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Durchs Feuer: Eine Regency Romance
Durchs Feuer: Eine Regency Romance
Durchs Feuer: Eine Regency Romance
eBook303 Seiten4 Stunden

Durchs Feuer: Eine Regency Romance

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Über dieses E-Book

Wenn zwei Menschen durchs Feuer gegangen sind, kann ihnen Liebe die Heilung und Hilfe bringen, die sie brauchen? Entdecken Sie, was passiert, wenn eine scharfzüngige Adlige auf einen gutaussehenden Arzt mit hinreißendem schottischen Akzent trifft.

Von enttäuschter Liebe geprägt, hat Lady Margaux Winslow, Tochter des Marquess of Ashbury, kein Interesse an den anderen passenden Gentlemen von London. Trotz ihrer Schönheit hat ihr ihre scharfe Zunge den Ruf eines Drachen eingebracht. Margaux überredet ihre Eltern dazu, dass sie sich auf ihr schottisches Anwesen zurückzuziehen kann, einem Heim für verlassene junge Frauen. Hier, so glaubt sie, könne sie mit ihrem Leben etwas Sinnvolles anfangen. Ihre Eltern sind mit ihrer Weisheit am Ende und hoffen, dass ein paar Monate in Abgeschiedenheit ihre Tochter lehren werden, ihr privilegiertes Leben zu schätzen und dem nächsten reichen Gentleman ihr Jawort zu geben, der ihr einen Antrag macht. Margaux hat keinerlei Absicht nachzugeben. Doch weder sie noch ihre Eltern haben mit dem gutaussehenden, blauäugigen Schotten auf dem benachbarten Anwesen gerechnet. Gavin Craig, zufrieden mit seinem Leben als Landarzt, wird nach dem Unfalltod seines Bruders und seiner Neffen unerwartet in die Welt der aristokratischen Gesellschaft gedrängt. Mit all den Pflichten, die sein neuer Titel mit sich bringt, und seiner Adoption von drei Waisenkindern braucht Gavin dringend eine Frau. Sie sollte vorzugsweise eine Lady sein, die seit ihrer Geburt dafür ausgebildet wurde ein herrschaftliches Haus, Diener und Familie zu verwalten. Seine frühere Verachtung für eine Vernunftehe verblasst schnell in Anbetracht der kolossalen Aufgabe zu lernen, wie man eine große, schottische Baronie führt. Eine reizende Kandidatin wohnt direkt nebenan – dumm nur, dass sie sich unerklärlicherweise entschlossen hat, eine alte Jungfer zu werden ...
SpracheDeutsch
HerausgeberTektime
Erscheinungsdatum8. Apr. 2020
ISBN9788835409878
Durchs Feuer: Eine Regency Romance

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    Buchvorschau

    Durchs Feuer - Elizabeth Johns

    Kapitel 1

    Kapitel Eins


    Gavin sah ungläubig auf den Brief in seiner Hand. Sein Herz zersprang in tausend Stücke. Sein Bruder, dessen Frau und die Kinder waren ums Leben gekommen, als ihre Kutsche von einer Klippe gestürzt war.

    „Das kann nicht wahr sein." Er schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen.

    „Ich fürchte doch, mylord."

    Mylord? Nein. Nennen Sie mich nicht so. Ich bin nur ein einfacher Landarzt. Ich habe hier mein bescheidenes Leben und meine Praxis."

    „Ihr Verlust tut mir unendlich leid, mylord. Aber Sie sind zweifelsohne jetzt der elfte Baron Craig und haben daher größere Anwesen, für die Sie verantwortlich sind."

    „Das hätte niemals passieren dürfen. Iain hatte drei prächtige Jungen!"

    Der Notar sah ihn ernst an. „Vielleicht, mylord, wäre es besser, wenn Sie nach Castle Craig zurückkehren und sich ein Bild der Lage machen."

    Der Anwalt wurde mit einem leeren Blick aus überraschend blauen Augen bedacht. Mit einem Blick, den viele Menschen bekommen, wenn sie traurige Nachrichten erhalten, aber das ganze Ausmaß noch nicht erfassen können.

    „Sehr wohl. Ich werde Sie begleiten, sobald ich entsprechende Vorkehrungen getroffen habe."

    Gavin tat, was zu tun war, schloss sein Haus ab und überließ seine Praxis den fähigen Händen seines Lehrlings, einem Absolventen der Schule von Lord Easton. In letzter Zeit hatte Gavin etliche Reisen nach England zur Schule in Sussex unternommen und mit der Idee gespielt, dort als Ausbilder anzufangen, aber er konnte Schottland nicht so ohne weiteres hinter sich lassen. Wie würde er als Lord Craig Medizin praktizieren können? Er würde einen Weg finden müssen, und zur gleichen Zeit versuchen, die Arbeit seines Bruders im Parlament fortzusetzen.

    Gavin war dem Tod öfter als die meisten Leute begegnet, aber er war nicht darauf vorbereitet gewesen, seinen Bruder zu verlieren oder Iains Frau und die Kinder. Sie waren die letzten Familienmitglieder, die er noch hatte. Bisher hatte er nie darüber nachgedacht, den großen Landsitz von Castle Craig zu verwalten und er hoffte sehr, dass sein Bruder einen vertrauenswürdigen Verwalter eingesetzt hatte.

    Sein Wagen war mit den wichtigsten Dingen beladen. Sein Diener würde ihm den Rest seiner Sachen zusammen mit den Bediensteten schicken, die mit ihm in die neue Residenz gehen wollten. Er hatte noch einen wichtigen Halt zu machen, bevor er aufbrach, um seinen Bruder zu beerdigen und ein neues Leben anzufangen.

    Die Kutsche fuhr durch die Tore des Klosters von Alberfoyle, eines der Güter von Lord Vernon, das als Waisenhaus diente. Ihm waren einige Geschwisterkinder ans Herz gewachsen. Der Junge besuchte die Medizinschule, aber die beiden Mädchen waren noch immer im Waisenhaus untergebracht. Die Kinder zu verlassen würde ihm schwerer fallen als alles andere. Und da er keine eigene Familie mehr hatte, würde man ihm vielleicht erlauben, dass er sie adoptierte.

    „Dr. Craig!" Maili Douglas kam angelaufen, als sie ihn sah und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Sie wurde direkt hochgehoben und landete in seinen Armen.

    „Hallo, meine Süße. Wo ist deine Schwester?"

    „Im Nähunterricht."

    „Würdest du so gut sein und sie holen? Ich möchte gerne mit euch beiden sprechen."

    Das kleine Mädchen runzelte besorgt die Stirn, dann nickte sie und hüpfte davon, um ihre Schwester zu finden. Sie kam mit Catriona zurück, die er genauso herzlich begrüßte.

    „Hallo, lass. Du bist ja schon wieder gewachsen!"

    „Soll ich nicht wachsen?"

    „Doch, natürlich. Aber nicht so schnell." Gavin schnürte es für einen Augenblick die Kehle zu, als er an seine drei Neffen dachte, die er nie wiedersehen würde, und die niemals mehr älter werden würden ...

    „Warum bist du traurig, Dr. Craig?", fragte Maili.

    „Ich habe erfahren, dass mein Bruder und seine Familie gestorben sind."

    „Wie unsere Mama und Papa?" Catriona legte den Kopf schräg und sah ihn an.

    „Ja, lass. Genau so."

    Catriona und Maili kletterten auf seinen Schoß, um ihn zu trösten. „Bist du jetzt ebenso alleine wie wir?"

    „Das bin ich, und deshalb wollte ich etwas mit euch besprechen. Ich muss wegziehen und werde euch nicht mehr so oft sehen können."

    „Bitte verlass uns nicht!", weinten die Mädchen.

    „Ich hatte gehofft, dass ihr mit mir kommen würdet - und Seamus auch, wenn er nach der Schule nach Hause kommt. Würde euch das gefallen?"

    „Wärst du dann unser neuer Papa?", fragte Catriona.

    „Ich würde euch adoptieren, ja. Aber ich würde niemals versuchen, euren Papa oder eure Mama zu ersetzen."

    Die Mädchen warfen ihm die Arme um den Hals.

    „Das wäre perfekt."

    „Ich werde zu euch zurückkommen, sobald ich alles mit eurem Vormund geregelt und meinen Bruder beerdigt habe."

    „Musst du uns verlassen?"

    „Ja, leider, aber ich komme bald zurück." Er umarmte die Mädchen erneut und ging davon, um seinen Bruder und dessen Familie zu beerdigen.

    Gavin saß in der luxuriös verzierten Kutsche, die er von seinem Landsitz mitgebracht hatte, um die Douglas-Mädchen abzuholen. Es hatte einige Wochen gedauert, bis er vom Duke of Loring die Papiere für die Vormundschaft erhalten hatte. Der Duke hatte bislang auf Bitten seiner Tochter Beatrice die Vormundschaft übernommen. Die Kinder waren ihr ans Herz gewachsen, als sie für kurze Zeit als Gouvernante im Kloster von Alberfoyle war, da sie in Ungnade gefallen war. Gavin hatte sich in sie verliebt, als sie sich in Schottland aufhielt, während ihre Verlobung mit Lord Vernon gelöst wurde.

    Gavin schüttelte den Kopf. Er war am Boden zerstört gewesen, als Lady Beatrice Lord Vernon vorgezogen hatte, aber rückblickend betrachtet versuchte er jetzt dankbar dafür zu sein. Vielleicht hatten sie doch nicht so gut zueinander gepasst, so unterschiedlich wie sie zur damaligen Zeit waren. Er hatte sie für eine sanftmütige Frau gehalten, die schwere Zeiten mitmachte - jedenfalls nicht für die Tochter eines Dukes -, als sie demütig erst als Dienstmädchen, dann als Gouvernante arbeitete. Er hatte sich dennoch in sie verliebt und auch jetzt war er ihr immer noch zugetan und wünschte ihr alles Gute. Nichts passiert ohne Grund, erinnerte er sich selbst immer wieder. Er grübelte nicht länger über seine Enttäuschung in der Liebe nach, aber er hatte sein Herz auch nicht leichtfertig vergeben. Er schwor insgeheim, dass er nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen würde. Das Baronat seines Bruders zu erben war jedoch eine vollkommen andere Sache. Wenn es je einen Mann gab, der kein Lord sein wollte und alles, was damit zusammengehört, dann war er es.

    Er liebte sein Leben als Arzt wirklich. Er liebte sein kleines Cottage, das in einem wunderschönen Park lag, von dem aus man die Berge der Lowlands sehen konnte. Sein Vater hatte einen eher bescheidenen Haushalt geführt, aber Iain hatte volle Ställe und mehrere Gefährte. Gavin war erstaunt über die vielen Änderungen, die vorgenommen worden waren. Seinem Bruder war es offensichtlich gelungen, den Haufen alter Steine profitabel zu machen, aber bislang war Gavin noch nicht dazu gekommen, sich die Bücher des Anwesens näher anzusehen. Er hatte die meiste Zeit damit verbracht, die Vormundschaft über die Douglas Mädchen in die Wege zu leiten und sich um die Beerdigung und das Testament seines Bruders zu kümmern, und weniger darauf, dass seine Praxis von seinem kompetenten Auszubildenden übernommen wurde.

    Er wollte nicht wieder zum Schloss zurückkehren. Das Schloss, das früher einmal sein Zuhause war, fühlte sich kalt und leer an, trotz eines kompletten Haushalts mit Bediensteten. Es fühlte sich nicht richtig an, ohne Iain dort zu sein, ohne dessen Frau und ihre lebhaften Jungen. Gavin fragte sich, ob er sich jemals an diese unerwünschten Änderungen der Umstände gewöhnen würde.

    Er erreichte Alberfoyle und sammelte die Mädchen und ein Kindermädchen ein, das zugestimmt hatte mitzukommen, und gemeinsam begannen sie die Reise in ihr neues Leben. Er hoffte, dass sich das Schloss nicht mehr so leer anfühlen würde mit den Mädchen.

    Catriona saß in einer Ecke der Kutsche, ruhig und weinerlich. Hatte er das Falsche getan?

    „Hast du deine Meinung geändert, lass? Ich möchte nicht, dass du unglücklich bist."

    „Nein, ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich werde meine Freunde vermissen, aber wir sind dann näher bei Seamus. Ich bin dankbar, dass ich ein Zuhause habe." Sie saß ihm gegenüber mit sittsam gefalteten Händen auf ihrem Platz und versuchte tapfer zu sein.

    „Ich bin auch traurig, dass ich mein Zuhause verlassen musste", sagte er sanft.

    „Ich kann es nicht erwarten, platzte es unschuldig aus Maili heraus. „Wir werden auf einem Schloss wohnen, mit Bällen und schönen Kleidern! Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihre Locken hüpften bezaubernd.

    Gavin gluckste. Oh, wenn man die Welt mit Kinderaugen sehen könnte.

    „Das weiß ich noch nicht, lass. Vielleicht wenn du älter bist." Er streckte seine Hand aus und zupfte liebevoll an einer ihrer Locken.

    Mailis Schmollmund war anbetungswürdig und er konnte sie sich als reizende Jungfer mit vielen Verehrern vorstellen. Er fürchtete sich vor dem Tag. Catriona zeigte schon Zeichen beginnender Reife und er wusste, es würde nicht mehr lange dauernd, bis sie soweit wäre. Ihm war bewusst, dass die Mädchen eine Gouvernante brauchten, die sie zu jungen Damen schulen würde und im Geiste machte er sich eine Notiz, dass er die Stelle ausschreiben würde, sobald sie auf Castle Craig waren.

    Maili sprang von Fenster zu Fenster und Sitz zu Sitz. Fast kletterte sie die Wände in der Kutsche hoch wie ein eingesperrter Affe, den Gavin einmal gesehen hatte. Sie war nie still, entweder sang sie oder sie redete. Sie würde ihn mit Sicherheit auf Trab halten, überlegte er. Ihr Enthusiasmus war ihm vorher nie aufgefallen, aber er war auch noch nie so lange auf so engem Raum mit ihr zusammen gewesen. Seamus und Catriona waren wesentlich ruhigere Kinder.

    Aus heiterem Himmel kletterte Maili auf seinen Schoß und kuschelte sich an. Etwas früher war Catriona an seiner Schulter eingeschlafen. Vielleicht sollten sie über Nacht irgendwo einkehren. Wenn er alleine unterwegs war, ritt er immer weiter, da er nach Hause wollte und Gasthäuser nicht besonders schätzte. Er musste seine Denkweise ändern, jetzt, da er ein Vater war. Er würde dem Kutscher die Änderung beim nächsten Halt mitteilen, wenn sie die Pferde wechselten.

    Als sie zu einem Gasthaus einbogen, sah ihn eine schläfrige Maili mit großen, grauen Augen an. „Papa Craig, wann bekommen wir eine Mama?"

    Als sie ihn Papa nannte, schnürte es ihm die Kehle zu. Er sah zu Catriona hinüber, die ihn ebenfalls erwartungsvoll ansah und auf seine Antwort wartete. Das Herz in seiner Brust verkrampfte sich.

    „Ich weiß es nicht, lass. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, mir eine Frau zu nehmen."

    Maili runzelte die Stirn und legte ihren Kopf wieder an seine Brust. Catriona blickte enttäuscht in eine andere Richtung. Gavin war ein wenig verletzt und hoffte, dass die Mädchen auch mit ihm alleine glücklich sein würden. Einmal, vor vielen Jahren, hatte er davon geträumt, eine Frau zu haben und eine eigene Familie. Er liebte Kinder und wollte immer ein ganzes Haus voll davon haben. Er hatte sich einmal verliebt, schnell und sehr tief, aber als diese Beziehung zerbrach, hatte er jeden Gedanken an Liebe und Ehe aufgegeben. Für lange Zeit war es zu schmerzhaft, auch nur daran zu denken, aber letztendlich spürte er, dass er eine gewisse Zufriedenheit für sich erreicht hatte. Das bedeutete nicht, dass er den Gedanken daran für sich ganz ausschloss. Er würde sich darauf konzentrieren, diese Kinder zu lieben.

    Mit einem Ruck hielt die Kutsche am Gasthaus an und vollkommen unerwartet leerte Maili den Inhalt ihres Magens über ihm aus. Er seufzte.

    „Maili! Ich habe dir doch verboten, das ganze Konfekt zu essen, das dir Mrs. Millbank mitgegeben hatte!", schimpfte Catriona.

    Maili sah schüchtern zu Gavin hoch. Es war sehr schwer, ihr mit diesem Gesicht böse zu sein.

    „Es tut mir leid, Papa Craig. Ich werde es nie wieder tun."

    „Hoffentlich hast du deine Lektion gelernt. Lasst uns hier für die Nacht anhalten, etwas essen, uns waschen und dann schlafen."

    Nachdem er die Mädchen mit dem Kindermädchen auf ihr Zimmer gebracht hatte, bestellte er ein Abendessen für sie, das ihnen aufs Zimmer gebracht würde. Dann wechselte er die Kleidung und ging in den Salon, um selbst zu Abend zu essen und etwas Zeit für sich zu haben. Er würde sich auch an diesen neuen Lebensstil gewöhnen müssen. Man zeigte ihm den Weg in den Salon, aber er war überrascht, bereits ein bekanntes Gesicht unter den Gästen zu sehen.

    „Lord Ashbury", sagte er, als der Marquess aufstand, um ihn zu begrüßen.

    „Lord Craig. Wie schön, Sie wiederzusehen." Ashbury streckte ihm die Hand hin und schüttelte Gavins Hand.

    Gavin hatte mit Lord Ashbury und seiner Familie Bekanntschaft gemacht, als sie einige Jahre zuvor das Alberfoyle Kloster besucht hatten. Lord Vernon hatte einer der Drillingsschwestern des Marquess den Hof gemacht, Lady Margaux. Sie war ebenfalls sehr enttäuscht, als Lord Vernon Lady Beatrice geheiratet hatte. Aber Margaux hatte in der Zwischenzeit bestimmt jemand anderen geheiratet.

    „Also haben Sie es gehört?", fragte Gavin überrascht, als er mit dem Titel seines Bruders angesprochen wurde.

    „Das habe ich. Mein Beileid. Möchten Sie sich zu mir setzen? Meine Begleitung hat sich schon zurückgezogen. Ashbury wies einladend mit der Hand zum Tisch. „Sie wissen vermutlich nicht, dass ich mit Ihrem Vater bekannt war, als ich selbst noch ein Kind war. Ich verbrachte einen Großteil meiner Jugend auf einem Anwesen in der Nähe von Castle Craig, und vor kurzem hatte ich Ihren Bruder gut kennengelernt. Lady Ashbury zieht das Leben in der Stadt vor, oder in Frankreich, weshalb wir selten in Schottland sind. Ich habe im alten Witwensitz auf dem Anwesen ein Haus für Mädchen eröffnet, und wir kommen von Zeit zu Zeit vorbei. Wir sind jetzt für einen kurzen Besuch hier, obwohl ich gut und gerne den gesamten Sommer hier verbringen könnte.

    „Meinen Sie Breconrae? Ich erinnere mich vage an den Namen Ashbury als Eigentümer des Anwesens. Ich erinnere mich, dass dort eine Witwe wohnte, als ich Kind war."

    „In der Tat. Meine Mutter. Sie ist in der Zwischenzeit verstorben, aber eine Tante wohnt dort noch immer. Reisen Sie erst jetzt zum Schloss?"

    Gavin schüttelte den Kopf. „Ich bin noch einmal nach Alberfoyle zurückgekehrt."

    „Ah, ja, ich nehme an, um die Praxis zu schließen und auch der Umzug nimmt Zeit in Anspruch. Möchten Sie nächste Woche zum Abendessen vorbeikommen? Lady Ashbury wäre enttäuscht zu erfahren, dass sie Sie heute Abend verpasst hat, und Sie wird es mir nie verzeiehen, falls ich Sie nicht zum Abendessen überreden kann. Es wird ein ruhiger Abend, das kann ich Ihnen versichern."

    „Es wäre mir eine Ehre, vielen Dank."

    Die Craig-Gesellschaft war am nächsten Tag früh wieder unterwegs, um das Schloss noch bei Tageslicht zu erreichen. Die Hügellandschaft und die Täler waren weiß getupft von grasenden Schafen und die Wege waren schmal und steil. Die Mädchen hielten mehrmals ihren Atem an, als die Kutsche erst eine Steigung erklomm und dann schnell wieder bergab fuhr. Für einige Zeit führte der letzte Teil der Reise am Fluss Clyde entlang, bevor sie endlich durch die massiven Eisentore des Craig-Anwesens fuhren. Das war der Teil der Reise, bei dem Gavin normalerweise sein Pferd mit Vorfreude angetrieben hätte, um seine Familie zu begrüßen.

    „Sind wir bald da, Papa Craig?", fragte Maili wohl zum hundertsten Mal.

    „Fast, lass. Wir sind jetzt auf dem Anwesen, sagte er geduldig. „Wir werden über eine lange Steinbrücke fahren, wenn wir dort sind.

    „Dir gehört das alles?", fragte Catriona mit weit aufgerissenen Augen. Beide Mädchen sahen höchst interessiert aus den Fenstern.

    Aye. Hinter dem Wald steht das Schloss mit Blick über den Loch, und die andere Seite des Anwesens ist mit Gerstenfeldern bedeckt, die bis zum Dorf reichen", zeigte und erklärte er.

    „Gibt es hier auch noch andere Kinder?", fragte Maili hoffnungsvoll.

    „Ich weiß es nicht, lass. Ich vermute, dass es welche im Dorf gibt.

    Am südlichen Ende des Sees bogen sie ab und erspähten einen massiven Steinbau. Gavin war hier groß geworden, aber das schien Ewigkeiten her zu sein. Er hegte keinen Wunsch, der Besitzer eines Schlosses zu sein oder die Verantwortung zu tragen, die dazu gehörte. Das Gebäude sah aus, als stamme es aus der Zeit von Camelot. Es wirkte mittelalterlich, komplett mit Geschütztürmen und Schießscharten für die Bogenschützen bestückt. Er und Iain hatten hier ihre Guineveres gefangen und unzählige Drachen und Loch-Ness-Monster getötet.

    „Ich glaube es nicht. Ein richtiges Schloss", rief Maili aus.

    „Das habe ich dir doch gesagt, lass", sagte er amüsiert.

    „Hat es auch einen Kerker?", fragte sie mit erschrecktem Interesse.

    „Natürlich hat es das. Sei nicht so dumm", tadelte ihre Schwester sie.

    „Aye. Und wir sperren ungezogene Kinder dort ein", sagte er leise lachend und schüttelte den Kopf.

    Ihre Augen wurden erst riesig und dann schmal. „Schwindelst du mich an, Papa Craig?"

    „Ich hoffe, dass du das nie herausfinden wirst", sagte er zwinkernd.

    Maili konnte ihre Aufregung kaum im Zaum halten, als die Kutsche endlich anhielt. Die Bediensteten hatten sich pflichtbewusst in einer Reihe aufgestellt, um die Mädchen in ihrem neuen Zuhause zu begrüßen. Gavin hielt die beiden an den Händen und bat sie, auf ihre Manieren zu achten. Dann stellte er sie der Dienerschaft vor.

    „Miss Catriona und Maili Douglas, hier haben wir Tallach, den Butler und Mrs. Ennis, die Haushälterin. Sie wissen mehr über diesen Ort als ich."

    Die Mädchen knicksten und die Dienerschaft lächelte. Weder Maili noch Catriona waren mit dem Pomp eines so großen Hauses vertraut. Er genauso wenig, nicht mehr. Er musste seine Ängste verbergen und lächelte ebenfalls. Er würde das Beste aus der Situation machen. Er hatte vor, als Gutsherr so gut zu sein wie als Arzt, sobald er es gelernt hätte.

    Er sah zärtlich zu, wie Mrs. Ennis die Mädchen, die sich an den Händen hielten, durch die großen Eichentüren mitnahm. Alles würde gut werden, versicherte er sich selbst.

    Kapitel 2

    Kapitel Zwei


    Lady Margaux Winslow wollte in ein Kloster eintreten, aber ihre Eltern bestanden darauf, dass sie sich stattdessen für eine kurze Zeit in ihr neues Waisenhaus zurückzog. Schon vor einigen Jahren hatte sie sich in Schottland verliebt, als sie das Anwesen von Lord Vernon im Norden von Glasgow besucht hatte, der ihr den Hof machte. Trotz des eher unglücklichen Ausgangs liebte sie Schottland noch immer.

    Nachdem Lord Vernon nicht sie, sondern seine wahre Liebe geheiratet hatte, versuchte ihre Familie, sie mit Ausflügen nach London zu zerstreuen und nach Europa, nachdem Napoleon besiegt worden war. Aber ihr wurde bewusst, dass sie sehr zufrieden war, so allein mit sich selbst. Sie war schon immer die Unabhängigere der Schwestern gewesen und entschied, dass sie die großartigen Hochzeiten ihren Schwestern überlassen konnte. Sie bevorzugte zweifelsohne den Status einer alten Jungfer anstatt eine Vernunftehe einzugehen. Sie war zufrieden damit den Waisen zu helfen, obwohl sie dank des fähigen Personals, das ihre Familie angestellt hatte, nicht viel tun musste.

    „Worüber grübelst du nach, ma chère?", hörte Margaux ihre Mutter fragen.

    „Über nichts, Maman", antwortete sie, als sie saßen und für einige der Kinder Socken stopften. Ihre Eltern waren bei ihr geblieben und hofften, dass sie ihre Meinung ändern könnten.

    „Wir werden einen Gast zum Abendessen haben. Jemanden, der sich dafür interessiert, den Waisen zu helfen."

    „Très bien", sagte sie abwesend. Gäste waren etwas vollkommen Normales bei ihren Eltern.

    „Du solltest das Smaragdgrüne tragen - es bringt etwas Farbe in dein Gesicht, non?"

    „Wie du wünschst, Maman." Margaux kümmerte sich momentan nicht groß darum, was sie trug.

    „Allons-y. Lady Ashbury stand auf und wies ihre Tochter an, das Gleiche zu tun. „Ich sehe dich beim Abendessen.

    Lady Margaux kleidete sich sorgfältig an. Ihre Zofe frisierte ihr die Haare, als ob sie zu einem Ball ginge, fiel ihr auf. Sie musste zugeben, dass sie zeitweise schon ein wenig gleichgültig war. Wenn sie sich einmal an die Situation gewöhnt hatte, würde auch das vergehen, davon war sie überzeugt. Sie hatte nie lange geschmollt, aber sie musste etwas Sinnvolles finden, womit sie ihre Zeit verbringen konnte. Nein, korrigierte sie sich selbst. Um ein neues Leben zu beginnen.

    Sie machte sich auf den Weg nach unten und war entschlossen, fröhlicher zu sein. Wenn sie nur ihre Eltern davon überzeugen könnte, dass sie hier glücklich war, dann wären diese zufrieden damit, dass sie sich wohl fühlte.

    „Ah, da ist sie ja, Lord Craig", sagte Lord Ashbury, als er sie sah.

    „Dr. Craig?", sagte Margaux fassungslos, als sie dem gutaussehenden Arzt in die Augen sah, der sich einst in Lady Beatrice verliebt hatte.

    „Er ist jetzt Lord Craig", korrigierte sie ihr Vater.

    Was machte er überhaupt hier?

    „Doktor passt mir gut, fügte Lord Craig hinzu, als er sich verbeugte. „Wie geht es Ihnen, Lady Margaux?

    Sie knickste kurz. „Es geht mir gut, vielen Dank. Bitte lassen Sie mich Ihnen mein Beileid aussprechen.

    „Danke. Es

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