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Der Zauber von Lebkuchen
Der Zauber von Lebkuchen
Der Zauber von Lebkuchen
eBook256 Seiten3 Stunden

Der Zauber von Lebkuchen

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Über dieses E-Book

Manchmal lässt sich die Tiefe der Gefühle eines Mannes nur mit der Magie von Lebkuchen abschätzen.

Im London des Jahres 1888 arbeitet Miss Eleanor Redding, bekannt für ihre stachlige, mürrischen Art, für die Western Union Telegraph Company. Das gibt ihr eine gewisse Unabhängigkeit und einen Platz, um sich vor ihrer enttäuschenden Vergangenheit in Amerika zu verstecken. Als sie versehentlich eine Morse-codierte Nachricht abfängt, die auf heimliche und verbotene Aktivitäten anspielt, nimmt sie die Herausforderung mit Eifer an. Das soll sie von der Tatsache ablenken, dass sie Weihnachten wieder einmal allein verbringen wird. Warum gibt es keinen Mann, der gewillt ist, an ihren Stacheln und Narben vorbeizuschauen, um für sie zu kämpfen?

Mr. Cameron Hallewell, Enkel des Grafen von Albemarle, ist beim Innenministerium in Angelegenheiten ausländischer Interessen beschäftigt. Er nimmt seinen Beruf, die britischen Interessen zu schützen, ernst, aber er wünscht sich eine Frau, die ihn auf unerwartete Weise überraschen möchte, anstatt ihn für sein soziales Ansehen zu wollen. Als er die Nachricht erhält, dass ein ausländischer Spion sich am Bahnhof Victoria Station verbirgt und etwas plant, ist er entschlossen, den Plan zu vereiteln ... Doch das, was er dort findet, ist eine attraktive Frau, die hinter verschiedenen Fremden herschnüffelt und sich dabei selbst wie eine Spionin aufführt ...

Sie verhalten sich zueinander wie Öl und Wasser, aber trotz Eleanors Stacheln und Camerons verletztem Herzen, und trotz unausgesprochener Geheimnisse lodert ein Funke zwischen ihnen auf. Während das ungleiche Paar zusammenarbeitet, um einen Spion zu fangen und zu verhindern, dass London Schaden erleidet, beginnen sie gleichzeitig, etwas füreinander zu empfinden und einander zu vertrauen. Zusammen mit der faszinierenden Aussicht auf eine unerwartete Weihnachtsromantik, scheint sich zwischen ihnen eine Liebesgeschichte zu entspinnen, die sich über die Jahrhunderte erstreckt ... Alles, was sie dafür tun müssen, ist, einander ihre geheimsten Wünsche und Träume zu offenbaren, um eine Leidenschaft zu entfachen, die schon immer da war.

SpracheDeutsch
HerausgeberSandra Sookoo
Erscheinungsdatum7. Apr. 2019
ISBN9781547581153
Der Zauber von Lebkuchen

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    Buchvorschau

    Der Zauber von Lebkuchen - Sandra Sookoo

    Der Zauber von Lebkuchen

    (ein Roman aus der Reihe „Weihnachtswünsche")

    Sandra Sookoo

    Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Orte und Vorkommnisse sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet, und jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, geschäftlichen Einrichtungen, Ereignissen oder Orten ist völlig zufällig.

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf irgendeine elektronische oder mechanische Weise, einschließlich Fotokopieren, Aufzeichnen oder durch ein Informationsabruf- und -speichersystem, ohne Erlaubnis des Urhebers reproduziert oder übertragen werden.

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    DER ZAUBER VON LEBKUCHEN © 2018

    von Sandra Sookoo

    Herausgegeben von New Independence Books

    ––––––––

    Kontaktinformationen:

    sandrasookoo@yahoo.com

    newindependencebooks@gmail.com

    Besuchen Sie mich unter www.sandrasookoo.com

    Übersetzt von: Corinna Vexborg

    corinnavexborg@outlook.com

    Buchcover Design von Victoria Miller unter Verwendung von Stockfotografien von Period Images und Deposit Photos

    Erstveröffentlichung der deutschen Ausgabe: 2019

    WIDMUNG

    Für alle, die eine romantische Weihnachtsgeschichte genießen können; für alle, denen das Herz gebrochen wurde und die glauben, sie seien nicht mehr gut genug für die Liebe. Glaube weiter.

    Kapitel Eins

    17. Dezember 1888

    London, England

    Aufgeregtes, glückliches Geschnatter klang durch die Telegraphenbüros des Hauptpostamtes von London, während die Gedanken von allen Anwesenden um die bevorstehenden Weihnachtsferien kreisten. Die Geräusche konkurrierten mit dem Klappern der vielen Telegrafenmaschinen und der vier Telefonzentralen im Raum.

    Mrs. Eleanor Redding versuchte, den Großteil davon zu ignorieren, während sie sich darauf konzentrierte, eine Nachricht entgegenzunehmen. Nachdem sie es auf ein Blatt Papier geschrieben hatte, fügte sie das aktuelle Datum und einen Zeitstempel hinzu und setzte ihre Initialen in die rechte obere Ecke. Dann ging die Nachricht in einen Korb neben ihrem Schreibtisch. Ein Angestellter kam zur vollen Stunde und verteilte alles an die entsprechenden Kuriere und Läufer.

    Als es eine Pause gab, weil die Geschäftszeit an diesem Samstag in wenigen Minuten zu Ende gehen würde, seufzte sie. Die Arbeit bei der Western Union Telegraph Company als Telegraphenspezialistin war besser als die in den Fabriken gezahlten Löhne, aber die langen Stunden unter Stressbedingungen wurden nach einer Weile schwierig. Ebenso der Mangel an Abwechslung. Die Botschaften waren alle gleich: jemand war unterwegs, um jemanden zu treffen, jemand musste mitteilen, dass ein anderer gestorben war, Glückwünsche für einen erzielten Meilensteinereignis oder einige dringende geschäftliche Informationen, zum Beispiel zwischen Bankiers, und alles hatte pünktlich zu sein. Solche Botschaften wurden nach Monaten der Übersetzungen banal - weit entfernt von den Morse-codierten Schreiben, von denen ihr Vater ihr in ihrer Kindheit erzählt hatte. Doch das Empfangen und Senden von Nachrichten hielten ihr Gehirn beschäftigt, und das war gut so. Ein wacher Kopf bedeutete, dass sie keine Zeit hatte, sich mit Gedanken und albernen Träumen zu beschäftigen.

    Und keine Zeit, sich der Langeweile hinzugeben, die Weihnachten mit sich bringen würde.

    „Ich hoffe, Sie haben eine schöne Weihnachtszeit, Mrs. Redding

    Eleanor drehte sich zum Klang der Stimme ihrer Tischnachbarin um und lächelte die junge Frau an, die ihr gegenüber saß. „Danke, Mrs. Anderson. Das wünsche ich Ihnen auch." Die glückliche Mrs. Anderson. Sie hatte zusammen mit einer Handvoll anderer Beschäftigter die Erlaubnis erhalten, die nächsten zehn Tage frei zu nehmen. Da über die Leitungen nicht viel Verkehr herrschen würde, hatte es ihr Vorgesetzter als günstiger angesehen, den Großteil der Arbeiter nach Hause zu schicken, anstatt ihnen dafür Lohn zu zahlen, wenn sie im Büro plauderten.

    Nicht, dass ich irgendetwas zu tun hätte, wenn ich unbezahlten Urlaub für die Feiertage hätte, da ich nur in meinem Zimmer herumsitzen würde.

    „Oh, ich liebe diese Jahreszeit, begeisterte sich die andere Frau weiterhin mit Sternen in ihren Augen. „Es ist so gemütlich und heimelig und romantisch.

    Weihnachten. Die Zeit im Dezember, wenn gehorsame Söhne und Töchter nach Hause reisten, um sich mit der Familie bei Essen, Gesprächen und Geschenken zu versammeln und das heimelige Zusammensein zu genießen. Wo sich das Gespräch den neuesten Verbindungen innerhalb der Gesellschaft zuwandte, wer sich kürzlich verlobt oder verheiratet hatte, wer seine Kinderstube erweitert hatte und wer es geschafft hatten, ein weiteres Jahr als alte Jungfer hinter sich zu bringen ... oder als ungewollte Witwe.

    Zumindest die Verkleidung als Witwe bot ihr mehr Freundlichkeiten, als man einer geschiedenen Frau entgegenbringen würde, die für eine ganz besonders fruchtbare Mätresse vor die Tür gesetzt worden war. Fortpflanzung. Ihr Herz wurde von einem unsichtbaren, heftigen Griff zusammengedrückt. Ein anderer Bereich in Eleanors Leben, wo sie versagt hatte.

    Ach was soll‘s. Noch nie hatte sie diverse Figuren bei Dickens so verstanden wie jetzt. Es gab mehr im Leben als Familie, vor allem, wenn die, die behaupteten, dass es im Leben um nichts anderes ging, dafür sorgten, dass sie sich klein und nutzlos fühlte.

    Mrs. Anderson knöpfte die lange Reihe von Knöpfen an ihrem braunen Mantel zu, bevor sie einen nicht gerade bemerkenswerten Hut aufsetzte, der mit einem elfenbeinfarbenen, ausgestopften Vogel, Blumen und Bändern geschmückt war. Warum jemand, der so umwerfend aussah, sich hinter dieser Trübseligkeit verstecken wollte, würde Eleanor niemals verstehen. „Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie die Weihnachtszeit hier verbringen möchten?" Sie warf einen Blick in den großen offenen Raum, in dem mehrere Personen Mäntel und Jacken anzogen, um sich auf den Feierabend vorzubereiten.

    „Es ist so gut wie jeder andere Ort. Und ich werde am Weihnachtstag frei haben. Meine Vermieterin hat ihren Bewohnern an diesem Tag ein wahres Fest versprochen. Nicht einmal die Leute von Western Union waren so herzlos, dass sie ihre Beschäftigten am gesegneten Feiertag arbeiten ließen. Eleanor zuckte die Achseln. „Außerdem ist meine Familie in New York. Sie werden mich nicht vermissen. Genausowenig wie in all den anderen Jahren, seit sie in London lebte, als eine Art Flüchtling vor einem Skandal. In der geschäftigen Stadt mit ausgeprägter Klassentrennung und wachsendem Handel fiel sie in der Menge überhaupt nicht auf, und niemand wollte sie belästigen. Zweimal im Jahr, an ihrem Geburtstag und an Weihnachten, kamen Briefe mit all den begeisterten Neuigkeiten, die man erwarten konnte, aber in keinem dieser Briefe standen Fragen zu ihrem Wohlergehen, zu ihren Hoffnungen oder Träumen oder sogar dazu, ob sie glücklich sei.

    Sie bot nichts Persönliches an, wann immer sie antwortete. Irgendwie war das einfacher. Aus den Augen, aus dem Sinn, so ließ sich alles leicht unter den sprichwörtlichen Teppich kehren.

    Es war ihre Idee gewesen, über die schwache Zeit Teil der Notfallbesetzung im Büro zu sein. Die meisten anderen Betreiber hatten Familien und Kinder. Sie nicht. Sie warf ihrer Nachbarin ein weiteres Lächeln zu, um das zu mildern, was man ihr als eisiges Verhalten ankreiden könnte. Die meisten Menschen verstanden nichts von der vorsichtigen Kunst, ein Herz zu verbergen und es einzusperren, um mögliche Gefühle zu vermeiden. „Haben Sie eine richtig schöne Zeit mit den Kleinen. Und Ihrem Ehemann ", fügte sie nachträglich hinzu, denn das würden die Leute sagen, denen es wichtig war.

    Männer. Noch mehr Unsinn.

    „Ich danke Ihnen. Ich kann es kaum erwarten. Fred ist so ein lieber Mann, und er ist genauso aufgeregt wie die Kinder, wenn es um Weihnachten geht, begeisterte sich Mrs. Anderson. Die Feiertagsfreude ließ ihr Gesicht um Jahre jünger erscheinen. Ihr Grinsen tanzte in ihren Augen, und zwei glühende Flecken bildeten sich auf ihren Wangen. „Das ist einer der Gründe, warum ich ihn so lieb habe.

    „Wunderbar. Eleanor schaffte es, trotz der Begeisterung in der Stimme der anderen Frau nicht die Augen zu verdrehen. „Es ist schön zu wissen, dass es da draußen gute Männer gibt. Wo hatten Frauen die Guten gefunden? Es schien ihr, als wären selbige so mythisch wie ein Einhorn.

    Ein berechnendes Glimmen erschien im Auge ihrer Nachbarin. „Ich wünschte, Sie würden mir erlauben, dass ich Sie meinem älteren Bruder vorstelle. Er ist mehr als männlich und alles, was ein Gentleman sein sollte. Er würde Ihnen ein wunderbarer Ehemann sein."

    Eleanor biss die Zähne zusammen, und als ihr Kiefer schmerzte, zwang sie sich, sich zu entspannen. „Mir geht es gut genug, aber danke." Warum glaubte jede verliebte Frau, dass all ihre weiblichen Bekannten auch in diesen hochgelobten Zustand eintauchen müssten? „Ich hatte einen guten Blick auf das, was Gentlemen bieten können, oder auch Ehemänner, und ich möchte nicht noch einmal in den Stand der Ehe eintreten. Oder irgendwas in mein Leben lassen, das ein Mann geben kann. Im Hinterkopf ermahnte sie sich, die Bitterkeit in ihrer Seele nicht zu zeigen, denn zweiunddreißig war viel zu alt, um sich überhaupt um solche Dinge zu kümmern. „Vielleicht werde ich mir eine Handvoll Katzen anschaffen, wenn ich einsam bin.

    „Katzen sind ein schlechter Ersatz für einen Mann, Mrs. Redding. Mrs. Andersons Stirn runzelte sich vor Abneigung. „Sie können Sie nicht in einer Winternacht warm halten, wie ein Mann es kann.

    Dieses Mal verdrehte Eleanor tatsächlich die Augen. „Ja, aber sie werden mich nicht verraten oder noch schlimmeres tun."

    Zwei Ehen, die auf skandalöse Weise geendet hatten, und eine Affäre mit einer unerwiderten Liebschaft hatten dafür gesorgt, dass der Gedanke an Romantik in ihrem Mund schal schmeckte. Nicht, dass sie jemals wahre Romantik kennengelernt hätte. Keine ihrer Beziehungen hatte sich auf tiefe Gefühle gestützt. Stattdessen waren sie Mittel zum Zweck gewesen. Seitdem hatte sie mehr als nur entdeckt, dass Männer abscheuliche Kreaturen waren, die nicht wussten, was Vertrauen ist. Man hielt sie sich besser vom Leibe.

    „Ich verstehe, und tut mir aufrichtig leid, dass Sie so viel Pech gehabt haben. Die andere Frau seufzte, als wäre Eleanor ein hoffnungsloser Fall. „Wenn Sie Ihre Meinung ändern sollten, lassen Sie es mich wissen. Er wäre perfekt für Sie. Genießen Sie Weihnachten. Mit einem letzten Winken machte sich Mrs. Anderson auf den Weg zur Tür. Ihre Absätze klapperten in der plötzlichen Stille, die sich nach der Massenflucht eingestellt hatte.

    „Nein, ich werde meine Meinung nicht ändern, murmelte Eleanor vor sich hin. „Ich möchte nur allein gelassen werden. Warum ist das ein Konzept, das die meisten Menschen nicht begreifen können? Trotzdem arbeitete sich ein Stich durch ihre Bauchmuskeln. Blöderweise steckte eine kleine dumme Hoffnung tief in ihrem Inneren, dass sie endlich einen Mann finden könnte, der sie wertschätzen würde. Sie schnaubte und stieß den Gedanken von sich. Romantik war nicht das Richtige für sie. Das hatte sie das Leben sicher gelehrt.

    Mit einem Seufzen widmete sie sich wieder ihrer Arbeit. Ein paar Arbeiter waren noch hier, und sie alle waren damit beschäftigt, für den Feierabend zusammenzupacken.

    Das Summen der Stimmen verblasste, als die Arbeiter aus dem zweiten Stock die Treppe hinuntergingen. Eleanor drehte sich wieder zu ihrer Maschine um. In den letzten paar Minuten war nichts mehr hereingekommen, und als sie sich nach dem Ohrhörer griff, hallte das unverkennbare Klopfen einer Morse-codierten Nachricht in ihrem Ohr wider.

    Das war seltsam. Die meisten Nachrichten wurden mit einem bizarren Alphabet aus Kurzschreibweise oder fehlenden Vokalen übertragen, die manchmal schwierig zu übersetzen waren, um sie dann in Form eines Briefes zu bringen, den der Empfänger verstehen konnte. Es war Monate her, seit sie ein auf diese Weise codiertes Schreiben übersetzt hatte. Ihr Herz schlug einen Schritt schneller. Was könnte das sein?

    Sie warf einen verstohlenen Blick auf den anderen Angestellten, der noch im Raum war. Mr. Gibson. Er war mit seinem eigenen Apparat beschäftigt. Dann lauschte Eleanor aufmerksam auf die Punkte und Striche. Da sie schwach waren, musste sie sich anstrengen. Es schien nicht direkt über ihre Leitung hereingekommen zu sein, sondern hatte sich mit einer anderen gekreuzt. Solche Dinge passierten mit alarmierender Regelmäßigkeit.

    - .... . .-. . / .. ... / -. . .—... .-.-.-

    Sie runzelte die Stirn. Obwohl sie den amerikanischen Morse Code - oder Eisenbahn-Code - auf dem Knie ihres Vaters sitzend gelernt hatte, war es leicht genug gewesen, dieses Wissen auf den Britischen Morse Code - oder den Kontinental-Code - anzuwenden. Es war nur eine Frage des Zuhörens.

    Der Code wiederholte sich und würde das tun, bis jemand antwortete.

    - .... . .-. . / .. ... / -. . .—... .-.-.- Es gibt Neuigkeiten.

    Nach einem kurzen Blick ins Büro tippte sie auf die entsprechenden Tasten ihrer Maschine.

    Sprechen Sie.—. -—/ .- .... . .- -..

    Es vergingen einige aufregende Sekunden, bis eine Antwort kam.

    —. . - / .- ... .- .—. Treffen so schnell wie möglich.

    Eleanor schluckte hart gegen das hektische Herzklopfen, als sie die entsprechenden Knöpfe drückte.

    Wo? .—.... . .-. . ..—..

    Oh, lieber Lord, mit wem redete sie hier gerade, und wozu diese ganze Heimlichtuerei? Ihre Finger zitterten.

    ...- .. -.-. - -—.-. .. .- / ... - .- - .. -—-. Victoria Station.

    Wann? .—.... . -. ..—..

    -—-. . / .... -—..- .-. .-.-.- / .. / ... .... .- .-.. .-.. / ..-. .. -. -.. / -.—-—..- .-.-.- Eine Stunde. Ich werde Sie finden.

    Sie hörte einige Minuten lang aufmerksam zu, aber es kam keine weitere Nachricht. Da sie nicht daran gedacht hatte, die Quelle der Nachrichten zu ermitteln, hatte sie ihre Chance verpasst. Es war schwierig genug gewesen, die schwache, zerkratzte Nachricht zu entschlüsseln, die nicht für sie gedacht war.

    Was tat sie nun mit den Informationen?

    Nach einem weiteren kurzen Blick in den Raum schaute sie auf die Uhr, die an der Rückwand stand. Punkt sieben Uhr. Feierabend. Sie zog das Papier aus der Maschine und zerknüllte es. Kein Beweis für das Gespräch erforderlich. Sie stopfte das Papier in ihre Tasche, räumte ihren Arbeitsbereich auf, steckte die Arme in die Ärmel ihrer langen Jacke aus marineblauer Wolle, nahm ihren dazu passenden Regenschirm und setzte den Hut auf - eine wunderbare Kreation aus marine- und malvenfarbenen Bändern, winzigen Perlen und einer großen aufgeplusterten Schleife an einer Seite. Solche Hüte waren ihre einzige Schwäche. Sie konnte nicht genug von den Millinery-Kreationen bekommen. Sie ließen sie sich schön fühlen, auch wenn sie wusste, dass das sie mit Sicherheit nicht war. Auffallend war das Beste, was sie in Bezug auf Aussehen erreicht hatte, aber ihre Hüte hoben sie von den so langweilig gekleideten Damen auf der Straße ab. Obwohl das Leben sie niedergeschlagen hatte, musste sie sich nicht auch so anziehen.

    Sie murmelte Mr. Gibson einen leisen Abschiedsgruß zu, der daraufhin nickte. Und schließlich floh sie aus den Büros des Telegraphen.

    Der schnellste Weg zur Victoria Station war zu Fuß. An einem guten Tag, obwohl die Straßen voller Fußgänger-, Fahrzeug- und Pferdeverkehr - und entsprechend schmutzig - waren, konnte sie den Weg in weniger als zehn Minuten machen. Eleanor zog ein Paar marineblauer Ziegenlederhandschuhe an, während sie sich bereits auf den Weg machte. Leichtes Schneegestöber trieb durch die Luft, die Flöckchen so klein, dass sie schmolzen, bevor sie den Boden berührten. Schade eigentlich, denn bei richtigem Schneefall würde eine weiße Decke zumindest für eine Weile den Dreck der Londoner Straßen verdecken.

    Interessant, wie Schnee die Landschaft unberührt und neu machen konnte. Schade, dass er nicht die gleiche Magie auf Menschen wirken konnte.

    Sie machte ein finsteres Gesicht in Richtung der Menschenmengen, die ihr entgegenströmten, als die nagelnde Hoffnung wieder einmal aus der Kiste herauskam, in die sie sie gesteckt hatte. Beschädigte Waren waren immer noch kaputt, egal, ob gefrorenes Wasser sie mit einer flauschigen Decke verhüllte. Schneeflocken gegen einen sich verdunkelnden Himmel sprachen in dieser Jahreszeit von Romantik und Magie. Jetzt hob es nur hervor, was sie nicht hatte, was sie von den meisten Frauen unterschied.

    Bah! Ich erkenne gelegentlich, dass ich einsam bin - mich nach Gesellschaft sehne - nicht nach der Berührung eines Mannes. Das ist kein Verbrechen, und ich bin auch nicht schwach.

    Eleanor umklammerte die Griffe ihrer Handtasche. Warum verstärkten Weihnachten und alles, was damit zu tun hatte, die Fehler und Mängel einer Person noch mehr? Warum machte es einem Menschen deutlich, dass das Alleinsein fast so schlimm war, als wäre man ein Straßenbettler? Wo war ihre Freude am Fest geblieben? Vor ihrer ersten Ehe hatte sie sich in etwa genauso verhalten wie Mrs. Anderson. Sie war die unschuldige Frau mit den großen Augen gewesen, die hoffte, die Welt zu verändern ... ihren Mann zu verändern. Es war eine solche Dummheit von ihr gewesen, zu glauben, dass sich jeder ändern könnte, besonders wenn sie nicht merkten, dass ihre Handlungen falsch waren.

    Und jetzt? Sie schluckte schwer durch ihren plötzlich engen Hals. Nun glaubte sie nicht mehr an Magie oder Liebe. Solche Dinge gehörten zu Märchen und in die Träume der Jungfrauen. Sie hatten sicherlich keinen Platz im Leben von über dreißigjährigen Frauen, denen der Glaube an Hoffnung oder Romantik alles versaut hatte. Sie hob das Kinn, blickte in den Himmel und ließ den kaum spürbaren Kuss der Schneeflocken ihre Wangen berühren. In ihrem Augenwinkel schimmerte der Nordstern, und sie tat etwas, das sie seit ihrer Kindheit nicht mehr getan hatte: Sie wünschte sich etwas.

    Ich wünschte, ein Gentleman könnte alle meine zerfetzten Teile auf magische Weise wieder zusammenfügen und mich heilen, ein Mann, der mich trotz meiner Narben und Verletzungen will, ein Mann, der nichts dagegen hat, um mein zerschlagenes Herz zu kämpfen.

    Als die Fassade der Victoria Station in Sicht kam, seufzte Eleanor. Wünsche an Sterne zu schicken, war ungefähr so dumm, als würde man hoffen, dass sich ein Mann anders verhält als diejenigen, die sie schon getroffen hatte.

    Wenigstens würde die Aufregung, die gleich auf sie wartete, die Träume vertreiben, die niemals in Erfüllung gehen würden. Mit der Morse-codierten Nachricht in ihrem Kopf marschierte sie zu den Eingangstüren des Bahnhofs und trat schnell zwischen all die Menschen, die einige der letzten abendlichen Züge aus der Stadt nehmen mussten.

    Wie in aller Welt soll ich den Absender dieser Nachricht finden, wenn ich nicht weiß, wie er aussieht? Immerhin wusste sie nicht mal, ob der Absender ein Mann oder eine Frau war. Bah! Ich hätte mehr Fragen stellen sollen. Nur hätte das ihre Position als zufällige Empfängerin preisgegeben.

    Wenn das Ganze völlig unschuldig war, dann sollte es wohl so sein, aber unschuldige Menschen organisierten keine geheimen Treffen. Wenn es eine dringende öffentliche Nachricht gewesen wäre, wäre diese in einer Telegraphennachricht enthalten gewesen, wie alle anderen, die sie täglich übersetzte. Die Muskeln in ihrem Bauch verkrampften sich. Bin ich unwissentlich in ein Spiel unter Spionen verwickelt

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