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Die Zwangsheirat des Wolfes: Wölfe von Wolf Mountain, #2
Die Zwangsheirat des Wolfes: Wölfe von Wolf Mountain, #2
Die Zwangsheirat des Wolfes: Wölfe von Wolf Mountain, #2
eBook267 Seiten3 Stunden

Die Zwangsheirat des Wolfes: Wölfe von Wolf Mountain, #2

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Über dieses E-Book

Manchmal kann die erste Liebe eines Wolfs sein Leben für immer ruinieren. Besonders wenn sie einem feindlichen Rudel angehört…

 

Ben ist ein Außenseiter in seinem eigenen Rudel. Nur Alkohol und Partys können ihn von seinem erbärmlichen Leben ablenken. Aber nichts kann das ändern, was vor zehn Jahren passiert ist ... Das, was sein Leben für immer ruiniert hat. Und was auch seine einzige Chance auf Liebe ruinierte ...

 

Sie verfolgt ihn immer noch in seinen Träumen. Und er würde alles für sie tun.

 

Die Sache ist nur die, dass sein Herz einer Wölfin aus dem feindlichen Rudel gehört …

 

Allies Leben wird von ihrem mächtigen Vater kontrolliert. Solange sie eine gehorsame Tochter ist, hat sie nichts zu befürchten. Aber Allie hat ein Geheimnis, von dem ihre Familie nie erfahren darf … Als sie herausfindet, dass sie im Mittelpunkt eines Heiratsplans steht, das ihr Vater plant, ist ihr Geheimnis aber vielleicht ihre einzige Hoffnung auf Schutz.

 

Aber es gibt Dinge, die nicht einmal ein Wolf kontrollieren kann …

 

Als Allie zufällig wieder auf Ben trifft, ist es, als würde sie der Blitz treffen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann geworden. Und sie ist im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos.

 

Wird Allie Ben eine zweite Chance geben, die sein Wolfsherz begehrt?

 

Oder ist es zu spät für sie, eine Zwangsheirat zu vermeiden?

 

"Wölfe von Wolf Mountain" ist eine Buchreihe von eigenständigen paranormalen Actiongeschichten mit Happy End, also keine Cliffhanger. Die Bücher sind miteinander verbunden durch die Wölfe, die in der Stadt leben. Die Geschichte enthält Inhalte für Erwachsene und ist nur für Leser ab 18 Jahren geeignet.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum8. Mai 2020
ISBN9781393601067
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    Buchvorschau

    Die Zwangsheirat des Wolfes - Mia Wolf

    Inhalt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Über Mia Wolf

    Bücher von Mia Wolf

    Kapitel 1

    Die Freitagnachmittage in Fell Village, das auch als Wolf Mountain bekannt ist, waren nicht gerade aufregend. Das einzige, was noch fehlte, war das Zirpen von Grillen. Aber an diesem spätsommerlichen Tag, so dicht am Wald, hörte man nur Blätter im Wind und ab und zu ein Auto, das vorbeifuhr. Es war eine kleine Stadt mit einer eingefleischten Gemeinde. Die Art von Kleinstadt, in der romantische Filme gedreht wurden. Aber auch die Art von Stadt, in der man Horrorfilme drehen würde. Jedenfalls, wenn es nach Benjamin James’ Vorstellung ginge. Er sah aus dem Fenster und beobachtete, wie der Tag vorbeizog, während der einzige Kunde des gesamten Tages langsam durch die Gänge des Ladens schlich.

    Es gab nicht viele Leute, die in Fell Village arbeiteten. Die meisten lebten entweder auf einer Farm oder arbeiteten in einer der größeren Städte. Morgens fuhr eine Autokolonne aus der Stadt, entweder in das nahegelegene New York City oder in eine der anderen Städte in der Umgebung von Fell Village. Die Kinder fuhren mit dem Bus zur großen Schule in der nächsten Stadt und die übrigen Einwohner richteten sich auf einen Tag voll Trash-TV ein oder spionierten ihre Nachbarn durch ihre Spitzenvorhänge hindurch aus. Alles in allem bemerkenswert normal, vor allem für eine Stadt, in der fast ausschließlich Werwölfe lebten.

    „Home Sweet Home", dachte Ben, als er zwei Frauen mit Buggys hinterher sah, die am Laden vorbeigingen und sich aufgeregt unterhielten. Der Laden war vor etwa zehn Jahren zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Die Leute zeigten, glotzten und tratschten, wenn sie vorbeigingen. Ben hatte sich längst damit abgefunden, dass Ereignisse in Fell Village nicht so einfach vergessen wurden. Und er war Teil des größten Ereignisses gewesen, das Fell in rund 50 Jahren erlebt hatte. Trotzdem war es schwer, es einfach abzuschütteln. Die Leute tendierten dazu ... gemein zu sein, auch zehn Jahre später noch.

    Jedenfalls hatte es seine Vorteile, der einzige Laden in der Stadt zu sein. Der Laden war eine Mischung aus Supermarkt und Gemischtwarenladen. Es gab einfach alles: von Handyladegeräten bis hin zu Kuchenmischungen. Ben arbeitete dort bereits seit Jahren, seit er in der High School war. Dann kam es zu diesem „Vorfall", wie sein Vater es nannte. Er war der Erste, der zugab, dass es ein großer Fehler gewesen war.

    Auch wenn das Getratsche über Ben und seine Familie praktisch die Lieblingsbeschäftigung der Stadtbewohner war, konnten sie ihm auch nicht wirklich aus dem Weg gehen. Durch die Arbeit im Laden war besonders abends und am Wochenende viel zu tun. Die meisten Leute, die nach einem langen Arbeitstag aus der Großstadt zurückkamen, waren allerdings nicht gerade die Krönung der Unterhaltungskultur. Ein typisches Beispiel war die alte Frau, die gerade durch den Laden wanderte und neugierig alles aus etwa zwei Zentimeter Abstand begutachtete. Glücklicherweise war der Laden leer, sodass sie die Gänge für sich allein hatte.

    Ben lehnte sich über die Theke. Bisher hatte sie bereits nach braunem Zucker, Gewürzen und Alu-Assietten gefragt, die er jeweils für sie suchen und in ihren Korb legen musste. Und es sah so aus, als würde sie sich gerade an etwas anderes auf ihrer Einkaufsliste erinnern. Er hatte recht.

    „Haben Sie Vollkornmehl?", krächzte die alte Frau.

    Ben sah von dem erhöhten Tritt hinter der Theke auf sie herab. Der Laden war ruhig, selbst für einen Nachmittag unter der Woche. Er seufzte tief und machte sich auf den Weg, um das Mehl aus dem Regal zu holen, das sie so aufmerksam betrachtete. „Sonst noch etwas, Ma’am?"

    „Nein, danke", sagte sie, während sie zur Kasse schlurfte und ihren Einkaufskorb natürlich auf dem Boden hinter sich stehenließ. Ben hob ihn auf, schluckte den Ärger herunter, den er in sich aufsteigen spürte, und ging zur Kasse, um abzurechnen.

    Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie vorsichtig das Geld aus ihrer kleinen Handtasche nahm und es auf den Tresen legte. „Danke, junger Mann, krächzte sie. „Sehr nett von Ihnen. Sie sah ihn durch ein paar Cola-Gläser hindurch an. „Sie kommen mir irgendwie bekannt vor", sagte sie.

    „Ja, antwortete er und hob ihre Taschen vom Tresen auf, um sie aus der Tür zu tragen. „Ich arbeite schon lange hier, Mrs. Beauchamp. Sie sehen mich jede Woche.

    „Oh ja, sagte sie. „Jetzt erinnere ich mich. Wissen Sie, ich kenne die Besitzer, Mr. und Mrs. James. Nette Leute. Hatten sie nicht einen Sohn, der zu diesen schrecklichen Wölfen im anderen Dorf ausgerissen ist?

    „Ja, das haben sie, sagte er. „Das war ich.

    Und da war es. Sie versteifte sich merklich, selbst für ihre bereits altersstarren Verhältnisse. Es war nach wie vor eine Art Legende in Fell Village. Elefanten waren nichts im Vergleich zu Werwölfen, wenn es um ihr Gedächtnis ging. Er ignorierte den verächtlichen Gesichtsausdruck der Frau, hielt ihr die Tür auf und trug die Taschen zu ihrem Auto, das mindestens so alt war wie sie. Sie kletterte so gelassen, wie sie nur konnte, hinein, und versuchte, ihn nicht einmal anzusehen, als er ihr die Taschen auf den Rücksitz stellte. Er grinste nur vor sich hin. Selbst nach zehn Jahren bestanden die alten Leute immer noch darauf, ihn für seinen Fehler büßen zu lassen. Er lächelte sie breit an und freute sich über ihren leicht verwirrten Gesichtsausdruck. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Ma'am", sagte er und versuchte, das Knurren zu unterdrücken, das ihm im Hals steckte.

    Seine Familie bestand darauf, es einfach „den Vorfall" zu nennen. Er war damals achtzehn Jahre alt gewesen. Er hatte einen dummen Fehler gemacht und sofort versucht, ihn wiedergutzumachen, sobald er wusste, wie er das anstellen konnte. Aber die Leute redeten immer noch, mittlerweile hinter vorgehaltener Hand, anstatt mit offener Anfeindung wie zuvor. Der Gedanke daran, dass der Sohn einer der Stützen der Stadt, einer der ältesten Familien, versuchen würde, sich einem rivalisierenden Rudel anzuschließen, war unfassbar. An so einem Ort könnte so etwas nicht passieren, dachten sie, nicht in einer so schönen Stadt wie Fell Village. Niemand verlangte nach irgendetwas, zumindest nicht so sehr, dass er seine Blutlinie verraten würde. Mit diesem Jungen müsse etwas nicht in Ordnung sein, sagten sie.

    Die alte Frau runzelte nur die Stirn und fuhr vom Parkplatz, der vollkommen leer zurückblieb. Zurück zur Normalität. Zurück zur normalen Wochentags-Monotonie. An den schlimmsten Tagen fühlte es sich so an, als würde sein Gehirn langsam unter einer Decke erstickt. In diesen Momenten, wenn er völlig ehrlich zu sich war, konnte er zugeben, dass das Leben für ihn nicht mehr viel zu bieten hatte.

    Das war nichts Neues für ihn. Die Leute hatten nie einen großen Hehl daraus gemacht, ihre Missbilligung darüber zu äußern, was er als Teenager getan hatte. Es hatte allerdings Spuren auf seiner Seele hinterlassen. Zehn Jahre schienen eine Ewigkeit zu sein, wenn man jetzt darauf zurückblickte. Das Dorf war in Aufruhr gewesen. Der neue Alpha des Wolf Mountain Rudels, Rex Blake, hatte die Führung gerade von seinem Vater übernommen und keinen blassen Schimmer davon, was er tat. Alle waren angespannt und wachsam. Diese Situation, zusammen mit den fast täglichen Streitereien mit seinem Vater über ... einfach alles, hatten Ben überwältigt. Er erinnerte sich noch an diesen Tag, als wäre es gestern gewesen. Ivan Volkov, der Alpha des Sanguine-Rudels, hatte sich in den Wäldern zwischen den beiden Dörfern herumgetrieben, die eigentlich neutrales Gebiet waren. Und Ben ließ sich zu einem Fehler überreden. Ein Fehler, der ungefähr drei Monate andauerte, bevor er endlich nach Hause kam.

    Nach seiner Rückkehr musste er neu anfangen und seine Freundschaften mit denjenigen neu aufbauen, die dazu bereit waren, während seine Mutter jedes Mal mit den Tränen kämpfte, wenn sie die hasserfüllten Blicke der Nachbarn sah. Es war immer noch nicht wirklich so, wie es früher gewesen war. Sein Leben wäre ganz anders verlaufen, wenn er in dieser Nacht nicht beschlossen hätte, wegzulaufen.

    Langsam aber sicher kehrte der Anschein von Normalität in sein Leben zurück. Die Jahre vergingen. Mit Leichtigkeit holte Ben die Unterrichtsstunden nach, die er in der Schule verpasst hatte, und machte seinen Abschluss. Aber nach wie vor war er ein Geächteter in der Stadt. In einer Kleinstadt wie dieser vergaßen die Leute so schnell nichts. Sein eigener Vater noch weniger als alle anderen. In der Nacht, als Ben von Sanguine nach Hause zurückgekehrt war, hatte ihn sein Vater nur von oben bis unten angesehen und gesagt: „Diesmal hast du es wirklich vermasselt, oder Junge?" Ben hatte dazu lieber geschwiegen. Ron war ein großer Mann mit schneeweißen Haaren und einem glatten, rötlichen Gesicht, das seinem Sohn von klein auf eingeflößt hatte, nicht zu widersprechen. Es hatte fast drei Monate gedauert, bis Ron Bens Entschuldigungsversuche schließlich akzeptierte, und weitere vier Monate, bis sie wieder täglich miteinander reden konnten. Trotzdem war es nicht mehr dasselbe.

    Aber er wusste, dass das Problem nicht bei seiner Familie lag oder den Nachbarn oder den Leuten, die im Laden über ihn redeten. In den drei Monaten, in denen er weg gewesen war, hatte sich etwas verändert. Er war nicht mehr dieselbe Person, die er vorher war, oder die, die er geworden wäre. Ein Teil von ihm war von Sanguine nicht mehr zurückgekommen, das wusste er jetzt.

    So vergingen zehn Jahre, in denen Ben nur so tat als ob. Zwischen den Schichten im Laden besuchte er ein paar Management-Seminare im College in der anderen Stadt und sammelte genügend Credits für einen Wirtschaftsabschluss. Er arbeitete im Laden und ging nach Hause in seine kleine Wohnung am Dorfrand. Alle paar Tage ging er auf einen Drink aus, suchte sich jemanden von außerhalb Fell Village, der mit ihm die Nacht verbrachte, und wiederholte das gleiche Prozedere am nächsten Tag. Er war ein gutaussehender Mann, an weiblicher Gesellschaft mangelte es ihm nicht. Zumindest half ihm der Sex dabei, zu schlafen. Schließlich konnte er nur so viel Alkohol trinken, dass er keine Alkoholvergiftung bekam. Aber eine neue „Freundin" jeden Abend war ein ziemlich wirksames Schlafmittel. Dieses Leben war in den letzten Jahren zur Routine geworden. Die Übernahme des Ladens war die einzige bedeutende Sache seit seiner Heimkehr.

    Auch fünf Jahre später erinnerte er sich noch glasklar daran. „Ronny kann so nicht weitermachen", sagte seine Mutter eines Nachmittags, kurz nach dem 58. Geburtstag seines Vaters.

    „Ich weiß, gab Ben zu. „Aber ich kann nicht viel dagegen tun. Er spricht ja kaum mit mir.

    Sie waren in der Küche, seine Mutter saß am Tisch und hatte ein Glas Eistee vor sich stehen. Es war Hochsommer. Das Haus war hell und kühl, die Klimaanlage summte leise. Ben stand am Tresen und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Delores James war eine kleine Frau und war das schon immer gewesen, aber die Jahre, der Stress und ihr Mann hatten sie noch kleiner gemacht. Ben konnte nicht sagen, ob es daran lag, dass er sich nur größer an sie erinnerte, oder ob sie tatsächlich kleiner geworden war. Sein Vater war das komplette Gegenteil, mit dem dazu passenden Temperament, und scheute sich nicht davor, es offen und häufig zu zeigen. Ben wusste das besser als jeder andere.

    Ron hatte vor einem Monat einen Herzinfarkt gehabt, aber er bestand darauf, jeden Tag wie üblich zur Arbeit zu gehen. „Ein kleiner Zwischenfall wird mich nicht davon abhalten, mein Geschäft zu führen", sagte er. Da er zu diesem Zeitpunkt noch im Krankenhaus war, hatte Ben seine Zweifel daran.

    „Was denkst du überhaupt, was ich dagegen tun könnte?", fragte er. Sie waren gerade von einem Besuch bei Ron aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Delores sah angespannt aus. Ihre üblichen Ringe unter den Augen waren dunkler als sonst.

    „Ich weiß es nicht, Benny. Gibt es denn keinen Weg, wie du im Laden mehr Verantwortung übernehmen könntest?"

    „Mom, es gibt keine weitere Verantwortung, die ich noch übernehmen könnte. Ich erledige bereits den gesamten Einkauf und die Abrechnung, helfe den Kunden und beim Regaleeinräumen. Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun soll."

    Das stimmte. Ben hatte bereits alle Pflichten im Laden übernommen, die sein Vater ihm gestattete – aber den Laden tatsächlich zu leiten? Das war immer noch Rons Zuständigkeit, und er hatte es nicht eilig damit, es aufzugeben. Ben kannte seinen Vater sehr gut. Er würde keine weitere Hilfe mehr akzeptieren, solange er noch gerade stehen konnte, und selbst wenn nicht, wäre es immer noch ein Problem.

    Es dauerte fast sechs Monate, um Ron zu überzeugen, die Zügel seines geliebten Ladens zu übergeben. Ben würde endlich die Veränderungen vornehmen, denen sich sein Vater so viele Jahre widersetzt hatte. Er stellte einen Geldautomaten auf, erweiterte das Sortiment um Elektronikartikel, die nach dem Jahr 2000 hergestellt wurden, und akzeptierte Kreditkarten als Zahlungsmittel – etwa zwanzig Jahre später, als eigentlich nötig gewesen wäre.

    Es war kein schlechtes Leben, egal wie langweilig es auch war. Es war schön, etwas zu haben, das er sein Eigen nennen konnte. Sobald die Papiere unterschrieben waren, könnte nicht einmal sein Vater ihm das mehr nehmen.

    Trotzdem drehten sich Bens Gedanken in ruhigen Momenten zwangsläufig um das „Was wäre, wenn". Was wäre, wenn er nie gegangen wäre? Was wäre, wenn er nicht zurückgekommen wäre? Was wäre, wenn er in Sanguine geblieben wäre?

    Er ging zurück in den Laden, wischte den nicht vorhandenen Staub von der Theke, rückte Dosen zurecht, die eigentlich bereits gerade standen, und ging dann in den hinteren Teil des Ladens. Im Stil kleiner Stadtläden hatte sein Vater eine Klingel über der Tür angebracht, die signalisierte, wenn Kunden hereinkamen. Vor ein paar Jahren, als er den Laden neugestaltete, hatte Ben die Glocke bereits mit einem elektronischen Gong ersetzt, der auch hörbar war, wenn er nicht die ganze Zeit am Tresen saß.

    Zumindest war er heute nicht allein. Tyler, der picklige Teenager, der im Laden die Regale einräumte und die Einkaufskörbe zusammenschob, wischte hinten im Laden, mit Kopfhörern auf den Ohren, etwas auf. Ben hatte Mitleid mit ihm. 16 war für niemanden ein gutes Alter, aber der arme Tyler hatte die schlimmste Akne und Unbeholfenheit abbekommen.

    Er winkte Tyler zu, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, und zeigte auf das Büro. Tyler nickte und sein Haar fiel ihm ins Gesicht. Ben unterdrückte einen leichten Anflug von Gereiztheit. Der Junge war völlig ahnungslos. Er konnte sich nicht mehr vorstellen, selbst so jung zu sein.

    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schob einige Papiere umher. „Zumindest ist es Sommer", dachte er bei sich. Er könnte bestimmt jemanden in einem kurzen Kleid finden, der ihm heute Abend Gesellschaft leisten könnte. Das wäre etwas, worauf man sich freuen kann.

    Er schaltete seinen Laptop ein und öffnete seine E-Mails. Quittungen, Spam und Nachrichten von Lieferanten. Nichts Aufregendes. Er sortierte die E-Mails in die Ordner, die er dafür erstellt hatte, als er auf eine Nachricht stieß, die er nicht erwartet hatte.

    Die Betreffzeile lautete einfach „Hi". Aber es war der Name daneben, der sein Herz höherschlagen ließ. Allie. Er zögerte, bevor er die Nachricht öffnete. Allie. Es war so lange her, seit sie ihm eine Nachricht geschickt hatte. Ihr Kontakt war in den letzten fünf Jahren bestenfalls sporadisch gewesen – was ihn jedes Mal, wenn er tatsächlich darüber nachdachte, überraschte und zugleich bestürzte. Das letzte Mal, dass sie ihm eine Nachricht geschickt hatte, war fast einen Monat her. Sie hatte ihm einen fröhlichen Text geschrieben und gefragt, wie es ihm gehe und warum er nicht mehr auf ihre Nachrichten antwortete. Eine Frage, die er nicht ehrlich beantworten konnte, nicht wenn er ihre Freundschaft aufrechterhalten wollte.

    Allie war das Beste gewesen, das ihm in den drei Monaten in Sanguine passiert ist. Als Tochter einer der führenden Familien des Werwolf-Rudels war sie eine der Ersten gewesen, die bemerkt hatte, dass er am Dorfrand herumschlich. Sie brachte ihn zu sich nach Hause, gab ihm etwas zu essen und saubere Kleidung, bevor sie ihn zu Ivan brachte. Während der quälenden Zeit, in der er versucht hatte, sich dem psychopathischen Alpha gegenüber zu beweisen, war Allie für ihn ein Lichtstrahl gewesen. Ihr Vater war mit ihm natürlich nicht einverstanden gewesen, also mussten sie weiterhin im Verborgenen bleiben. Aber Allie war schnell zum wichtigsten Teil seines Lebens geworden. Nachdem er sich entschlossen hatte, nach Hause zu gehen, war Allie am Boden zerstört. Sie hatte natürlich verstanden warum, weil sie einfach wunderbar war.

    Sie waren in den letzten zehn Jahren zunächst häufiger in Kontakt gewesen, aber dann war ihnen ihr Leben dazwischengekommen. Jetzt tauschten sie kaum zwei Nachrichten pro Woche aus. Ben öffnete die E-Mail. „Hey Benny, schrieb sie. „Es ist so lange her. Ich habe dir neulich eine Nachricht geschickt, aber du hast nicht geantwortet. Also dachte ich, ich schreib dir eine E-Mail. Ich wollte nur sagen, hey. Ich vermisse dich.

    Er lächelte vor sich hin. Allie war immer eine positive Person gewesen. Selbst wenn er nicht auf ihre Nachrichten antwortete, schickte sie ständig weitere und versuchte, ihn mit kleinen Wortspielen und Witzen aus der Reserve zu locken. Seit zehn Jahren schickten sie sich Texte und E-Mails, dann Tweets, Snapchats und was sonst noch. Die Technologie machte es den Menschen immer leichter, in Kontakt zu bleiben. Aber es machte es auch schwer, zu vergessen. Nicht, dass er das wollte, wenn er ehrlich zu sich war. Aber wenn sich Nachrichten und E-Mails von zehn Jahren stapelten, half das nicht dabei, über sie hinwegzukommen.

    Die Nacht, in der er Sanguine verlassen hatte, um nach Fell Village zurückzugehen, war eine dieser Erinnerungen, die er für den Rest seines Lebens nicht vergessen würde. Es war wie ein Traum, in dem er sich wie in hellen Blitzen an einzelne Szenen erinnerte, anstatt an alles zusammen. Ivans Rudel war durch die Nachricht völlig in Aufruhr geraten, dass Ivan bei einem Showdown mit Rex getötet worden war. Ben wusste, dass er nicht länger bleiben konnte. Selbst in guten Zeiten war es als Außenseiter nicht einfach, in einem Wolfsrudel aufgenommen zu werden, aber die Tatsache, dass die Leute wussten, dass Ben von Rex Rudel stammte, machte es noch gefährlicher.

    In dem Moment, als er die Nachricht über Ivan hörte, wusste er, dass er gehen musste, bevor sie sich gegen ihn richten würden. Allies Vater, ein gefühlskalter Mann namens Andrei Galkin, war der Chef des Anti-Ben-James-Komitees, und das Leben würde nun noch gefährlicher werden.

    Die Dorfältesten befanden sich mitten in einer Krisensitzung, darunter auch Andrei. Ben nutzte die Gelegenheit und sandte Allie eine Nachricht, ihn im Wald zwischen Fell Village und Sanguine zu treffen. Ihr Vater hätte sie niemals gehen lassen, wenn er davon gewusst hätte. Und wenn er, Gotte bewahre, die Handynachricht gesehen hätte, wäre Allies Leben zur Hölle auf Erden geworden.

    Sie trafen sich an einem Baum am Rand des Dorfes, um sich zu verabschieden. In dem Moment, in dem sie ihn sah, brach sie in Tränen aus und er lief zu ihr, um sie zu trösten. Sie umarmten sich lange. Wenn er jetzt zurückblickte, konnte er sehen, wie jung sie waren, wie völlig verloren, hilflos und verliebt. Aber in diesem Moment gab es nur sie beide, nicht ihren Vater oder die beiden Rudel. Er hielt sie einfach fest und strich über ihren Rücken und ihre Haare und versuchte, sich jedes Detail einzuprägen.

    „Bitte vergiss mich nicht, wenn du nach Hause gehst", schluchzte sie. Ihm fiel in diesem Moment keine Erwiderung ein, also säuselte er ihr nur leise zu und streichelte sie, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Alles danach war größtenteils verschwommen. Er erinnerte sich an das Gefühl ihres Vintage-T-Shirts auf seinem Arm, während er sie festhielt,

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