Spiel um Dominanz
Von Francesca Baez
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Über dieses E-Book
Es sollte nur ein Spiel sein ...
Ari Sandoval wusste, dass sie sich vor den Krinar hüten sollte. Obwohl die Menschen und die Krinar schon seit Jahren friedlich miteinander auf der Erde lebten, wusste sie genau, wozu sie fähig waren. Als Ari jedoch eines Tages auf Verit traf, einen Krinar mit einer unverkennbar rauen und zugleich honigseidenen Stimme, war das Einzige, was sie fühlte, Nervenkitzel. Nachdem ein One-Night-Stand zu einer bösen Angewohnheit wurde, Ari jedoch fest entschlossen war, nicht zu einer unterwürfigen Statistin seines Lebens zu werden, stellte sie Spielregeln auf: In einer Nacht hatte er das Sagen, und in der nächsten Nacht war sie an der Reihe, bis nicht nur das Spiel sie völlig vereinnahmte, sondern auch ihr Spielgefährte. Konnte überhaupt jemand gewinnen?
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Buchvorschau
Spiel um Dominanz - Francesca Baez
Kapitel 1
Diese verdammte Kälte.
Obwohl ich schon so lange in Manhattan lebte, ging mir diese raue Kälte immer noch total an die Nieren. Sie war quasi das i-Tüpfelchen eines langen und anstrengenden Arbeitstages.
Ich will sterben, schrieb ich meiner besten Freundin Noelle, während ich einer Eisschicht auf dem Gehweg auswich. Wann ist endlich Sommer?
Lass uns morgen krank machen und nach Miami fahren, antwortete Noelle direkt, zusammen mit einem Sonnenbrillen-Emoji.
Grinsend drückte ich mit meiner Schulter die Tür des Getränkeladens auf, woraufhin das Klingeln des Durchgangsmelders meine Ankunft ankündigte.
»Hi Ari, alles klar?«, begrüßte mich der Kassierer von hinter der Theke mit einem freundlichen Nicken.
»Hey Dante«, lächelte ich zurück. An jedem anderen Tag wäre ich für einen kurzen Plausch stehen geblieben, aber heute brauchte ich einen Drink, und zwar dringend.
Ich steuerte direkt auf das Weinregal zu und öffnete dabei die Knöpfe meines Mantels. Die Regale waren immer noch mit Lametta und verblassten Werbeplakaten der Rabattaktion zu Weihnachten geschmückt. Dante sollte hier wirklich einmal sauber machen. Als ich den Rotwein gefunden hatte, fiel mir der Mann am anderen Ende des Gangs auf. Er war groß, hatte dunkle Haare und markante Gesichtszüge. Es war die Art, wie er sich zu mir umdrehte, die ich als überirdisch empfand. Eine animalische Bewegung, wie von einem Raubtier, einfach zu geschmeidig, um menschlich zu sein. War er ein Krinar? Schon seit ich ein Teenager war, lebten sie unter uns Menschen. Die ältere Generation war durch ihre Anwesenheit immer noch ziemlich verängstigt, ich ließ mich von ihnen jedoch nicht mehr einschüchtern. Trotzdem fand ich es ungewöhnlich, so nah bei einem Krinar zu stehen, vor allem in diesem typisch menschlichen Umfeld. Eine leichte Gänsehaut überzog meinen Körper, entweder aus Angst oder vor Begeisterung, ich konnte es selbst nicht sicher sagen. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick, als seine strahlend weißen Augen die meinen für einen Moment zu lange gefesselt hielten. Erst als die Blondine, mit der er hier war, etwas sagte, wandte er sich wieder von mir ab.
Nachdem das überwältigende Gefühl seines Blickes auf mir wieder verflogen war, beschloss ich, dass ich heute Nacht etwas Stärkeres wollte als nur einen Wein, und ging weiter zum Whiskyregal. Einige Minuten später kam der Mann wieder um die Ecke und blieb beim Bourbon, nur ein paar Meter von mir entfernt, stehen. Er schaute mich nicht an, aber ich spürte, wie sich der Raum zwischen uns mit Spannung füllte, und ich fragte mich, ob er es auch spüren konnte. Abgelenkt griff ich nach einer Flasche Jack Daniels, die mir jedoch prompt aus meiner nervösen Hand glitt. Noch bevor ich die unglückliche Flugkurve der Flasche überhaupt registrieren konnte, hatte der Mann den Abstand zwischen uns geschlossen und die Flasche Whisky gerade noch rechtzeitig gefangen. Halb hockend, war er für einen kurzen Moment wie eingefroren neben mir – ich schaute zu ihm herunter, er schaute zu mir hoch. Aus dieser Nähe konnte ich sehen, dass seine Augen die Farbe eines leuchtenden Bernsteins angenommen hatten, fast schon gelb. Kein Zweifel, dieser Mann war ein Krinar. Als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, jagte ein mächtiger Adrenalinschauer durch meinen Körper. Ich war nicht von der kleinen Sorte Frau, aber er überragte mich noch einmal um mindestens einen Kopf.
»Ich glaube, das ist deine«, sagte er und reichte mir die Jack-Daniels-Flasche. Seine tiefe und raue Stimme vibrierte durch mich hindurch, während ich die Flasche entgegennahm.
»Danke«, sagte ich fast schon nuschelnd. Unsere Finger berührten sich bei der Übergabe der Flasche nicht, und erst, als sich seine Hände wieder anmutig zu den Seiten seines Körpers bewegten, merkte ich, dass ich es mir gewünscht hätte. »Du bist mein Lebensretter.«
»Ich habe nur deinen Whisky gerettet«, sagte er mit einem schiefen Lächeln, das hoffentlich als Flirt gemeint war, und neigte seinen Kopf zur Seite.
»Schnaps ist mein Leben«, entgegnete ich und umarmte die Flasche nervös. Um sicherzugehen, dass er den Scherz verstand und mich nicht für eine Alkoholikerin hielt, fing ich an zu lachen. Er schien den Witz verstanden zu haben und lachte auch. Meine Güte, ich spürte sein Lachen in meinem ganzen Körper, tief und melodisch und gewaltig. Mir war klar, dass ich eigentlich Angst haben sollte. Jeder vernünftige Mensch in meiner Situation hätte Angst gehabt, aber alles, was ich spürte, war ein Nervenkitzel, der durch mich schwirrte bis zu meinem tiefsten Inneren.
»Verit?« Die Blondine erschien mit einer Flasche Cabernet am Ende des Ganges.
Der Krinar, Verit, nickte mir ein letztes Mal zu, bevor er sich von mir wegdrehte, um zu ihr zurückzugehen. Ich beobachtete noch, wie die beiden das Geschäft verließen und er in der gleichen makellosen Art trank, wie er sich auch bewegte. Als sie weg waren, bezahlte ich meinen Whisky und ging nach Hause, überzeugt, dass ich meinen Krinar nie wiedersehen würde.
Kapitel 2
»H eilige Scheiße, Noelle, du errätst nie, was mir gerade passiert ist.«
Sofort als ich daheim angekommen war, rief ich Noelle an. Mit der einen Hand zog ich meinen Schal aus, und in der anderen Hand hielt ich mein Handy mit ihrem Gesicht auf dem Bildschirm. Sie aß gerade Sushi in ihrem Bett, ihre allabendliche Gewohnheit. Trotz ihres Jobs als Gastronomiekritikerin, bei dem sie das Essen von einigen der berüchtigtsten Restaurants der Stadt bewerten musste, bestand sie darauf, dass die Pilzrollen der Bodega in ihrem Viertel die besten der ganzen Stadt waren.
»Hat dich der Perversling aus dem Deli wieder angebaggert?«, fragte Noelle, den Mund vollgestopft mit Reis und Pilzen. »Das hat mich nämlich schon vor drei Wochen nicht mehr schockiert.« Sie wedelte mit ihren Essstäbchen in der Luft, um die Wirkung zu unterstreichen.
Ich stellte mein Handy so auf der Theke ab, dass wir uns noch sehen konnten, öffnete dann die Flasche Whisky und schenkte mir großzügig ein.
»Hat er, aber das meinte ich nicht«, sagte ich, trank einen Schluck und ging ins Wohnzimmer, wo ich mich auf nicht sehr elegante Weise auf das Sofa fallen ließ. »Rat weiter.«
»Das werde ich bestimmt nicht tun«, entgegnete Noelle. Wir sind schon so lange befreundet, dass es ihr egal war, ob ich merkte, wenn sie genervt war. »Du weißt, dass ich diesen Scheiß hasse. Erzähl’s mir einfach.«
»Okay, okay«, sagte ich, meine Niederlage akzeptierend. »Ich habe gerade einen Krinar im Getränkeladen gesehen.«
Noelle zuckte unvermittelt zusammen und verschluckte sich beinahe an ihrer Sushirolle, während ich mich tiefer in das Sofa sinken ließ.
»Im Dante’s?«, fragte sie, die Essstäbchen starr neben ihrem Gesicht.
»Ja«, sagte ich. »Er wollte einfach nur Wein kaufen, mit irgendeinem Mädchen. Das war schräg.«
»Das ist so … gewöhnlich«, sagte Noelle, stellte ihr Abendessen auf den Nachttisch und ließ sich rückwärts auf ihr Bett fallen.
»Und am schrägsten war«, ich unterbrach meinen Satz, um einen weiteren Schluck von meinem Whisky zu nehmen und zu genießen, wie sehr Noelle es hasste, wenn ich so eine Show abzog, »es gab da einen Moment zwischen uns.«
»Einen Moment? Was meinst du damit?«, fragte Noelle.
Ich machte wieder eine Pause, diesmal aber unbeabsichtigt. Ich wusste nicht, wie ich beschreiben sollte, dass die Zeit wie eingefroren schien, als er mich anschaute, wie meine Haut in seiner Gegenwart brannte und wie sich in mir alles drehte als er lachte.
»Na ja«, sagte ich nach einer kurzen Pause, »Einen Moment halt.«
»Aha«, sagte sie wenig überzeugt und widmete sich wieder ihrem Sushi. »Also stehst du jetzt ganz offiziell auf die Krinar? Wie eine Xeno?«
Letztes Jahr waren wir zum Geburtstag eines Freundes in einem X-Klub, wo ich mich mit einem Krinar unterhalten habe. Ich war allerdings die Einzige, die anderen wollten nichts mit ihnen zu tun haben. Für mich war das keine große Sache, aber Noelle musste immer wieder darauf herumreiten.
»Nein«, sagte ich knapp. »Nur irgendeine