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Julia Ärzte zum Verlieben Band 114
Julia Ärzte zum Verlieben Band 114
Julia Ärzte zum Verlieben Band 114
eBook540 Seiten7 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 114

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Über dieses E-Book

IN DEN STARKEN ARMEN DES PLAYBOY-DOCS von BECKETT, TINA
Frauen sind nur Ablenkung! Für Romantik hat Dr. Rafael Valentino keinen Platz in seinem Leben - auch die süße Cassie ist nur ein One-Night-Stand. Dass er bald mit ihr zusammenarbeiten muss, ahnt er nicht. Und auch nicht, dass er ihre heißen Blicke nicht vergessen kann …

ARZT GESUCHT - LIEBE GEFUNDEN von CLAYDON, ANNIE
Wie ein junger Gott steht Dr. Matteo Di Salvo vor ihr und bringt Roses Herz aus dem Takt. Der feurige Arzt ist ihr Traummann - aber kein Daddy für ihren Sohn. Sie kann mit Matteo nur kurz glücklich sein, dann muss Rose zurück in ihr altes Leben …

DEIN KUSS HEILT MEINEN SCHMERZ von DRAKE, DIANNE
Sie darf Daniel nicht lieben - schließlich war sie die Krankenschwester seiner verstorbenen Frau! Was sollen die Leute denken? Zoey kämpft gegen ihre Gefühle für den Witwer und seine kleine Tochter. Werden Daniels Küsse sie alle Regeln vergessen und an die Liebe glauben lassen?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum29. Juni 2018
ISBN9783733711467
Julia Ärzte zum Verlieben Band 114
Autor

Dianne Drake

Diane, eine relative neue Erscheinung im Liebesromanbetrieb, ist am meisten für ihre Sachliteratur unter dem Namen JJ Despain bekannt. Sie hat mehr als sieben Sachbücher geschrieben, und ihre Magazin Artikel erschienen in zahlreichen Zeitschriften. Zusätzlich zu ihrer Schreibtätigkeit, unterrichtet Dianne jedes Jahr in dutzenden von Schreibkursen. Dianne`s offizieller Bildungshintergrund besteht aus klassischer Musik und Krankenpflege. Beides mit einem Collegeabschluss. Ihre erste Karrierestation war Bassistin in einem Symphonieorchester. Ihre zweite Station war Krankenpflegerin und Anästhesistin. Eine Verletzung machte sie leider dauerhaft Arbeitsunfähig auf diesem Gebiet. Ihr Hobby und ihre Leidenschaft sind Antiquitäten. Sie sammelt antike europäische Öllampen, altmodische amerikanische Küchenutensilien und Broschen aus aller Welt aus dem Zeitraum 1600 - 1900. Neben ihrer Leidenschaft für Antquitäten hat Dianne ein großes Herz für Tiere. All ihre sechs Tiere hat sie aus einem Tierheim zu sich nach Hause geholt. Dianne ist mit Joel verheiratet, und ihre Tochter Jennifer ist College Studentin. Im Jahr 2000 war Dianne die Empfängerin des Daphne du Maurier Award für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet Mystery & Spannung.

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    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 114 - Dianne Drake

    Tina Beckett, Annie Claydon, Dianne Drake

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 114

    IMPRESSUM

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN

    Band 114 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © 2017 by Tina Beckett

    Originaltitel: „Rafael’s One Night Bombshell"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Claudia Weinmann

    © 2017 by Annie Claydon

    Originaltitel: „English Rose for the Sicilian Doc"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    © 2017 by Dianne Despain

    Originaltitel: „The Nurse and the Single Dad"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Anja Neudert

    Abbildungen: EXTREME-PHOTOGRAPHER / iStock, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 06/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733711467

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    TINA BECKETT

    In den starken Armen des Playboy-Docs

    Ihr Kollege Dr. Rafael Valentino könnte der Retter in der Not sein: Mit ihm kann Cassie vielleicht die schreckliche Seuche eindämmen! Nichts darf sie von dieser Mission ablenken – auch nicht die Tatsache, dass Rafael der Mann ist, mit dem sie vor vier Wochen eine Nacht atemloser Leidenschaft verbracht hat. Eine Nacht, die nicht ohne Folgen blieb …

    ANNIE CLAYDON

    Arzt gesucht – Liebe gefunden

    Ein Teint wie aus Porzellan, die blauen Augen strahlend und voller Verheißung: Als der sizilianische Arzt Matteo Di Salvo die Mutter seines kleinen Patienten kennenlernt, ist es um ihn geschehen. Doch die Vergangenheit hat ihn gelehrt, dass er glücklicher ohne die Liebe ist. Er will Rose nicht verfallen – so sehr er sich auch nach ihrer Umarmung sehnt …

    DIANNE DRAKE

    Dein Kuss heilt meinen Schmerz

    Sein Herz ist nicht frei – das muss Zoey verstehen. Schließlich war sie die Krankenschwester, die seine Frau auf ihrem letzten Weg begleitet hat. Jetzt muss Daniel Caldwell alleine für seine kleine Tochter sorgen. Und auch, wenn ihm Zoeys Verständnis und Zärtlichkeit helfen könnten – es wäre nicht fair, ihre Gefühle ohne Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft auszunutzen …

    In den starken Armen des Playboy-Docs

    PROLOG

    Der Fremde an der Bar war mindestens genauso deprimiert wie sie selbst. Zumindest drängte sich Cassie dieser Eindruck auf, denn vor ihm standen drei leere Gläser. Ein viertes hielt er in der Hand und starrte gedankenverloren in die goldbraune Flüssigkeit, ganz so, als suchte er nach etwas, das er schon vor sehr langer Zeit verloren hatte.

    Genauso fühlte sie sich auch. Allerdings hatte sie nicht direkt etwas verloren, sondern es vielmehr energisch aus ihrem Leben entfernt.

    Traurige Erinnerungen aus ihrer Kindheit überkamen sie.

    Du schaffst das schon!

    Nachdem sie tief Luft geholt hatte, nahm Cassandra Larrobee den viel zu großen Diamantring vom Finger und steckte ihn in ihre Geldbörse. Um ihn draußen in den nächsten Mülleimer zu werfen, war er doch etwas zu wertvoll – auch wenn sich diese theatralische Geste sicher großartig angefühlt hätte.

    Wieso war ihr nicht schon vor langer Zeit klar geworden, dass das Schicksal für sie nun einmal keine dauerhaften Beziehungen vorgesehen hatte?

    Sie betrachtete ihren nun nackten Ringfinger, zögerte kurz und ging dann zielstrebig durch die Gaststube des Mad Ron’s in Richtung Theke. Der einzige freie Barhocker war der neben dem durstigen Fremden.

    Die kleine Strandbar in Little Heliconia, benannt nach ihrem exzentrischen Besitzer Ron, war eins der absoluten Szenelokale in Miami. Und zufällig war es auch die erste Kneipe, an der Cassie vorbeigekommen war, nachdem sie den Tatort verlassen hatte.

    Gut, Tatort war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber immerhin war es der Ort, an dem ihr Verlobter alles zerstört hatte.

    Unwiderstehlich war sie von dem lärmenden Gelächter und dem Geräusch klirrender Gläser angezogen worden. Menschen, die entspannt bei einem Glas Wein oder Bier den Tag ausklingen ließen. Normalität. Und Ablenkung. Genau das brauchte sie jetzt.

    Natürlich war ihr klar, dass sie vor ihren Problemen nur davonlief, doch das war ihr egal. Es ging um den Augenblick; langfristige Pläne funktionierten bei ihr sowieso nie. An diesem Abend wollte sie die Erinnerungen an das, was sie gesehen hatte, aus ihrem Kopf verbannen. Sonst nichts.

    Danach würde sie sich um eine neue Bleibe kümmern.

    Entschlossen ließ sie sich auf dem Barhocker neben dem Fremden nieder.

    Ron höchstpersönlich, wie immer in einem lächerlich bunten Hawaiihemd, wandte sich ihr zu.

    „Ich nehme das Gleiche wie er dort", erklärte Cassie, noch bevor er fragen konnte.

    Wieso hatte sie das gesagt?

    „Aber gern doch, Chica." Während Ron mit der Flasche hantierte, drehte der Fremde sich ihr zu, das Glas mit dem letzten Drink noch immer in seiner Hand.

    Als Cassie ihm in die bernsteinbraunen, unergründlichen Augen sah, stockte ihr der Atem, und sie brachte keine der schlagfertigen und geistreichen Bemerkungen mehr heraus, die sie sich überlegt hatte.

    Obwohl – schlagfertig und geistreich? Nein, das waren im Grunde keine Worte, mit denen Cassie sich beschreiben würde.

    Eher kompetent. Oder doch lieber vorsichtig? Abwartend? Zurückhaltend?

    Im Augenblick war sie allerdings nichts von alledem.

    „Wissen Sie denn überhaupt, was ich hier trinke?" Er hielt sein Glas hoch, damit sie die Flüssigkeit genauer ansehen konnte. Sie war dunkel. Dunkel und gefährlich. Genau wie der Mann.

    „Ich bin mir sicher, dass ich es schon vertragen werde", erklärte sie.

    Der Barkeeper stellte ein Glas vor ihr auf den Tresen, und plötzlich war Cassie sich nicht mehr sicher, ob ihre Bestellung eine so gute Idee gewesen war.

    Aber wenn sie kein Feigling sein wollte, gab es nun kein Zurück mehr. Und so hob sie tapfer ihr Glas, prostete dem Fremden zu und leerte es in einem Zug.

    Na also. Es war gar nicht so schli…

    Eine Sekunde später brannte ihre Kehle wie Feuer, und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie zwang sich, dem Fremden weiter in die Augen zu sehen, während auch er seinen Drink hinunterstürzte, und schaffte es irgendwie, den unwiderstehlichen Hustenreiz zu unterdrücken.

    Betont lässig stellte sie ihr Glas vor sich ab. Genau wie im Film.

    „Noch einen?", erkundigte sich Ron.

    Der Mund des Fremden verzog sich zu einem leichten Grinsen, während er amüsiert beobachtete, wie das scharfe Gebräu Cassie Tränen in die Augen trieb.

    Verdammt! Er hatte es also gemerkt. Hatte sofort erkannt, dass sie keinen Alkohol vertrug; erst recht nichts so Hochprozentiges. Beim nächsten Glas würde sie unweigerlich vom Stuhl kippen, und das wusste dieser Mistkerl genau.

    „Diesmal nehme ich lieber eine Margarita", erklärte sie deshalb hoheitsvoll.

    Mad Ron war dafür bekannt, die besten Margaritas der Stadt zu mixen. Und ein Cocktail hatte den Vorteil, dass sie langsam an ihm nippen konnte.

    „Was ist mit dir, Rafe? Möchtest du noch etwas?"

    „Kaffee. Schwarz."

    Wie bitte?

    „Kommt sofort."

    Das durfte doch nicht wahr sein! Sie schaffte es also nicht einmal, einen Fremden dazu zu bringen, etwas mit ihr zu trinken. Aber immerhin kannte sie nun den Namen des Fremden.

    Nicht dass es wichtig gewesen wäre.

    Provozierend sah sie ihn an. „Sie vertragen wohl nicht so viel?"

    „Das beantworte ich Ihnen später."

    Sie schnappte nach Luft.

    Sprach er über die Drinks? Ihr wurde ein bisschen schwindelig, und sie war sich ziemlich sicher, dass das nichts mit ihren Getränken, dafür aber umso mehr mit dem Mann neben ihr zu tun hatte.

    Aber he, warum nicht? Ihr Verlobter hatte sie betrogen. Wieso sollte sie nicht das Gleiche tun?

    Konnte man überhaupt noch von Betrügen sprechen, wenn die Verlobung aufgelöst war?

    Sie war niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Vielleicht wäre das ein würdiger Abschluss ihrer misslungenen Verlobung.

    Ron schob ihr ein Glas herüber, an dessen Salzrand dekorativ eine Limonenscheibe klemmte.

    Oje, sie hatte ganz vergessen, wie groß die Cocktails hier immer waren.

    Ron hatte offenbar ihre Unentschlossenheit bemerkt. „Ist alles okay?"

    „Ich glaube, ich habe meine Meinung geändert. Könnte ich auch einen Kaffee haben?"

    „Aber sicher, Chica. Ron blinzelte ihr zu, nahm den Cocktail und rief laut: „Möchte jemand eine Margarita? Geht aufs Haus!

    Sekunden später hatte der Drink einen neuen Abnehmer gefunden, und ein großer Café con Leche stand vor Cassie.

    „Danke."

    Vielleicht half die Milch ja, den noch immer brennenden Whiskeygeschmack zu übertünchen. Oder hatte es etwa einen anderen Grund, dass ihr plötzlich so heiß war?

    „So, nahm der Fremde das Gespräch wieder auf. „Ron hat Ihnen meinen Namen verraten, aber ich kenne Ihren leider noch nicht.

    Und das sollte nach Möglichkeit auch so bleiben! Die Gedanken überschlugen sich in Cassies Kopf. Vermutlich würde sie diesen Mann nie wiedersehen; es war also völlig egal, welchen Namen sie ihm nannte.

    „Bonnie." Verstohlen kreuzte sie unter der Theke ihre Finger und hoffte, dass ihre beste Freundin niemals von diesem Missbrauch ihres Namens erfahren würde.

    Rafe trank einen Schluck Kaffee und sah sie dann mit seinen verstörend braunen Augen an. „Sie sehen nicht aus wie eine Bonnie."

    „Ach nein? Sie schluckte. „Wie sehe ich denn aus?

    „Wie eine Frau, die gerade eine sehr schmerzhafte Trennung erlebt hat."

    Entsetzt sah sie ihn an. „Wie bitte?"

    Woher wusste er das? Oder war das nur seine Masche, um Frauen anzumachen?

    Er griff nach ihrer linken Hand und fuhr mit seinem Zeigefinger über die Stelle, an der noch vor wenigen Minuten ihr Ring gesteckt hatte. „Sie haben den Ring gerade erst abgenommen. Ich habe gesehen, wie sie ihn in ihr Portemonnaie gesteckt haben. Es könnte natürlich auch sein, dass sie nur auf der Suche nach einem Abenteuer sind, aber ehrlich gesagt sehen Sie nicht so aus."

    Diesmal würde sie nicht lügen. „Stimmt. So was mache ich nicht. Aber jetzt sind Sie dran. Weshalb sind Sie hier? Sie wies auf die leeren Gläser. „Oder betrinken Sie sich jeden Abend?

    „Oh. Mit seinem Daumen strich er noch einmal zärtlich über ihren Ringfinger, und Cassie spürte, wie ihr immer heißer wurde. „Ich bin nicht betrunken. Kein bisschen.

    Der Barkeeper hatte seinen Namen gekannt, also musste er ein Stammgast sein. Sie war auch schon ein paarmal mit Freundinnen hier gewesen, doch offenbar noch nicht oft genug, um sich bei Ron einzuprägen. Zum Glück, denn sonst hätte er ihre kleine Namenslüge womöglich entlarvt.

    „Also, ich finde, vier Gläser Whiskey sind eine ganze Menge."

    „Kann schon sein. Aber ich verbringe diesen Abend seit achtzehn Jahren hier bei Ron. Ich denke, ich kenne mein Limit."

    Was sollte sie darauf erwidern? Sein Tonfall verriet ihr, dass diese Tradition keinen erfreulichen Anlass hatte.

    Ob es der Todestag seiner Frau war? Oder eines Kindes? Oder der Jahrestag seiner Scheidung? Nein, er konnte nicht seit achtzehn Jahren geschieden sein; dafür war er zu jung.

    Natürlich konnte sie ihn nicht einfach fragen. Das wäre viel zu indiskret. Also versuchte sie, unauffällig das Thema zu wechseln.

    „Aber Sie fahren nicht mehr selbst nach Hause, oder?"

    „Nein, ich verbringe die Nacht in einem Hotel gleich hier um die Ecke."

    Cassie schluckte. Sein Satz hatte eine unmissverständliche tiefere Bedeutung.

    „Sie gehen nie alleine dort hin."

    „Nein. Nie."

    Nachdenklich sah sie ihn an. Wieso war er von Whiskey auf Kaffee umgestiegen, nachdem sie sich zu ihm gesetzt hatte?

    Hatte das Schicksal sie direkt in diese Bar und zu diesem umwerfend gut aussehenden Mann geführt, damit sie sich an ihrem Ex rächen konnte?

    Möglicherweise. Und warum auch nicht? Darrin würde es niemals erfahren. Nur sie würde Bescheid wissen, wenn sie jetzt die Gelegenheit beim Schopf packte und dem Universum zeigte, dass auch sie kein Kind von Traurigkeit war.

    Trotzig streckte sie ihr Kinn vor. „Dann haben wir etwas gemeinsam. Ich hatte auch nicht vor, heute allein nach Hause zu gehen."

    Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Haben Sie denn schon einen Kandidaten ins Auge gefasst?"

    „Allerdings. Ich unterhalte mich gerade mit ihm."

    Cassie konnte kaum glauben, dass sie das gerade gesagt hatte. Andererseits – nichts sprach dagegen, dass sie sich etwas Spaß gönnte. Nicht nur für ihn hatte dieser Abend in der Bar einen traurigen Anlass.

    Aber was, wenn er ein verrückter Serienkiller oder so was war?

    Vielleicht sollte sie sich irgendwie absichern.

    „Woher kennen Sie Ron?"

    „Er ist seit Jahren ein Freund meiner Familie. Mi hermanos und ich sind oft hier."

    Sein Spanisch hörte sich so natürlich an, dass Cassie von einer zweisprachigen Kindheit ausging.

    Seine Eltern hatte er nicht erwähnt, nur seine Brüder. Trotzdem war es unwahrscheinlich, dass er sich wie Jack the Ripper aufführte, wenn seine Familie mit Ron befreundet war.

    Genau in diesem Augenblick erschien der Barbesitzer wieder vor ihnen. „Alles klar bei euch?"

    „Ich glaube, wir gehen jetzt." Rafe holte seine Brieftasche heraus und legte einige Scheine auf die Theke.

    „Ich kann meine Getränke selbst bezahlen", protestierte Cassie.

    „Du bezahlst das nächste Mal."

    Auch wenn sie beide wussten, dass es kein nächstes Mal geben würde, verzichtete Cassie auf eine Grundsatzdiskussion. Sie wollte die Stimmung nicht gleich am Anfang verderben.

    Diese kleine Unwahrheit konnte sie verkraften. Ganz im Gegensatz zu den Ausflüchten ihres Verlobten, der ihr versichert hatte, dass es nicht das war, wonach es ausgesehen hatte.

    Die allermeisten Dinge waren exakt so, wie sie aussahen.

    Wollte man ein Kind nicht mehr haben, brachte man es einfach ins Kinderheim.

    Hatte man genug von seiner Verlobten, suchte man sich eine neue Frau.

    Und wollte man einen One-Night-Stand, dann ging man in eine Bar und sprach einen attraktiven Fremden an.

    Ja, sie kannte das Spiel ganz genau.

    „Ist gut. Nächstes Mal", murmelte sie.

    Er stand auf und steckte seine Brieftasche ein.

    Eine Sekunde lang glaubte Cassie, er wollte einfach gehen. Allein. Doch dann streckte er ihr seine Hand entgegen.

    Dies war die letzte Chance, einen Rückzieher zu machen. Noch konnte sie einfach so tun, als wüsste sie nicht, was er vorhatte.

    Was ziemlich unglaubwürdig wäre, denn sie hatte ihm mehr oder weniger direkt gesagt, dass sie mit ihm ins Bett gehen wollte.

    Als sie seine Hand nahm, durchlief sie ein Schauer der Erregung. Ihr Magen machte einen Purzelbaum, und sie bemerkte, dass sie leicht zitterte. Wenn Rafe es bemerkte, war er diskret genug, sich nichts anmerken zu lassen.

    Er zog sie mit sich durch die Menschenmenge zum Ausgang. Vor Ron’s Bar standen zwei große Blumenkübel mit Gardenien, deren Duft Cassie schwindelig werden ließ.

    Sie konnte kaum glauben, dass sie wirklich gerade mit einem Fremden die Bar verlassen hatte.

    Wie lange war es her, dass sie etwas so Abenteuerliches … oder sogar Gefährliches getan hatte?

    Es gab keinen Zweifel daran, dass der Mann, der gerade ihre Hand hielt, gefährlich war. Egal, wie gut er Ron kannte. Er war das komplette Gegenteil ihres Verlobten, der in der Welt der Reichen und Schönen lebte und nur damit beschäftigt war, sein Vermögen zu vergrößern. Genau wie seinen Harem.

    Es hatte ihr nichts genützt, beruflich erfolgreich zu sein. Eine Karriere als Ärztin reichte nicht, um eine stabile Beziehung zu haben.

    Andererseits – wer brauchte schon stabile Beziehungen, wenn es Männer wie Rafe gab?

    Sie waren gerade einen Block weit gegangen, als Rafe plötzlich abrupt stehen blieb und ihr Gesicht in seine Hände nahm.

    „Bist du dir sicher, dass du das willst?"

    Natürlich nicht! Aber das würde sie keinesfalls zugeben. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie einen Mann in einer Bar aufgerissen. Nun konnte sie hinter diese Herausforderung endlich einen Haken machen. Nicht dass sie den Punkt jemals auf ihrer Liste gehabt hätte …

    Sie holte tief Luft und nickte. „Ja, ich bin mir sicher. Es sei denn, du hast inzwischen deine Meinung geändert."

    „Meine Meinung darüber, dass du garantiert nicht Bonnie heißt? Oder über das hier?"

    Ohne ihre Antwort abzuwarten, hatte sein Mund ihre Lippen gefunden, und alle Bedenken in Cassies Kopf waren wie weggefegt.

    Kaum hatten sie die Zimmertür hinter sich geschlossen, zog er sie an sich und löste das Zopfgummi, mit dem sie ihr Haar gebändigt hatte.

    Eine Flut widerspenstiger blonder Locken fiel auf ihre Schultern. Noch bevor Cassie darüber nachdenken konnte, wie zerzaust sie vermutlich aussah, flüsterte er ihr mit rauer Stimme ins Ohr: „Hermosa. Me encanta su cabello."

    Während er sprach, vergrub er sein Gesicht in ihren Locken. „Tu novio es un idiota."

    Cassie sprach gut Spanisch, und so konnte sie ihn mühelos verstehen.

    Wow. Der Typ war wirklich heiß.

    Und die Tatsache, dass er ihren Verlobten als Idioten bezeichnet hatte, machte ihn noch heißer.

    Sie schlang die Arme um seinen Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn küssen zu können. „Genug geredet."

    „Einverstanden." Geschickt öffnete er den Reißverschluss ihrer engen Bluse.

    Eine Welle der Erregung durchlief ihren Körper.

    Sofort hielt er inne. „Alles okay?"

    Mehr als das! „Beeil dich!"

    Sein Lächeln war unverschämt sexy.

    Er fuhr mit den Händen über ihren nun nackten Rücken, als würde er etwas suchen.

    „Dios mío!"

    Diesmal lächelte Cassie. Sie war zierlich genug, um nicht immer einen BH tragen zu müssen, und seine Reaktion zeigte ihr, dass es eine gute Idee gewesen war, heute darauf zu verzichten.

    Genau wie es eine gute Idee gewesen war, sich auf das Abenteuer mit Rafe einzulassen. Inzwischen hatte sie keinen Zweifel mehr daran.

    Ihre Bluse flog auf den Boden, und Rafe streichelte sanft ihren Hals, ließ seine Hände jedoch nicht weiter nach unten wandern. Stattdessen stellte er sich hinter sie, umfasste ihr Haar und ließ es über ihre linke Schulter nach vorn fallen. Die Berührung sorgte dafür, dass ihre Brustwarzen sich steil aufrichteten und einen weiteren Schauer der Erregung durch ihren Körper schickten.

    Er küsste ihren Hals und liebkoste ihre zarte Haut.

    „Mach deine Augen auf, Bonnie!"

    Der Name ließ sie zusammenzucken und wirkte wie eine kalte Dusche auf ihre Libido. Doch dann tat sie, was er verlangte. Ihr war gar nicht klar gewesen, dass sie die Augen geschlossen hatte.

    Aber woher wusste er das eigentlich? Er stand doch hinter ihr.

    Ihre Blicke trafen sich.

    Ach so! Über der Kommode vor ihnen hing ein Spiegel. Sie schluckte, als sie sich selbst und Rafe im Spiegel sah. Rafes Kopf war noch immer über ihre Schulter gebeugt, seine Lippen nur Millimeter von ihrem Hals entfernt, den er gerade noch geküsst hatte.

    Jeder Gedanke an die Schwindelei mit ihrem Namen verflog, als er mit seinen Händen langsam erst über ihren Bauch, dann über ihren Brustkorb fuhr und schließlich ihre Brüste umfasste. Ihm dabei zuzusehen, war berauschend. Als er anfing, sanft ihre Brustwarzen zu reiben, schloss sie erneut die Augen und genoss die Welle des Verlangens, die ihren ganzen Körper durchströmte.

    Wenn er noch eine Minute weitermachte, würde sie allein schon dadurch kommen.

    Genau das wollte sie.

    „Augen auf!"

    Sie blinzelte, während ihre Brustwarzen immer härter wurden.

    „Sieh mich an!", befahl er mit rauer Stimme.

    Ihre Augen waren doch bereits offen, also was wollte er …

    Sie spürte, wie etwas sich an ihren Po drückte.

    Himmel! Sie schnappte nach Luft, und ihr wurde heiß und kalt zugleich, während die empfindsame Stelle zwischen ihren Beinen zu pulsieren begann.

    Irgendwie schaffte sie es trotz ihrer High Heels, ihre Füße weiter auseinanderzustellen.

    „Encantadora." Er presste seine Hüften an sie, und Cassie fühlte seine harte Männlichkeit an genau der richtigen Stelle ihres Pos. Mit seinen Händen umfasste er nun ihre schmalen Hüften, um sie festzuhalten und sich wieder und wieder und wieder an sie zu pressen. Dabei sah er ihr im Spiegel die ganze Zeit in die Augen.

    Sie würde explodieren, wenn er nicht sehr, sehr bald …

    Abrupt hörte er auf, und eine Schrecksekunde lang befürchtete Cassie, dass er schon gekommen war und sie nun nicht zum Höhepunkt gelangen würde. Doch er nahm ihre Hände in seine und legte sie auf die Kante der Kommode. „Mantenerlos allí."

    Lass sie genau da.

    Schwer atmend nickte sie und spürte dann, wie ein kühler Hauch aus der Klimaanlage über ihre Waden, ihre Knie und schließlich ihre Oberschenkel strich.

    Da sie nun ihre Hände auf der Kommode hatte, war ihr Oberkörper leicht vorgebeugt, und Rafe hatte ihren langen Rock bis zu ihrem Höschen hochgeschoben.

    Ob sie es ausziehen sollte?

    „Nicht bewegen!"

    Leise keuchend sah sie ihm dabei zu, wie er seine Geldbörse aus der Hosentasche zog und ein Kondom herausholte.

    Hier war er, der Augenblick der Wahrheit. Wenn sie ihn aufhalten wollte, war jetzt die letzte Möglichkeit dazu.

    Sollte das ein Witz sein?

    Mit jeder Faser ihres Körpers wollte sie diesen Mann.

    Er legte das Kondom zwischen ihre Hände auf die Kommode. Was hatte er vor?

    Sie hörte, wie er den Reißverschluss seiner Jeans herunterzog.

    Cassies Atem stockte, als er ihr das Höschen herunterzog und eine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten ließ. Seine kundigen Finger fanden mühelos ihr Ziel.

    „Ahhh." Sie konnte nicht anders, als laut aufzustöhnen.

    Die vernünftige Seite in ihr mahnte, dass es ihr peinlich sein sollte, wie leicht er sie heiß gemacht hatte. Vor allem, weil er es ganz genau wusste. Doch ihrer nicht ganz so vernünftigen Seite war es egal, und sie war sogar ein bisschen stolz darauf, dass sie mit einem so heißen Mann Sex hatte.

    Leider zog er viel zu früh seine Hand wieder fort. Gerade als sie protestieren wollte, legte er einen Finger an seine Lippen. „Pssst. Warte."

    Er nahm die Kondompackung und riss sie auf. Dann ließ er es über ihre Wange und ihre Lippen gleiten. Es war unfassbar sexy. Sie konnte ihn förmlich in ihrem Mund spüren und wünschte sich nichts mehr, als ihn auch zu schmecken.

    „Sag mir, dass du mich willst!"

    „Ja. Sie schloss ihre Augen und öffnete sie dann wieder, um ihn direkt anzusehen. „Ich will dich.

    „Gut."

    Das Kondom verschwand aus ihrem Blickfeld, doch sie hörte, wie er es sich überzog. Wieder liebkoste er ihren Hals. Cassie drehte ihren Kopf, damit sie ihn küssen konnte. Ihre Lippen fanden sich, während Rafe ihre Hüften umfasste und mit sanftem Druck ihren Oberkörper so weit nach vorn schob, dass sie förmlich mit ihren Brüsten auf der Kommode lag.

    „Weiter auseinander!"

    Er meinte offensichtlich nicht ihre Lippen.

    Cassie spreizte die Beine, so weit sie konnte. Mit einem leisen Stöhnen beugte Rafe sich über sie, griff nach ihren Brüsten und drang mit einer einzigen fließenden Bewegung in sie ein. Sekundenlang war nur ihr Keuchen zu hören, bevor er erneut anfing, ihre Brustwarzen zu reiben.

    Cassie glaubte, vor Erregung zu zerfließen. „Rafe … Ich glaube nicht, dass ich noch lange … Bitte!"

    „Sag meinen Namen. Noch einmal."

    „Rafe."

    Er fing an, sich in ihr zu bewegen. Langsam zuerst, doch dann immer heftiger und immer tiefer. Cassie hielt es nicht länger aus. Sie ließ sich von der nächsten Welle mitreißen und immer höher treiben, bis sie kaum noch Luft bekam und Sterne sah.

    Nur undeutlich nahm sie wahr, wie Rafe etwas auf Spanisch rief, während er mit einem letzten, heftigen Stoß in sie eindrang und dann über ihr zusammensackte.

    Danach war es vorbei. Sein Gesicht war in ihrem Haar vergraben, und sie waren beide vollkommen außer Atem.

    Als Cassie in den Spiegel sah und feststellte, dass seine Augen geschlossen waren, musste sie schlucken. Wie würde er reagieren, wenn er sie das nächste Mal anblickte? Was würde dann in seinen tiefgründigen, dunklen Augen zu sehen sein?

    Sie drehte sich ein wenig und wappnete sich innerlich vor dem, was nun kommen würde. Vermutlich würde sie schon in zwei Minuten allein in der dunklen Nacht stehen.

    „Nein, beweg dich nicht." Er sah sie an.

    „Aber …"

    Er glitt aus ihr heraus und drehte sie zu sich um. „Musst du schon gehen?"

    Seine Worte klangen fast bittend, und er schien darüber genauso erstaunt zu sein wie sie.

    Sie sollte gehen. So schnell wie möglich. Ein kurzes Dankeschön und dann nichts wie raus. Aber sie wollte nicht. Jetzt schon zu gehen bedeutete, dass sie sich der grauen Wirklichkeit außerhalb dieses Hotelzimmers stellen musste.

    „Nein, ich muss noch nicht gehen."

    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er zog sie an sich. „Dann sollten wir herausfinden, ob es beim zweiten Mal genauso gut ist. Diesmal in dem bequemen Bett dort drüben."

    Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss. „Es war zwar ziemlich heiß und aufregend, aber es ist mir ein bisschen zu schnell gegangen."

    Er schlug die Bettdecke zurück. „Lass uns herausfinden, ob wir es auch langsamer hinkriegen." Ohne viel Aufhebens hob er sie hoch und legte sie aufs Bett. Dann ging er noch einmal zur Kommode hinüber und holte drei weitere Kondome aus seiner Geldbörse. Mit großen Augen sah sie ihn an und fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen.

    Meinte er das ernst?

    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, grinste er sie an. „Oh ja. Die werden wir alle brauchen."

    Bonnie – falls das wirklich ihr Name war – lag nackt ausgestreckt auf dem Bauch, ihr Gesicht eingerahmt von ihrem wundervollen Haar, das gerade wie ein riesiges Wollknäuel aussah. Ihr Anblick versetzte Rafe einen seltsamen Stich.

    Die ersten Sonnenstrahlen schienen bereits unter den Vorhängen hindurch ins Zimmer.

    Normalerweise wäre er schon längst weg gewesen. Sein jährliches Besäufnis mit anschießendem One-Night-Stand schloss niemals ein gemeinsames Frühstück ein. Er wollte einfach nur eine ganz bestimmte Erinnerung verbannen, das war alles.

    Gegen seinen Willen trat er noch einmal ans Bett. Er sollte sie wecken. Sollte dafür sorgen, dass sie sicher nach Hause kam. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab, sie zu berühren. In einer halben Stunde musste er bei der Arbeit sein, doch das war nicht der Grund.

    Er hatte den gestrigen Abend angefangen wie jeden Abend an diesem Datum, doch in dem Moment, als diese Frau in die Bar gekommen war, hatte sich alles verändert. Sie hatte so verloren und traurig ausgesehen; ihre Hoffnungslosigkeit hatte einen Beschützerinstinkt in ihm geweckt, den er seit Jahren nicht verspürt hatte. Und gegen den er sich jahrelang gewehrt hatte.

    Zuerst hatte Rafe geglaubt, sie wäre vor jemandem davongelaufen. Er hatte sogar durchs Fenster nach draußen gesehen, um sicherzugehen, dass ihr kein gewalttätiger Exfreund auf den Fersen war. Nachdem er beruhigt festgestellt hatte, dass sie allein war, hatte er beschlossen, sie einem andern zu überlassen.

    Doch sie hatte sich einfach neben ihn gesetzt und ihn mit ihren himmelblauen Augen so provozierend angesehen, dass er alle seine guten Vorsätze vergessen hatte. Vielleicht hatte auch der Alkohol seine Sinne ein wenig benebelt. Der Rest war Geschichte.

    Also was sollte er nun tun? Sie war eine erwachsene Frau, die sich einfach ein Taxi rufen und heimfahren konnte.

    Auf dem Nachttisch entdeckte er einen Notizblock. Und ihr Haargummi.

    Als sie es letzte Nacht benutzen wollte, um ihr Haar vor dem Schlafen zusammenzubinden, hatte er es ihr weggenommen, weil er sich in ihre Lockenpracht kuscheln und sich an ihrem Duft berauschen wollte.

    Verflixt! Diese Frau hatte ihm in der letzten Nacht wirklich den Verstand geraubt. Er kniff die Augen zusammen, um die Erinnerungen abzuschütteln.

    Es war höchste Zeit zu gehen. Sofort. Bevor er sie noch versehentlich weckte und dann noch viel später zur Arbeit kommen würde, als er es ohnehin schon tat.

    Abgesehen davon waren Abschiede nicht gerade seine Stärke.

    Er griff nach dem Kugelschreiber auf dem Nachttisch und berührte dabei wie zufällig ihr Haargummi. Ohne nachzudenken, nahm er es und steckte es in seine Tasche. Die Vorstellung, wie sie mit ihrer von der letzten Nacht völlig zerzausten Lockenmähne das Hotel verlassen musste, gefiel ihm.

    Für das, was sie letzte Nacht getan hatten, würde er vermutlich für immer in der Hölle schmoren.

    Nein. Seine Verdammnis hatte schon vor vielen Jahren stattgefunden – als er achtzehnjährig mit zitternden Händen seine Unterschrift unter ein unwiderrufliches Dokument gesetzt hatte.

    Er griff nach dem Block. Diesmal würde er nicht unterschreiben. Sekundenlang überlegte er, bevor er schließlich nur zwei Worte schrieb: Kein Leb wohl! und auch kein Danke für die tolle Nacht. Nein, einfach nur: Fürs Taxi.

    Dann holte er einen nagelneuen 50-Dollar-Schein aus seiner Geldbörse, denn er konnte ja schlecht in ihrem Portemonnaie nachsehen, ob sie genügend Geld dabeihatte.

    Er legte den Schein neben den Zettel und beschwerte ihn mit dem altersschwachen Wecker, der auf dem Nachttisch stand.

    Danach ging er auf Zehenspitzen hinaus. Diese Nacht würde für immer in seinem Gedächtnis bleiben – als die bittere Lektion: Was man niemals mit einer schönen Frau tun sollte.

    Denn jedes süße Stöhnen und jede ihrer Berührungen hatten sich für immer in sein Gedächtnis gebrannt.

    Er hatte seine Lektion gelernt. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als in sein altes Leben zurückzukehren und nie wieder an Bonnie – oder wie auch immer sie heißen mochte – zu denken.

    1. KAPITEL

    Ein Monat später …

    Schon als Cassie das Maßband um den Kopf des Neugeborenen legte, wusste sie es. Renatos Kopfumfang lag nicht im Normbereich.

    Mikrozephalie war ein Symptom, dem sie nicht jeden Tag begegnete. Noch nicht einmal jedes Jahr. Doch dieses Baby war schon das dritte innerhalb von acht Wochen, das an dieser schrecklichen Fehlbildung litt, bei der das Köpfchen zu klein war.

    Cassie lief ein Schauer den Rücken hinunter. Aus Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern waren in den letzten Monaten vermehrt Missbildungen nach Zika-Virusinfektionen gemeldet worden. Ob diese Fälle damit zusammenhingen?

    Zwei Zentimeter weniger als normal. Nicht viel, aber dennoch beunruhigend.

    Fragend sah die diensthabende Krankenschwester sie an. Cassie nickte unmerklich, während ihr Magen sich zusammenzog. Es war nun ihre Aufgabe, der Mutter die schlechten Neuigkeiten zu überbringen.

    Behutsam nahm sie das Baby auf den Arm und wechselte ins Portugiesische. „Você fala inglês?"

    „Ja, ein bisschen. Ich lerne noch." Die junge Mutter hatte nur Augen für das Baby.

    Ihr Kind.

    All ihre Wünsche und Hoffnungen lagen in ihrem Blick.

    Die fehlenden zwei Zentimeter würden diese Träume nicht zerstören. Cassie hatte schon Babys mit schlimmeren Fehlbildungen gesehen, die ein erstaunlich glückliches Leben geführt hatten.

    Als der kleine Renato anfing zu weinen, klang es ein wenig schriller als bei anderen Säuglingen. Ein weiteres Warnsignal.

    „Renato atmet gut und hat eine gesunde Gesichtsfarbe. Wir möchten aber trotzdem noch einige Test machen und …"

    „Mit ihm stimmt etwas nicht." Die Stimme der Mutter war ruhig und gefasst.

    Cassie war fast ein bisschen erleichtert darüber. „Sein Kopf ist etwas kleiner als gewöhnlich. Aber bevor wir Näheres dazu sagen können, müssen wir ihn gründlich untersuchen."

    Die Mutter sank in ihre Kissen zurück. „Es war die Krankheit. Ich bin deshalb fortgegangen. Im Dezember. Ich wollte davor fliehen. Aber sie hat mich verfolgt."

    Cassie erstarrte. „Welche Krankheit? Waren Sie während der Schwangerschaft krank?"

    „Ja. Kurz nachdem ich gemerkt habe, dass ich schwanger war. Ich fürchte, es war Zika."

    Die Berichte über das von Moskitos übertragene Virus waren seit fast einem Jahr ein heißes Thema unter Journalisten und Ärzten. Natürlich war auch Cassie darüber im Bilde. Mit diesem dritten Fall in ihrer Klinik hatte sie nun keine Wahl mehr: Sie musste das CDC, die Seuchenschutzbehörde, informieren. Egal, wie viel die Kollegen dort zu tun hatten, sie mussten etwas unternehmen.

    „Sind Sie sich ganz sicher, dass es Zika war?"

    „Es ging mir sehr schlecht. Und wir hatten eine schlimme Moskito-Plage."

    Eine leichte Übelkeit breitete sich in Cassies Magen aus. „Wir nehmen Renato jetzt mit, um ihn zu untersuchen, aber ich werde gleich wieder bei Ihnen sein. Tröstend legte sie der Mutter eine Hand auf den Arm. „Versprochen.

    Cassie nickte der Krankenschwester zu, damit diese das Baby in den Untersuchungsraum brachte.

    Denn Cassie selbst musste als Erstes mit dem CDC in Washington telefonieren.

    Der Paraglider hob ab und ließ Rafael Valentino himmelwärts steigen. Noch war er durch die Leine mit dem Boot verbunden; die Gischt spritzte ihm ins Gesicht, und der Wind zerrte an seinem Haar. Ein vertrautes Gefühl von Schwerelosigkeit überkam ihn und ließ ihn glauben, dass alle seine Probleme unten am Strand zurückgeblieben waren. Noch ein paar Sekunden, und er würde sich entspannt in sein Gurtzeug sinken lassen können.

    Während des letzten Monats war Rafe öfter geflogen als sonst in einem ganzen Jahr. Nur in den furchtbaren Wochen nach dem Tod seines Vaters war er ähnlich oft in der Luft gewesen, denn nur in diesen Momenten, wenn der Adrenalinspiegel hochschoss, war es ihm gelungen, die Erinnerungen kurzzeitig auszublenden.

    Als der Speedboat-Fahrer ihm das Zeichen gab, hakte er die Leine aus. Nun konnte er so lange über dem Wasser gleiten, wie der Wind ihn trug. Geschickt justierte er seine Position und atmete tief durch. Endlich. Es gab für ihn nichts Schöneres und Berauschenderes, als in der Luft zu sein.

    Abgesehen von den letzten Sekunden in einer anderen Art von Himmel. So wie beispielsweise vor einem Monat.

    Er biss die Zähne zusammen. Erinnerungen wie diese waren der Grund dafür, dass er hier oben war. In wenigen Stunden würde er wieder arbeiten müssen, doch vorher musste er seinen Kopf frei bekommen. Frei von den immer wiederkehrenden Gedanken an Bonnie.

    Sie war anders gewesen als alle anderen Frauen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Er musste aufhören, ständig an sie zu denken.

    Es war ein perfekter Tag zum Fliegen – strahlender Sonnenschein, eine leichte Brise. Außer ihm nutzen noch viele andere Wasser- und Luftsportler das schöne Wetter. Er würde später beim Landen sehr vorsichtig sein müssen.

    Doch jetzt genoss er seinen Flug. Mit den Füßen änderte er leicht die Flugrichtung und konzentrierte sich auf den Wind.

    Ein plötzliches Vibrieren riss ihn aus seinen Gedanken. Verflixt!

    War das sein Telefon? Wieso hatte er es nicht abgeschaltet?

    Er zog es aus der Tasche und versuchte, den Namen oder die Nummer des Anrufers zu entziffern. So ein Mist! Es war sein Chef. Und Rafe kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sein Boss nicht ohne Grund seinen freien Tag stören würde.

    Der Spaß war also vorbei, noch ehe er richtig angefangen hatte. Suchend sah Rafe sich nach einem Strandabschnitt zum Landen um, an dem möglichst wenige Sonnenanbeter lagen. Kurz darauf hatte er wieder festen Boden unter den Füßen.

    Schon eine Stunde später durchquerte Rafe die Eingangshalle des Seaside Hospitals. Seit mehreren Wochen schon eilte er von einer Klinik in die nächste. Überall erwarteten ihn besorgte Ärzte und Patienten. In vielen anderen Städten, vor allem im Süden der USA, herrschte ein ähnliches Szenario. Je wärmer es wurde, desto günstiger waren die Bedingungen für die Verbreitung der Viren. Sein Heimatort, Heliconia, war zur Gefahrenzone erklärt worden, sodass schwangeren Frauen dringend von einem Besuch abgeraten wurde. Gleiche Warnungen galten für Brasilien und viele Teile Mittel- und Südamerikas.

    Das Zika-Virus war seit Jahrzehnten bekannt, doch aus irgendeinem Grund verbreitete es sich in letzter Zeit sprunghaft und richtete über Landesgrenzen hinweg erschütternde Schäden an.

    Man wusste inzwischen, dass das Virus noch Jahre nach der Infektion Folgeschäden verursachen konnte. Zika war die neue Lyme-Borreliose.

    Neuere Forschungsergebnisse bewiesen außerdem, dass es sexuell übertragbar war.

    Es wurde fieberhaft an einem Impfstoff gegen Zika geforscht, doch solange es ihn nicht gab, stand Rafe auf verlorenem Posten.

    Genau wie er vor einem Monat von Anfang an keine Chance gehabt hatte, sich der Faszination dieser Frau zu entziehen.

    Unbewusst griff er in seine Hosentasche und berührte ihr Haargummi, das er seit jener denkwürdigen Nacht immer bei sich trug. Er hatte keine Ahnung, weshalb er es mitgenommen hatte, und wusste noch weniger, warum er sich nicht davon trennen konnte.

    Betrachtete er es als Trophäe?

    Nein, er hatte noch nie Andenken an seine Eroberungen gesammelt. Doch Bonnie war irgendwie anders gewesen. Die Art, wie sie ihn geliebt hatte, war von der gleichen rauschhaften Verzweiflung gewesen, wie auch er sie verspürte.

    Musste auch sie die bösen Geister ihrer Vergangenheit in Schach halten?

    Es war unwichtig. Rafe zwang sich, das Haargummi loszulassen, und konzentrierte sich auf seinen Job. Er sollte hier die leitende Neonatologin, die Pflegedienstleitung der Säuglingsstation und die Klinikdirektorin treffen. In seinem Handy sah er sich noch einmal schnell das Memo an, um sich die Namen in Erinnerung zu rufen.

    Eine der Frauen hieß Bonnie Maxwell.

    Natürlich war es sehr unwahrscheinlich, dass sie die Bonnie war, an die er ständig denken musste.

    Wenn sie aber doch die Frau aus der Bar war? Sollte er ihr dann das Haargummi zurückgeben?

    Nein, natürlich nicht. Damit würde er ja zugeben, dass er es mitgenommen hatte. Rafe hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, weil er am Morgen

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