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Julia Ärzte zum Verlieben Band 172
Julia Ärzte zum Verlieben Band 172
Julia Ärzte zum Verlieben Band 172
eBook508 Seiten7 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 172

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Über dieses E-Book

DIE HEILENDE KRAFT DEINER KÜSSE von SUSAN CARLISLE
Zärtliche Küsse unterm Mistelzweig? Ein Tabu für Dr. Carter Jacobs! Zwar ist der Single-Dad bei der Weihnachtsfeier insgeheim von der hübschen Ärztin Liz bezaubert, doch nach seiner Scheidung hat er der Liebe abgeschworen. Wenn Liz ihn nur nicht so magisch anziehen würde …

KALTER SCHNEE – HEISSE LIEBE? von BECKY WICKS
Als Dr. Ophelia Lavelle über die Feiertage in einem Ski-Resort in Montana arbeitet, verliebt sie sich unsterblich in ihren sexy Kollegen Jax Clayborn. Ohne Zukunft? Plötzlich muss sie die Praxis ihres Vaters in New York übernehmen. Jax hingegen ist an Montana gebunden …

DAS ALLERSCHÖNSTE GESCHENK BIST DU von KATE HARDY
Dr. Alex Morgan ist so attraktiv wie abweisend. Als Danielle mit ihm die Weihnachtsfeier auf der Entbindungsstation organisieren muss, gesteht er ihr sein trauriges Geheimnis. Zutiefst berührt, verbringt sie spontan eine folgenreiche Nacht in seinen Armen …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum16. Dez. 2022
ISBN9783751511636
Julia Ärzte zum Verlieben Band 172
Autor

Susan Carlisle

Als Susan Carlisle in der 6. Klasse war, sprachen ihre Eltern ein Fernsehverbot aus, denn sie hatte eine schlechte Note in Mathe bekommen und sollte sich verbessern. Um sich die Zeit zu vertreiben, begann sie damals damit zu lesen – das war der Anfang ihrer Liebesbeziehung zur Welt der Bücher. Die Liebe zum Lesen entwickelte Susan später zu einer Liebe zum Schreiben weiter, und heute begeistern ihre Bücher unzählige Fans! In ihren Geschichten ist der Held meist ein smarter, sexy Alphatyp, der sein Herz an eine starke Heldin verliert – ein beliebtes Konzept, das zum Träumen anregt. Susan lebt mit ihrem Mann, mit dem sie schon seit über dreißig Jahren verheiratet ist, in der Nähe von Atlanta in den USA. Gemeinsam haben sie vier Kinder, die schon erwachsen sind.

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    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 172 - Susan Carlisle

    Susan Carlisle, Becky Wicks, Kate Hardy

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 172

    IMPRESSUM

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN, Band 172 12/2022

    © 2020 by Susan Carlisle

    Originaltitel: „The Single Dad’s Holiday Wish"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Ira Panic

    © 2021 by Becky Wicks

    Originaltitel: „White Christmas with Her Millionaire Doc"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Christian Trautmann

    © 2017 by Pamela Brooks

    Originaltitel: „Their Pregnancy Gift"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Cora Harper

    Abbildungen: Sam Edwards / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751511636

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Die heilende Kraft deiner Küsse

    1. KAPITEL

    Dr. Liz Poole stand in einer Ecke des großen Raums und beobachtete die anderen Gäste der Veranstaltung. Ich habe hier nichts verloren. Ich bin nun mal keine Partymaus. Tatsächlich war sie immer noch so schlecht darin, mit anderen Menschen zu interagieren, wie als junges Mädchen. In Momenten wie diesen vermisste sie ihre Schwester Louisa am schmerzlichsten. Sie war stets diejenige gewesen, um die alle sich scharten, eine echte Stimmungskanone. Doch hierher wäre sie gar nicht erst mitgekommen. Es wäre ihr zu langweilig gewesen.

    Eigentlich hatte Liz gar nicht herkommen wollen, sich dann aber doch von ihrer Sprechstundenhilfe Melissa dazu überreden lassen, an der Weihnachtsfeier teilzunehmen. Melissa predigte Liz ständig, sie müsse mehr ausgehen, geselliger sein, jemanden kennenlernen. Sonst würde sie noch zur Einsiedlerin werden, eine dieser Frauen, die niemanden hatten, außer einem Haus voller Katzen. Dabei hatte Liz nicht mal eine Katze. Um Melissa zumindest eine Zeit lang den Wind aus den Segeln zu nehmen, hatte sie sich dazu aufgerafft, die Party im Riverside Country Club in Decatur, Alabama zu besuchen. Bestimmt würde sie dort ein paar Leute von gemeinsamen Bereitschaftsdiensten irgendwelcher Veranstaltungen der Stadt kennen, oder?

    Die Feier war von einem der örtlichen Unternehmen organisiert worden, als Dankeschön für alle Freiwilligen, die während des vergangenen Jahres bei Festivals und dergleichen ausgeholfen hatten. Liz arbeitete, so oft ihr Dienstplan es erlaubte, im Sanitätszelt. Ihr Privatleben war gewiss nicht so jämmerlich, wie ihre Mutter und Melissa glaubten.

    Neben der ehrenamtlichen Tätigkeit war sie auch noch im Schach- und im Buchclub. Sie ging durchaus unter Leute!

    Um etwas zu tun zu haben, nahm sie einen Schluck von ihrem sprudelnden rosafarbenen Drink. In ein paar Minuten sollte das Dinner serviert werden, und sobald das zu Ende war, würde sie sich davonstehlen. Bei der Vorstellung, sich beim Essen mit ihren Tischnachbarn unterhalten zu müssen, wurde ihr jetzt schon mulmig, und sie hielt verzweifelt nach jemandem Ausschau, den sie kannte und neben dem sie sitzen könnte. Warum hatte sie sich bloß breitschlagen lassen, herzukommen? Melissas Argumente dröhnten durch ihren Kopf. Weil es von Vorteil für deinen Job ist, für deine Stellung in der Gemeinschaft. Du musst mehr rauskommen. Zweifellos hatte sie recht, aber das war kein Trost.

    Erst neulich hatte sie sich von ihrer Mutter anhören müssen, dass sie sich nicht so verkriechen sollte. Vielleicht würde es sie ja glücklich machen, dass Liz heute Abend hier war, das wäre immerhin etwas. Liz fand es zunehmend schwierig, ihrer Mutter, deren einziger Fokus im Leben sie war, irgendwas Recht zu machen.

    Der Vorsitzende des Ortsverbands für ehrenamtliches Engagement klopfte an sein Glas, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Ich möchte allen danken, die heute Abend erschienen sind", begann er. Dabei schaute er Liz direkt an.

    Wahrscheinlich war er überrascht, sie hier zu sehen, da sie noch bei seinem Anruf am Vortag vehement abgelehnt hatte, wie so oft im Laufe der Jahre. „Wir bedanken uns für die Dienste, die Sie der Gemeinde im vergangenen Jahr geleistet haben und hoffen, dass Sie uns auch weiterhin hilfreich zur Seite stehen, fuhr der Mann fort. „Außerdem möchte ich Sie daran erinnern, dass in knapp zwei Wochen unsere traditionelle Christbaum-Flottille auf dem Fluss stattfindet und bitte diejenigen, die vorhaben, dabei zu helfen, nach dem Essen noch ein paar Minuten länger zu bleiben. So, und jetzt ist das Büfett eröffnet.

    Liz seufzte. Das war’s dann wohl mit meiner Chance, mich schnell abzuseilen. Sie hatte sich für den Sanitätsdienst während der Flottille eingetragen. Lustlos stellte sie sich in die Schlange vor dem Büfett, wo sie sich alsbald zwischen zwei Männern wiederfand. Der eine war ein älterer Herr mit stattlichem Bauch und roter Nase. Sie lächelte ihm kurz zu und warf dann einen Blick auf den hochgewachsenen Mann hinter sich, der sich gerade mit einem anderen Mann unterhielt. Er hatte eine nette Stimme. Warm und einladend.

    Die runden Esstische waren mit roten Decken und grünen Tannenzweigen geschmückt, was Liz daran erinnerte, dass sie so langsam mit ihren eigenen Weihnachtsvorbereitungen beginnen sollte. Nach dem Tod ihres Vaters vor vier Jahren und dem ihrer Schwester vor etwas über einem Jahr waren die Feiertage nicht mehr so heiter wie früher. Doch diesmal wollte Liz wieder mehr Feststimmung. Das erste Weihnachtsfest ohne einen geliebten Menschen war immer das schwierigste.

    Ein Stoß in ihren Rücken ließ sie taumeln, doch eine kräftige Hand packte sie am Arm, um sie zu stützen – ihr Körper reagierte auf die Berührung mit einem leichten Prickeln.

    „Tut mir leid. Haben Sie sich wehgetan?", hörte sie die tiefe Stimme, die ihr vor ein paar Sekunden so angenehm aufgefallen war.

    Liz konnte die Wärme seiner Hand durch den Stoff ihrer Bluse hindurch spüren. „Nein, nein, alles in Ordnung."

    „Sind Sie sicher? Eindringlich schaute er sie mit seinen grünen Augen an. „Ich hatte wirklich nicht die Absicht, Sie beinahe zu Boden zu schlagen.

    „Mir geht es gut, ehrlich." Er schien ungefähr in ihrem Alter zu sein und überragte sie deutlich, was sie als überdurchschnittlich große Frau sehr zu schätzen wusste. Ausnahmsweise stand sie neben jemandem, der zu ihr passte. In der Schule hatte sie sich ständig Witze über ihre Größe anhören müssen, wusste auch, dass viele Jungs deshalb nicht mit ihr hatten ausgehen wollen. Außerdem hatte sie auch noch als Streberin gegolten – die Highschool war wirklich kein Spaß für sie gewesen. Damals hatte Louisa sie gerettet, aber die war jetzt nicht mehr da.

    „Da bin ich aber froh. Offenbar kann ich nicht gleichzeitig reden und gehen. Oder ich gucke einfach nicht, wo ich hintrete." Er schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln, mit dem er zweifellos auch jede Polizistin dazu gebracht hätte, seinen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung zu zerreißen. Dass er gut aussah mit seinem welligen blonden Haar, das an den Seiten kürzer geschnitten war als oben, schadete natürlich auch nicht. Es waren Haare, die Frauen praktisch dazu aufforderten, ihre Finger hindurchgleiten zu lassen.

    O Gott, sie hatte wirklich den Verstand verloren.

    Er deutete nach vorn. „Wir sollten wohl besser weitergehen, sonst bewegt die Schlange sich um uns herum."

    „Ups", japste sie. Während sie ihn anstarrte, hatte sich zwischen ihr und dem Mann vor ihr eine Lücke aufgetan. Hastig machte sie einen Schritt nach vorn.

    Ihr Hintermann schloss zu ihr auf. „Ich heiße übrigens Carter Jacobs." Er streckte ihr die Hand hin.

    „Liz Poole." Sie ergriff seine Hand, die sich groß und vertrauenerweckend um ihre schloss.

    „Nett, Sie anzurempeln. Äh, ich meine, Sie kennenzulernen." Er grinste.

    „Gleichfalls." Er war wirklich charmant. Sie ging weiter, um sicherzustellen, dass sich nicht wieder eine Lücke auftat, und schaute sich dann nach ihm um.

    „Sind Sie oft auf dieser Art Veranstaltung?", erkundigte er sich.

    Unwillkürlich musste Liz grinsen. Die Frage konnte nur ernst gemeint sein, denn als Anmachmasche war sie nun wirklich so ziemlich das Abgedroschenste, was man sich vorstellen konnte. „Ehrlich gesagt, ist es die erste, zu der ich je gegangen bin."

    „Es ist auch meine erste. Ich bin noch ziemlich neu in der Stadt."

    Diesmal hatte sie Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Bestand sein gesamter Wortschatz aus Anmachsprüchen? „Willkommen in Decatur. Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier." Innerlich stöhnte Liz auf. Sie klang schon genauso lahm wie er.

    „Meine Großeltern haben hier gewohnt, daher bin ich mit der Gegend vertraut."

    „Ich bin hier aufgewachsen."

    „Dann wissen Sie doch bestimmt alles, was hier abgeht." Er schaute ihr direkt in die Augen.

    Sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden. Flirtete er etwa mit ihr? Wenn ja, gefiel es ihr. „Ach, ich weiß nicht."

    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. „Arbeiten Sie oft ehrenamtlich?"

    „Drei- oder viermal im Jahr. Normalerweise auf großen Veranstaltungen, wo Ärzte gebraucht werden."

    „Sie sind Ärztin?" Er klang überrascht.

    „Hals-Nasen-Ohren-Ärztin."

    „Eine HNO-Spezialistin. Mein Sohn verbringt reichlich Zeit bei Ihren Fachkollegen, obwohl sein Vater selbst Internist ist."

    „Sie sind auch Arzt! Die Welt ist doch klein. Jetzt fühlte sie sich in ihrem Element. „Als HNO kann man manchmal leider kaum mehr tun, als Schläuche einzuführen. Anders kommt man Infektionen oft nicht bei.

    „Das entspricht meiner Erfahrung. Aber wie die meisten Eltern will ich es nicht wahrhaben, trotzt meiner Ausbildung. Warum haben wir uns noch nie getroffen? Ich war hier schon auf einigen Veranstaltungen im Einsatz."

    „Das könnte daran liegen, dass ich bei den letzten beiden Events Bereitschaftsdienst hatte." Baggerte er sie an? Selbst wenn nicht, war es nett, von einem Mann beachtet zu werden. Das allein war es wert, heute Abend trotz aller Vorbehalte hergekommen zu sein.

    Liz nahm einen Teller vom Stapel und schritt das Büfett ab. Carter folgte ihrem Beispiel, doch sie war lange vor ihm fertig. Da sie nicht den Eindruck erwecken wollte, sie ginge davon aus, dass er neben ihr sitzen wollte, hielt sie nach einem Platz Ausschau, ohne auf ihn zu warten. Eine Frau, die sie kannte, winkte sie an ihren Tisch, wo Liz sich auf den letzten freien Stuhl niederließ. Sie sah, dass Carter in ihre Richtung schaute, bevor er zu einem Tisch im hinteren Teil des Raums ging.

    Carter zog den Reißverschluss seiner Jacke zu, als er aus dem Gebäude trat. Durch die scharfe Brise vom nahen Tennessee River wirkte der kühle Dezemberabend noch kälter.

    Der Parkplatz war beinahe leer, bis auf seinen SUV und einen Kleinwagen. Während er auf sein Auto zuging, sah er, dass die Frau mit dem hübschen Lächeln, die er in der Schlange vor dem Büfett angerempelt hatte, hinter dem Steuer des anderen Fahrzeugs saß. Sie wirkte ratlos.

    Ein knirschendes Geräusch kam von ihrem Auto und Carter ging langsamer. Wieder dieses Geräusch. Er ging um den Wagen herum und näherte sich von vorn, damit sie ihn sehen konnte. Er hob eine Hand.

    Ihre Augen weiteten sich. Er bedeutete ihr, das Fenster herunterzufahren, was sie nach kurzem Zögern auch tat. „Ich wollte Sie nicht erschrecken. Kann ich helfen?"

    „Ich weiß nicht, was los ist. Es springt einfach nicht an, sagte sie frustriert. „Vorhin war noch alles in Ordnung.

    „Versuchen Sie es noch mal", bat Carter in der Hoffnung, dass er tatsächlich helfen konnte.

    Dasselbe knirschende Geräusch vibrierte durchs Auto. Erwartungsvoll schaute Liz ihn an. Carter wünschte, er könnte ihr eine ermutigendere Auskunft geben, schüttelte aber den Kopf. „Die Batterie ist es nicht, aber mehr kann ich leider nicht sagen. Ich bin ein deutlich besserer Arzt als Mechaniker."

    „Trotzdem, danke für die Hilfe. Ich rufe den Abschleppdienst an."

    „Es ist zu kalt, um darauf zu warten."

    „Dann gehe ich wieder rein." Sie griff nach ihrer Handtasche.

    „Beim Rausgehen habe ich gesehen, wie abgeschlossen wurde. Sogar die Leute vom Catering-Service sind schon weg. Ich kann Sie hier unmöglich allein zurücklassen."

    „Schon in Ordnung. Es sollte nicht allzu lange dauern, bis der Abschleppwagen hier ist."

    Hatte sie Angst vor ihm? Schließlich war er, abgesehen von ihrer kurzen Unterhaltung vorhin, ein Fremder für sie. „Wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Warum rufen Sie nicht einfach an, während ich warte?" Er trat ein paar Schritte zurück, damit sie ungestört telefonieren konnte.

    „Wirklich? So lange?", sagte Liz in ihr Smartphone. Kurz darauf beendete sie das Gespräch.

    Mitfühlend verzog er das Gesicht. „Das klang nicht gut."

    Sie warf das Handy in ihre Tasche. „War es auch nicht, erwiderte sie genervt. „Es dauert über eine Stunde, bis sie hier sind. Beunruhigt starrte sie auf das dunkle Gebäude.

    „Sie brauchen hier nicht allein zu warten. Es ist schon spät. Und weil morgen Schule ist, muss mein Babysitter demnächst aufbrechen. Ich weiß, dass wir einander nicht gut kennen, aber ich wünschte, Sie würden sich von mir nach Hause fahren lassen. Ich muss nur ganz kurz einen Zwischenstopp bei mir einlegen."

    Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig. Ich bleibe einfach hier im Auto und verriegele die Türen."

    „Und holen sich Frostbeulen. So furchterregend konnte er doch wohl nicht sein. „Nun kommen Sie schon, es ist viel zu kalt. Um sein Argument zu stützen, trampelte er ein paarmal mit den Füßen, um sich zu wärmen. „Ich schwöre, ich bin ein guter Mensch. Und Sie kennen mich zumindest besser als den Fahrer des Abschleppwagens."

    Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht."

    „Sie kennen also den Abschleppwagen-Fahrer?"

    Sie bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick, lächelte aber dann. „Nein, ich kenne ihn nicht."

    „Sehen Sie, mich kennen Sie besser. Haben Sie jemanden, den Sie anrufen können und der in ein paar Minuten hier sein kann?" Verstohlen warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Er musste dringend los.

    „Nicht wirklich. Meine Mutter ist heute Abend unterwegs, und meine Sprechstundenhilfe wohnt dreißig Minuten entfernt." Ihre klägliche Miene rührte sein Herz.

    „Dann kommen Sie schon. Sie haben keine andere Wahl. Ich muss sie nach Hause bringen. Wenn Sie sich damit besser fühlen, können Sie jemanden anrufen und durchgeben, wer ich bin, wohin wir fahren und was los ist. Lassen Sie das Handy die ganze Zeit an."

    Liz atmete tief durch und schaute noch einmal zu dem verschlossenen Gebäude. „Ich rufe meine Sprechstundenhilfe an."

    Carter hörte zu, während sie ihre Notlage erklärte.

    „Melissa möchte Ihre Adresse haben."

    Er nannte sie ihr. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und senkte die Lider. „Ja", sagte sie ins Telefon.

    Wenn das Licht nicht so schlecht gewesen wäre, hätte er seinen Verdacht überprüfen können, dass sie errötet war. Was hatte Melissa sie gefragt?

    „Ich rufe dich an, sobald ich zu Hause bin. Versprochen. Sie legte auf, griff nach ihrer Tasche, stieg aus und schloss ihr Auto ab. „Auf dem Weg rufe ich den Abschleppdienst und sage denen, wohin sie den Wagen bringen sollen. Ich wohne nicht weit entfernt, ungefähr zwanzig Minuten von hier.

    „Mein Haus liegt etwas weiter weg, aber ich halte den Zwischenstopp so kurz wie möglich." Er ging auf seinen SUV zu.

    Sie zögerte. „Ich bin immer noch nicht sicher."

    „Entweder Sie kommen mit, oder ich rufe die Polizei." Er hasste es, sie zu erpressen, aber sein Gewissen ließ auch nicht zu, sie hier zurückzulassen. Er musste unbedingt nach Ryan sehen. Sein Sohn war von seiner Mutter schon viel zu oft im Stich gelassen worden, und Carter wollte auf keinen Fall, dass Ryan sich Sorgen machte, sein Vater könnte dasselbe tun. Seinem Sohn gegenüber Wort zu halten, war wichtiger als alles andere.

    Ergeben ließ Liz die Schultern sinken. „Nicht nötig. Ich komme mit. Es ist mir nur furchtbar unangenehm, Ihnen zur Last zu fallen."

    „Kein Problem. Carter öffnete seinen Wagen und hielt ihr die Beifahrertür auf, bis sie einstieg. „Das kriegen wir schon hin.

    Wenige Minuten später waren sie auf dem Highway. Liz erledigte ihr Telefonat, danach entstand ein unbehagliches Schweigen. Carter schaute zu ihr herüber und sah, dass sie so angespannt dasaß, als wäre sie bereit, jeden Moment aus dem Wagen zu springen.

    Bei ihrer ersten Begegnung war ihm ihre Größe aufgefallen. Sie hatte superlange Beine, die sich gewiss geschmeidig um einen Mann schlingen konnten. Ups, solche Gedanken sollte er nicht über eine Frau hegen, die er praktisch nicht kannte. Hatte er so lange keinen Sex mehr gehabt, dass ihm der Verstand flöten ging? Davon abgesehen, gefiel ihm, dass er sich nicht herunterbeugen musste, um mit ihr zu reden. Und obwohl sie einen gediegenen schwarzen Hosenanzug trug, erkannte er, dass sie über hübsche weibliche Kurven verfügte und sich unter ihrer roten Bluse anziehend volle Brüste verbargen.

    Sie war ihm unsicher vorgekommen, als sie in der Schlange vorm Büfett zusammenstießen. Tatsächlich war er überrascht gewesen, dass sie sich überhaupt mit ihm unterhalten hatte. Er mochte die Art, wie sie kicherte. Wie ein junges Mädchen. Ansteckend. Er hatte viel zu lange nicht mehr mit einer Frau gelacht. „Wo genau wohnen Sie eigentlich?"

    „In Ridgewood. Noch ein Stück weiter in diese Richtung, aber da vorn müssen Sie rechts abbiegen." Sie deutete nordwärts auf eine größere Ausfahrt.

    „Dann sind wir gar nicht so weit auseinander. Ich wohne in Mooresville."

    „Davon habe ich gehört, war aber noch nie dort."

    Er spürte, dass sie ihn anschaute. „Es ist so klein, dass man es schnell verpasst. Auf der anderen Seite des Flusses und ein Stück abseits des Highways. Wir brauchen nicht lange bis dorthin. Ich bringe Sie schnell nach Hause, versprochen."

    Wieder verfiel Liz in Schweigen. Etwas an ihrem Verhalten ließ ihn vermuten, dass sie noch nie mit einem unbekannten Mann irgendwohin gegangen war. Sie kam ihm wirklich nicht wie eine Frau vor, die Typen in Bars abschleppte. Vielmehr hatte er das Gefühl, dass sie anderen gegenüber misstrauisch war. Als wäre sie schon zu oft verletzt worden.

    Außerdem war ihm aufgefallen, dass sie dunkelbraunes Haar und dunkle, ausdrucksvolle Augen hatte. Soweit er sah, gab es keinen einzigen Grund, warum ein Mann nicht den Wunsch hegen sollte, sich an sie heranzumachen. Sogar er würde das wollen, wenn er denn auf der Suche wäre. Was er nicht war. Dafür hatte seine Ex-Frau gesorgt. Er sehnte sich nur noch nach Frieden und Sicherheit, und beides hatten er und Ryan gefunden, nur sie beide. Aber wäre es tatsächlich so schlimm, wieder mal Zeit mit jemandem zu verbringen, der sich über andere Dinge unterhalten konnte als die neuesten Comics?

    Während sie die Brücke überquerten, konnte er sich den ein oder anderen Seitenblick nicht verkneifen. Dabei sollte er sich besser aufs Fahren konzentrieren. „Wo haben Sie denn Ihre Praxis?"

    „In der Innenstadt, nahe dem Krankenhaus, in einem der älteren Backsteingebäude, die vor einiger Zeit renoviert wurden."

    „Die kenne ich. Meine Praxis ist im Medizinzentrum, ungefähr eine Meile entfernt. Kaum zu glauben, dass wir uns noch nie begegnet sind."

    „So was kommt vor." Wieder verfiel sie in Schweigen.

    „Wir sind fast da. Er bog vom Highway ab, und kurz darauf kamen sie an dem historischen Hinweisschild für Mooresville vorbei. Wieder schaute er zu Liz hin und sah, dass sie sich interessiert vorbeugte und durch die Windschutzscheibe starrte. „Sie können nicht viel erkennen, weil wir hier keine Straßenbeleuchtung haben, sagte er. „Sie müssen mal bei Tageslicht herkommen. Es lohnt sich."

    „Das sollte ich wohl mal tun. Aber warum leben Sie hier und nicht in der Stadt, wo Sie arbeiten?"

    „Als meine Großeltern nach Florida zogen, habe ich ihnen das Haus abgekauft. Ich wollte, dass mein Sohn an einem Ort aufwächst, wo die Nachbarn einander kennen. Er lachte leise. „Dabei bin ich möglicherweise etwas übers Ziel hinausgeschossen. Der Ort ist wirklich winzig, aber man achtet definitiv aufeinander.

    „Es wirkt wie ein sicherer Hafen für eine Familie. Was wird Ihre Frau denken, wenn Sie mit einer fremden Frau auftauchen?"

    „Ich bin geschieden. Seit vier Jahren." Und mit jedem Jahr wurde es einfacher, das auszusprechen.

    „Tut mir leid."

    Ihm tat es nicht leid. Abgesehen von Ryan, war seine Ehe die Hölle gewesen. Ein Fehler, den er nicht wiederholen würde. Er umrundete den großen Marktplatz, bog erst nach rechts ab und dann sofort wieder nach links auf den Kieselparkplatz hinter seinem Haus.

    „Wie schön!" Liz verrenkte den Hals, um das zweistöckige Gebäude durchs Seitenfenster betrachten zu können.

    Er grinste. „Ich bin selbst ganz begeistert davon. Auch wenn es um diese Jahreszeit manchmal ganz schön zieht und einiges daran zu machen ist. Mit zunehmendem Alter fiel es meinen Großeltern immer schwerer, den Kasten in Schuss zu halten. Aber nach und nach bringe ich alles wieder in Ordnung. Er öffnete die Tür. „Ich brauche nur ein paar Minuten. Wollen Sie kurz reinkommen oder lieber hier warten?

    „Ich warte hier."

    „Okay, bis gleich." Er stieg aus und schlug die Wagentür zu.

    Liz beobachtete, wie Carter zur hinteren Treppe lief. Nur Verzweiflung konnte sie dazu bewogen haben, mit einem Fremden davonzufahren. Oder einem fast Fremden. Schließlich konnte Carter kein allzu schlechter Mensch sein, wenn er in diesem Ort lebte.

    Wieder betrachtete sie das Haus, ein weiß gestrichenes Schindelgebäude, das ihrer Schätzung nach ungefähr hundert Jahre alt sein musste. Es hatte hohe Fenster, durch die Licht auf eine Veranda mit Holzgitter fiel, in deren Mitte sich eine Feuerstelle befand – umgeben von Stühlen, darunter einer in Kindergröße.

    Wie versprochen kehrte Carter schnell zurück, einen kleinen Jungen im Arm, der in eine Decke gewickelt war. Ein junges Mädchen folgte ihm aus dem Haus. Liz drehte sich zur Rückbank um und sah zu, wie Carter den Kleinen in einen Kindersitz auf der Fahrerseite setzte. Der Junge, der jetzt schon vermuten ließ, dass er seinem Vater einmal sehr ähneln würde, musterte sie aufmerksam.

    Carter schien die Neugier seines Sohns zu spüren, denn er schaute zu ihr hin. „Ryan, das ist Dr. Poole. Sie ist eine neue Freundin. Ihr Auto ist nicht angesprungen, deshalb bringen wir sie nach Hause."

    „Hallo, Ryan, schön, dich kennenzulernen." Liz schenkte ihm ihr beruhigendes Patienten-Lächeln.

    „Hi", erwiderte er nach kurzem Zögern.

    „Schnall dich an, Ryan." Carter schloss die hintere Tür und setzte sich hinters Steuer.

    Ryan gehorchte. Der Teenager stieg neben ihm ein. „Liz, das ist Betsy, meine Babysitterin", sagte Carter.

    Liz drehte sich in ihrem Sitz, um das Mädchen anschauen zu können. „Hallo."

    Betsy lächelte scheu.

    Sie erinnerte Liz an sich selbst in dem Alter. Schmerzlich.

    „Okay, sind alle drin? Betsy, dich liefere ich zuerst ab, danach Liz. Dann geht’s wieder ab ins Bett, Ryan."

    „Sie mussten ihn extra aus dem Bett holen?, rief Liz unangenehm berührt. „Das tut mir leid. Ich hätte einfach in meinem Auto warten sollen.

    „Kein Problem. Er tätschelte kurz ihre Schulter, zog seine Hand aber schnell wieder zurück. Trotzdem löste die Berührung ein Prickeln bei ihr aus. „Er hat noch nicht geschlafen und hält das Ganze für ein Riesenabenteuer.

    „Daddy, können wir auf dem Rückweg ein Eis kaufen?", fragte der Junge.

    Carter lachte leise. Sie mochte den Klang. Er erinnerte sie an die Ausläufer eines Echos, sanft und beiläufig.

    „Ich glaube, für Eis ist es schon ein bisschen spät. Wie wär’s mit einem heißen Kakao, bevor du wieder ins Bett gehst?"

    Der Kleine schien sich den Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen. „Okay, sagte er dann. „Aber ich mag Eis lieber.

    Wieder lachte Carter auf diese wohltönende Art. „Ich auch, gab er zu und bog in eine Seitenstraße ab. Vor der zweiten Auffahrt hielt er an. „Vielen Dank, Betsy. Ich rufe dich an, dann bereden wir, wann du während der Ferien auf Ryan aufpassen kannst.

    „Okay", antwortete das Mädchen leise.

    „Und denk dran, deinen Eltern zu sagen, dass sie bei unserer Gemeinde-Weihnachtsfeier am Samstagabend herzlich willkommen sind. Bis bald."

    „Tschüss, Betsy", rief Ryan.

    „Tschüss." Sie stieg aus dem SUV.

    Carter wartete, bis sie im Haus war, und setzte dann zurück.

    „Ich weiß Ihren Taxiservice wirklich zu schätzen", versicherte Liz.

    „Ich hätte Betsy ohnehin nach Hause bringen müssen. Sie sind diejenige, die Geduld aufbringen muss, bis sie endlich am Ziel ist."

    „Mir blieb ja keine andere Wahl. Betroffen hielt sie inne. Wie kam sie zu einer derart unhöflichen Bemerkung? „Tut mir leid. Das klang sehr undankbar.

    Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Keine Angst, so kam es nicht bei mir an. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Rückspiegel. „Wie war’s heute Abend, Ryan?

    „Wir haben Fernsehen geguckt und Pizza gegessen. Magst du Pizza?"

    „Das weißt du doch."

    „Nein, ich meine sie."

    Als Liz sich umdrehte, sah sie, dass er mit einem Finger in ihre Richtung deutete. „Ja, sehr sogar."

    „Was für eine Sorte?", wollte der Junge wissen.

    „Beinahe jede, aber am liebsten mit viel Salami. Und du?"

    „Käse", antwortete er so begeistert, dass sie lächeln musste.

    „Ich unterbreche diese Unterhaltung nur ungern, warf Carter belustigt ein, „aber ich muss wissen, wohin es geht. Sie fuhren wieder auf die Stadt zu.

    „Biegen Sie an der dritten Ampel rechts ab."

    Zehn Minuten später hielten sie vor dem verschlossenen Tor ihrer Wohnanlage. Carter tippte den Code ein, den sie ihm nannte. Verglichen zu seinem Haus kam es ihr hier plötzlich merkwürdig steril vor. „Das dritte Gebäude auf der rechten Seite."

    Er hielt davor an und stellte den Motor aus. „Ich bringe Sie noch zur Tür."

    „Das ist nicht nötig. Sie sollten Ryan nicht allein lassen. Sie zog ihre Schlüssel aus der Handtasche. „Vielen Dank noch mal fürs Herbringen. Was schulde ich Ihnen für die Mühe?

    Er fuhr zurück, als hätte sie ihn geschlagen. „Nichts."

    „Ich muss etwas tun, um mich zu bedanken. Hätten Sie und Ryan Lust, am Samstag Pizza essen zu gehen? Ich lade Sie ein."

    „O ja", kam es vom Rücksitz.

    Doch Carter schüttelte den Kopf. „Das klingt nett, aber wir können leider nicht."

    Enttäuschung stieg in ihr auf. War ja klar. Da preschte sie einmal vor, und was passierte? Sie bekam einen Korb. Es sollte nicht so wehtun, tat es aber.

    „Wir haben eine Gemeindeveranstaltung, auf der wir beide sein müssen. Hey, warum kommen Sie nicht mit? Ryan und ich hätten Sie gern als unseren Gast dabei."

    Das konnte sie nicht machen. Sie konnte unmöglich mit Carter zu einer Nachbarschaftsparty gehen. Was würden die Leute denken? Würden sie vermuten, dass sie mit Carter zusammen wäre? „Eigentlich wollte ich ja Ihnen etwas Gutes tun."

    „Es ist eine Art Weihnachts-Rundgang. Zuerst gibt’s ein Mitbring-Büfett und Grillen nur für die Nachbarn, dann darf jeder, der mag, einige historische Häuser und die Kirche besichtigen. Und Weihnachtslieder werden gesungen. Ich glaube, das würde Ihnen gefallen."

    Zumindest klang es besser als gedacht, und sie würde Mooresville wirklich gern bei Tageslicht sehen. „Ich weiß nicht recht. Ich möchte nicht im Weg sein."

    „Das werden Sie nicht, versprochen, versicherte Carter ihr angelegentlich. „Es sind viele Leute dabei, die nicht in Mooresville leben. Kommen Sie auch. Sie werden es nicht bereuen.

    „Soll ich etwas mitbringen?" Zog sie wirklich in Erwägung, an dieser Veranstaltung teilzunehmen?

    „Wenn Sie sich damit besser fühlen, dann gern. Falls Sie sich entschließen zu kommen, sollten Sie gegen drei Uhr nachmittags da sein. Wir essen früh, damit wir, bevor es mit dem Programm losgeht, noch aufräumen können."

    „Ich überlege es mir. Aber vielleicht muss ich arbeiten. Noch mal vielen Dank, dass Sie mich gefahren haben. Sie stieg aus. „Tschüss.

    Während sie ins Haus ging, fuhr Carter los. Dieser Abend war ganz anders verlaufen, als sie erwartet hatte. Überrascht stellte sie fest, dass ihr das gefiel.

    2. KAPITEL

    Am nächsten Morgen war sie immer noch ziemlich baff, dass sie Carter und Ryan in die Pizzeria eingeladen hatte. Es sah ihr überhaupt nicht ähnlich, fremde Menschen dazu zu animieren, mit ihr zu Abend zu essen. Aber sie wollte sich einfach irgendwie bei Carter bedanken, nachdem der sich solche Umstände gemacht hatte, um ihr zu helfen. Die impulsive Pizza-Einladung war ihr über die Lippen gekommen, ohne nachzudenken.

    Noch seltsamer war, dass sie tatsächlich in Erwägung zog, zu diesem Dorffest zu gehen. Sie wollte Mooresville gerne wiedersehen. Und Carter. Es war schon lange her, seit sie einen Mann getroffen hatte, der sie interessierte.

    Kaum hatte sie die Beifahrertür geöffnet, begann Melissa, die sich passend zu ihrem violetten Schwesternkittel eine pinkfarbene Strähne ins Haar gefärbt hatte, sie auszufragen. „Na also, da hast du dir ja einen edlen Ritter angelacht."

    Energisch den Kopf schüttelnd, stieg Liz in den Wagen ihrer Sprechstundenhilfe.

    Melissa grinste. „Habe ich nicht gesagt, dass es dir guttun würde, zu der Party zu gehen? Los, raus mit den Details! Du hast gesagt, dass er gut aussieht. Wie gut genau?"

    „Er ist groß …"

    „Ach, komm schon. Das kannst du besser. Hat er träumerische Augen? Einen süßen Hintern? Sie warf ihr einen Seitenblick zu und wackelt vielsagend mit den Brauen. „Große Hände?

    Liz lachte.

    „Nun?"

    Hitze kroch ihren Nacken hoch. „Okay, ja, das alles."

    „Oh, wow! Das ganze Paket. Gut gemacht", rief Melissa anerkennend.

    „Da war gar nichts", wiegelte Liz ab.

    „Wer sagt, dass das so bleiben muss?"

    „Er hat mich nur nach Hause gefahren, das ist alles. Und zu einem Nachbarschaftsfest nächsten Samstag eingeladen, aber ich weiß nicht, ob ich hingehe."

    Glücklicherweise hielten sie gerade an einer roten Ampel, denn Melissa funkelte Liz genervt an. „Spinnst du? Natürlich gehst du zu diesem Nachbarschafts-Dingsbums, und er erkennt, wie großartig du bist und eh du dichs versiehst, seid ihr verliebt." Melissas Begeisterung war regelrecht ansteckend.

    „Du solltest damit aufhören, in der Mittagspause diese Liebesromane zu lesen", erwiderte sie.

    „Und du solltest endlich anfangen, daran zu glauben, dass es da draußen jemanden gibt, der dich glücklich machen kann. Zeig deiner Mutter, dass du genauso etwas Besonderes bist, wie deine Schwester es war."

    Das war natürlich Unsinn, dachte Liz pragmatisch. Sie konnte sich noch lebhaft daran erinnern, wie unsichtbar sie wurde, sobald Louisa in der Nähe war. Ihre Schwester hatte immer im Mittelpunk gestanden – oder verlässlich dafür gesorgt, dass dem so war. Liz hatte keine Probleme damit gehabt, weil Louisas Sog sie ebenfalls unter Leute brachte. Ohne ihre Schwester fiel es ihr unglaublich schwer, auf andere zuzugehen. Falls sie tatsächlich am Samstag zu diesem Fest ging, wäre sie ganz auf sich allein gestellt. Ein verstörender Gedanke.

    Kurz vor der Mittagspause klingelte ihr Telefon. Ein Dr. Jacobs wolle sie sprechen, meldete die Zentrale.

    Carter. Mit zitternden Fingern nahm Liz den Anruf an. „Dr. Poole."

    „Ich bin’s, Carter. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie problemlos zur Arbeit gekommen sind."

    Sie räusperte sich. Es war wirklich süß von ihm, sich danach zu erkundigen. „Danke, ja. Meine Sprechstundenhilfe hat mich heute Morgen eingesammelt."

    „Sehr gut. Und Ihr Auto ist sicher in der Werkstatt gelandet?"

    „Ja, danke. Sie war nicht an diese Art Aufmerksamkeit gewöhnt. Es war nett, aber auch beunruhigend. „Meine Mom holt mich heute Nachmittag ab und fährt mich zur Autovermietung, dann hole ich mir für ein paar Tage einen Wagen.

    „Gut. Ich bin froh, dass Sie einen Menschen haben, auf den Sie sich verlassen können."

    Hatte ihn jemand enttäuscht?

    „Außerdem wollte ich Sie noch mal zu unserer Veranstaltung am Samstag einladen. Es wäre eine tolle Gelegenheit, etwas über Mooresville zu erfahren."

    Warum legte er so viel Wert darauf, dass sie dabei war? Sie hatten einander gerade erst kennengelernt, und doch klang er, als sei es ihm wichtig, dass sie kam. „Ich versuche es."

    „Prima. Das Komitee könnte eine unvoreingenommene Meinung zu dem gebrauchen, was wir mit dem Ort vorhaben."

    Das war es also. Er interessierte sich für ihre Ideen. Hatte er nicht ebenso nachdrücklich darauf bestanden, dass Betsys Eltern an der Veranstaltung teilnahmen? Sie wusste nicht so genau, wie sie sich damit fühlen sollte. Offenbar wäre es ihr lieber gewesen, wenn er sie eingeladen hätte, weil er sie gern wiedersehen würde. Eine interessante Erkenntnis.

    „Dann bis Samstag."

    Er machte es ihr wirklich schwer, nicht hinzugehen. Nach all den Umständen, die er sich gestern Abend ihretwegen gemacht hatte, fühlte sie sich verpflichtet, etwas Nettes für ihn zu tun. Also würde sie, sofern nichts dazwischenkam, hingehen. „Ja, wenn ich nicht in letzter Minute Bereitschaftsdienst aufgedrückt bekomme. So, und jetzt muss ich weitermachen, tut mir leid. Patienten warten."

    „Hier auch. Ich hoffe, wir sehen uns Samstag."

    Nachdem sie aufgelegt hatte, blieb Liz einen Augenblick gedankenverloren sitzen. Sie hatte den Großteil ihres Lebens in Louisas Schatten verbracht, unbemerkt, es sei denn, ihre Schwester hatte ausdrücklich auf ihre Existenz hingewiesen. Sie selbst hatte sich nie groß um Aufmerksamkeit bemüht, weil sie es schlicht nicht brauchte, solange Louisa da war und das für sie übernahm. Außerdem war Liz früh klar geworden, dass die meisten Leute ihre Intelligenz abschreckend fanden. Aber Carter schien sie wirklich zu sehen, warum auch immer, und es fühlte ich gut an. Und beunruhigend. Wollte er etwas von ihr, das ihr entgangen war? Könnte er einfach nur ein netter Typ sein? Vielleicht war er ja ein netter Typ. Was auch immer dahintersteckte, sie würde es genießen, solange es anhielt.

    „Du musst hingehen, rief Melissa, als sie ihr von dem Anruf erzählte. „Ich habe nie verstanden, warum du dich so abschottest. Du bist eine der attraktivsten und kompetentesten Frauen, die ich kenne.

    Liz wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Versteckte sie sich wirklich? Eigentlich hatte sie gelebt wie immer, nur, dass es keine Louisa mehr gab, die sie mitzog. War es vielleicht einfach bequemer gewesen, gar nicht erst die Anstrengung zu unternehmen, neue Leute kennenzulernen?

    „Ich weiß, was wir machen, um dieser Sache auf die Sprünge zu helfen, fuhr Melissa fort. „Freitagnachmittag haben wir geschlossen, also gehen wir zum Friseur und zur Maniküre und kaufen dir danach irgendwas Heißes, das du zu deiner Jeans tragen kannst.

    „Ich muss jede Menge Papierkram erledigen", wandte Liz ein.

    „Papierkram kann warten. Wann bist du das letzte Mal mit einem Mann ausgegangen?"

    Liz schämte sich ein bisschen, es zuzugeben. „Vor zwei Jahren."

    „Wow. Dann sollte das hier wirklich gut laufen. Du magst ihn, stimmt’s?"

    Ja, sie mochte ihn. Mehr als sie gedacht – oder gewollt – hatte. Liz nickte.

    „Dann gib dir Mühe. Gönn dir zur Abwechslung mal was. Du hilfst hier jeden Tag allen möglichen Leuten, bist jedes Wochenende freiwillig im Einsatz, spielst Schach mit Senioren und springst, wenn deine Mutter es dir befiehlt. Denk ausnahmsweise mal an dich." Melissa klang gleichzeitig flehend und verärgert.

    Sie zog Liz vor einen Wandspiegel und schaute über ihre Schulter hinein. „Würde es dich umbringen, dir ein bisschen mehr Mühe zu geben? Nun komm schon, Liz. Riskier es! Sei einmal mutig. Du kannst das. Sie grinste. „Denk daran, wie nett du sein Lächeln findest.

    „Okay. Liz seufzte. „Dir zuliebe.

    „Nein. Dir zuliebe."

    „Na schön. Auch mir zuliebe." Sie trat vom Spiegel zurück.

    „Du musst mehr an dich denken. Mehr rauskommen. Den Leuten eine Chance geben, dein wahres Ich kennenzulernen. Schlag dir deine Mutter aus dem Kopf. Geh auch mal ein Risiko ein. Leb ein bisschen."

    War Liz wirklich so wenig ansprechbar für Männer geworden, dass sie sich wie ein verschreckter Troll verkrochen hatte? Das war nicht ihre Absicht gewesen. Sie würde versuchen, sich zu ändern. Ernsthaft versuchen.

    Den Rest der Woche verbrachte sie damit, ausreichend Mut zusammenzukratzen, um Carters Einladung anzunehmen.

    Samstagnachmittag musste sie sich mehrfach in Erinnerung rufen, dass sie sich besser auf die Straße konzentrieren sollte als auf ihr Herz, das immer wilder hämmerte, je mehr sie sich Mooresville näherte. Sie machte das hier tatsächlich.

    Wie Carter ganz richtig bemerkt hatte, sah Mooresville bei Tageslicht anders aus. Kaum war sie von der Hauptstraße abgefahren, fand sie sich einem ausgedehnten grasbewachsenen Platz gegenüber, auf dem sich ein großer Backsteinbau erhob. Aus dem Gedächtnis folgte sie den Abbiegungen zu Carters Haus,

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