Heimatkinder 21 – Heimatroman: Franzi und der Herzensbrecher
Von Ute Amber
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Uli zog Franzi in seine Arme. "Ich lieb' dich, Dirndl", flüsterte er ihr ins Ohr. "So sehr, wie dich der Korbinian gar net lieben kann. Stell dir vor, wie deine Ehe mit ihm aussehen würde hier in dem kleinen Bergdorf – und wie dagegen dein Leben mit mir." Sein Griff wurde noch fester, besitzergreifender. "Gibt's da überhaupt was zu überlegen?" Franzi sah zu ihm auf, und eine Welt von Liebe lag in ihrem Blick.
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Heimatkinder
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Buchvorschau
Heimatkinder 21 – Heimatroman - Ute Amber
Heimatkinder –21–
Franzi und der Herzensbrecher
Er hinterließ ihr – Stepherl
Roman von Ute Amber
Uli zog Franzi in seine Arme. »Ich lieb’ dich, Dirndl«, flüsterte er ihr ins Ohr. »So sehr, wie dich der Korbinian gar net lieben kann. Stell dir vor, wie deine Ehe mit ihm aussehen würde hier in dem kleinen Bergdorf – und wie dagegen dein Leben mit mir.« Sein Griff wurde noch fester, besitzergreifender. »Gibt’s da überhaupt was zu überlegen?«
Franzi sah zu ihm auf, und eine Welt von Liebe lag in ihrem Blick. »Nein, Uli«, flüsterte sie leise – und hatte in diesem Augenblick auch schon vergessen, was ihr der Korbinian einst gewesen war. Was zählten seine Treue und Ehrlichkeit gegen Ulis heiße Liebesschwüre?
Für Franzi Feistauer war der malerische Rehwinkel am Fuß des Karwendelgebirges der schönste Platz, den es für sie geben konnte. Sie liebte dieses Fleckchen Erde, und noch nie hatte es sie in die Welt hinausgezogen. Durch den frühen Tod der Mutter hatte sie bald selbstständig werden müssen. Jetzt war sie fünfundzwanzig und ihrem Vater seit Jahren unentbehrlich. Mit ihm bewirtschaftete sie den kleinen Bergbauernhof so gut, dass er abwarf, was sie zum Leben brauchten.
Franzi war ein bildhübsches blondes Mädchen, das so mancher junger Mann aus der Umgebung gern zur Frau genommen hätte. Doch ihr Herz war längst vergeben. Es gehörte dem dreißigjährigen Korbinian Stettner. Er war der Hoferbe eines großen Anwesens in der Nähe des Rehwinkels.
Die beiden hätten längst geheiratet, wäre da nicht Franzis Sorge um den Vater gewesen, mit dem sie eine tiefe Liebe verband. Sie fürchtete, dass er allein nicht zurechtkommen würde. Zur Ruhe setzen wollte er sich noch nicht, der kleine, aber schmucke Bauernhof lag ihm am Herzen.
Mit seinen zweiundfünfzig Jahren war er auch noch rüstig genug, um seine Arbeit tun zu können. Er brauchte nur eine Wirtschafterin, die mit zupackte. Seit Längerem sah er sich nach einer Hauserin um, die in der Einsamkeit der Bergwelt sein mochte. Franzi sollte ihren Korbinian heiraten können. Auf dem Stettnerhof wurde dringend eine junge Bäuerin gebraucht. Xaver Stettner, Korbinians Vater, kränkelte seit Langem, und die alte Wirtschafterin Barbara konnte die verstorbene Bäuerin nicht mehr ersetzen, wie es nötig gewesen wäre.
Es gab noch einen Stettnersohn, Ulrich, den sie alle nur Uli riefen, aber er arbeitete auf der österreichischen Seite des Karwendels bei seinem Onkel, dessen Hof er einmal erben sollte. Ab und zu kam er zu Besuch zu seinem Vater und Bruder. Er war ein etwas leichtfertiger Bursche, ganz das Gegenteil von Korbinian, der einen grundanständigen, wenn auch etwas schwerfälligen Charakter hatte.
Franzi wusste, dass sich Korbinian oft Sorgen um seinen Bruder machte. Sie versuchte ihn dann immer zu beschwichtigen, weil sie meinte, man könnte Uli nicht böse sein.
Kurze Zeit, bevor Franzi und Korbinian beschlossen hatten, nun doch zu heiraten, kam Uli nach Hause. Diesmal nicht nur zu Besuch, er wollte auf dem Hof bleiben, weil er sich mit seinem Onkel zerstritten hatte.
Von Beginn an machte er Franzi den Hof und versuchte gar nicht zu verbergen, wie sehr er sie mochte. Hemmungen seinem Bruder gegenüber kannte er nicht, der musste mit ansehen, wie sehr sich Uli um Franzi bemühte.
Anfangs wich sie ihm aus, doch sie war ihm gegenüber nicht frei. Seine Reden gefielen ihr, und wie er sich benahm, das kam ihr so weltoffen vor. Dass er in allem gewandter war als Korbinian, konnte auch sie nicht übersehen. Sie hörte von ihm so verliebte Worte, wie der stille Korbinian sie nie gesagt hatte.
Je länger Uli auf dem Hof war, umso öfter zog sie Vergleiche zwischen ihm und Korbinian. Sie fielen immer zu dessen Ungunsten aus. Jetzt rechnete sie ihm nicht mehr so hoch an, wie fleißig und strebsam er war, denn sie erlebte, dass Uli mehr Zeit für sie hatte. Oft kam er mitten am Tag, um sie zu besuchen, und von Mal zu Mal verdrehte er ihr den Kopf mehr, bis sie meinte, ihre Liebe zu Korbinian sei ein Irrtum gewesen.
In diesem Zustand war sie eine leichte Beute für Uli. Und wie ein Jäger benahm er sich auch. Er hatte nichts anderes im Sinn, als Franzi für sich zu gewinnen.
Sicher war er leidenschaftlich in sie verliebt, aber es reizte ihn auch, Korbinian auszustechen, den ihm andere immer wieder als Vorbild hinstellten.
Eines Abends, als Korbinian zu einer Bauernversammlung gefahren war, kam Uli wieder zu Franzi. Diesmal zögerte er nicht lange, nahm sie in die Arme und küsste sie. Sie wehrte sich nicht dagegen, sondern schmiegte sich ganz fest an ihn. Wie er jetzt von seiner Liebe zu ihr sprach, das gefiel ihr. Sie vergaß, wie ehrlich Korbinians Liebesbeteuerungen gewesen waren. Was zählten sie gegen Ulis heiße Liebesschwüre?
»Mach Schluss mit Korbinian«, redete Uli auf sie ein. »Er passt doch gar nicht zu dir, dieser schwerfällige Klotz. Als seine Bäuerin wirst du eine Ehe zum Einschlafen führen, mit mir aber könntest du die ganze Welt erobern. Musst du hier in der Einöde hocken bleiben, ein Dirndl, das so aussieht wie du? Ich werde meinen Onkel wieder versöhnen, und dann ziehen wir auf seinen Hof. Der steckt nicht so in den Bergen drin wie der Stettnerhof, sondern schon in einem geschlossenen Ort, in dem etwas los ist. Bei Korbinian müsstest du dich immer plagen, ich aber werde dafür sorgen, dass du ein schönes, leichteres Leben hast.«
So redete Uli den ganzen Abend und hatte Erfolg damit. Franzi spürte, dass sie ihm verfallen war, diesem stattlichen Mannsbild, das doch wie ein großer, sorgloser Junge wirkte. Sie wusste nur nicht, wie sie Korbinian beibringen sollte, dass sie jetzt Uli liebte. Doch diese Sorge nahm er ihr ab.
»Ich rede schon morgen mit Korbinian«, versprach er. »Das wird mir nicht schwerfallen. Korbinian soll sich eine andere suchen, zu der er besser passt als zu dir, dem schmuckesten Dirndl in der ganzen Umgebung. Ich weiß ohnehin nicht, was er sich gedacht hatte, gerade dich an sich binden zu wollen.«
»Aber ich hatte ihn sehr gern«, wagte Franzi nun doch zu sagen. »Und mir tut es leid, ihm nun weh tun zu müssen.«
»Nun stell dich nicht so an.« Uli machte ein unleidliches Gesicht. »Lass mich nur machen. So wie bei Korbinian werde ich dir alles aus dem Weg räumen, was dir Sorgen macht.« Er nahm Franzi schon wieder in die Arme und küsste sie so leidenschaftlich, dass sie alle Bedenken vergaß.
*
Als der alte Stettnerbauer mit seinen beiden Söhnen und der Wirtschafterin Barbara am nächsten Morgen beim Frühstück saß, wollte Korbinian von dem erzählen, was er in der Bauernversammlung gehört hatte. Es waren wichtige Dinge dabei, die auch die Bewirtschaftung ihres Bergbauernhofes betrafen. Der Vater hörte