Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Julia Ärzte zum Verlieben Band 170
Julia Ärzte zum Verlieben Band 170
Julia Ärzte zum Verlieben Band 170
eBook532 Seiten6 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 170

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

NEUES GLÜCK FÜR SCHWESTER GEMMA? von KATE HARDY
Groß, dunkelhaarig, blauäugig: Der atemberaubend attraktive Vertretungsarzt Dr. Oliver Langley ist genau der Typ Mann, der Schwester Gemma gefährlich werden kann. Denn obwohl sie nie wieder ihr Herz riskieren will, ist es schier unmöglich, seinem Sex-Appeal zu widerstehen …

DIESE LIPPEN SOLL MAN KÜSSEN von JULIETTE HYLAND
Dr. Carter Simpson stockt der Atem, als er seine Jugendliebe Helena bei einem Job am Südpol wiedersieht. Das schöne junge Mädchen von einst ist eine atemberaubende Frau geworden. Mehr denn je laden ihre roten Lippen zum Küssen ein. Doch er darf ihr nicht zu nahekommen!

VERLOBT MIT DEM FEIND von AMY RUTTAN
Dr. Kiera Brown sollte Dr. Henry Baker hassen – nicht heimlich begehren! Schließlich ist er ihr erklärter Feind, seit er nach Aspen gekommen ist, um das örtliche Krankenhaus zu schließen! Aber warum behauptet er dann plötzlich in der Öffentlichkeit, dass sie seine Verlobte ist?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum21. Okt. 2022
ISBN9783751511612
Julia Ärzte zum Verlieben Band 170
Autor

Kate Hardy

Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert? Bereits vor ihrem ersten Schultag konnte Kate Hardy fließend lesen. Mit blühender Fantasie dachte sie sich Geschichten aus und schrieb sie auf einer Schreibmaschine nieder, die sie zu ihrem sechsten Geburtstag bekommen hatte. Ihren ersten Liebesroman, der niemals veröffentlicht wurde, schrieb sie mit dreizehn Jahren. Kate Hardy studierte englische Literatur des Mittelalters, heiratete und bekam zwei Kinder. Sie arbeitete freiberuflich als Journalistin im Gesundheitsbereich, doch ihre wahre Berufung fand sie erst, als sie ihr Interesse für Medizin mit Romantik verband und ihren ersten Arztroman schrieb, der auf Anhieb das Lesepublikum begeisterte. Seitdem hat sie weitere 33 Arztromane, einige erotische Liebesromane und mehrere Sachbücher zum Thema Gesundheit geschrieben.

Mehr von Kate Hardy lesen

Ähnlich wie Julia Ärzte zum Verlieben Band 170

Titel in dieser Serie (27)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Zeitgenössische Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Julia Ärzte zum Verlieben Band 170

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 170 - Kate Hardy

    Kate Hardy, Juliette Hyland, Amy Ruttan

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 170

    IMPRESSUM

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN, Band 170 10/2022

    © 2021 by Pamela Brooks

    Originaltitel: „Second Chance with Her Guarded GP"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Bettina Röhricht

    © 2021 by Juliette Hyland

    Originaltitel: „Reawakened at the South Pole"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    © 2021 by Amy Ruttan

    Originaltitel: „Falling for the Billionaire Doc"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    Abbildungen: licsiren / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751511612

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

    Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

    KATE HARDY

    Neues Glück für Schwester Gemma?

    In Gemmas Nähe schlägt Dr. Oliver Langleys Herz gleich schneller. Aber nicht nur als seine neue Arbeitskollegin ist die schöne Krankenschwester tabu für ihn! Seit seine Verlobte ihn kurz vor der Hochzeit verließ, hat er der Liebe für immer abgeschworen. Entgegen aller Vernunft fühlt er sich jedoch täglich mehr zu Gemma hingezogen …

    JULIETTE HYLAND

    Diese Lippen soll man küssen

    Ausgerechnet am anderen Ende der Welt – auf der Amundsen-Scott-Station am Südpol – begegnet Schwester Helena ihrer Jugendliebe Dr. Carter Simpson wieder. Sofort ist die erotische Spannung von damals da. Doch Vorsicht: Einst war Carter ohne ein Wort des Abschieds aus ihrem Leben verschwunden. Und auch jetzt ahnt sie, dass er etwas vor ihr verbirgt …

    AMY RUTTAN

    Verlobt mit dem Feind

    Dr. Henry Baker verspürt ein erregendes Prickeln in Dr. Kiera Browns Nähe. Aber er ist nicht für ein heißes Rendezvous im Schnee nach Aspen gekommen. Er muss dafür sorgen, dass Kiera ihren Widerstand gegen die Schließung des örtlichen Krankenhauses aufgibt, sonst nichts! Doch dann braucht er dringend eine Scheinverlobte – und nennt im Affekt Kieras Namen …

    Neues Glück für Schwester Gemma?

    1. KAPITEL

    Oliver Langley atmete tief ein. Nun fing sein neues Leben an. Noch vor einem halben Jahr hatte er sich ein anderes Leben ausgemalt – bevor seine Welt völlig aus den Fugen geraten war. Bevor sein Zwillingsbruder Rob nach einem Erdbeben für eine humanitäre Hilfsorganisation gearbeitet hatte und ihm der Blinddarm geplatzt war. Bevor Robs Nieren durch eine schwere Blutvergiftung schwer geschädigt worden waren. Bevor Ollie ihm eine Niere gespendet hatte.

    Bevor Ollies Verlobte die Hochzeit abgesagt hatte.

    Daran war er selbst schuld, schließlich hatte er sie gebeten, die Zeremonie zu verschieben. „Tabby, Rob ist von der Dialyse zu geschwächt, um zur Hochzeit zu kommen und mein Trauzeuge zu sein." Zu einem späteren Termin hätten beide Brüder die OP überstanden und die ganze Familie könnte dabei sein und zusammen feiern.

    „Lass uns die Hochzeit um ein paar Monate verschieben. Die Transplantation ist hoffentlich Anfang Juni, sodass wir uns im August gut erholt haben werden. Dann könnten wir im Spätsommer heiraten."

    „Die Hochzeit verschieben. Tabby schwieg, als würde sie überlegen. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein.

    Fassungslos sah er sie an. „Ich weiß, dass das viel Aufwand bedeutet, Tab. Aber ich helfe natürlich mit, so viel ich kann."

    „Darum geht es nicht, Ollie. Ich … ich denke schon länger über uns nach. Und ich glaube, wir sollten die Hochzeit absagen."

    „Absagen? Ihm wurde kalt. „Warum? Hast du einen anderen Mann kennengelernt?

    „Nein. Es liegt nicht an dir, sondern an mir."

    Sie war also zu nett, um ihm zu sagen, dass es doch an ihm lag. „Tabby, was auch immer das Problem ist – zusammen finden wir bestimmt eine Lösung. Es tut mir leid, wenn ich dich irgendwie verletzt habe." Ollie liebte sie. Er wollte sie heiraten und eine Familie mit ihr gründen. Eigentlich hatte er geglaubt, dass sie diese Gefühle erwiderte.

    Tränen traten ihr in die Augen. „Es liegt nicht an dir, sagte sie noch einmal. „Dass du Rob eine Niere spenden willst, verstehe ich, schließlich ist er dein Bruder.

    „Aber?", brachte Ollie mühsam heraus.

    Sie sah ihn an. „Aber was ist, wenn etwas schiefgeht? Wenn du krank wirst, wenn deine verbleibende Niere nicht mehr funktioniert und du dann immer zur Dialyse musst? Was, wenn sich kein passender Spender für dich findet und du stirbst?"

    „Das wird ganz bestimmt nicht passieren." Er wollte tröstend die Arme um sie legen, doch sie wich zurück.

    „Du hörst mir nicht richtig zu, Ollie. Ich kann das nicht. Du kennst doch die Situation meiner Eltern."

    Tabbys Vater war am chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankt und brachte schon seit Jahren kaum Energie für irgendetwas auf.

    „Mum hat sich an ihr Ehegelübde gehalten: ‚in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit‘. Mir war das früher nicht bewusst, aber sie hat sich kaputtgearbeitet. Sie hat dafür gesorgt, dass genug Geld da war und dass es meinem Bruder und mir gutging. Zusätzlich hat sie sich um Dad gekümmert. Als wir älter waren und uns klar wurde, wie krank Dad ist, haben Tom und ich mitgeholfen, so gut wir konnten. Aber für unsere Mutter war es jeden Tag ein Kampf. Sie hat sich völlig aufgeopfert, um sich um Dad zu kümmern. Und das kann ich für dich einfach nicht tun."

    Ollie runzelte die Stirn. „Ich bin doch gar nicht krank, Tab. Nach der Transplantation werde ich mich eine Weile erholen müssen, aber davon abgesehen wird es mir gutgehen. Rob wird dann auch langsam wieder fit werden, und bald ist alles wie immer."

    „Du kannst mir aber nicht garantieren, dass es dir immer gutgehen wird und ich dich nicht pflegen muss, Ollie. Tabby schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich kann dich nicht heiraten. Mühsam kämpfte sie gegen die Tränen an. „Ich weiß, dass das sehr egoistisch von mir ist. Aber ich liebe dich einfach nicht genug, um so ein Risiko einzugehen. Sie nahm ihren Verlobungsring ab und gab ihn Ollie zurück. „Es tut mir wirklich leid.

    „Du hast bestimmt nur kalte Füße bekommen, weil die Hochzeit so kurz bevorsteht und du nervös bist, entgegnete er. „Alles wird gut. Wir lieben uns doch!

    „Nein, Ollie, widersprach sie. „Ich liebe dich, aber nicht genug.

    Es gelang ihm nicht, sie umzustimmen. Tabby meldete sich vor dem Eingriff, um ihm und Rob Glück zu wünschen. Doch sie machte sehr deutlich, dass sie ihn nicht zurückhaben wollte. Ihre Liebe für ihn reichte einfach nicht.

    Nach der Transplantation grübelte Ollie viel und merkte, dass er eine Weile aus London wegmusste. Also nahm er sich ein halbes Jahr von seiner Stelle als praktischer Arzt im Londoner Stadtteil Camden frei, überließ seine Wohnung einem Freund und zog mit Rob zu den Eltern nach Northumbria. Der weite Himmel und die grüne, hügelige Landschaft gaben ihm nach den Jahren im hektischen London die Gelegenheit, in Ruhe durchzuatmen und zu überlegen, wie es in seinem Leben nun weitergehen sollte.

    Doch nach einer Weile war Ollie unruhig geworden. Er liebte seine Eltern sehr, aber seine Mutter hatte sich ein wenig zu aufopferungsvoll um ihre Söhne gekümmert. Er brauchte einfach Raum für sich, und bestimmt würde ihm die Arbeit, die er so liebte, dabei helfen, wieder zu mehr innerem Gleichgewicht zu finden und die geplatzte Hochzeit zu vergessen.

    Wie der Zufall es wollte, brauchte die Arztpraxis Ashermouth Bay für drei Monate einen Arzt als Schwangerschaftsvertretung. Er hatte sich erfolgreich um die Stelle beworben und sich für die Zeit ein altes Fischer-Cottage in der Nähe des Hafens gemietet. Von dort aus konnte er zu Fuß zur Praxis gehen.

    Heute war sein erster Arbeitstag. Seiner Ex-Verlobten mochte er nicht gut genug gewesen sein, doch Ollie war sich sicher, dass er ein guter Arzt war.

    Die Praxis wirkte sehr einladend. Sie befand sich in einem einstöckigen Gebäude aus rotem Backstein, mit Blumenkästen voller leuchtend roter Geranien und einem Lavendelbeet. Neben der Tür hing ein Schild, auf dem alle Mitarbeiter aufgeführt waren, von den Ärzten über die Arzthelferinnen bis hin zum Büro- und Empfangsteam. Überrascht entdeckte Ollie seinen Namen unter dem der Ärztin Aadya Devi, die er vertreten sollte. Das war ein schönes Gefühl – als würde er schon jetzt dazugehören.

    Er atmete tief ein, öffnete die Tür und ging zum Empfang. Die Arzthelferin hinter dem Tresen unterhielt sich mit einer Frau, die die Arbeitskleidung einer nurse practitioner trug und ihm den Rücken zuwandte. Offenbar hatte ihn keine der beiden Frauen hereinkommen hören, denn sie unterhielten sich über ihn.

    „Dr. Langley soll heute Vormittag anfangen", erzählte die Arzthelferin.

    „Unser Neuer, sagte die Krankenschwester erfreut. „Caroline hat mich gebeten, ihm bei der Eingewöhnung zu helfen, weil sie diese Woche ja nicht da ist.

    Caroline war eine Ärztin Ende fünfzig und leitete die Praxis. Sie lachte gern, strahlte Durchsetzungsvermögen aus und war Ollie beim Vorstellungsgespräch gleich sympathisch gewesen.

    „Und Frischfleisch ist er ja auch", fügte die Krankenschwester hinzu.

    Die Arzthelferin lachte. „Oh, Gemma, war ja klar, dass du gleich daran denkst!"

    Ollie, der die beiden gerade begrüßen wollte, verschlug es die Sprache. Frischfleisch?

    Er hatte die geplatzte Hochzeit noch nicht ganz verkraftet und war daher nicht bereit für Annäherungsversuche. Und dass jemand so über ihn redete, gefiel ihm überhaupt nicht. Nach der Reaktion der Arzthelferin zu urteilen, machte diese Gemma so etwas häufiger. Er würde ihr wohl klarmachen müssen, dass sie bei ihm an der falschen Adresse war.

    Er räusperte sich vernehmlich. „Guten Morgen!"

    „Oh, guten Morgen!, erwiderte die Frau am Empfang lächelnd. „Wir haben eigentlich noch nicht geöffnet, aber kann ich Ihnen helfen?

    „Ich bin Oliver Langley", stellte er sich vor.

    Sie errötete, weil ihr wohl sofort klar war, dass er das Gespräch mitbekommen haben musste.

    „Ich bin Maddie Jones, Arzthelferin und für den Empfang zuständig. Herzlich willkommen in unserer Praxis! Kann ich Ihnen einen Kaffee bringen, Dr. Langley?"

    „Nein, vielen Dank, erwiderte er sachlich. „Ich erwarte nicht, dass ich bedient werde.

    Nun begrüßte ihn auch die andere Frau lächelnd. „Guten Morgen, Dr. Langley. Ich freue mich, Sie kennenzulernen!"

    Ollie fand es ziemlich dreist von ihr, ihm so ein strahlendes Lächeln zu schenken, nachdem sie ihn kurz zuvor als „Frischfleisch" bezeichnet hatte.

    „Ich heiße Gemma Baxter und bin eine der nurse practitioners. Caroline hat mich gebeten, mich diese Woche ein bisschen um Sie zu kümmern."

    „Das ist nett von Ihnen, Nurse Baxter, erwiderte Ollie ausdruckslos, „aber wirklich nicht nötig.

    „Bitte nennen Sie mich doch Gemma, erwiderte sie. „Und ich möchte Ihnen wenigstens zeigen, wo sich in der Praxis alles befindet. Wie Sie sehen, ist das hier der Wartebereich. Sie zeigte auf die Stühle. „Die Zimmer der Arzthelferinnen und der nurse practitioners sind links vom Empfang, die Toiletten für die Patienten dort drüben und die Sprechzimmer der Ärzte auf dieser Seite. Sie wies auf einen Gang. „Kommen Sie bitte mit? Toiletten, Küche und Aufenthaltsraum des Praxisteams befinden sich hier, hinter dem Empfang und dem Büro. Sie führte ihn in die Küche. „Kaffee, verschiedene Sorten Tee und heiße Schokolade finden Sie im Schrank über dem Wasserkocher, ebenso die Becher. Die Spülmaschine ist neben dem Kühlschrank. Fürs Ausräumen haben wir einen Arbeitsplan. Die Mikrowelle brauche ich ja sicher nicht zu erklären. Wir zahlen jede Woche ein paar Pfund in die Kaffeekasse ein, und Maddie sorgt dafür, dass uns die Vorräte nicht ausgehen. Wenn Sie irgendetwas vermissen, sagen Sie ihr bitte einfach Bescheid. Wieder lächelte sie ihn an. „Ich muss mich vor meiner Telefontriage und der Impf-Sprechstunde noch um außerhalb der Sprechzeiten eingegangene Nachrichten und Schreiben vom Krankenhaus kümmern, deshalb verabschiede ich mich jetzt. Ihr Zimmer ist das dritte rechts, der Name steht schon an der Tür.

    „Danke, dass Sie mir alles gezeigt haben, sagte Ollie. Die Bemerkung mit dem „Frischfleisch hatte ihn verstimmt. Aber da er drei Monate lang mit Gemma zusammenarbeiten würde, beschloss er, ihr gegenüber höflich zu sein.

    „Ich hole Sie dann mittags ab, fügte sie hinzu. „Weil heute ja Ihr erster Arbeitstag ist, lade ich Sie ein.

    „Das ist w…" Ollie kam nicht mehr dazu, ihr zu sagen, dass das wirklich nicht nötig war, denn Gemma war schon weg.

    Er kochte sich einen Kaffee und ging dann in sein Sprechzimmer, das schön hell und geräumig war. An der Wand hing ein Aquarellbild einer Burg am Meer, wohl eine örtliche Sehenswürdigkeit. Außerdem gab es einen Schreibtisch mit Computer, einen Stuhl für den Patienten und einen für eine Begleitperson oder ein Elternteil.

    Ollie suchte auf seinem Smartphone Nutzername und Passwort heraus, die er letzte Woche zugeschickt bekommen hatte. Dann meldete er sich im System an, änderte sein Passwort und richtete sich eine Erinnerung für den Beginn der Telefontriage ein. Als er Zugriff auf seine E-Mails hatte, begann er, Entlassungsbriefe, Schreiben vom Krankenhaus und Überweisungen durchzuarbeiten, die übers Wochenende angefallen waren.

    Gemma wusste, dass sie vermutlich etwas vorschnell urteilte, aber sie fand Oliver Langley ziemlich reserviert. Auf den herzlichen Empfang und ihren Vorschlag, ihn herumzuführen, hatte er ausgesprochen kühl reagiert. Sie konnte nur hoffen, dass er mit den Patienten freundlicher umging. Niemand wollte es schließlich mit einem Arzt zu tun haben, der einen von oben herab behandelte – sondern mit einem, der aufmerksam und freundlich zuhörte.

    Zugegeben, er sah toll aus. Der große dunkelhaarige Mann mit den blauen Augen erinnerte sie an den jungen Hugh Grant. Aber in der Medizin kam es nicht aufs Aussehen an, sondern darauf, wie man mit seinen Patienten umging. Bisher wirkte Oliver Langley auf sie sehr verschlossen. Dabei hatte Caroline gesagt, dass er von allen Bewerbern am besten ins Praxisteam passte. Waren die anderen etwa Roboter gewesen?

    Gemma hoffte, dass sie ihn in der Mittagspause mit einer Charme-Offensive dazu bringen konnte, etwas aufzutauen. Sie nahm sich vor, ihm ein echtes Lächeln zu entlocken – und wenn sie dafür ihr gesamtes Repertoire an schlechten Witzen aufbrauchen musste!

    Sie trank einen Schluck Kaffee und sah nach, welche ihrer Patienten am Wochenende eine dringende Behandlung benötigt hatten und nun weiter betreut werden mussten. Dann nahm sie sich die Liste, die Maddie ihr geschickt hatte, und fing mit ihren eineinhalb Stunden Telefontriage an. Diese Methode, bei der sie ihre Patienten anriefen und eingehend nach Symptomen befragten, hatten sie nach der Corona-Krise beibehalten. Sie war zwar gut zum Behandeln leichterer Erkrankungen und für Ratschläge bei Husten und Erkältungen geeignet, doch Gemma fand, dass man oft durch die Körpersprache eines Patienten Wichtiges erfuhr. Nicht selten führte dies dazu, dass sie weiter nachfragte und so herausfand, was dem betreffenden Patienten wirklich Sorgen bereitete. Das funktionierte in der Telefonsprechstunde leider nicht. Und anhand eines verschwommenen Fotos konnte man einen Ausschlag nicht gut beurteilen oder feststellen, ob eine Wunde septisch war.

    Nun war alles zum Glück wieder etwas einfacher, und alle gewöhnten sich langsam an die neue Normalität. Gemma arbeitete die Liste ab, bis es Zeit für die Impf-Sprechstunde war. Kleinere Patienten weinten zwar manchmal, wenn sie geimpft wurden, aber immerhin bekam Gemma so die Gelegenheit, Babys im Arm zu halten. Wie sehr sie sich nach einem eigenen Kind sehnte, hätte sie niemals offen zugegeben. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie beim Umgang mit den kleinen Patienten ihre biologische Uhr immer lauter ticken hörte.

    Vor zwölf Jahren hatte Gemma ihre kleine Schwester verloren – und mit ihr ihre ganze Familie, denn die Eltern konnten mit dem schweren Verlust nicht umgehen und Gemma seitdem keine Liebe mehr schenken. Sie war damals so ausgehungert nach Zuneigung gewesen und hatte Sarah so vermisst, dass sie ihren Schmerz auf völlig falsche Weise betäubt und mit viel zu vielen Jungs geschlafen hatte. Als ihr schließlich die Mutter ihrer besten Freundin ins Gewissen geredet hatte, war Gemma ins andere Extrem verfallen: Weil sie auf keinen Fall schwach und bedürftig wirken wollte, hatte sie niemanden wirklich an sich herangelassen, sodass seitdem jede Beziehung nach ein paar Wochen im Sande verlaufen war. Leider hatte sie nie einen Mann kennengelernt, der wirklich zu ihr passte.

    Es war also unwahrscheinlich, dass sie je eigene Kinder haben würde. Ihre letzte – unverbindliche – Verabredung war auch schon wieder ein halbes Jahr her. Immerhin war Gemma die Patentante von Scarlett, der Tochter ihrer besten Freundin. Darüber war sie sehr froh. Doch warum hatte sie es noch immer nicht geschafft, wieder ein gutes Verhältnis zu ihrer eigenen Familie aufzubauen? Warum konnte sie nicht zu ihren Eltern durchdringen?

    Gemma gab sich einen Ruck. Warum machte sie sich ausgerechnet jetzt solche Gedanken? Das war doch wirklich albern.

    Vielleicht lag es daran, dass Oliver Langley genau der Typ Mann war, auf den sie damals in ihren schwierigen Jahren angesprungen war: groß, dunkles Haar, blaue Augen, sehr attraktiv. Und seine kühle Zurückhaltung hatte sie durcheinandergebracht. Gemma war es gewohnt, dass Leute positiv auf ihre warme, freundliche Art reagierten.

    Sein Problem, dachte sie. Und sie hatte ohnehin keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen – schließlich wartete viel Arbeit auf sie.

    Sie ging aus ihrem Sprechzimmer und rief ihren ersten Patienten herein.

    2. KAPITEL

    „Ich muss zugeben, dass mir vor dem Termin sehr gegraut hat. Ich kann Nadeln nämlich nicht leiden", gab Fenella Nichols zu, als sie sich mit ihrem Baby auf dem Schoß hinsetzte.

    Gemma war schon aufgefallen, dass sich die Nervosität der Mutter auf ihre einjährige Tochter übertragen hatte.

    „Ja, das geht vielen Menschen so. Sie lächelte verständnisvoll. „Aber es ist eine gute Entscheidung, dass Sie Laura vor Meningitis, Mumps, Masern und Röteln schützen wollen. Sie strich der Kleinen über die Wange. „Na, meine Süße? Gönnst du mir ein Lächeln?"

    Zu ihrer Erleichterung gluckste das Baby fröhlich. „Wie läuft es denn so mit ihr?"

    Das war der Moment, in dem ihr die Patientinnen oft ihre echten Sorgen anvertrauten.

    „Mein Mann findet, dass Laura sich etwas langsam weiterentwickelt, sagte Fenella. „Ich finde, sie ist zwar eher klein, aber wahrscheinlich kommt sie einfach nach mir.

    Fenella war eine schlanke, kleine Frau, nur einen Meter fünfzig groß und damit gut zwölf Zentimeter kleiner als Gemma.

    „Da haben Sie wahrscheinlich recht. Ich werde sie messen, und dann sehen wir in der Tabelle nach. Und wie ich höre, erzählt sie ja schon gern."

    „Ja. Ihre Lieblingswörter sind Papa, Wauwau und Quak. Fenella lächelte. „Und sie hält sich an Möbeln fest, um sich auf die Beine zu ziehen.

    „Dann will sie sicher auch bald laufen. Es hört sich so an, als müssten Sie sich keine Sorgen machen. Gemma winkte dem Baby zu, das fröhlich zurückwinkte. Sie hielt der Kleinen ein Bilderbuch hin. „Wer macht Quak, Laura?

    Das Baby zeigte auf die Ente.

    „Fenella, würden Sie mit Laura das Lamm suchen?"

    Als Mutter und Baby abgelenkt waren, bereitete Gemma die Einstichstelle an Lauras Bein vor und impfte sie. Die Kleine weinte kurz, war aber schnell abgelenkt, als ihre Mutter eine Seite im Buch umblätterte.

    „Wauwau!", rief sie begeistert und wies auf einen Hund.

    „Gut gemacht!, lobte Gemma. „Es kann sein, dass sich die Einstichstelle im Laufe des Vormittags leicht rötet, aber das sollte in ein paar Tagen wieder verschwunden sein. Weil es vorkommen kann, dass Babys vom Wirkstoff gegen Meningitis leichtes Fieber bekommen, gebe ich Laura jetzt Fiebersaft mit Paracetamol. Achten Sie darauf, dass sie ausreichend trinkt. Sie können ihr in vier Stunden noch einmal Fiebersaft geben, und wenn Ihnen irgendetwas Sorgen bereitet, rufen Sie einfach bei uns an.

    Gemma wog und maß die Kleine und hielt die Werte sowie weitere Angaben fest. „Laura entwickelt sich genauso weiter wie seit ihrer Geburt und liegt ganz leicht unter dem Durchschnitt. Damit bin ich absolut zufrieden, beruhigte sie die junge Mutter. „Gibt es noch etwas, das Ihnen Sorgen bereitet?

    „Nein, erwiderte Fenella lächelnd. „Aber ich finde, zum nächsten Impftermin kann mein Mann mit Laura gehen.

    Gemma lachte. „Gute Idee!"

    Ihr nächster kleiner Patient war schon ein bisschen älter. Sie lenkte ihn von dem „Pikser ab, indem sie ihn bat, mit ihr zusammen „Old MacDonald hat ’nen Zoo zu singen.

    „Zoo?", wiederholte die Mutter lachend.

    „Ja, bestätigte Gemma. „Ist mal was anderes. Da kommen dann statt Kühen und Schafe Elefanten vor, Tiger, Löwen, Krokodile …

    „Krokodile!" Der Junge strahlte vor Begeisterung und vergaß die Nadel völlig.

    Diese Momente mit kleinen Patienten liebte Gemma besonders. Sie hätte sich auch gut vorstellen können, in einer Kinderarztpraxis anzufangen.

    Der Junge bekam einen Aufkleber mit der Aufschrift „Ich war SUPERtapfer!". Dann machte Gemma kurz sauber und rief den nächsten Patienten herein. Gerade waren Schulferien, sodass auch Teenager zur Impf-Sprechstunde kamen, die ihre Meningokokken-Impfung gegen Meningitis nachholen mussten.

    „Geht’s in ein paar Monaten los an die Uni?", fragte sie Millie, die erste Patientin.

    „Wenn meine Noten gut genug sind. Das Mädchen biss sich auf die Lippe. „Mir graut vor dem Tag, an dem wir die Prüfungsergebnisse bekommen.

    „Das verstehe ich. Daran kann ich mich auch noch gut erinnern."

    Beim zweiten Anlauf hatte Gemma die nötigen Noten bekommen, doch der erste Versuch war eine Katastrophe gewesen. Sie war damals mit Pauken und Trompeten durch die Prüfungen gerasselt, sodass sie das letzte Schuljahr und alle Abschlussprüfungen wiederholen musste.

    „Denk daran, dass es immer einen Plan B gibt, sagte sie. „Auch wenn du keinen Studienplatz an der Uni deiner Wahl bekommst, wird es bestimmt gut, weil du ein Fach studierst, das dich begeistert.

    „Ja, vielleicht. Millie schnitt ein Gesicht. „Meine Mutter macht sich Sorgen.

    „Das tun Mütter eben. Aber diese eine Sorge kannst du ihr ja nehmen. Lächelnd fügte sie hinzu: „Bei meiner Mutter war es damals genauso.

    Na ja, fast. Nach Sarahs Tod schien ihre Mutter sich zu verschließen. Stattdessen hatte sich Yvonne gekümmert, die Mutter von Gemmas bester Freundin Claire. Sie war es auch gewesen, die Gemma nach der vermasselten Prüfung ins Gewissen geredet hatte.

    „Ich sollte alles aufschreiben, worüber ich mir Sorgen machte. Dann haben wir alles besprochen und gemeinsam einen Plan geschmiedet. Meine Mutter … Claires Mutter „… machte sich Sorgen, dass ich mich nicht gesund ernähre. Also habe ich mir von ihr beibringen lassen, wie man sich schnell und günstig etwas Gesundes kocht.

    „Das ist eine Superidee, danke!", sagte Millie.

    „Gern geschehen. Ich wünsche dir viel Glück und eine tolle Zeit an der Uni!"

    Sie war pünktlich mit der Sprechstunde fertig, erledigte noch etwas Büroarbeit und sah dann in der App der Praxis, dass auch Oliver mit seinem letzten Termin fertig war.

    Gemma ging zu seinem Sprechzimmer. „Zeit fürs Mittagessen." Sie schenkte ihm ihr herzlichstes Lächeln.

    Oliver Langley blickte von seinem Schreibtisch auf. „Sehr nett von Ihnen, aber das ist wirklich nicht nötig."

    Wollte er sich wirklich sträuben? Dann würde er jetzt lernen, dass auch Gemma auf stur stellen konnte. Er war zwar nur für ein Vierteljahr in der Praxis, aber in diesen drei Monaten würde er zum Team gehören. Da kam es nicht infrage, sich als etwas Besseres zu fühlen.

    „Doch, ist es, widersprach sie. „Sie sind neu hier, und heute ist Ihr erster Tag in der Praxis. Wir verstehen uns als Team und sind füreinander da. Ich dachte mir, wir könnten oben auf den Klippen zu Mittag essen und uns vorher Sandwiches aus der Bäckerei holen, die sind nämlich superlecker. Und an Ihrem ersten Tag lade ich Sie selbstverständlich ein.

    Er öffnete den Mund, aber Gemma ließ ihn nicht zu Wort kommen: „Keine Widerrede."

    Als Oliver Langley sie misstrauisch ansah, seufzte sie. „Es geht doch nur um Kaffee und ein Sandwich, um Sie in der Praxis willkommen zu heißen. Sie verpflichten sich damit mir gegenüber zu nichts."

    „Also gut, danke", sagte er etwas verlegen.

    Gemma war fest entschlossen, ihn noch zum Lächeln zu bringen. „Sehr schön. Bis zur Bäckerei sind es fünf Minuten und dann noch mal fünf Minuten bis zu den Klippen."

    Als er ihr schweigend folgte, suchte sie nach einem unverfänglichen Thema. „Die Bäckerei gehört meiner besten Freundin. Claire backt fantastisches Sauerteigbrot, und ihre Brownies sind einfach göttlich."

    „Aha."

    Du meine Güte, dachte Gemma. Konnte er ihr nicht entgegenkommen und ein bisschen Small Talk machen? Sie versuchte es noch einmal. „Essen Sie gern Kuchen?"

    „Nein, eher nicht."

    Dann würde er ihr also freitagvormittags, wenn sie in der Praxis immer Kuchen anbot, vermutlich keinen abkaufen.

    „Dann bin ich offenbar das Gegenteil von Ihnen. Ich glaube nämlich, dass mit Kuchen alles besser wird."

    Oliver Langley sah sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost. Hätte Gemma Caroline nicht versprochen, sich an seinem ersten Arbeitstag um ihn zu kümmern, hätte sie den Griesgram jetzt einfach stehenlassen.

    In der Bäckerei suchten sie sich Sandwiches aus. Oliver bestellte einen Espresso, und Gemma kaufte noch einen Zitronen-Himbeerkuchen und einen herzhaften Muffin. Auf dem steilen Weg hinauf zu den Klippen trug ihr neuer Kollege die Papiertüte mit dem Essen, bemühte sich aber nicht, ein Gespräch zu beginnen. Damit die gute Atmosphäre in der Praxis erhalten blieb, war sie trotzdem entschlossen, ihn ein wenig zum Auftauen zu bringen.

    Oben angekommen, nahm Gemma eine Decke aus ihrem Rucksack und breitete sie aus. „Setzen Sie sich doch."

    „Haben Sie immer eine Decke dabei?", fragte er überrascht.

    Sie nickte. „Ja. Ich komme meistens zum Mittagessen her, wenn es nicht gerade regnet. Man hat von hier so einen tollen Blick."

    „Stimmt", musste er zugeben und betrachtete Strand und Meer.

    „Hier kann man sich ordentlich durchpusten lassen und bekommt einen klaren Kopf. Die besten Voraussetzungen für einen guten Tag."

    Oliver setzte sich neben sie und reichte ihr Kaffee und Sandwich. „Danke für das Mittagessen."

    „Gern geschehen. Wie war denn Ihr erster Vormittag in der Praxis?"

    „Gut."

    Ob sie ihn jemals zum Auftauen bringen würde? Gemma atmete tief ein. „Dr. Langley, ich wollte Ihnen einen netten Empfang bereiten und Sie im Team willkommen heißen, aber wenn ich auf Sie aufdringlich wirke, tut es mir leid."

    Als er sie nur misstrauisch ansah, seufzte sie innerlich. Vielleicht konnte sie zu Oliver Langley ebenso wenig ein gutes Verhältnis aufbauen wie zu ihren Eltern – und sollte einfach aufgeben.

    „Aber immerhin weiß ich jetzt, dass Sie kein Kuchenfan sind, also werde ich freitags nicht versuchen, Ihnen Spendenkuchen zu verkaufen."

    „Spendenkuchen?", wiederholte er verwirrt.

    „Ja. Vor der Coronakrise habe ich freitags vormittags immer einen Stand im Wartebereich aufgebaut und mit dem Verkauf Spenden für die kardiologische Station des örtlichen Krankenhauses gesammelt. Ich habe Kuchen und Kekse an Patienten, Praxismitarbeiter und jeden verkauft, der gerade in der Nähe war. Sie seufzte. „Caroline hat mir gerade erlaubt, wieder damit anzufangen, aber es kommen derzeit natürlich viel weniger Patienten in die Praxis. Sie zuckte die Schultern. „Immerhin, besser als nichts. Alle drei bis vier Monate organisiere ich eine größere Spendenaktion. Das Fallschirmspringen musste ich auf den nächsten Monat verschieben, weil das Wetter zu schlecht war. Sie sind nicht verpflichtet, mich als Sponsor zu unterstützen, aber ich wäre Ihnen natürlich sehr dankbar, auch wenn Sie nur mit einem Pfund dabei sind. Sie lächelte leicht. „Ich sammle schon seit zehn Jahren Spenden, und mittlerweile ist bei allen im Dorf eine gewisse Spendenmüdigkeit eingetreten.

    Spendenmüdigkeit?

    Nun verstand Ollie. „Haben Sie mich deshalb Maddie gegenüber als ‚Frischfleisch‘ bezeichnet?"

    „Oh nein! Erschrocken sah sie ihn an. „Ich meine … das habe ich zwar gesagt, aber wahrscheinlich ist es ganz anders angekommen, als es gemeint war. Tut mir wirklich leid! Oh je, ich hoffe, Sie dachten nicht, ich wäre eine Art männermordender Vamp und hätte es auf Sie abgesehen? Sie biss sich auf die Lippe. „So bin ich wirklich nicht. Ich kenne Sie ja gar nicht. Jetzt verstehe ich auch, warum Sie mir gegenüber so zugeknöpft waren."

    Gemma wirkte ehrlich bestürzt.

    „Vergessen Sie einfach meine Bitte, mich als Sponsor zu unterstützen, fuhr sie fort. „Und bei der Einladung zum Mittagessen hatte ich wirklich keinerlei Hintergedanken, sondern wollte Sie einfach nur stellvertretend für Caroline in der Praxis willkommen heißen – und Ihnen zeigen, wo man die besten Sandwiches bekommt und am besten nachdenken kann. Sie sind ja neu in der Gegend.

    Ollie traute zwar seiner Menschenkenntnis nicht mehr, seit er sich so in Tabby getäuscht hatte, doch Gemma wirkte aufrichtig. Und sie war offenbar sehr bemüht, mit ihm Frieden zu schließen. Vielleicht sollte er sich also einen Ruck geben und ihr entgegenkommen.

    „Ich glaube, Sie haben mich heute Morgen einfach auf dem falschen Fuß erwischt, sagte er. „Wie wär’s, wenn wir einfach noch mal von vorn anfangen? Ich bin Oliver Langley und werde ein Vierteljahr lang Aadya Devi vertreten. Er reichte ihr die Hand.

    „Gemma Baxter, nurse practitioner. Sie schüttelte ihm die Hand. „Herzlich willkommen in der Praxis Ashermouth Bay, Dr. Langley.

    Schnell merkte Ollie, dass es ein Fehler gewesen war, ihr die Hand zu schütteln, denn die Berührung ließ seine Haut prickeln und sein Herz schneller schlagen. So heftig hatte er schon lange auf keine Frau mehr reagiert, nicht einmal auf Tabby.

    „Danke", brachte er mühsam heraus, ohne Gemma in die Augen zu sehen.

    „Von Caroline weiß ich, dass Sie ursprünglich aus London stammen. Was hat Sie denn nach Northumberland verschlagen?"

    Ich bin vor den Folgen meiner falschen Entscheidungen hierher geflüchtet, dachte er. Um mich zu verstecken und mir die Wunden zu lecken. Und um sich von der Organspende für seinen Bruder zu erholen, der eine Niere gebraucht hatte.

    Natürlich würde er ihr nichts davon erzählen. „Meine Eltern sind vor zehn Jahren hergezogen. Bei meinem Vater hatte sich eine Angina pectoris entwickelt, und meine Mutter wollte, dass er früher in den Ruhestand geht und sich etwas schont. Jetzt sind sie also viel im Garten oder gehen essen."

    „Das klingt schön, fand Gemma. „Und bestimmt freuen sich die beiden auch, dass Sie jetzt näher wohnen.

    „Und Sie? Sind Sie von hier?"

    „Ja, ich bin in Ashermouth aufgewachsen. Meine Ausbildung habe ich in Liverpool gemacht, aber ich wollte zum Arbeiten hierher zurückkehren."

    „Ihre Familie wohnt also hier?"

    Bildete er es sich nur ein, oder huschte bei dieser Frage ein Schatten über ihr Gesicht?

    „Ja, nicht weit von hier."

    „Und wollten Sie von Anfang an lieber in einer Arztpraxis arbeiten als im Krankenhaus?", erkundigte sich Ollie.

    Gemma nickte. „Ich finde es schön, wenn ich meine Patienten richtig kennenlerne und besonders Kinder länger begleite. Das gibt mir das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Im Krankenhaus kümmert man sich ein paar Tage oder Wochen lang um seine Patienten, das ist nicht dasselbe. Sie sah ihn an. „Wollten Sie schon immer Arzt für Allgemeinmedizin werden?

    „Ich hätte mich fast auf Geburtshilfe spezialisiert, antwortete er. „Weil mir dieser Bereich während meiner Ausbildung in London so viel Spaß gemacht hat. Ich fand es faszinierend, die Geburt eines kleinen Menschen zu begleiten. Aber als mein Vater Angina pectoris bekam, habe ich es mir anders überlegt.

    „Wollten Sie da nicht Kardiologe werden?"

    Ollie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wollte ein Arzt sein, dem Erkrankungen bei seinen Patienten auffallen, bevor sie schlimmer werden. Und das war eben ein Allgemeinmediziner."

    „Das kann ich nachvollziehen", sagte Gemma.

    Er aß sein Sandwich auf. „Sie hatten recht, das Brot ist wirklich super – genauso gut wie das Brot in schicken Londoner Cafés."

    „Warten Sie ab, bis Sie den Muffin probiert haben! Sie sind ja kein Kuchenfan, deshalb habe ich einen herzhaften gekauft. Sie reichte ihm den Muffin. „Schmecken Sie, was da alles drin ist?

    Der leicht neckende Ausdruck in ihren Augen gefiel Ollie. Erschrocken stellte er fest, dass sie ihm sehr sympathisch war.

    „Na, wissen Sie’s?"

    „Käse und Gewürze."

    Gespielt enttäuscht sah sie ihn an. „Geht es vielleicht etwas genauer?"

    „Ich bin Arzt und kein Foodblogger", gab er schlagfertig zurück.

    Als sie lachte, funkelten ihre dunklen Augen, und ihr Mund wirkte geradezu unwiderstehlich. Wie gebannt blickte Ollie Gemma Baxter an.

    Damit hatte er nicht gerechnet.

    Die Trennung von Tabby war fast vier Monate her, und seitdem hatte er keine Augen für andere Frauen gehabt – bis heute. Ollie war dafür nicht bereit. Besser er ging schnell auf Abstand, bevor er noch irgendetwas Unvorsichtiges sagte.

    Bei ihrer ersten Begegnung hatte er Gemma für etwas oberflächlich gehalten, doch langsam wurde ihm klar, dass sie das keinesfalls war. Schließlich sammelte sie mit großem Elan Spenden für einen guten Zweck.

    Er entschied sich dafür, ein unverfängliches Thema anzuschneiden. „Was können Sie mir über Ashermouth erzählen?"

    „Was interessiert Sie denn – touristische Sehenswürdigkeiten oder Geschichtliches?"

    „Beides."

    „Gut. Früher war Ashermouth ein Fischerdorf, begann sie. „Seitdem haben sich die Zeiten geändert, und jetzt spielt Tourismus eine große Rolle. Man kann mit dem Boot zu den Inseln fahren, um Papageientaucher zu beobachten. Wenn man Glück hat, sieht man während der Fahrt sogar Delfine. Ganz in der Nähe gibt es auch eine Robbenkolonie, und wenn sie Junge haben, kommen sie oft in die Bucht – jetzt zum Beispiel. Sie fügte hinzu: „Wandern Sie gern? Bei Ebbe können Sie an der Bucht entlanggehen, an den Ruinen einer Burg vorbei, und sich unterwegs ein altes Schiffswrack ansehen."

    „So was hat mich schon als Kind total begeistert", sagte Ollie.

    „Die örtliche Heimatkundegruppe veranstaltet jeden Monat eine Geisterwanderung durchs Dorf, erzählte sie. „Da hört man dann jede Menge Geschichten über Schmuggler und Piraten. Und falls Sie sich für Burgen interessieren – davon gibt es hier in der Umgebung jede Menge. Aber wenn Ihre Eltern in der Umgebung wohnen, wissen Sie das ja bestimmt schon.

    „Meine Mutter sieht sich gern die Gärten von Herrenhäusern an. Ich habe sie und Dad bei Besuchen oft hingefahren."

    „Wenn Sie Sport mögen: Es gibt im Dorf ein Cricket-Team und eine eigene Fußballmannschaft, fiel ihr noch ein. „Und man kann surfen, kitesurfen oder zum Stand-up-Paddling gehen.

    Rob wäre von all dem begeistert gewesen. Von ihnen beiden war eher sein Bruder der Adrenalinjunkie. Rob arbeitete in der hektischen Notaufnahme eines Krankenhauses in Manchester, gehörte der Bergrettung an und ging in seiner Freizeit gern klettern. Und im Urlaub war er für eine Organisation im Einsatz, die humanitäre Hilfe leistete.

    Ollie liebte seinen Bruder, aber er selbst hatte nicht die Neigung, Risiken einzugehen. In der Familie wurde immer scherzhaft kommentiert, dass Ollie Robs Anteil Vernunft abbekommen hatte – und Rob seinen Anteil Abenteuerlust.

    „Ich bin mehr für Klippen und Strand", erwiderte er.

    Gemma sah auf die Uhr. „Wir sollten langsam wieder zurückgehen." Sie lächelte ihn an.

    „Danke fürs Mittagessen."

    „Gern geschehen."

    Als Ollie ihr half, die Decke zusammenzulegen, und sich ihre Finger dabei streiften, lief ihm ein Schauer über den Rücken.

    Das war doch einfach albern, schließlich waren sie Arbeitskollegen. Außerdem wollte er keine Beziehung. Und es gab jede Menge Gründe, warum er nicht darüber nachdenken sollte, wie es wohl wäre, Gemma Baxter zu küssen.

    Doch leider war ihm ihr sinnlicher Mund schon aufgefallen. Und so dachte er eben doch darüber nach.

    Ollie gab sich einen Ruck. Wir sind Kollegen, mehr nicht, rief er sich in Erinnerung. Auf dem Rückweg zur Praxis flüchtete er sich in Small Talk, damit sie nicht bemerkte, was für Gedanken ihm durch den Kopf gingen.

    Nachdem er etwas aufgetaut war, hatte sich Oliver Langley als überraschend nett entpuppt, wie Gemma fand. Sie hatte ihm tatsächlich ein echtes Lächeln entlockt, das sie ziemlich durcheinanderbrachte. Denn es verwandelte den kühlen, distanzierten Fremden in einen absolut atemberaubenden Mann. Und es ließ ihr Herz schneller schlagen, als ihr lieb war.

    Das war nicht gut. Denn erstens war er bestimmt bereits vergeben.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1