Dr. Norden Bestseller 201 – Arztroman: Die Jugendliebe
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Mit flammenden Augen sah Sabine Petersen ihren Vater an. »Und ich sage dir nochmals, dass ich nicht mitfahre, wenn du diese blöde Ziege mitnimmst!«, stieß sie wütend hervor.
Dr. Helmut Petersen war blass geworden. »Mäßige dich, Sabine«, sagte er streng, aber doch bemüht, sie nicht noch mehr zu reizen. Sabine war fünfzehn und anscheinend in einer schwierigen Entwicklungsphase, doch bisher hatte Helmut Petersen nicht einsehen wollen, dass diese eingesetzt hatte, als Irene Matthei zum ersten Mal in sein Haus gekommen war.
Bisher hatte Sabine auch nur stummen Widerstand geleistet, Irene einfach ignoriert, und er hatte gehofft, dass sie zugänglicher werden würde, aber dieser Ausbruch besagte das Gegenteil.
»Wir werden uns mal ganz ernsthaft und auch in aller Ruhe unterhalten«, sagte er nun. »Ich muss jetzt weg.«
Sabine kniff die Augen zusammen. »Eil nur, eil nur«, höhnte sie, »wenn sie pfeift, musst du springen.«
»Ich habe eine wichtige Besprechung«, entgegnete er unwillig, und er ärgerte sich wegen dieser Rechtfertigung. Aber Sabine war sein einziges Kind, und er liebte seine Tochter. Bis vor einigen Monaten hatten sie sich ja auch prächtig verstanden, eben bis zu dem Tag, als die attraktive Irene Matthei in sein Leben getreten war.
Sabine blickte ihrem Vater grimmig nach, aber als sein Wagen davongefahren war, kamen ihr die Tränen.
Wenig später läutete es, Finni, die Haushälterin, kam aus der Küche.
»Lass nur, Finni, ich mache schon auf«, sagte Sabine. »Es wird Thomas sein. Er wollte mich zum Tennis abholen.«
Vor sich hin murmelnd ging Finni wieder in die Küche zurück. Es passte ihr nicht, dass der Thomas
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Dr. Norden Bestseller 201 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 201 –
Die Jugendliebe
Patricia Vandenberg
Mit flammenden Augen sah Sabine Petersen ihren Vater an. »Und ich sage dir nochmals, dass ich nicht mitfahre, wenn du diese blöde Ziege mitnimmst!«, stieß sie wütend hervor.
Dr. Helmut Petersen war blass geworden. »Mäßige dich, Sabine«, sagte er streng, aber doch bemüht, sie nicht noch mehr zu reizen. Sabine war fünfzehn und anscheinend in einer schwierigen Entwicklungsphase, doch bisher hatte Helmut Petersen nicht einsehen wollen, dass diese eingesetzt hatte, als Irene Matthei zum ersten Mal in sein Haus gekommen war.
Bisher hatte Sabine auch nur stummen Widerstand geleistet, Irene einfach ignoriert, und er hatte gehofft, dass sie zugänglicher werden würde, aber dieser Ausbruch besagte das Gegenteil.
»Wir werden uns mal ganz ernsthaft und auch in aller Ruhe unterhalten«, sagte er nun. »Ich muss jetzt weg.«
Sabine kniff die Augen zusammen. »Eil nur, eil nur«, höhnte sie, »wenn sie pfeift, musst du springen.«
»Ich habe eine wichtige Besprechung«, entgegnete er unwillig, und er ärgerte sich wegen dieser Rechtfertigung. Aber Sabine war sein einziges Kind, und er liebte seine Tochter. Bis vor einigen Monaten hatten sie sich ja auch prächtig verstanden, eben bis zu dem Tag, als die attraktive Irene Matthei in sein Leben getreten war.
Sabine blickte ihrem Vater grimmig nach, aber als sein Wagen davongefahren war, kamen ihr die Tränen.
Wenig später läutete es, Finni, die Haushälterin, kam aus der Küche.
»Lass nur, Finni, ich mache schon auf«, sagte Sabine. »Es wird Thomas sein. Er wollte mich zum Tennis abholen.«
Vor sich hin murmelnd ging Finni wieder in die Küche zurück. Es passte ihr nicht, dass der Thomas jetzt so oft kam. Er war siebzehn und ein rechter Bruder Leichtfuß. Es passte ihr erst recht nicht, dass Sabine sich zu ihm aufs Mofa schwang, und überhaupt hatte Finni in letzter Zeit so manches in diesem Haus auszusetzen, in dem sie nun bereits seit zwölf Jahren für Sabine und Herrn Petersen Ordnung sorgte.
Aber nun konnte sie erleichtert sein, denn es war nicht Thomas, der geläutet hatte, sondern Dr. Rolf Petersen, Helmut Petersens jüngerer Bruder, und er wurde von Sabine freudig begrüßt.
»Wo kommst du denn her, Rölfchen?«, fragte das Mädchen. Den Onkel hatte sie sich immer geschenkt, und der Kosename, mit dem sie ihn bedachte, verriet, wie gern sie ihn hatte.
»Von der Behnisch-Klinik, Binni«, erwiderte er. »Ich habe einen Patienten hingebracht.«
»Höchstpersönlich?«, staunte sie.
»Es pressierte.« Rolf sagte nicht, dass es sich um eine Patientin handelte, die ihm höchstpersönlich sehr am Herzen lag.
Er wusste sehr gut, wie aggressiv Sabine neuerdings auf Damenbekanntschaft in der engen Verwandtschaft reagierte.
»Ist Helmut nicht da?«, fragte er.
»Nein, er enteilte zu seiner Kichererbse«, erwiderte sie spöttisch.
»Wieso Kichererbse?«, fragte Rolf verblüfft.
»Hast du sie noch nicht kichern gehört? Allein diese Stimme macht mich rasend. Da stehen einem doch die Haare zu Berge, aber Paps scheint nicht nur blind zu sein sondern auch taub.«
»Nun übertreib mal nicht, Binni. Sie ist doch sehr attraktiv.«
»Oh, ihr Männer«, sagte sie verächtlich, »sie kann nicht mal richtig lachen, sonst fällt ihr die Schminke in Stücken herunter.«
Er musste lachen. »Du bist eine Ulknudel, Binni«, sagte er.
»Mir ist aber gar nicht ulkig, Rölfchen. Wenn Paps sie heiratet, haue ich ab. Und nach Griechenland fahre ich bestimmt nicht mit, wenn sie dabei ist.«
»Und wo willst du die Ferien verbringen?«
»Vielleicht bei dir?«, fragte sie stockend.
»Binni, das geht nicht! Ich bin doch beruflich eingespannt bis zum Gehtnichtmehr.«
»Ich kann dir doch in der Praxis helfen«, sagte sie störrisch.
»Das wären schöne Ferien. Lass uns mal in Ruhe darüber reden. Ich werde auch mit meinem Bruder darüber sprechen.«
»Liebe Güte, der ist doch von seiner Irene so chloroformiert, dass sein ganzer Verstand im Eimer ist.«
Er überlegte kurz. Dann blickte er auf seine Armbanduhr. »Wie wär’s, wenn wir schick zum Essen gehen? Ich muss nachher sowieso noch mal in die Klinik, und morgen habe ich keine Sprechstunde. Eigentlich wollte ich fragen, ob ihr ein Bett für mich habt.«
»Spaßvogel, das weißt du doch!«
»Gut, dann gehen Ulknudel und Spaßvogel essen«, scherzte sie. Sabine himmelte ihn an. »Schade, dass du mein Onkel bist. Dich würde ich auf der Stelle heiraten«, seufzte sie.
»Damit lass dir mal noch ein paar Jährchen Zeit, Binni, und denk auch dran, dass ich nicht mehr der Jüngste bin.«
Finchen war zufrieden, als sie gingen, obgleich sie auch ein Essen hätte anbieten können, aber sie hoffte, dass Rolf dem Mädchen mal ordentlich ins Gewissen reden würde, aber auch seinem Bruder, denn mit Irene Matthei hatte auch sie nichts im Sinn. Sie begriff auch nicht, dass so ein gescheiter Mann, der noch dazu Rechtsanwalt war, auf so ein Getue hereinfallen konnte.
*
Rolf hatte die richtige Art, mit seiner Nichte umzugehen. Er behandelte sie nicht als kleines Mädchen, sondern gab ihr das Gefühl, ernst genommen zu werden, und er nahm sie auch ernst.
»Wie wird denn heuer das Zeugnis, junge Dame?«, fragte er beiläufig.
»Bestimmt gut«, erwiderte sie
»Oh, là, là, das hört man gern. Das Zwischenzeugnis war ja nicht gerade erfreulich.«
»Weiß ich, aber das lag auch am Lehrer.«
»Habt ihr jetzt einen andern?«, erkundigte er sich.
»Eine Lehrerin, Becker heißt sie. Eine dufte Frau. Ja, wenn Paps so eine daherbringen würde, hätte ich bestimmt nichts dagegen, aber diese aufgetakelte Ziege kann ich nicht ausstehen.«
»Also eine ganz persönliche Aversion, keine generelle«, bemerkte er nachdenklich.
»Ich habe mich immer so prima mit Paps verstanden, und jetzt geht nichts mehr«, sagte Sabine bekümmert. Dann blickte sie auf. »Warum hast du eigentlich nie geheiratet, Rölfchen?«
»Ich habe bis jetzt noch nicht die Richtige gefunden«, erwiderte er. »Als Arzt braucht man ja auch eine Frau, die Verständnis hat.«
»Die braucht ein Anwalt auch. Ich glaube, ich werde nie heiraten und lieber Lehrerin werden, damit unverstandene Kinder wenigstens einen Menschen haben, der sie versteht.«
Rolf horchte auf. »Ist deine Lehrerin so eine?«, fragte er beiläufig.
»Ich werde mich natürlich hüten, dieses Monsterweib zu erwähnen«, sagte Sabine, und Rolf staunte nun doch, mit welchen Ausdrücken sie Irene belegte, »aber Frau Becker weiß, dass ich keine Mutter mehr habe, und sie hat mir deshalb auch geholfen, dass ich nachhole, was ich versäumt habe.«
»Du bist doch ein intelligentes Mädchen, Binni«, sagte Rolf, »warum hattest du plötzlich so nachgelassen?«
»Das hab’ ich doch schon gesagt. Dieser dämliche Lehrer hat dauernd an mir rumgenörgelt, und dann kam auch noch dieses Weib ins Haus. Ich war schon immer ganz kribbelig, wenn ich nur ihre Stimme am Telefon hörte, aber als ich sie sah, kam mir die Galle rauf. Seitdem habe ich auch abgenommen. Was sagt der Arzt dazu?«, fragte sie anzüglich.
»Dass du ein paar Pfund mehr haben könntest, und ich hoffe, dass du wenigstens jetzt richtig isst.«
Das tat sie dann auch und fragte ihn, ob sie mit zur Klinik fahren und dort auf ihn warten dürfe.
»Es wird aber ziemlich lange dauern«, meinte er.
»Das macht nichts. Ich kenne mich da ja aus, seit ich dort vom Blinddarm befreit wurde. Meine Güte, wie Paps sich da aufgeregt hat. Da hat er an meinem Bett gesessen und war immer für mich da. Jetzt könnte ich halbtot sein, und er würde dennoch bei seiner Irene hocken.«
»Das darfst du nicht sagen, Binni. Steiger dich bloß nicht in solche Vorstellungen hinein. Helmut hat dich sehr lieb.«
»Dann soll er es mir beweisen und das Weib zum Teufel jagen«, sagte Sabine aggressiv.
Ich muss mit Helmut reden, bevor das zu Komplexen führt, dachte Rolf, aber als sie nun in der Behnisch-Klinik waren, galt seine Sorge Annabel Buchner.
Sabine setzte sich brav in den Warteraum, aber dort hielt sie es keine fünf Minuten aus, dann marschierte sie los, und sie traf auch sogleich die Nachtschwester Hilde.
»Jesses, Sabine, was machst du denn hier?«, rief sie erschrocken aus. »Fehlt dir was?«
»Nö, mein Onkel besucht einen Patienten. Ich warte auf ihn. Wie geht es denn so?«
»Viel Arbeit, wie immer. Du bist dünn geworden, schaust ja wie ein Bub aus. Und die kurzen Haare! Du hattest doch