Wir sehen uns im Videochat. Lizzie Doron sitzt hinter ihrem Schreibtisch in Tel Aviv. Sie ist temperamentvoll und reagiert auch auf schwierige Fragen mit schlagfertigem Humor.
Guten Morgen Lizzie. Wie geht es Ihnen?
(Sie springt auf, deutet auf die roten Lettern auf ihrem weißen T-Shirt und ruft): Vive la Résistance!
Hunderttausende protestieren seit Wochen gegen die von der Knesset verabschiedete Justizreform, mit der die Regierung Netanjahus den Obersten Gerichtshof Israels weitgehend entmachtet.
Ich stehe jeden Tag auf Abruf. Wir liberalen Juden leisten Widerstand, gehen von morgens bis abends auf die Straße und tragen Hemden mit Slogans gegen die Diktatur. Wir kämpfen für Freiheit und Gleichheit. Es gibt zweihundert WhatsApp-Gruppen; jede konzentriert sich auf ein bestimmtes Thema. Mein Thema ist die Gleichberechtigung der Frauen. Seite an Seite mit meiner Generation, mit Soldatinnen, die wie ich im Jom-Kippur-Krieg gekämpft haben. Wir wollen Israel, das demokratische Israel, schützen.
Die Lage ist finster. Einen Tag nach der Verabschiedung der „Justizreform“ war in allen drei großen israelischen Tageszeitungen die erste Seite schwarz. Nur ganz unten stand in kleinen, weißen Buchstaben: „Ein schwarzer Tag für Israels Demokratie.“
Die Demokratie liegt im Sterben. Wir