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Julia Ärzte zum Verlieben Band 101
Julia Ärzte zum Verlieben Band 101
Julia Ärzte zum Verlieben Band 101
eBook523 Seiten7 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 101

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Über dieses E-Book

RIVALEN BIS ZUM ERSTEN KUSS von RUTTAN, AMY
Dr. Nate King ist einfach unwiderstehlich attraktiv - und ab sofort Florences größter Konkurrent in der Hollywood Hills Klinik! Als sie gegen jede Vernunft seinen spontanen Kuss erwidert, riskiert sie damit nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz …

ENDLICH LIEBE FÜR DR. DRISCOLL von NEIL, JOANNA
Wie keine Frau zuvor weckt Caitlin plötzlich zärtliche Gefühle in Dr. Brodie Driscoll. Aber ist sie so kurz nach ihrer Trennung überhaupt schon offen für eine neue Liebe? Brodie fürchtet, dass sie sich nur in seine Arme schmiegt, um ihren Ex eifersüchtig zu machen …

EINE AFFÄRE MIT DIR IST NICHT GENUG! von MACKAY, SUE
Schweren Herzens beendet Olivia ihre leidenschaftliche Affäre mit Zac, bevor sie sich noch hoffnungslos in den überzeugten Single-Doc verliebt. Doch als sie ihn jetzt bei einer Spendengala wiedertrifft, knistert es sofort wieder gefährlich heiß …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum30. Juni 2017
ISBN9783733709518
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    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 101 - Sue MacKay

    Amy Ruttan, Joanna Neil, Sue MacKay

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 101

    IMPRESSUM

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN

    Band 101 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © 2016 by Harlequin Books S. A.

    Originaltitel: „Perfect Rivals …"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Claudia Weinmann

    © 2015 by Joanna Neil

    Originaltitel: „Resisting Her Rebel Doc"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    © 2016 by Sue MacKay

    Originaltitel: „Breaking All Their Rules"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann

    Abbildungen: jacoblund / iStock, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733709518

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    AMY RUTTAN

    Rivalen bis zum ersten Kuss

    Atemberaubend schön, klug und voller Leben: Dr. Florence Chiu ist absolut Nates Typ – und genau deshalb tabu für ihn! Denn seit ihm der Tod seiner Ex das Herz brach, hat der erfolgreiche Chirurg der Liebe abgeschworen. Aber je länger er mit Flo zusammenarbeitet, umso weniger kann er der Versuchung widerstehen, sie zu küssen …

    JOANNA NEIL

    Endlich Liebe für Dr. Driscoll

    Als Caitlin in ihren Heimatort zurückkehrt, um ihre Mutter zu pflegen, trifft sie ihren Jugendschwarm Brodie wieder. Doch egal, wie charmant der Kinderarzt sie plötzlich umwirbt, weiß sie: Wenn sie nicht verletzt werden will, darf sie sich nicht zu sehr auf ihn einlassen! Denn Brodie hält bestimmt immer noch nicht viel von festen Beziehungen, oder?

    SUE MACKAY

    Eine Affäre mit dir ist nicht genug!

    Das hat noch keine Frau gewagt! Dr. Zac Wright ist empört, dass Olivia ihn einfach so verlässt. Normalerweise macht er Schluss! Als er die attraktive Ärztin jetzt anlässlich einer exklusiven Spendengala wiedersieht, nimmt er sich fest vor, sie zu ignorieren. Nur wie? Wenn schon ein Blick von ihr genügt, um ihn sofort wieder heiß zu erregen …

    Rivalen bis zum ersten Kuss

    1. KAPITEL

    Es ist genau wie früher.

    Dr. Florence Chiu konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sie als junges Mädchen in die Klinik gebracht worden war. Das laute Surren der Rotorblätter hatte sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt. Genau wie der unangenehme Ruck beim Landen, bei dem ihr furchtbar übel geworden war. Selbst jetzt, Jahre später, reichte der Anblick eines landenden Rettungshubschraubers, um all ihre Erinnerungen wieder wachzurufen.

    Grauer Dunst trübte den Himmel. Wäre sie daheim in Seattle gewesen, dann hätten diese Wolken Regen prophezeit. Doch sie war in Los Angeles, und der Dunst war nur Smog. Auch an dem Tag, als sie in die Klinik geflogen worden war, hatte es geregnet.

    Wie aus Eimern.

    Und ihr Vater hatte dem Piloten wütende Befehle auf Mandarin zugebrüllt. Einem Piloten, der nur Englisch sprach. Wenn er sehr aufgeregt war, fiel ihr Vater immer in seine Muttersprache zurück. In diesem Augenblick war er nicht nur aufgeregt, er war außer sich gewesen.

    Flor holte tief Luft und verschränkte fröstelnd die Arme. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für einen Ausflug in die Vergangenheit.

    Normalerweise machte es sie nicht nervös, wenn ein neuer Chirurg in die Hollywood Hills Klinik kam, doch dies war nicht einfach nur ein Kollege. Er war ihr Konkurrent. Der Chirurg, der gleich landen würde, war auf Wunsch ihres Patienten extra aus New York eingeflogen worden. Und dieser Patient war nicht irgendjemand, sondern der weltberühmte, mit Preisen überhäufte Schauspieler Kyle Francis. Ein Filmstar, in den Flo schon als Teenager heimlich verliebt gewesen war. Natürlich hatte sie alle seine Filme gesehen – was hätte sie auch sonst machen sollen? Wenn man ständig krank war, waren die Freizeitmöglichkeiten beschränkt.

    Trotz seines noch immer jugendlichen Aussehens war Kyle schwer krank. Sein Herz und seine Lunge waren so schwer geschädigt, dass er vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz zusammengebrochen war. Man hatte ihn daraufhin in die Hollywood Hills Klinik gebracht. An diesem Punkt war Flo ins Spiel gekommen.

    Sie war eine weltweit anerkannte Transplantationsspezialistin – und genau das brauchte Kyle. Noch dringender brauchte er allerdings ein passendes Spenderherz und gleichzeitig eine Spenderlunge.

    Sein Fall war eine Herausforderung für Flo, doch sie war zuversichtlich, dass sie ihn heilen konnte. Vorausgesetzt, es gab rechtzeitig Spenderorgane. Kyles Zustand verschlechterte sich rapide, was die Erfolgsaussichten dramatisch sinken ließ.

    Gerade als Flo ihren Patienten in den OP bringen lassen wollte, um ihn während der Wartezeit optimal zu stabilisieren, war sie aufgehalten worden.

    Freya, ihre Chefin, hatte die Bombe platzen lassen: Man hatte einen anderen Chirurgen engagiert.

    „Warum?, hatte Florence verständnislos gefragt. „Freya, ich bin eine verdammt gute Chirurgin! Ich bin dem Eingriff absolut gewachsen, und das weißt du auch!

    „Natürlich weiß ich das, Flo. Beruhige dich. Aber mir sind die Hände gebunden. Mr. Francis’ Management hat nach Dr. King verlangt. Er ist der berühmteste Transplantationsmediziner der Ostküste und hat Mr. Francis schon seit einer Weile in seiner Praxis in Manhattan behandelt. Wir haben keine Wahl, als diesen Wunsch zu respektieren. Du wirst dich also damit abfinden müssen, mit Dr. King zusammenzuarbeiten."

    Was sollte Flo darauf erwidern?

    Aus diesem Grund stand sie nun auf dem Dach der Klinik und wartete darauf, dass der Hubschrauber mit Dr. King an Bord landete. Vermutlich war er ein alter, eingebildeter und vor Geld stinkender Besserwisser, der es als Zumutung empfand, mit ihr zu arbeiten. Von dieser Sorte hatte sie schon einige Mediziner kennengelernt. Manchen Ärzten, vor allem, wenn sie sehr erfolgreich waren, fiel es schwer zu glauben, dass eine dreißigjährige Chirurgin ihnen das Wasser reichen konnte.

    Als der Hubschrauber landete, duckte Flo sich instinktiv und strich sich ihr langes schwarzes Haar aus dem Gesicht. Sobald die Rotorblätter stillstanden, kam sie näher, um den Kollegen zu begrüßen.

    Bitte, sei kein Idiot! Bitte! Das würde mein Leben so anstrengend machen …

    Flo konnte fast alles ertragen, aber Idioten fand sie schrecklich.

    Aber vielleicht war dieser Kollege ja ganz nett. Andererseits hatte sie gehört, dass er ziemlich arrogant sein sollte.

    Die Tür des Hubschraubers öffnete sich, und Flo blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Dr. King sah vollkommen anders aus, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war überhaupt noch nicht alt; vielleicht Mitte dreißig. Und er war groß, braun gebrannt und durchtrainiert. Sein blondes, kurz geschnittenes Haar war etwas zerzaust und rahmte sein perfekt geschnittenes Gesicht ein. Der maßgeschneiderte graue Anzug betonte seine breiten Schultern und seine muskulösen Beine. Er sah aus wie der umschwärmte Kapitän eines Highschool-Football-Teams. Vermutlich hatte er sein Medizinstudium mit einem Sportstipendium finanziert.

    Er war der Typ Mann, der sich niemals für ein ständig krankes Mauerblümchen interessieren würde. Der Typ Mann, nach dessen Aufmerksamkeit sie sich während ihrer gesamten Jugend gesehnt hatte.

    Johnny war ebenfalls gut aussehend gewesen, wenn auch nicht so umwerfend wie Dr. King. Und ihre Beziehung hatte ein katastrophales Ende genommen. Entschlossen schüttelte Flo den Gedanken an ihren Exfreund ab.

    Zu ihrem Entsetzen lief sie knallrot an, als Dr. King sie ansah. Mit seinen hellblauen Augen musterte er sie von oben bis unten. Sein Blick verunsicherte sie, weckte jedoch gleichzeitig ihr Interesse. Sie fragte sich, wie es sich anfühlen würde, einen Mann wie ihn zu küssen. Natürlich tadelte sie sich sofort für diesen Gedanken.

    Egal, wie attraktiv sie ihn fand – sie durfte nicht vergessen, dass er ihr Konkurrent war.

    Konzentrier dich! Er starrt dich an.

    Erst in diesem Moment bemerkte Flo, dass der Hubschrauber schon wieder abgehoben hatte.

    „Ist alles in Ordnung?", erkundigte Dr. King sich höflich.

    „Ja, natürlich. Hallo, Dr. King. Ich bin …"

    „Ich habe keine Zeit für Smalltalk. Bringen Sie mich bitte zu meinem Patienten."

    Na prima. Er ist also doch ein Idiot. Und ein arroganter noch dazu.

    Nun gut, mit arroganten Chirurgen konnte sie umgehen. Ihr Vater war ein sehr erfolgreicher und sehr arroganter Geschäftsmann mit Firmen in Seattle und Peking. Flos Mutter war der einzige Mensch, der ihm die Stirn bieten konnte, und sie hatte ihre Tochter in diese Disziplin gründlich eingewiesen. Immer wieder hatte sie ihr eingeschärft, sich niemals zu beugen und immer die eigene Position zu verteidigen.

    „Mein Name ist Dr. Chiu, und ich bin die leitende Transplantationsmedizinerin hier in der Hollywood Hills Klinik. Ich bin Mr. Francis’ behandelnde Ärztin, seit er nach seinem Zusammenbruch eingeliefert wurde."

    Stirnrunzelnd sah Dr. King sie an. „Ach, wirklich?"

    „Ja. Und nun folgen Sie mir bitte, Dr. King. Ich bringe Sie zu unserem Patienten."

    Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in die VIP-Etage.

    „Sagten Sie gerade ‚unser‘ Patient, Dr. Chiu?"

    „Ja."

    „Ehrlich gesagt verwirrt mich das ein bisschen. Kyle Francis ist seit Jahren bei mir in Behandlung. Ich habe ihn auf die Transplantationsliste gesetzt. Ich finde, er ist mein Patient."

    Flo lächelte sarkastisch. „Oh nein. Er ist unser Patient. Mr. Francis’ Management mag Sie eingeflogen haben, aber das ändert nichts daran, dass ich hier die Chefärztin der Transplantationsabteilung bin. Auch wenn ich Ihnen einige chirurgische Privilegien gewähre, sollten Sie das niemals vergessen, Freundchen."

    Amüsiert grinste er sie an. „Freundchen? Das hat lange niemand mehr zu mir gesagt."

    Flo verdrehte die Augen. „Tut mir leid. Meine Mutter sagt das immer."

    Inzwischen waren sie oben angekommen, und Flo führte Dr. King zu Kyles luxuriösem Zimmer am Ende des Gangs.

    „Als er eingeliefert wurde, hatte er eine Bradykardie. Wir haben Kreislauf und Atmung stabilisiert, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sein Herz immer schwächer wird. Ihm läuft die Zeit davon, und er braucht dringend ein linksventrikuläres Unterstützungssystem."

    „Ein LVAD? Dr. King nickte. „Ich kann diese Idee nachvollziehen, aber sie erscheint mir doch etwas voreilig. Wir wissen schließlich nicht, wodurch der Kollaps verursacht wurde. Als er New York letzte Woche verließ, war sein Zustand stabil. Das LVAD würde eine Transplantation komplizieren.

    „Das ist mir natürlich klar, Dr. King. Meine Entscheidung ist alles andere als voreilig. Ich habe schon mehrere Herz-Lungen-Transplantationen durchgeführt, und ich versichere Ihnen, dass ich ganz genau weiß, was ich tue."

    „Falls das stimmt – warum hat er die LVAD nicht längst?"

    Echt jetzt?

    „Ich wollte ihn gerade für den Eingriff vorbereiten, als sein Management angeordnet hat, alle Maßnahmen ruhen zu lassen, bis Sie da sind, Dr. King."

    „Nate."

    „Wie bitte?"

    „Bitte nennen Sie mich Nate. Ich heiße Nathaniel, aber alle sagen Nate. Und wie soll ich Sie nennen, Dr. Chiu?"

    „Wie wäre es mit Dr. Chiu?"

    Flo wollte an Nate vorbei ins Krankenzimmer gehen, doch er versperrte ihr den Weg. „Wenn Sie meinen Patienten kennen würden, dann wüssten Sie, dass er ein sehr informeller Typ ist. Es entspannt ihn, wenn alle in seiner Umgebung locker sind. Deshalb denke ich, dass es für ihn am besten ist, wenn wir uns mit unseren Vornamen ansprechen."

    „Ich heiße Florence, aber alle nennen mich Flo", erklärte Flo seufzend und reichte ihm das Tablet mit Kyles Krankenakte.

    Nate grinste. „Danke, Flo. Dann wollen wir uns mal unseren Patienten ansehen."

    Mit zusammengebissenen Zähnen folgte sie ihm in den Vorraum von Kyles Suite. Das konnte ja lustig werden.

    Obwohl er in San Francisco aufgewachsen war und seine Eltern noch immer in der Nähe lebten, war Nate nicht besonders glücklich darüber gewesen, nach Kalifornien zurückzukommen. Seit seinem Medizinstudium war er nicht mehr hier gewesen, und das war viele Jahre her.

    Genau genommen war er seit dem Unfall nicht mehr in Kalifornien gewesen. Seit Serena am El Capitan in Yosemite National Park verunglückt und gestorben war. Nate konnte es einfach nicht aushalten, an dem Ort zu sein, wo sie sich verliebt hatten. Wo sie ein Leben auf der Überholspur geführt hatten – Wellenreiten im Pazifik, Ski fahren auf dem Mammoth Mountain, Klettern –, es gab keinen Sport, der ihnen zu gefährlich gewesen war.

    Serena war genauso ein Adrenalin-Junkie gewesen wie er.

    Doch dann, während einer Klettertour, die sie schon unzählige Male gemacht hatten, hatte ein Sicherungshaken sich gelöst, und Serena war abgestürzt.

    Die Schuldgefühle nagten noch immer an ihm. Er war sich so sicher gewesen, alle Haken und Seile überprüft zu haben, doch irgendetwas musste er übersehen haben. Serenas Tod lastete schwer auf ihm.

    Nach dem Unfall war ihm klar geworden, wie leichtsinnig sie gewesen waren. Deshalb hatte er das Stipendium in Harvard angenommen und sich in sein Studium gestürzt. Nate hatte an Serenas Grab geschworen, dass er der beste Transplantationsmediziner des Landes werden würde. Sein Schwerpunkt lag auf der Erforschung von lebenserhaltenden Methoden, um die Wartezeit für eine Organspende zu überbrücken.

    Denn jeden Tag starben Menschen, während sie auf ein Spenderorgan warteten.

    Auch Serena war so gestorben.

    Denk jetzt nicht an sie!

    Nate starrte auf das Tablet und die Aufnahmen von Kyles Herz.

    Mist. Flo hatte recht.

    Kyle brauchte dringend ein linksventrikuläres Unterstützungssystem.

    Nate bemerkte, dass Flo ihn aufmerksam beobachtete, und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie war wirklich eine streitsüchtige Person. Nate war überzeugt, dass sich hinter ihrer Fassade einer kühlen, kompetenten Ärztin eine große Leidenschaft verbarg.

    Ihre Haut war makellos, und ihr langes, glattes pechschwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem sich einige vorwitzige Strähnen gelöst hatten. Flos große Augen waren dunkelbraun und erinnerten Nate an flüssige Schokolade. Ihre vollen roten Lippen waren fest zusammengepresst, als würde sie nur darauf warten, ihn triumphierend angrinsen zu können, sobald er zugab, dass sie recht gehabt hatte.

    Dr. Florence Chiu war klug, atemberaubend schön und voller Leben. Sie ließ sich nicht von ihm einschüchtern, auch wenn er fast dreißig Zentimeter größer war als sie.

    Hätte Nate nicht schon vor langer Zeit beschlossen, den Frauen für immer abzuschwören, wäre sie definitiv der Typ Frau gewesen, für den er sich interessiert hätte. Er mochte ihre Kratzbürstigkeit, und es gefiel ihm, dass sie eine Transplantationschirurgin war. Unter anderen Umständen wäre sie die perfekte Frau für ihn gewesen.

    Hör auf, so über sie zu denken!

    Obwohl er sie erst seit wenigen Minuten kannte, war ihm klar, dass sie ihm gefährlich werden konnte. Er war definitiv nicht auf der Suche nach einer neuen Liebe.

    Serenas Tod hatte ihm das Herz gebrochen, und er würde es nicht riskieren, sich noch einmal auf eine Frau einzulassen. Flo war also tabu. Außerdem war er schließlich zum Arbeiten hier. Es ging einzig und allein um seinen Patienten.

    Seine Karriere war für Nate das Allerwichtigste – das durfte er nicht vergessen. Liebe stand nicht zur Debatte, denn das verdiente er nicht.

    Er räusperte sich. „Sie hatten recht, Dr. Chiu. Er braucht sofort ein LVAD. Ich nehme an, Sie haben bereits alles vorbereitet?"

    Flo nickte. „Wir können sofort anfangen. Tut mir leid, dass Sie vergeblich nach Kalifornien gekommen sind."

    „Wieso sollte es vergeblich gewesen sein?"

    „Nun, Sie sehen doch sicher ein, dass ich sehr gut alleine zurechtkomme. Sie können also beruhigt nach New York zurückfliegen."

    Sie war wirklich hartnäckig.

    „Ach, Dr. Chiu. Ich werde nirgendwo hingehen. Mr. Francis ist mein wichtigster Patient. In New York werde ich von einigen sehr kompetenten Kollegen vertreten, und deshalb werde ich bleiben und Ihnen bei der OP helfen."

    „Das ist ein Scherz, oder?"

    „Nein. Wenn es um meine Patienten geht, mache ich niemals Scherze. Mr. Francis ist seit Jahren mein Patient, und ich werde auf jeden Fall bei der Transplantation dabei sein. Selbst wenn das bedeutet, dass ich Monate oder gar Jahre in Kalifornien bleiben muss."

    Flo wollte gerade etwas erwidern, als der Herzalarm in Kyles Zimmer losging. Sie stürmten in die Suite, wo zwei Krankenschwestern bereits die Reanimation vorbereiteten.

    „Wir verlieren ihn!", rief Schwester Olivia verzweifelt, während sie das Bett absenkte und ihre Kollegin den Defibrillator von der Wand nahm.

    Flo erfasste die Situation mit einem Blick und erteilte einige knappe Befehle. Nate wich nicht von Kyles Seite.

    Er würde nicht fortgehen. Selbst wenn er längere Zeit in Kalifornien bleiben musste. Und auch nicht, wenn sein Aufenthalt hier bedeutete, dass er ständig mit Dr. Chiu zusammen sein würde. Er würde der Versuchung widerstehen, denn er war aus härterem Holz geschnitzt.

    Oder etwa nicht?

    2. KAPITEL

    Bitte stirb nicht!

    Angespannt blickte Flo immer wieder auf die Monitore, während sie Kyle Francis versorgte. Gleichzeitig versuchte sie zu ignorieren, dass Dr. Nate King auf der anderen Seite des Bettes stand und sie tatkräftig unterstützte. Falls Kyle sterben sollte, würde er ihr garantiert die Schuld dafür geben. Er schien genau der arrogante Typ von Chirurg zu sein, der Fehler immer bei anderen suchte.

    Das alles wäre nicht passiert, wenn man sie nicht in ihrer eigenen Abteilung zum Abwarten gezwungen hätte, und Flo war fest entschlossen, Freya und James Rothsberg diesen Sachverhalt sehr deutlich zu vermitteln. Vor allem, falls Kyle starb.

    „Los jetzt!", murmelte sie, während sie sich ausmalte, wie sie Kyles Management zur Rede stellen würde.

    Der Herzmonitor fing an zu piepen. Endlich hatten sie wieder einen Herzschlag, und Flo atmete erleichtert auf.

    „Gute Arbeit!, rief sie dem Team zu und streifte ihre Latexhandschuhe ab. „Bereiten Sie Mr. Francis sofort für den Eingriff vor. Ich reserviere einen OP.

    „Und veranlassen Sie noch einmal ein großes Labor, Schwester", fügte Nate hinzu, ohne Flos Mitarbeiterin auch nur anzusehen.

    Olivia blickte unsicher zu Flo herüber, die aber bestätigend nickte.

    Nate studierte noch immer Kyles Monitore, sodass Flo hoffte, sich unbemerkt an ihm vorbei nach draußen schleichen zu können. Sie hatte in diesem Moment absolut keine Lust auf weitere Demonstrationen seiner Arroganz. Augenblicke wie diese erinnerten sie immer lebhaft daran, wie sie damals während einer Orchesterprobe zusammengebrochen war. Sie war erst vierzehn gewesen, als ihre Niere versagt hatte, und war sofort in die Klinik gebracht worden. Ihre eigenen Erinnerungen waren verschwommen, doch ihre Eltern erzählten ihr immer wieder, wie sie fast gestorben wäre. Damals hatte sie dringend auf einen Organspender gewartet – genau wie Kyle heute. Allerdings waren ein Herz und eine Lunge gleichzeitig noch deutlich schwieriger zu bekommen als eine einzelne Niere. Die Liste der Wartenden war lang, und es nützte nichts, dass Kyle ein berühmter Schauspieler war. Spenderorgane wurden nach strengen, objektiven Kriterien verteilt.

    Immerhin würde das linksventrikuläre Unterstützungssystem Kyle etwas Zeit verschaffen.

    Als Flos Niere versagt hatte, war die Schädigung schon so groß gewesen, dass eine Dialyse nicht mehr möglich gewesen war. Gerade noch rechtzeitig hatte sie eine Spenderniere bekommen.

    Gut, dass man mit nur einer Niere überleben konnte.

    Sie hatte nie mehr als eine gehabt.

    Flos Magen zog sich bei dem Gedanken daran zusammen. Seit ihrer Transplantation wusste sie, dass ihre Zukunft ungewiss war. Sie hatte ihre Niere nun seit fünfzehn Jahren. Wie lange würde sie noch funktionieren? Wann würde sie wieder in einem Krankenhausbett liegen und auf ein neues Spenderorgan warten?

    Es konnte jederzeit geschehen.

    Deshalb war es wichtig, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genoss, solange es noch möglich war.

    „Wohin gehen Sie, Dr. Chiu?"

    Verflixt!

    Sie drehte sich um und bemerkte, dass Nate ihr auf den Flur gefolgt war.

    „Ich reserviere den OP für unseren Eingriff."

    „Schön, dass Sie ‚unseren Eingriff‘ gesagt haben."

    Flo verdrehte die Augen. „Ich versichere Ihnen, dass ich den Eingriff auch allein durchführen kann."

    „Natürlich könnten Sie das, aber würde es genauso viel Spaß machen?", erwiderte Nate mit einem provozierenden Grinsen.

    „Glauben Sie mir, ich habe immer sehr viel Spaß bei meinen OPs", gab Flo hoheitsvoll zurück.

    Nate musste lachen, wobei Flo seine sehr weißen Zähne in seinem gebräunten Gesicht auffielen. Außerdem hatte er eine helle Narbe an seiner linken Augenbraue und eine weitere am Kinn.

    Er war definitiv ein unverschämt attraktiver Mann.

    „Also, woher bekomme ich einen Pieper und OP-Klamotten? Ein Büro wäre übrigens auch nicht schlecht."

    „Wie gut, dass Sie so bescheiden sind", bemerkte Flo trocken.

    „Nun ja, da ich eine Weile hierbleiben werde, wäre es schon schön, wenn ich irgendwo meine Forschung fortsetzen könnte."

    „Was erforschen Sie denn? Oder ist das ein Geheimnis?"

    „Aber nein, überhaupt nicht. Ich habe in den letzten Jahren eine Menge publiziert. Meine Themen sind regeneratives Gewebe und neuartige Geräte und Verfahren, um die Lebensdauer von beschädigten Organen zu verlängern, während die Patienten auf Spenderorgane warten."

    Flo war sehr beeindruckt und rügte sich im Stillen dafür, seine Publikationen nicht recherchiert zu haben.

    „Das mit dem Büro müssen Sie morgen mit Freya Rothsberg besprechen. Sie ist schon nach Hause gegangen."

    „Okay. Aber OP-Kleidung bekomme ich auch, ohne dass die Chefin zustimmt, oder?"

    Flo musste lachen. Nate hatte wirklich Charme, das ließ sich nicht bestreiten. Sie deutete auf einen Schreibtisch vor dem OP-Trakt, an dem ein Krankenpfleger saß und Daten in einen Computer eingab. „Fragen Sie den Kollegen dort. Er wird Ihnen zeigen, wo alles ist."

    Nates Lächeln ließ ihr Herz ein bisschen schneller schlagen, und als er sich umdrehte, um mit dem Pfleger zu sprechen, konnte sie nicht anders, als wohlwollend seine Rückseite zu betrachten.

    Hör sofort auf, ihn so anzustarren!

    Flo konnte sich keine romantischen Verwicklungen erlauben. Nur ein einziges Mal hatte sie eine Beziehung gehabt, doch als sie Johnny von ihrer Transplantation erzählt hatte, war er Hals über Kopf verschwunden und hatte ihr damit das Herz gebrochen. Er hatte in einer Partnerin mit fragilem Gesundheitszustand eine Belastung gesehen und sie einfach fallen gelassen. Seitdem ging Flo jedem Flirt aus dem Weg, um nicht noch einmal so enttäuscht zu werden. Sie hatte Johnny vertraut und sich ihm offenbart, doch als er ihre lange Narbe entdeckt hatte, war er entsetzt zurückgewichen. Danach war in seinem Blick keine Zuneigung mehr gewesen, sondern nur noch Abscheu und Angst. Und Mitleid.

    Deshalb hatte Flo der Liebe abgeschworen und war – obwohl sie schon dreißig war – noch immer Jungfrau.

    Sie konnte sehr gut ohne Liebe und Sex leben. Außerdem würde ein potenzieller Partner sich garantiert in ihr Leben einmischen und ihr zum Beispiel sagen, dass ihre „Abenteuerliste" lächerlich und verrückt war. Genau das würde sie aber niemals zulassen. Sie bestimmte allein, wie sie ihr Leben lebte; das ging niemanden etwas an. Mit der Organspende war ihr ein neues Leben geschenkt worden, und sie hatte nicht vor, dieses neue Leben genauso zu verbringen wie ihre Kindheit und Jugend – nämlich in Watte gepackt von zwei überfürsorglichen Eltern.

    Nein, sie würde ihr Leben voll auskosten. Würde jede Herausforderung annehmen und Abenteuer erleben. So lange, bis ihre Niere wieder versagte und sie erneut auf die Warteliste kam. Doch diesmal würde sie während des Wartens nicht denken, das wahre Leben verpasst zu haben. Sie würde wundervolle Erinnerungen haben und nichts bedauern.

    Kein Mann auf der Welt hatte das Recht, ihr das zu verderben.

    „Absaugen bitte", sagte Flo.

    „Mit Vergnügen." Normalerweise war Nate derjenige, der die Anweisungen gab, doch heute stand er auf der anderen Seite des OP-Tischs und assistierte der leitenden Chirurgin. Es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, dass ihn das nicht störte.

    Andererseits musste er Flo hoch anrechnen, dass sie ihn in ihren OP mitgenommen hatte. Sie war die Abteilungsleiterin und er nur der Gastarzt, der auf Wunsch des Patienten hinzugezogen worden war. Es war Nate vollkommen klar, dass er sich in Dr. Flo Chius Revier befand.

    Obwohl es ihm nicht gefiel, dass sie seinen Patienten operierte, konnte er nicht anders, als ihre außergewöhnliche chirurgische Begabung zu bewundern. Ihre schlanken, kleinen Hände hielten Kyles Herz perfekt, während sie sehr präzise das Gerät einsetzte und vernähte. Ein Gerät, das Kyle im Idealfall eine Weile am Leben erhalten würde.

    „Wissen Sie, weshalb LVADs lange Zeit nicht bei Kindern und Frauen eingesetzt wurden?"

    „Natürlich weiß ich das, Dr. King!"

    „Die Frage war nicht an Sie gerichtet, Dr. Chiu, sondern an die Assistenzärzte hier im Raum."

    Flo sah ihn stirnrunzelnd an. „Hier gibt es keine Assistenzärzte. Die Hollywood Hills Klinik ist kein Lehrkrankenhaus. Alle Mediziner hier sind Fachärzte für Chirurgie mit Spezialisierung in Transplantationsmedizin."

    „Auch ein Facharzt kann noch etwas dazulernen. Nate sah sich um. „Also, wer weiß die Antwort?

    Betretenes Schweigen.

    „Würde bitte jemand Dr. Kings Frage beantworten?, bat Flo kühl. „Und danach hört Dr. King hoffentlich mit seinem Kardiologie-Quiz für Anfänger auf.

    Gelächter erklang, und auch Nate konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    Sie lässt sich wirklich nicht die Butter vom Brot nehmen.

    Er mochte Frauen, die genau wussten, was sie wollten.

    Es schien nicht viel zu geben, wovor Flo Angst hatte.

    „Das LVAD war früher zu groß für den Brustkorb von Kindern und Frauen", erklärte einer der Ärzte schließlich.

    „Ganz genau. Danke. Nate wandte sich wieder an Flo. „Sehen Sie, das ist der Grund für meine Forschungsarbeit. Vielleicht möchte dieser junge Kollege mich ja dabei unterstützen, während ich hier in Los Angeles bin.

    „Vielen Dank, Dr. King", sagte der Chirurg verblüfft.

    Flo warf Nate einen wütenden Blick zu.

    Soll das ein Scherz sein?

    „Ich habe die Sinnhaftigkeit Ihrer Forschung nie infrage gestellt, Dr. King. Im Gegenteil. Doch da Mr. Francis jetzt stabilisiert ist, jedoch aufgrund seines Zustands nicht verlegt werden kann, können Sie ruhig wieder nach New York fahren. Ich informiere Sie, sobald UNOS ein Herz und eine Lunge für ihn hat."

    „Genau da liegt das Problem, Dr. Chiu. UNOS wird nämlich nicht Sie, sondern mich anrufen, denn ich bin derjenige, der Mr. Francis auf die Liste gesetzt hat."

    Diesmal war Flos Blick vernichtend.

    „Sie sind also fest entschlossen, bis zur Transplantation bei uns zu bleiben?"

    „Wenn es um meine Patienten geht, kann ich sehr hartnäckig sein."

    Flo sah ihn über ihren Mundschutz hinweg an, und Nate konnte an ihren Augen erkennen, dass sie lächelte.

    „Wissen Sie, Dr. Chiu, ich denke, wir sollten uns gemeinsam um Mr. Francis kümmern. So müssten Sie nicht ständig hier in der Klinik sein. Oder haben Sie kein Privatleben?"

    „Was soll das denn heißen? Wie kommen Sie darauf, ich könnte kein Privatleben haben?"

    „Bitte, so war das nicht gemeint. Ich bin mir sicher, dass Sie ein sehr spannendes Leben haben. Gibt es jemanden an Ihrer Seite?"

    „Wie bitte?"

    „Haben Sie einen Partner? Einen Freund?"

    Im Saal war leises Gekicher zu hören, das jedoch abrupt verstummte, als Flo ihr Team drohend ansah.

    „Nicht, dass es Sie irgendetwas anginge, Dr. King, aber nein, ich habe keinen Freund. Meine Arbeit ist das Wichtigste in meinem Leben."

    „Oh, das ist aber schade."

    Flo stöhnte. „Sie sind also auch einer dieser Männer?"

    „Welche Männer meinen Sie?"

    „Männer, die glauben, eine Frau sei nur dann ein vollwertiger Mensch, wenn sie einen Partner hat."

    „Nein, das denke ich nicht. Es ist nur … Er verstummte, weil er an Serena denken musste. „Das Leben ist einfach zu kurz.

    Flo sah ihn an, und er bildete sich ein, Zustimmung in ihrem Blick zu erkennen. Als ob auch sie ganz genau wusste, wie zerbrechlich das Leben war. Was mochte sie erlebt haben? Ob sie auch einen geliebten Menschen verloren hatte?

    Nate hoffte, dass es nicht so war, denn diesen Schmerz wünschte er nicht einmal seinem ärgsten Feind.

    „Sie haben vollkommen recht, Dr. King, sagte Flo. „Das Leben ist viel zu kurz. Aber immerhin haben wir Kyle mit dieser OP etwas Zeit verschafft, sodass er hoffentlich nicht zu den zehn bis fünfzehn Patienten gehört, die versterben, während sie auf ein Spenderorgan warten.

    Nate nickte, erwiderte jedoch nichts weiter. Schweigend beendeten sie den Eingriff. Kyle hatte wirklich Glück gehabt, als man ihn zu Dr. Chiu gebracht hatte.

    Sie war unglaublich talentiert.

    Gemeinsam konnten sie es schaffen, Kyle zu retten.

    Nein. Ich muss damit aufhören, in der Wir-Form zu denken!

    Flo war genau der Typ Frau, für den er sich früher brennend interessiert hätte. Und genau dieser Gedanke machte Nate Angst. Die Zusammenarbeit mit ihr würde eine ständige Versuchung für ihn sein.

    Er musste also Abstand zu ihr wahren, auch wenn das schwierig war. Alles musste streng professionell bleiben. Außerhalb der Klinik durfte es keinen Kontakt geben. Denn Nate konnte es nicht riskieren, noch einmal sein Herz zu verlieren.

    Denk jetzt nicht an Serena. Du hast es nicht verdient, um sie zu trauern!

    Nachdem sie die OP erfolgreich beendet hatte, verließ Nate wortlos den OP, wusch sich und zog sich um. Er brauchte dringend frische Luft, und so machte er sich auf den Weg zum Hubschrauber-Landeplatz auf dem Dach des Gebäudes.

    Draußen war es heiß. In New York war vom Frühling noch nichts zu merken gewesen, doch hier in L. A. herrschten bereits sommerliche Temperaturen. Nate war gar nicht aufgefallen, wie sehr er das sonnige Wetter in Kalifornien vermisst hatte. Er atmete tief ein und hoffte, seine Anspannung dadurch etwas zu mildern.

    Es war lange her, seit er so aufgewühlt gewesen war.

    Seit Serenas Tod war er sorgfältig darauf bedacht gewesen, seine Gefühle unter einem riesigen Berg von Arbeit zu verstecken. Obwohl er sich ganz bewusst niemals auf andere Menschen einließ, war die Begegnung mit Flo ihm unter die Haut gegangen.

    Dabei kannte er sie doch erst seit einigen Stunden.

    Wenn er mit ihr zusammen war, vergaß er die Vergangenheit. Sie sorgte dafür, dass er seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte.

    „Da sind Sie ja!"

    Er war so überrascht, ihre Stimme zu hören, dass er zusammenzuckte.

    „Wieso sind Sie mir gefolgt?", fragte er eine Spur zu scharf.

    „Jetzt seien Sie mal nicht so gereizt! Ich bin Ihnen nachgegangen, weil ich Ihnen das hier geben wollte." Sie reichte ihm eine Chipkarte für Angestellte, mit der er künftig Zugang zu allen Räumen der Klinik hatte.

    „Tut mir leid. Danke."

    „Ich hätte sie auch einfach behalten können. Dann wären Sie hier auf dem Dach gefangen gewesen. Sie lächelte maliziös. „Was Sie übrigens verdient gehabt hätten – nach all den indiskreten Fragen, die Sie mir vorhin im OP gestellt haben.

    „Ich wollte nur die Stimmung etwas aufheitern."

    Wie absolut lächerlich!

    In New York war er stets ernst und reserviert. Sowohl Assistenten als auch Fachärzte zitterten wie Espenlaub, wenn er in der Nähe war. Er war alles andere als bekannt dafür, im OP für gute Stimmung zu sorgen. Und er hatte keine Ahnung, was heute über ihn gekommen war.

    Flo verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Es war nicht nötig, die Stimmung aufzulockern. Außerdem habe ich gehört, dass Ihnen eine entspannte Atmosphäre normalerweise nicht sonderlich am Herzen liegt."

    „Wer sagt denn so was?"

    „Mr. Francis. Als er erfuhr, dass sein Management Sie angefordert hatte, hat er mich vor Ihnen gewarnt. Er sagte, Sie seien ein arroganter Mistkerl."

    „Also wirklich, Dr. Chiu! Das hat er doch nie im Leben so formuliert."

    „Stimmt, lenkte Flo augenzwinkernd ein. „Er hat noch viel deutlichere Worte gewählt.

    Nate musste schmunzeln, denn er konnte sich diese Unterhaltung lebhaft vorstellen. Als er Flo ansah, fiel ihm auf, dass sie offenbar auch eine weiche Seite hatte. Für einen Moment hatte sie ihre Fassade der unnahbaren Abteilungsleiterin abgelegt, und er glaubte, Zuneigung und Wärme in ihrem Blick zu erkennen.

    Eigenschaften, die er schon viel zu lange schmerzlich vermisst hatte.

    „Danke, dass Sie mir heute geholfen haben. Ich bin sehr froh, dass wir Kyle stabilisieren konnten. Hoffentlich schafft er es, bis UNOS Sie anruft. Sie lächelte ihm zu. „Ich lasse Sie jetzt wieder in Ruhe. Falls Sie etwas brauchen, können Sie mich ja anpiepen lassen. Ich werde noch eine Weile in der Klinik sein.

    Sie wollte gehen, doch noch ehe sie sich umdrehen konnte, hatte Nate nach ihrem Arm gegriffen. Fragend sah sie ihn an.

    „Danke, dass Sie sich so gut um meinen Patienten kümmern. Ich bin sehr froh, dass eine Chirurgin Ihres Kalibers da war, um Kyle zu helfen. Ich werde nachher UNOS anrufen und Sie auf die Kontaktliste setzen lassen."

    Er sah ihr an, dass sie überrascht und auch erfreut über seine Worte war. Ihre Wangen waren zart gerötet, aus ihrem Zopf hatte sich eine Strähne gelöst, die sie sich hinters Ohr schob, und ihre Augen leuchteten.

    Nate wusste, dass er sie gehen lassen sollte, doch er schaffte es nicht. Er war wie hypnotisiert von ihr, und ohne weiter darüber nachzudenken, zog er sie an sich und küsste sie.

    Einen kurzen Augenblick lang – während er ihre süßen Lippen schmeckte – schmiegte sie sich an ihn. Er schlang seine Arme um ihre Taille und küsste sie noch inniger. Eng umschlungen standen sie auf dem Dach, als würde die Welt um sie herum stillstehen.

    Nate wäre gern noch weitergegangen. Wären sie gerade in seinem Apartment in New York gewesen, dann hätte er Flo jetzt hochgehoben und zu seinem Bett getragen. Doch leider waren sie auf einem Klinikdach in Los Angeles.

    Er war im Begriff, sich auf gefährliches Terrain zu begeben.

    Dann wurde ihm klar, was er gerade tat.

    Das hier war das Gegenteil von Abstand halten. Und Abstand war sehr, sehr wichtig.

    Er löste sich von ihr und trat einen Schritt zurück. Verlegen fuhr er sich durchs Haar und hoffte, dass sein Herzschlag sich wieder normalisieren würde.

    Flo stand wie versteinert vor ihm und war genauso schockiert wie er. Mit großen Augen sah sie ihn an.

    „Es tut mir leid. Ich weiß nicht …" Nate brach ab. Doch, er wusste ganz genau, was über ihn gekommen war. Und er war furchtbar wütend auf sich selbst, weil er es so weit hatte kommen lassen.

    „Schon gut, sagte sie schnell. „Nur ein kurzer Hormonrausch. Alles klar. Wir werden es vergessen und nie wieder darüber sprechen, Dr. King.

    Und dann, noch bevor er irgendetwas erwidern konnte, drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte davon.

    3. KAPITEL

    Flo schreckte aus dem Schlaf auf und wusste einen Augenblick lang nicht, dass sie im Bereitschaftsraum war. Der Pager in ihrer Hosentasche vibrierte. Sie kramte ihn hervor und warf einen Blick aufs Display. Freya Rothsberg suchte nach ihr.

    Mist.

    Sie hoffte, dass es nicht darum ging, ihr Büro mit Nate zu teilen. Noch gestern wäre es ihr egal gewesen, doch nun war ihr klar, dass ein gemeinsames Büro keine gute Idee wäre.

    Er hatte sie völlig überrumpelt, als er sie so unvermittelt in seine Arme gezogen und geküsst hatte. Eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf hatte ihr dringend geraten, sich aus seiner Umarmung zu befreien, doch dazu war sie nicht in der Lage gewesen. Denn es war der heißeste Kuss gewesen, den sie je bekommen hatte.

    Verglichen mit Nates Kuss war alles, was sie zuvor in ihrem Leben erlebt hatte, sehr, sehr züchtig und zurückhaltend gewesen. In seinen Armen hatte Flo ein nie gekanntes Verlangen verspürt. Mit jeder Faser ihres Körpers hatte sie sich nach mehr als einem Kuss gesehnt, und der Teil von ihr, der jeden Moment des Lebens auskosten wollte, hatte ihr laut zugerufen, die Chance zu nutzen und mit Nate zu schlafen.

    Doch natürlich hatte ihre Vernunft schnell wieder die Oberhand gewonnen und sie daran erinnert, wie es beim letzten Mal gewesen war, als sie einen Mann so nah an sich herangelassen hatte, dass sie fast Sex mit ihm gehabt hätte. Ihre Narbe hatte Johnny eine Heidenangst gemacht. Sie war der unwiderlegbare Beweis dafür, dass Flo nicht gesund war und dass ein Leben mit ihr ein unkalkulierbares Risiko darstellte. Ein Risiko, das niemand freiwillig einging. Das hatte Johnny ihr unmissverständlich klargemacht.

    Außerdem – was wusste sie schon über Sex? Sie hatte schließlich noch nie welchen gehabt.

    Es war also gut, dass Nate das Ganze gestoppt hatte, bevor es richtig peinlich geworden wäre. Es würde auch so schon schwierig genug werden.

    Flo stand auf, bürstete ihr Haar und putzte sich die Zähne. Dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Büro,

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