Heimatkinder 15 – Heimatroman: Alles dreht sich ums Annerl
()
Über dieses E-Book
Es sah ganz danach aus, als sei in jenen Tagen der Winter noch einmal in das obere Inntal zurückgekehrt, um sein hartes Regiment erneut zu beginnen. Die wenigen Leute auf dem Friedhof von Imst zogen fröstelnd ihre Schultern zusammen, denn Graupel und Schneeregen hatten eingesetzt. Hinzu kam ein heftiger, beißender Wind, der von den Bergen niederfuhr ins Tal und an den Kleidern zerrte. Die Osterglocken, die mancherorts schon erblüht waren, ragten mit hängenden Köpfen aus der dünnen Schneedecke. Barbara Renz spürte den festen Druck der kleinen Kinderhand in ihrer. Dann fiel der Blick des zierlichen dunkelhaarigen Mädchens auf das kleine Dirndl an seiner Seite. Groß und flehend sahen die Blauaugen in Barbaras Gesicht.
Ähnlich wie Heimatkinder 15 – Heimatroman
Titel in dieser Serie (44)
Heimatkinder 1 – Heimatroman: Ein Stadtkind auf dem Lande Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 5 – Heimatroman: Das Dirndl aus dem Gnadenhäusl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 12 – Heimatroman: Zweifaches Glück auf dem Birkenhof Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 3 – Heimatroman: Das Glück auf dem Lande Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 2 – Heimatroman: Als Vreneli wieder lachen lernte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 7 – Heimatroman: Der kleine Junge von Gut Steinwerder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 8 – Heimatroman: Lasst uns hier glücklich sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 13 – Heimatroman: Das Glück wich von der Erlenmühle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 18 – Heimatroman: Du kannst der Liebe nicht entfliehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 15 – Heimatroman: Alles dreht sich ums Annerl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 19 – Heimatroman: Es wird alles gut, kleine Maxi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 17 – Heimatroman: Heiraten, wie geht denn das? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 4 – Heimatroman: Unsere Heimat ist Westerheide Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 11 – Heimatroman: Sein Wunschkind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 14 – Heimatroman: So glücklich ist ein Kinderherz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 10 – Heimatroman: Verführerin mit schwarzen Haaren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 21 – Heimatroman: Franzi und der Herzensbrecher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 24 – Heimatroman: Ein Sohn nach unserem Herzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 16 – Heimatroman: Blumen für die Mami Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 20 – Heimatroman: Zwei, die sich nach Liebe sehnen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 25 – Heimatroman: Mondnächte im Moor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 27 – Heimatroman: Ich hab den Papa heimgeholt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 30 – Heimatroman: Kleiner Bub ganz groß Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 31 – Heimatroman: Habt Mut zur Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 29 – Heimatroman: Die Omi hat kein Geld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 26 – Heimatroman: Der Erbe vom Lenz-Hof Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 23 – Heimatroman: Wenn Heimweh dir das Herz verbrennt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 37 – Heimatroman: Mit dir an meiner Seite Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 34 – Heimatroman: Wenn Kinder ein Geheimnis haben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Sieh nach vorne, Frank: Toni der Hüttenwirt 303 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kuss ist lange nicht genug Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd die ihr alle meine Brüder seid Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSieh nach vorne, Frank!: Toni der Hüttenwirt (ab 301) 303 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHilfe für die Wasserhexe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Lied der Arve Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHände Weg von Marilu: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWerke Hermann Sudermanns Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEiner vom Hause Lesa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in den Gassen von Konstanz: Historischer Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frauen von Saffron Hall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlutwinter (eBook) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frau aus dem Spiegel: Irrlicht - Neue Edition 11 – Mystikroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie blieben allein: Im Sonnenwinkel – Neue Edition 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBibi Blocksberg - Im Tal der wilden Hexen: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRumenkrag: Herbst der Automaten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNik Die Birnbaumschule: Band II: Die Birnbaumschule im Spätherbst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMami 1786 – Familienroman: Laß mich an ein Wunder glauben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHell und laut: Roman | Hrotsvit, die erste deutsche Dichterin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie große Reise der Barbara Körner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGoldköpfchen als Mutter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Sonnenwinkel 2 – Familienroman: Sie blieben allein zurück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer blaue Tomte: Schwedische Weihnachtsgeschichten für Kinder ab 5 Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs gibt eine Zukunft für uns: Fürstenkrone 107 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNathan Nilsen - Zeitlos Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLena in Babylon: historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Schlösschen für Constanze: Der kleine Fürst 261 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLebe lieber übersinnlich (Band 3) - Tears 'n' Kisses Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Mädchen hat große Sehnsucht: Sophienlust Bestseller 149 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnne auf dem Weg ins Glück: Enthält die Bände "Anne in Kingsport" und "Anne in Windy Willows" Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Zeitgenössische Romantik für Sie
Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Schmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Gefangene der Mafia: Mafia Ménage Trilogie, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliches Vorspiel: Black Light Roulette: Chicago Bratwa, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbedarft: Raw, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Flitterwochen mit dem Feind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerettet von dem Arzt Kurzgeschichten: Ein Urlaubsromanzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntjungfert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKelly und der Millionär Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Licht, in dem wir glänzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieb mich so heiß wie damals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenn ich will nur dich: Für Immer, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Nacht, ein Jahr - ein Leben? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Boss, der Milliardär (Teil 1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir auf der Insel der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Heimatkinder 15 – Heimatroman
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Heimatkinder 15 – Heimatroman - Harald M. Wippenbeck
Heimatkinder –15–
Alles dreht sich ums Annerl
Kleiner Spatz, einmal wird alles wieder gut
Roman von Harald M. Wippenbeck
Es sah ganz danach aus, als sei in jenen Tagen der Winter noch einmal in das obere Inntal zurückgekehrt, um sein hartes Regiment erneut zu beginnen. Die wenigen Leute auf dem Friedhof von Imst zogen fröstelnd ihre Schultern zusammen, denn Graupel und Schneeregen hatten eingesetzt. Hinzu kam ein heftiger, beißender Wind, der von den Bergen niederfuhr ins Tal und an den Kleidern zerrte. Die Osterglocken, die mancherorts schon erblüht waren, ragten mit hängenden Köpfen aus der dünnen Schneedecke.
Barbara Renz spürte den festen Druck der kleinen Kinderhand in ihrer. Dann fiel der Blick des zierlichen dunkelhaarigen Mädchens auf das kleine Dirndl an seiner Seite. Groß und flehend sahen die Blauaugen in Barbaras Gesicht.
Verlass mich net, so schienen sie zu betteln, und der Druck der Kinderhand verstärkte sich, während der Geistliche Annerls Mutter mit weihevollen Worten aussegnete.
Erst ein paar Tage war es hergewesen, dass Dora Preisinger diese Lungenentzündung bekommen hatte. Nun, zuerst hatte man es als eine Lungenentzündung nicht erkannt. Daher hatte sich Dora auch ganz hartnäckig geweigert, einen Doktor kommen zu lassen. So lag sie droben in der kleinen, zugigen Kammer auf dem Lutzhof, die sie mit Barbara Renz teilte, denn Barbara und Dora arbeiteten als Mägde bei Babette Lutz.
Von irgendwoher war Dora vor gut drei Jahren gekommen. Genaues wusste man nicht von ihr. Ihr Kind war damals gerade zwei Jahre alt gewesen, als Dora Preisinger diese Anstellung auf dem Lutzhof fand. Die Lutzin selbst war weder gut noch böse. Sie war seit Jahren Witwe, und man konnte sagen, dass sie das Leben eigentlich recht bitter und herb gemacht hatte.
»Was stehst denn jetzt noch umeinander, Barbara?«, hörte das junge Mädel nun die unangenehme Stimme der Dienstherrin. »Es ist rum, und wir können wieder nach Hause gehen. Daheim hab ich noch etwas mit dir zu bereden.«
Barbara warf einen letzten Blick über die Schulter, als sie, das Kind an der Hand führend, den Kirchhof verließ. Schweigend gingen Barbara Renz und Babette Lutz nebeneinander her.
Der Schneeregen peitschte ihnen in das Gesicht, und er verwischte wohl auch Barbaras Tränen, die sie um die liebgewonnene Freundin weinte.
Das Kind selbst zeigte keine Trauer. Es war wohl noch zu jung, um zu begreifen, was sich da ereignet hatte. Man hatte dem Kind gesagt, dass die Mama nun im Himmel sei. Aber davon, dass sie niemals wiederkehren würde, hatte man dem Annerl nichts erzählt.
Auf dem Lutzhof war es recht frisch.
»Ob man wohl noch einmal den Ofen anschüren sollt?«, fragte sich die Bäuerin. Sie war hager und für eine Frau recht aufgeschossen. Das schon dünne und angegraute Haar trug sie zu einem Spunt am Hinterkopf befestigt.
»Ach was«, sagte die Lutzin nach einer Weile. »Es ist Ende April, und da kann das Wetter ja net so bleiben. Das Holz sparen wir uns. Ziehen wir uns halt eine Wolljacke drüber.«
»Ich bring das Madl hinauf zum Schlafen«, sagte die dunkelhaarige Barbara mit tonlos klingender Stimme. »Es war ein bisserl viel fürs Annerl. Die Aufregung hat’s Madl müd gemacht.«
»Ja, ja, es ist schon gut«, murmelte Babette Lutz. »Ich richt uns derweil einen heißen Tee. Hernach kommst herunter in die Diele. Dann gibt’s etwas zu reden.«
Barbara führte Annerl nach oben. Ganz am Ende des langen Ganges lag zur Rechten die Kammer, die sie mit Dora und dem Annerl geteilt hatte. Drei Betten standen in dieser Kammer. Außerdem gab es einen wackligen Tisch mit drei ebenso wackligen Stühlen und einen großmächtigen, alten Schrank, an dem ewig die Türen quietschten. Nein, gastlich war dieser Raum weiß Gott nicht. Aber es war immerhin ein Raum. Man hatte ihn ja auch bisher nicht zum Aufenthalt benutzt, sondern war abends nach getaner Arbeit todmüde in die Betten gefallen.
Das Kind hatte schon sehr frühzeitig allein zu spielen gelernt. Auf einem Bauernhof, wie es der Lutzhof war, gab es für ein fünfjähriges Madl hinreichend Abwechslung. Da waren die Tiere, die Wiesen und der nahe Wald. Annerl hatte sich vorwiegend selbst beschäftigt und war an feste Zeiten gewöhnt. Viel Aufhebens hatte ja Dora mit dem Annerl nicht machen können, denn die Lutzin forderte von ihren Dienstboten eine anständige Portion Arbeit für einen nicht allzu großen Lohn.
Barbara Renz hatte mit dem Kind an der Hand die kleine Kammer betreten. Das Bett, in dem Dora gelegen war, hatte man wieder frisch bezogen. Nein, es sah gar nicht so aus, als wäre etwas Einschneidendes geschehen. Man konnte meinen, die lachende Dora würde zu jeder Minute wieder zur Tür hereinkommen, ihr Kindl auf den Arm nehmen, um es zu herzen und zu küssen. Aber Dora würde niemals wieder durch diese Tür treten können …
»Du, Barbara«, begann das Kind nun zu fragen, indem es sich die Augen rieb, »wann kommt denn die Mama aus dem Himmel wieder retour? Sie muss doch kommen, um mir Gutnacht zu sagen, oder net? Wir haben doch alleweil miteinander gebetet, die Mama und ich.«
Diese einfachen Fragen trieben Barbara das Wasser in die Augen. Nur mühsam vermochte sich das Mädel zu beherrschen.
»Ach, weißt du, Annerl«, meinte sie verlegen und gegen die Tränen kämpfend, »wenn man eine Reis’ in den Himmel tut, dann kann das eine ganze Weil’ dauern. Heut kommt deine Mama bestimmt net retour.
Heut bring ich dich ins Bettchen. Zum Nachtmahl hol ich dich wieder herunter, Annerl.«
Das Kind zuckte die Schultern, ging dann auf das Bett zu, um sich in altgewohnter Weise auszukleiden. Sorgsam hängte das fünfjährige Madl seine Kleider über den wackligen, altersrissigen Holzstuhl. Dann zog es die Bettdecke zurück und schlupfte hinein.
»So«, sagte Barbara und ring sich ein Lächeln ab. »Jetzt wird aber erst einmal ein Stündl geschlafen.«
»Z’erst beten«, verlangte Annerl. »Die Mama sagte alleweil, dass man immer beten muss, bevor man die Augen zumacht, damit man wieder richtig wach wird.«
»Ja, ja, z’erst beten, damit man wieder richtig wach wird«, sinnierte Barbara. Dann setzte sie sich auf die Bettkante und faltete ebenso wie das Kind die Hände.
»Müde bin ich geh zur Ruh’ …«, so begann das Kind zu beten. Barbara brachte kein Wort über die Lippen. Die Kehle war ihr wie ausgedörrt.
»Du hättest auch mitbeten müssen«, sagte Annerl schließlich vorwurfsvoll. »Aber vielleicht kannst du es gar net.«
»Net so richtig«, stammelte Barbara verlegen.
»Gut«, meinte das Kind mit einem tiefen Seufzer, »dann werd ich es dir lernen, irgendwann.«
Und schon fielen die kleinen Äuglein zu. Barbara verharrte noch eine Weile. Wie segnend strich schließlich ihre Hand über die Stirn des kleinen Schlafgesichts.
»Schlaf gut, Annerl. Ja, schlaf nur. Werd mich schon um dich kümmern, so, wie ich es deiner Mama versprochen hab.«
Dann erhob sich Barbara. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, öffnete sie und huschte hinaus auf den Gang. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, blieb sie noch ein paar Augenblicke lauschend stehen, um dann hinunter in die Diele zu gehen.
Dort hatte die Lutzin bereits zwei Tassen Tee auf dem Tisch stehen.
»Jetzt sitz nieder, Barbara«, sagte Babette Lutz. »Nachdem die Dora gegangen ist, werden wir uns