziemlich groß war, auch nicht zu gewagt. Ihr Gesichtsschnitt ließ slawische Abstammung erahnen, hohe Wangenknochen, schräg gestellte grüngraue Augen, eine schmale, ziemlich kurze Nase, ein voller weicher Mund mit dem rätselhaften Lächeln der Mona Lisa.
Die Verführung in Person, wenngleich Dr. Laurin weit davon entfernt war, sich verführen zu lassen, denn für ihn gab es keine schönere Frau als seine eigene.
Bianca war für ihn eine Patientin wie jede andere, jedoch keine, die er sich auf Anhieb in die Mutterrolle hineindenken konnte.
Und doch zeigte sie eine geradezu überschwängliche Freude, als er ihr bestätigte, dass sie Mutter werden würde. Sie sprang auf und umarmte ihn, küsste ihn auf die Wange und machte aus ihrer Begeisterung nicht den geringsten Hehl.
Jedenfalls konnte sich Dr. Laurin sehr gut vorstellen, dass der Großgrundbesitzer Arnold Gerlenhof in seiner zweiten Ehe ein berauschendes Glück gefunden hatte.
Er gönnte es ihm, denn vor zwei Jahren war seine erste Frau nach langer schwerer Krankheit gestorben. Jeder Arzt konnte sich denken, dass diese Ehe schon Jahre vorher nur auf dem Papier bestanden hatte. Man konnte es wahrhaft als Erlösung für die kranke Frau und auch für ihren Mann bezeichnen, dass es kein endloses Leiden geworden war.
Allerdings musste man Elena Gerlenhof nachsagen, dass sie ihr Leiden mit einer seelischen Größe ohnegleichen getragen und ihren Tod herbeigesehnt hatte, ganz bewusst, um ihrem Mann und vor allem ihrer Tochter Beate noch Schlimmeres zu ersparen. Dr. Laurin wusste es sehr genau, da Elena Gerlenhof zeitweise in der Prof.-Kayser-Klinik behandelt worden war.
Niemand hatte es Arnold Gerlenhof verübelt, dass er sobald wieder geheiratet hatte – ausgenommen Beate, seine Tochter, die jetzt achtzehn Jahre alt war. Sie hatte ihre Mutter sehr geliebt, hatte mit ihr gelitten und war dadurch früh reif, ernst und sogar ein wenig einsam geworden. Auch das wusste Dr. Laurin, denn es war erst eine Woche her, dass Beate bei ihm gewesen war, um ihn zu fragen, ob er eine Familie wüsste, die Hilfe brauchen könnte.
Auch das hatte ihn sympathisch berührt, aber jetzt musste er darüber nachdenken, warum Beate eine so aggressive Haltung gegen Bianca eingenommen hatte.
Er riskierte es, die Frage an Bianca zu stellen, ob sie sich mit Beate verstünde.
Die schöne Frau blickte ihn leicht irritiert an, aber sie lächelte. »Sie ist etwas schwierig, aber wir werden uns schon noch besser kennenlernen«, erwiderte sie. »Natürlich ist es nicht einfach, wenn eine Stiefmutter nur zehn Jahre älter ist. Ich nehme das nicht tragisch.«
Sie senkte den Blick.
»Meinen Sie, dass das Baby neue Probleme schaffen könnte, Herr Dr. Laurin?« Und schnell hob sie wieder den Kopf und lachte leise. »Ich schaffe mir keine Probleme. Ich habe ein glückliches Naturell. Beate wird sich bald verlieben und heiraten, und dann pendelt sich alles ein. Mein Mann wird sich auf unser Kind freuen. Ich entschädige ihn doch für vieles, was er entbehren musste.«
Sie war gewiss nicht die Frau, die Probleme künstlich erzeugte, diesen Eindruck hatte Dr. Laurin auch.
Jetzt müsse sie ihrem Mann aber schleunigst die gute Nachricht bringen, sagte Bianca mit strahlendem Lächeln, als sie sich von Dr. Laurin verabschiedete.
Es war zehn Minuten vor zwölf Uhr. Er konnte heimfahren.
*
»Sie nehmen es mir doch nicht übel, dass ich morgen nicht kommen kann, Frau Schröfel?«, sagte Beate Gerlenhof. »Ich muss mich um das Grab meiner Mutter kümmern.«
Frau Schröfel wurde wieder mal verlegen. Sie war eine einfache Frau, Mutter von sechs Kindern. Das jüngste war vor vier Wochen auf die Welt gekommen. Und zwei Tage später hatte ihr Mann am Blinddarm operiert werden müssen.
»Ich kann Ihnen doch nichts übel nehmen, Beate«, sagte sie. »Jetzt geht es bei uns wieder, und wir wissen sowieso nicht, wie wir Ihnen danken sollen.«
»Ich bin gern hier«, lächelte Beate, ein schmales blasses Mädchen. »Ich komme auch gern wieder. Sie brauchen sich nicht immer extra zu bedanken.«
»Sie haben so viel für uns getan«, meinte Frau Schröfel dennoch.
Beates violette Augen wirkten fast schwarz, als sich die Kinder um sie scharten.
»Kommst du auch bestimmt wieder?«, fragte Reni, die Älteste, mit ihren zwölf Jahren schon fast so groß wie Beate.
»Ich komme bestimmt wieder«, versprach das Mädchen. »Ihr seid so lieb. Versprecht ihr mir, dass ihr der Mutti helft?«
»Das tun wir bestimmt«, sagte Paulchen.
»Ate soll dableiben«, schluchzte die kleine Anni.
»Ich komme bestimmt wieder«, erklärte Beate zum wiederholten Mal.
Sie fuhr heim mit dem flotten kleinen Wagen, den sie von ihrem Vater für die bestandene Reifeprüfung geschenkt bekommen hatte. Ihren Führerschein hatte sie schon im Internat gemacht, wie die anderen auch. Das gehörte einfach dazu. Sie hatte den Führerschein allerdings auf Anhieb bestanden. Eigentlich war sie den anderen immer um eine Nasenlänge voraus, aber im Internat war sie dennoch geliebt worden. Es war ihr schwergefallen, sich von den Freundinnen zu trennen.
»Fall doch einfach durchs Abi, dann kannst du noch ein Jahr bleiben«, hatte Nadja gesagt, deren Vater ein russischer Fürst gewesen war und der sich ein neues Leben als Manager eines internationalen Konzerns aufgebaut hatte. Nadja war durchgefallen – und das war vorauszusehen gewesen.
Aber Beate hatte es nicht fertiggebracht, obwohl sie es darauf anlegen wollte. Sie aber konnte nicht gegen sich selbst an. Sie hatte darüber nachgedacht, wie sie ihre Zukunft gestalten wollte, und auch daran, dass ihre Stiefmutter nicht sagen konnte, dass sie ein Versager sei. Sie hatte glänzende Arbeiten geschrieben, und ihr Vater war stolz auf ihr Abschlusszeugnis gewesen, das ihr überdurchschnittliche Reife bestätigte.
»Eine so kluge Tochter habe ich bekommen«, hatte Bianca mit strahlender Miene gesagt.
»Ich bin nicht Ihre Tochter«, hatte Beate darauf erwidert, und sie hatte sich auch nicht bereitgefunden, ›du‹ zu Bianca zu sagen, obwohl ihr Vater sie mehrmals darum bat.
»Wenn du mir den Wagen deshalb geschenkt hast, nimm ihn zurück. Ich kann mir selbst einen kaufen«, hatte sie gesagt.
Das war das andere Gesicht der Beate Gerlenhof. Für die Schröfels war ihr die niedrigste Arbeit nicht zu viel, zwischen sich und ihrem Vater hatte sie eine Mauer aufgerichtet.
Auf Gut Gerlenhof gab sie sich hochmütig, arrogant, ganz als die reiche Erbin, die Bianca als einen unerwünschten Eindringling betrachtete. Darunter litt Arnold Gerlenhof, denn ihm gegenüber behauptete Beate kalt und hart ihre Rechte.
So auch an diesem Tag.
*
Es war drei Uhr nachmittags, als Beate daheim ankam. Sie traf ihren Vater allein an. Arnold Gerlenhof zeigte sich seiner Tochter gegenüber stets nachsichtig.
»Was treibst du eigentlich so die ganze Zeit?«, fragte er.
»Interessiert es dich, Papa?«, fragte sie aggressiv.
»Du bist von früh bis spät unterwegs«, stellte er ruhig fest.
»Was soll ich hier? Ich suche mir einen Ausgleich. Ich betreue eine arme Familie. Die Frau hat ihr sechstes Kind bekommen, der Mann wurde operiert. Hast du etwas daran auszusetzen, dass man anderen hilft?«
»Keineswegs, mein Kind. Aber geht das nicht über deine Kräfte?«
»Keineswegs, Papa«, erwiderte sie spöttisch.
Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war fest entschlossen, Beate tolerant zu stimmen, da er nicht frei von Gewissensbissen war, weil er sich wenig um sie gekümmert hatte, seit Bianca in sein Leben getreten war.
»Was hast du dir eigentlich vorgenommen?«, fragte er.
Beate betrachtete ihn forschend. Er war groß, breitschultrig, imponierend. Ein Mann, der selbst einer jungen Frau gefallen konnte. Das stellte sie ganz objektiv fest. Und wie sehr hatte sie ihren Vater geliebt, bis er Bianca geheiratet hatte.
»Ich habe mir vorgenommen, einen