Heimatkinder 26 – Heimatroman: Der Erbe vom Lenz-Hof
Von Elli Haft
()
Über dieses E-Book
Lukas Lenz trat an das Fenster des großen, behaglich eingerichteten Wohnzimmers und schaute in den dichten Nebel hinaus, der um diese Jahreszeit jeden Morgen über dem weiten, flachen Land lag. Es war unwirklich still. Kein Geräusch war zu hören. Auch nicht im Haus. Und wie lebhaft war es früher auf dem großen Hof zugegangen, als seine Frau noch lebte, die Marei. Lukas Lenz hasste Nebel. Nebel war etwas, das einen Menschen hilflos machte. Der Hofbesitzer Lukas Lenz aber war reich, klug, ein geachteter Mann. Die Nachbarn erbaten seinen Rat. Die Leute im Dorf grüßten höflich. Nebel konnte nicht überwunden werden. Man musste ihn dulden. Auch Lukas Lenz musste ihn erdulden, bis die Sonne kam, ihn auflöste und mit unsichtbarer Hand fortwischte.
Ähnlich wie Heimatkinder 26 – Heimatroman
Titel in dieser Serie (44)
Heimatkinder 13 – Heimatroman: Das Glück wich von der Erlenmühle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 2 – Heimatroman: Als Vreneli wieder lachen lernte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 4 – Heimatroman: Unsere Heimat ist Westerheide Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 1 – Heimatroman: Ein Stadtkind auf dem Lande Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 3 – Heimatroman: Das Glück auf dem Lande Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 12 – Heimatroman: Zweifaches Glück auf dem Birkenhof Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 10 – Heimatroman: Verführerin mit schwarzen Haaren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 5 – Heimatroman: Das Dirndl aus dem Gnadenhäusl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 8 – Heimatroman: Lasst uns hier glücklich sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 21 – Heimatroman: Franzi und der Herzensbrecher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 7 – Heimatroman: Der kleine Junge von Gut Steinwerder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 11 – Heimatroman: Sein Wunschkind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 14 – Heimatroman: So glücklich ist ein Kinderherz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 15 – Heimatroman: Alles dreht sich ums Annerl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 18 – Heimatroman: Du kannst der Liebe nicht entfliehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 16 – Heimatroman: Blumen für die Mami Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 17 – Heimatroman: Heiraten, wie geht denn das? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 32 – Heimatroman: Josepha, komm doch wieder! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 19 – Heimatroman: Es wird alles gut, kleine Maxi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 24 – Heimatroman: Ein Sohn nach unserem Herzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 23 – Heimatroman: Wenn Heimweh dir das Herz verbrennt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 22 – Heimatroman: Die Kinder des Försters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 27 – Heimatroman: Ich hab den Papa heimgeholt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 20 – Heimatroman: Zwei, die sich nach Liebe sehnen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 29 – Heimatroman: Die Omi hat kein Geld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 30 – Heimatroman: Kleiner Bub ganz groß Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 25 – Heimatroman: Mondnächte im Moor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 26 – Heimatroman: Der Erbe vom Lenz-Hof Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 35 – Heimatroman: Als das Schicksal an die Tür klopfte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 34 – Heimatroman: Wenn Kinder ein Geheimnis haben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Weshalb bin ich hier?: Chefarzt Dr. Norden 1161 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo dein Herz zu Hause ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin stiller Held: Der neue Dr. Laurin 52 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntführt - und so sehr geliebt!: Der neue Dr. Laurin 35 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen19 Tage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Band der Hoffnung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Testament und die Liebe: Der neue Dr. Laurin 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLass uns einen neuen Anfang wagen: Die Klinik am See 46 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie seltsame Gräfin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu sollst ein Mann sein! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWindblume: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas magische Buch und die Monstersonnenblume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVor dem großen Sturm: Die junge Gräfin 13 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Lüge im Spiel: Der neue Dr. Laurin 33 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSonne, Mond und Mord Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDuft von Walderdbeeren: Collage-Roman. Übersetzung: Ana Hesse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kind aus erster Ehe: Sophienlust - Die nächste Generation 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPatchwork hoch Zwei: Extrem unerwünscht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Einödhof und sieben Töchter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMutter Lise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Ende einer heilen Welt: Sophienlust Bestseller 61 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRache oder Wahnsinn: Lea und ihr Team Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlles wird wieder gut: Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPara: Möge es euch helfen, den Weg zu finden... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Pupp-Pupp: Roman: Teil 1 - Heimsuchung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmensee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarte, ich komme mit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht von dieser Welt: Das Ende der Reise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMord im Münsterland: Pandemie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLuca Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Die Gefangene der Mafia: Mafia Ménage Trilogie, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir auf der Insel der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieb mich so heiß wie damals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKelly und der Millionär Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Nacht, ein Jahr - ein Leben? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Shot: BDSM Romance Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHochzeitsnacht mit Hindernissen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Widerwillige Geisel des Scheichs: Die Quabeca Scheiche, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliches Vorspiel: Black Light Roulette: Chicago Bratwa, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Licht, in dem wir glänzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntjungfert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHochzeitsnacht auf Spanisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Boss, der Milliardär (Teil 1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerettet von dem Arzt Kurzgeschichten: Ein Urlaubsromanzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenn ich will nur dich: Für Immer, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlitterwochen mit dem Feind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSei mein: Milliardär Liebesromane: Unwiderstehliche Brüder, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbedarft: Raw, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Heimatkinder 26 – Heimatroman
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Heimatkinder 26 – Heimatroman - Elli Haft
Heimatkinder –26–
Der Erbe vom Lenz-Hof
Mit Klein-Michael kam das große Glück
Roman von Elli Haft
Lukas Lenz trat an das Fenster des großen, behaglich eingerichteten Wohnzimmers und schaute in den dichten Nebel hinaus, der um diese Jahreszeit jeden Morgen über dem weiten, flachen Land lag.
Es war unwirklich still. Kein Geräusch war zu hören. Auch nicht im Haus. Und wie lebhaft war es früher auf dem großen Hof zugegangen, als seine Frau noch lebte, die Marei.
Lukas Lenz hasste Nebel. Nebel war etwas, das einen Menschen hilflos machte. Der Hofbesitzer Lukas Lenz aber war reich, klug, ein geachteter Mann. Die Nachbarn erbaten seinen Rat. Die Leute im Dorf grüßten höflich. Nebel konnte nicht überwunden werden. Man musste ihn dulden. Auch Lukas Lenz musste ihn erdulden, bis die Sonne kam, ihn auflöste und mit unsichtbarer Hand fortwischte.
Es war Sonntag. Zu früh, um irgendetwas zu tun. Lukas Lenz gehörte zu den Menschen, die den Sonntag heiligen.
Er trat an seinen Schreibtisch, setzte sich und nahm einen Brief und eine Fotografie auf. Stützte die Ellenbogen auf die wuchtige Platte des Tisches und sah sinnend auf die Fotografie.
In herzlicher Dankbarkeit, Regina!
Er las das wieder und wieder. Regina war etwa zweiundzwanzig Jahre alt, hatte große dunkle Augen, die von langen Wimpern umgeben waren. Sie war schlank und feingliedrig und hatte ein so liebes Gesicht, dass man es gernhaben musste. Regina Waldbauer!
Ihr Vater war sein Jugendfreund gewesen. Als jüngstes von sieben Kindern wurde er Lehrer. Lukas Lenz hatte ihn vor diesem Beruf gewarnt. Hungerleider, hatte er gesagt, doch Reginas Vater ließ sich nicht beirren. Auf dem Hof des Vaters wäre nie mehr als ein kümmerliches Leben für ihn gewesen. So wurde er Lehrer. Er liebte seinen Beruf. Und er heiratete ein Mädchen, das er liebte, das ihm aber nichts an Vermögen mit in die Ehe brachte.
Als die Eltern ziemlich bald hintereinander gestorben waren, hinterließen sie Regina nichts als die Möbel der kleinen Wohnung. Eine Zeit lang versuchte Regina sich als kaufmännische Angestellte, doch sie fühlte sich in diesem Beruf todunglücklich. Das bäuerliche Blut der Vorfahren wurde in ihr lebendig. Eine unnennbare Sehnsucht, aus der Stadt hinauszukommen, hatte sie ergriffen.
Den Freund des Vaters, Lukas Lenz, kannte sie aus Erzählungen, und so, wie der Vater ihr den Lenzhof geschildert hatte, musste dieser ein Paradies für den bedeuten, der sich nach Freiheit und Weite und ländlichem Lebensstil sehnte.
Regina schrieb an diesen Freund.
Lukas Lenz hatte den Brief vor sich liegen, den er wieder und wieder gelesen hatte. Dann betrachtete er das Bild des Mädchens so eingehend, als wolle er sein Schicksal daraus lesen. Hilfe konnte man auf einem großen Hof immer brauchen. Warum sollte er sie eigentlich nicht kommen lassen?
Er stand auf und ging in dem Zimmer auf und ab. Er nahm seine Pfeife aus dem Ständer, stopfte sie und zündete sie an. Dann setzte er sich wieder vor seinen Schreibtisch.
Lukas Lenz war Witwer. Ein junger Witwer. Vor wenigen Wochen hatte er seinen fünfundvierzigsten Geburtstag gefeiert. Man sah ihm die Fünfundvierzig nicht an. Vielleicht würden die Leute reden, wenn er Regina kommen ließ, doch was gingen ihn die Leute an?
Viele von den Nachbarn waren seine Freunde. Sie brauchten ihn, weil er immer einen Ausweg aus Schwierigkeiten wusste, und so manchem hatte er schon mit Geld und guten Worten über eine harte Zeit hinweg geholfen. Lukas Lenz stand in gutem Ansehen und brauchte nicht auf die Meinung anderer zu achten. Es würde ein gutes Werk sein, ein gutes Werk gegenüber dem verstorbenen Jugendfreund, der es so viel schwerer im Leben gehabt hatte als er, Lukas Lenz.
In der Küche wurde mit Geschirr hantiert. Lena, die Wirtschafterin, bereitete das Frühstück, das es am Sonntag immer eine Stunde später als sonst gab. Lena würde nichts gegen Regina Waldbauer sagen. Im Gegenteil. Sie würde froh sein, eine junge Hilfe zu bekommen.
Zwischen Lena und dem Bauern gab es ein Geheimnis. Der Bauer war schon als ganz junger Mann hinter hübschen Mädchen hergewesen, und die Lena war dazumal bildhübsch. Es hatte ihm nichts ausgemacht, dass sie älter war, im Gegenteil. Doch die Lena besaß gesunden Menschenverstand und forderte nicht von ihm, dass er sie heiratete. Sie blieben gute Freunde und mehr nicht, und was gewesen war, war gewesen, wenn auch die Erinnerung nicht aus der Welt zu schaffen war. Lukas Lenz dankte es ihr, dass sie den Mund hielt, und zeigte sich nicht knauserig, und so wuchs bald Gras über die kurze, heiße Liebesgeschichte zwischen dem Hoferben und einer kleinen Magd.
Dann starb die Mutter des jungen Lukas, und Lena nahm mit fester Hand das Regiment an sich. Seither war sie geblieben und gehörte zur Familie.
Michael, der Sohn, sah seinem Vater ähnlich wie ein jüngerer Bruder. Lukas hatte sehr früh geheiratet. Eigentlich viel zu früh, aber das kam, weil er eben keine Mutter mehr hatte.
Außer Michael war da noch dessen jüngere Schwester Resi. Der Name Resis durfte in diesem Haus nicht mehr genannt werden, wenn man nicht einen riesengroßen Krach heraufbeschwören wollte. In dieser Sache blieb Lukas Lenz hart und stur und ließ sich nicht durch Bitten noch durch Resis Briefe erweichen. Resi hatte mit achtzehn Jahren einen Amerikaner kennen gelernt, wie das in dieser Zeit eben so geschah. Es war keine Spielerei, sondern eine echte und große Liebe, die den härtesten Prüfungen standhielt. Als Resi ihren Freund mit nach Hause bringen wollte, um ihn dem Vater vorzustellen und ihn um seinen Segen zu bitten, hatte Lukas Lenz dem jungen Mann mit eisiger Miene die Tür gewiesen. Das war vor vier Jahren gewesen. Resi hatte die Konsequenzen gezogen. Nach einigen weiteren Versuchen, den Vater umzustimmen, verließ sie das elterliche Haus für immer und ging mit dem Mann ihrer Liebe nach Amerika. Ein halbes Jahr darauf starb Lukas’ Frau. Die Aufregungen und Sorgen hatten sie dahingerafft. Ihr Herz machte nicht mehr mit. Und Lukas Lenz hatte einen Grund mehr, Resi zu zürnen und keinen ihrer Briefe zu beantworten. Umso mehr war es jetzt ein guter Ausweg, wieder eine Art Tochter ins Haus zu bekommen: Regina. Noch heute wollte er an Regina schreiben.
*
Michael legte Birkenkloben nach auf das Feuer, das im offenen Kamin brannte, als sein Vater das Wohnzimmer betrat. »Guten Morgen, Vater! Scheußlicher Nebel heute Morgen! Man kann kaum fünf Meter weit sehen.«
»Wie? Ach so, ja! Ja, der Nebel ist scheußlich. Er müsste längst hoch sein.«
Sie setzten sich an den Tisch. Lena brachte die Kanne mit dem heißen, starken Kaffee. Sie setzte sich.
»Bei dem Nebel müsst ihr zeitiger losfahren«, sagte sie und meinte die sonntägliche Fahrt zur Kirche. »Ihr werdet doppelt so lange brauchen!« Der Bauer sah über ihre Schulter zum Fenster hinüber. »Ja, aber es ist noch Zeit.«
Sie aßen schweigend. Schließlich setzte sich Michael sehr gerade in seinem Stuhl auf und sah dem Vater ins Gesicht. »Vater, die Resi hat geschrieben. Du solltest doch endlich mal Vernunft annehmen und …«
Lukas Lenz’ Gesicht lief rot an. »Du weißt, wie ich hierüber denke! Ich will nichts wissen von dieser Sache. Und das für immer – verstanden?« Er holte tief Luft. »Dass du es doch nicht begreifen willst! Was ich gesagt habe, habe ich gesagt, und nichts, gar nichts wird meinen Entschluss ändern. Du solltest mich kennen! Ich weiß, was ich tue. Eine Lenz-Tochter, die davonläuft, soll bleiben, wo sie ist.«
Michael lehnte sich ein wenig zurück.
»Mach doch nicht so viel Wesen um diese Dinge, die selbstverständlich sind. Niemand will dir deinen Stolz nehmen, Vater, niemand! Du solltest nur menschlich denken. Die Resi liebt ihren Bill. Ist das etwas Böses? Du hast ihn damals rausgeworfen. Ohne Grund und Ursache rausgeworfen, na, und da ist sie eben mit ihm gegangen. Schließlich bist du daran selber schuld …«
»Michael!«
Lukas Lenz sprang auf. »Du wagst es …«
Michael Lenz stand ebenfalls auf. Lena verdrückte sich in die Küche. Wenn Vater und Sohn so miteinander zu reden anfingen, dann war sie überflüssig.
»Vater! Jawohl, ich wage es, weil es unrecht ist von dir, Resis Briefe nicht zu lesen. Ihr nicht zu antworten. Bill Powers ist jung, ordentlich, gesund und sorgt für seine Familie. Was willst du eigentlich mehr? Resi ist glücklich!«
»Glücklich!«, lachte Lukas Lenz hämisch auf. »Als ob es um Glück ginge! Sie hat sich mir widersetzt, sie hat mich einfach stehen lassen, als ich ihr klarmachen wollte, was es bedeuten würde, einem windigen Ausländer nachzulaufen. Sie hat mir getrotzt, wie, wie …«
Michael steckte die Hände in die Taschen seiner Jacke. »Wie eine Lenz-Tochter!«, sagte er mit einem Anflug von Lächeln.
»Wie deine Tochter, Vater. Du hättest in ihrem Fall auch nicht anders gehandelt, als das zu tun, was du für richtig gehalten hättest. Was wirfst du ihr eigentlich vor? Dass sie weggelaufen ist? Hast du es ihr nicht geraten? Hast du sie nicht vom Hof gewiesen?«
Lukas Lenz presste die Lippen zornig aufeinander. Dann holte er tief Luft. »Sollte ich sie vielleicht mit ihrem Freund dabehalten? Unter meinem Dach? Wie eine – eine …«
Michael hob energisch das Kinn. »Vater!«
Er steckte sich eine Zigarette an. »Die Zeiten sind anders geworden, Vater. Daran solltest auch du denken. Resi hatte nur das Pech, dass sie zu jung war, um allein handeln zu können. Sie war nicht zu jung, um sich zu verlieben. Denke doch an dich selber! Hast nicht auch du schon mit zwanzig Jahren Mutter gekannt?«
Krachend flog der schwere eichene Stuhl zu Boden. »Michael, ich warne dich!«
Michael Lenz wischte die Bemerkung mit einer Handbewegung fort. »Vater! Habe ich etwas Unrechtes gesagt? Ist es nicht die Wahrheit? Du lebst doch für Ehre und Wahrheit, nicht wahr? Was aber ist eine Wahrheit, wenn man nicht darüber sprechen darf? Ich wollte dir nur beweisen, wie unrecht du Resi tust. Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen. Liebe ist stärker als das Leben! Und