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Para: Möge es euch helfen, den Weg zu finden...
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eBook183 Seiten2 Stunden

Para: Möge es euch helfen, den Weg zu finden...

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Über dieses E-Book

"Und dann passierte es wieder. Der Junge spürte dieses seltsame Kribbeln in den Fingerspitzen und sein Herz begann zu rasen. Im nächsten Augenblick war Liah verschwunden."
Es scheint, als würde alles schiefgehen. Als ob es nicht schon reichen würde, dass ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, müssen die Geschwister Nex und Liah die nächsten Wochen bei ihrem feindseligen Onkel Handix verbringen. Doch es kommt anders, als erwartet: Sie ziehen in eine riesige Villa, die ihnen ihre vor Jahren verstorbene Tante vererbt hat, und finden ein altes Notizbuch, in dem jemand rätselhafte Dinge geschrieben hat. Schon sind die Kinder von seltsamen Ereignissen umgeben.
Warum verschwindet einer von ihnen immer wieder spurlos?
Warum verändert sich ihre Umgebung?
Was sind das für Männer, die plötzlich auftauchen?
Und was ist es, was ihnen ihre Tante wirklich hinterlassen hat?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Sept. 2019
ISBN9783749728213
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    Buchvorschau

    Para - Zeraphina Cloud

    Das Testament

    Die Frau des Jugendamtes saß vor ihnen und sah sie nachdenklich an. Sie hatte blaue Augen und gelockte schwarze Haare, die ihr bis zur Schulter reichten. Dazu lange dünne Finger, die sie auf dem Schreibtisch verschränkt hatte. Ihr gegenüber saßen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Sie sahen sich sehr ähnlich, goldbraune Haare und schmale Nasen, aber der Junge hatte waldgrüne Augen, während die des Mädchens gelbbraun waren. Das Mädchen klammerte sich an der Hand seines Bruders fest, als ob es Angst hätte, er könne ihm weggenommen werden. Die Frau versuchte es mit einem Lächeln, um die angespannte Stimmung zu entschärfen, die man überall in der Luft spüren konnte. Der Junge sah ihr direkt in die Augen.

    Sein Name war Nex, und er war 13 Jahre alt. Seine kleine Schwester war drei Jahre jünger und hieß Liah. Sie war so dünn, dass man befürchten konnte, sie zu zerbrechen, wenn man sie in den Arm nehmen sollte.

    „Ich kann euch nur sagen, wie leid es mir tut", sagte die Frau schließlich und ihr Lächeln sah dabei sehr bekümmert aus.

    Liah starrte auf den Becher voller Stifte, der auf dem hölzernen Schreibtisch stand. Nex reagierte mit einem Brummen. Er hatte sich schon so oft anhören müssen, wie sehr es den Leuten leidtat. Aber Mitleid änderte nichts an der Situation. Ihre Eltern waren fort, für immer. Daran konnte niemand etwas ändern. Und diese Frau (ihr Name war doch Tanja Simons, oder?) hatte sich nicht mit ihnen getroffen, um ihnen zu helfen, weil sie sie mochte. Sie machte nur ihren Job.

    Sie räusperte sich und das Lächeln schwand.

    „Nun, ihr wisst sicher, warum wir hier sind."

    Natürlich wussten sie das, es war offensichtlich. Nex hatte keine Lust auf all dieses Gerede. Sie sollte zum Punkt kommen. Er bereitete sich innerlich auf den Moment vor, in dem sie ihnen eröffnen würde, dass man sie in verschiedenen Familien unterbringen wollte. Sobald sie das sagen würde, würde er widersprechen. Man durfte ihn nicht von Liah trennen, unter keinen Umständen. Tanja Simons fuhr fort und lehnte sich dabei etwas weiter vor.

    „Ich sollte euch sagen, wie wir uns um das Problem mit dem Sorgerecht gekümmert haben." Jetzt kommt´s, dachte er.

    „Wir wissen, dass ihr weder Eltern noch Großeltern habt, aber wir konnten euren Onkel benachrichtigen. Er wird sich ein paar Wochen um euch kümmern, damit wir sehen können, wie gut er mit euch zurechtkommt."

    Nex kam es vor, als hätte man ihm einen Schlag verpasst. Sie sollten bei Onkel Handix wohnen? Das war ja noch schlimmer als alles, was er sich vorgestellt hatte! Dieser Mistkerl hatte nach Tante Mandi´s Tod einfach den Kontakt abgebrochen. Es war, als ob er sich nicht mehr für seine Familie interessiert hätte. Nex war deshalb immer noch sehr wütend auf ihn, aber für den Moment war er einfach nur geschockt. Onkel Handix. Liah sah auch sehr verwundert aus.

    „Wir haben noch einen Onkel?", fragte sie ungläubig. Es war das erste, was sie seit Stunden gesagt hatte. Die Frau vom Jugendamt nickte und ihre dunklen Locken wippten dabei.

    „Ja, den habt ihr. Und er wird erst einmal für sechs Wochen euer Vormund sein. Dann werden wir sehen, wie es weitergeht." Sechs Wochen. Nex konnte nur hoffen, dass sie schnell vorbei waren.

    Er schluckte.

    „Sonst noch was?", wollte er wissen und drückte verstohlen die Hand seiner Schwester. Bitte nicht noch mehr schlechte Nachrichten. Es ist so schon schlimm genug.

    „Nun, ich muss euch noch sagen, dass ihr etwas geerbt habt." Die Worte schlugen ein wie eine Bombe. Beide Kinder fuhren hoch.

    „Geerbt?!", kam es wie aus einem Mund und sie warfen sich einen überraschten Blick zu. Nex starrte die Frau an.

    „Aber wie… Wir können nichts geerbt haben! Unsere Eltern hatten nichts, was sie uns weitergeben könnten. Ich verstehe das nicht", platzte es aus ihm heraus und Liah nickte zustimmend. Simons hob die makellosen Augenbrauen.

    „Ich habe hier ein Testament vorliegen, in dem es heißt, dass ihr eine Villa und alles, was in ihr drin ist, vererbt bekommt." Eine Villa? Das Ganze wurde immer merkwürdiger. Die Frau wühlte in ihren Unterlagen und holte schließlich zwei Blatt Papier hervor, die aussahen, als hätten sie bereits ein paar Jahre hinter sich. Die konnten nicht von ihren Eltern sein, unmöglich. Papa hatte einen Job bei der Bank gehabt, und Mama war Altenpflegerin gewesen. Die hatten doch nie im Leben das Geld für eine Villa gehabt!

    Simons strich das Papier glatt und überflog die Zeilen.

    „Das Testament stammt von einer gewissen Mandi Miller, geborene Brooke." Tante Mandi? Die Frau räusperte sich wieder (anscheinend eine Angewohnheit von ihr) und sah abwechselnd vom Blatt zu den Kindern.

    „Laut dem Testament hat Mandi Miller unter anderem ihren Neffen und ihre Nichte als Erben eingesetzt. Nex und Liah Miller. Das seid doch ihr, oder?"

    Die beiden nickten stumm. Ihre Tante hatte eine Villa gehabt? Warum hatten sie nie davon erfahren? Und warum sollte ihnen ihre Tante so etwas vererben?

    „Wieso sagen Sie uns das erst jetzt?", fragte Nex und wurde ganz zappelig. Er hatte sich geirrt; dieser Tag war doch ganz anders als erwartet. Simons sah noch einmal aufs Testament.

    „Nun, hier steht, dass ihr erst dann euer Erbe erhalten dürft, wenn ihr beide nicht länger von euren Eltern abhängig seid. Wir haben angenommen, dass eure Tante die Volljährigkeit meinte, aber genau betrachtet seid ihr ja nicht mehr länger auf eure Eltern angewiesen, deshalb ist es nun an der Zeit, euch euer Erbe zuzusprechen."

    Nex hatte es die Sprache verschlagen. Er konnte den fragenden Blick seiner Schwester auf sich spüren und bemühte sich darum, so auszusehen, als hätte er alles im Griff.

    „Und was genau bedeutet das jetzt für uns?"

    Er konnte seinen Herzschlag praktisch schon hören. Tanja Simons sah die beiden eindringlich an.

    „Ihr werdet zusammen mit eurem Onkel in diese Villa ziehen, zumindest so lange, bis wir die Angelegenheit mit dem Sorgerecht geklärt haben. Laut dem Testament ist der Besitz unter euch dreien aufgeteilt worden. Das heißt, dass jeder von euch je ein Drittel besitzt. Der Inhalt des Dachbodens gehört nur euch beiden und ihr habt das Recht, über die Stücke dort zu entscheiden."

    Sie machte eine Pause und holte ein weiteres Blatt Papier hervor. Dann nahm sie einen Kugelschreiber aus dem Becher und legte beides vor Nex hin.

    „Normalerweise müsste ein Vormund für euch unterschreiben, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ihr momentan keines habt und auf diesem Blatt ohnehin eure persönlichen Unterschriften verlangt werden, werde ich darüber hinwegsehen."

    Die Kinder sahen sich den Zettel an. Tatsächlich, ganz unten waren drei Linien zu sehen. Und unter diesen Linien waren die Namen Nex Miller, Liah Miller und Handix Miller gedruckt worden. Über der linken Linie hatte bereits jemand mit unordentlicher Handschrift unterschrieben.

    Die beiden tauschten einen Blick aus, dann nahm Nex den Stift in die Hand und unterschrieb. Er hatte noch nie zuvor so etwas gemacht. Er reichte den Stift an seine Schwester weiter und sie machte es ihm nach. Mit einem Lächeln steckte Simons alles wieder weg.

    „Okay, dann bleibt nur noch eines zu tun: Wir werden euch zu eurem neuen Zuhause fahren. Dort werdet ihr auf euren Onkel treffen. Wir werden in sechs Wochen vorbeikommen."

    Nex nickte und die Geschwister standen auf. Die Frau erhob sich ebenfalls und streckte ihnen die Hand entgegen. Der Junge ergriff sie.

    „Nun denn, ich wünsche euch alles Gute."

    „Danke."

    Die Villa

    Der Moment, in dem sie zum ersten Mal die riesige alte Villa ihrer Tante sahen, sollte sich in ihr Gedächtnis einbrennen.

    Sie fuhren etwa drei Stunden lang mit einem Taxi, das vom Jugendamt bezahlt worden war. Der Fahrer war sehr nett, aber er sagte kaum etwas. Nex war das ganz recht, ihm war nicht nach reden zumute. Liah hielt ihn während der gesamten Fahrt an der Hand und starrte stumm aus dem Fenster. Irgendwann schaltete der Mann das Radio an und überbrückte somit die bedrückende Stille. Zu Nex´ Füßen lag ein abgenutzter Rucksack, den ihm sein Vater zum zehnten Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte ihn schon lange nicht mehr getragen, aber jetzt kam es ihm so vor, als ob er es seinem Papa schuldig war. Außerdem gehörte es zu den wenigen Dingen, die sie behalten hatten.

    Als sie also die Straße verließen und auf einem holprigen Weg den Rest der Strecke zurücklegten, tat das Unterbewusstsein beider Kinder sein Bestes, um sie in späteren Zeiten an alles erinnern zu können.

    Das Taxi hielt vor einem riesigen Gebäude. Es war gelb, aber es wirkte ziemlich abgenutzt und der Efeu kletterte an den Säulen empor, die den Eingang zierten. Drei schmutzig weiße Stufen führten zur Eingangstür, die aussah, als ob sie jeden Augenblick in tausende von Splittern zerfallen könnte. Das Grundstück sah verwildert aus, überall spross Unkraut zwischen den Gräsern und Blumen hervor und die Blumen, die auf der Terrasse standen, waren schon seit Längerem nicht mehr gegossen worden. Nex seufzte, dann stieg er aus. Seine Schwester tat es ihm nach. Mithilfe des Taxifahrers luden sie ihre Koffer aus und stellten sie auf den Pfad, der direkt zum Haus führte.

    „Also denn, auf Wiedersehen", verabschiedete sich der Mann und fuhr davon.

    Stille.

    Ratlos standen die Kinder da und betrachteten die alte Villa, die von nun an ihr Zuhause werden sollte. Für die nächsten sechs Wochen, stellte Nex richtig und versuchte das beklemmende Gefühl zu verdrängen, das sich in ihm breitmachte. Liah stieß die Luft aus, die sie wohl angehalten hatte.

    „Glaubst du, es ist schön hier?", fragte sie leise und ihre großen Augen musterten das Gebäude. Hier sieht es furchtbar aus, dachte Nex, aber laut sagte er nur:

    „Klar, wir müssen uns nur daran gewöhnen."

    Liah sah erleichtert aus. Der Himmel hatte sich völlig mit Wolken zugezogen und ließ keinen einzigen Sonnenstrahl zu ihnen durch. Vielleicht sah es hier deshalb so trostlos aus.

    Mit einem knarzenden Geräusch öffnete sich die Eingangstür und ein Mann tauchte auf der Terrasse auf. Onkel Handix. Er hatte braunschwarze Haare und staubgraue Augen, die immer so mürrisch aussahen. Eigentlich hatte Nex gedacht, dass sein Onkel den feindseligsten Blick der ganzen Welt hatte, aber da irrte er sich. Heute sah er noch viel grimmiger aus. Er musterte sie stumm, sein Blick glitt von den Kindern zu ihren Koffern und wieder zurück. Sein Gesicht zeigte keine Reaktion. Sein Neffe konnte seinen Drei-Tage-Bart erkennen. Die Haare waren länger, als er sie in Erinnerung hatte, aber er hatte ihn seit sieben Jahren nicht mehr gesehen. Das war genug Zeit, um sich zu ändern, dabei war sich Nex sicher, dass sein Onkel genauso so egoistisch und mürrisch war wie eh und je. Seine Schwester beobachtete den Mann neugierig. Sie konnte sich kaum noch an ihren Onkel erinnern, genau genommen hatte sie bereits vergessen, dass er überhaupt existierte. Bis zu dem Tag, an dem sie von Tante Mandi´s Testament erfuhren.

    „Wollt ihr reinkommen, oder was?", bellte Handix barsch und Liah zuckte erschrocken zusammen. Nex´ Blick verfinsterte sich und er sah zu seinem Onkel hoch.

    „Wir kommen schon", erwiderte er und ließ seine Schwester nach einem kurzen Händedruck los.

    Dann griffen sie sich ihre Koffer und liefen zu den Stufen. Nex wuchtete sie hoch. Onkel Handix beobachtete sie stumm, dabei hätte er ihnen helfen müssen, da war sich Nex sicher. Wortlos schob er sich an dem Mann vorbei und betrat die Villa.

    Der Flur war riesig. Es sah so aus, als ob hier fünf Leute nebeneinander hergehen konnten, ohne sich zu rammen, wenn nicht die Kommoden gewesen wären. Sie standen an der rechten Wand und auf ihnen waren bunt verzierte Vasen mit vertrockneten Blumen zu sehen. Am Ende des Flurs konnte Nex ein paar Kleiderhaken erkennen. Na, immer hin. Er sah über die Schulter, um sicher zu gehen, dass Liah auch wirklich hinter ihm war, dann steuerte er die Haken an. Seine Schritte wurden von dem dicken Teppich unter seinen Füßen verschluckt. Er hatte gar nicht gewusst, dass sich seine Tante für solche Dinge interessiert hatte. Aber sie war ja immer so merkwürdig gewesen. Seine Mutter hatte zum Spaß gesagt, dass Mandi leicht durchgeknallt war; jetzt konnte er es sich sehr gut vorstellen.

    Der Koffer ruckelte über die Unebenheiten im Teppich, und Nex musste immer wieder kräftig an ihm zerren, damit er nicht einfach hängen blieb. Liah schien noch mehr Probleme zu haben und er nahm sich vor, ihr zu helfen, sobald er sein Gepäck abgestellt hatte. Der Junge stellte den Rollkoffer bei den Kleiderhaken ab, hängte seine Jacke auf und eilte zu seiner Schwester zurück. Mama hatte seine Fürsorge immer bewundert. Er hatte es immer abgestritten und es auf die Tatsache geschoben, dass er eben ihr großer Bruder war. Jetzt war er alles, was Liah noch hatte (Onkel Handix konnte man einfach nicht mitzählen, er war keine Hilfe).

    „Warte, ich mach das", sagte Nex und nahm seiner Schwester den Koffer ab. Sie liefen nebeneinander her und das Mädchen schien den unbekannten Onkel bereits vergessen zu haben.

    „Glaubst du, dass hier alles so alt aussieht?", fragte sie und bestaunte

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