150 Tage bis zum Glück
Von Dawn Temple
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Über dieses E-Book
Was hat ihr Großvater sich nur dabei gedacht? Lindy ist empört über sein Testament: Sie soll die geliebte Farm nur erben, wenn sie es schafft, dort 150 Tage gemeinsam mit ihrem Ehemann zu verleben. Dabei war sie erst vor einem Jahr vor Travis und seiner Gefühlskälte geflohen! Zähneknirschend willigt Lindy ein, die geforderten fünf Monate mit ihm auf der Farm zu verbringen - doch nur zu ihren Bedingungen! Sie ist fest entschlossen, dem Werben ihres Noch-Ehemannes niemals nachzugeben. Auch wenn es so scheint, als hätte Travis sich wirklich geändert …
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Buchvorschau
150 Tage bis zum Glück - Dawn Temple
Dawn Temple
150 Tage bis zum Glück
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Dawn Temple
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1660 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gina Curtis
Fotos: RJB Photo Library
Veröffentlicht im ePub Format im 11/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-339-4
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages tauchten den Himmel in Purpur und lockten Lindy Lewis Monroe aus der Scheune. Hoffnung erfüllte sie.
Ein schöner Tag für eine Beerdigung, nicht wahr, Pops?
Vor der Beisetzung am Nachmittag gab es noch viel für sie zu tun. Dennoch ließ sie sich Zeit, den Sonnenaufgang zu bewundern und an den Menschen zu denken, der immer für sie da gewesen war.
„Goodbye, Pops. Ich liebe dich." Ihre Stimme klang rau von den Tränen, die sie während der letzten Tage geweint hatte.
Eine frische Morgenbrise wehte über den Hof. Lindy zitterte und spürte, wie ihr unter den feucht-klammen Kleidern langsam eine Gänsehaut über die Arme kroch.
Steh nicht herum wie ein Holzklotz, Lindy-Mädchen.
Pops’ Ermahnung war ihr noch vollkommen gegenwärtig. Sie eilte zum Haus. Mitte April lagen die nächtlichen Temperaturen noch nahe dem Nullpunkt. Sie fror in ihren Jeans, die sich mit jedem Schritt kälter und steifer anfühlten.
Die Fliegentür quietschte, als sie die Garderobe betrat, die zugleich als Waschraum diente. Rasch zog sie die schmutzigen Stiefel und Jeans aus. Auch Pops’ altes rot-schwarz gemustertes Arbeitshemd legte sie hier ab. Ein Hauch von seinem Old-Spice-Aftershave hing noch darin, und der Gedanke, den vertrauten Geruch einfach auszuwaschen, machte sie traurig.
Lindy wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und ließ das Hemd auf den Boden fallen. Zitternd spürte sie die kühle Luft auf ihren nackten Armen. In dem T-Shirt, das sie auf der nackten Haut trug, war ihr erst recht kalt.
In der Küche blieb sie einen Moment stehen. Hier war es warm, und sie genoss das Gefühl der Wärme und Geborgenheit. So ging es ihr jedes Mal, wenn sie dieses Haus betrat, denn hier war sie aufgewachsen. Seitdem träumte sie von einem solchen Heim mit einer eigenen Familie.
Nicht alle Träume werden wahr. Sie hatte ihren Teil von „auf immer und ewig" gehabt, und sie hatte alles verloren: den Ehemann, das Baby, ihr Herz. In Zukunft würde sie ihre Träume mit niemandem mehr teilen.
Lass die Vergangenheit ruhen. Konzentrier dich auf das Heute.
Der Duft ihres Lieblingskaffees begrüßte sie.
Hab ich mir doch gedacht, dass Alice heute Morgen hier war, dachte sie dankbar.
Mit Alice Robertson, Nachbarin und Haushälterin der Familie Lewis, war sie seit vielen Jahren befreundet. Heute war Lindy besonders froh, dass die gute Seele bei ihr war. Der Kaffee stand auf dem Küchentresen bereit.
Wie lieb von ihr. Zum ersten Mal, seit Lindy das Krankenhaus vor drei Tagen verlassen hatte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie wunderte sich nur, warum Alice nicht zum Kaffee geblieben war. Als sie sich umdrehte, erstarrte sie. Auf einmal stand sie der Vergangenheit gegenüber, die sie gerade vergessen wollte.
Travis Monroe.
Ihr stockte der Atem. Sie schloss die Augen, wartete einen Moment und öffnete sie langsam wieder. Er war noch da.
Der Mann, den sie beinahe ein Jahr nicht gesehen hatte, lehnte im Türrahmen, einen dampfenden Kaffeebecher in der Hand. Sein schwarzes Haar war zerzaust, ein Dreitagebart ließ das markante Kinn dunkel erscheinen, und der elegante Anzug war zerdrückt. Travis sah abgespannt aus, aber dennoch – einfach umwerfend.
Seine grün-gold schimmernden Augen waren auf ihr dünnes Shirt gerichtet. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es über ihren Brüsten spannte.
Wahnsinn. Travis taucht hier aus heiterem Himmel auf, und ich spaziere in meiner Unterwäsche in der Küche herum, dachte sie verärgert.
Trotzig weigerte sie sich zu bedecken, was Travis ohnehin kannte. „Was tust du denn hier?"
Der betont kühle Klang ihrer Stimme schien ihn aus seiner Benommenheit zu wecken. Er sah sie an. Verlangen und Zorn spiegelten sich in seinen Augen wider und ließen Lindy einen Schritt zurücktreten.
„Wo ist denn dein legendärer Charme geblieben?"
Sie schob das Kinn vor. „Höflichkeit ist für Freunde und Gäste bestimmt. Du gehörst nicht dazu."
„Nein, ich bin nur dein Ehemann." Travis trat auf sie zu, die Lippen aufeinandergepresst. Lindy erinnerte sich, wie warm und weich sie sich anfühlten, wenn er sie küsste …
Hör auf!, ermahnte sie sich.
„Wie bist du ins Haus gekommen?" Alice hätte ihn bestimmt nicht einfach hereingelassen, ohne sie wenigstens zu warnen.
„Die Haustür war nicht abgeschlossen."
Verblüfft runzelte Lindy die Stirn. Sie stemmte die Hände in die Hüften, wobei sie so tat, als trüge sie ihren Lieblingsoverall aus dichtem Jeansstoff statt des durchsichtigen Shirts. „Bei uns in Lands’ Cross wird nur das Hühnerhaus abgeschlossen. Denn eigentlich tauchen nur dort gelegentlich unliebsame Gestalten auf."
Lindy sah, wie Travis den Kaffeebecher fester umschloss, bis die Fingerknöchel weiß schimmerten. Als ihr bewusst wurde, dass sie Travis gerade mit einem Fuchs oder Marder verglichen hatte, stieg ihr Hitze in die Wangen. Wie kam es nur, dass sie bei Travis immer ihre normale Freundlichkeit vergaß?
Die Antwort kannte sie. Er hatte sie so tief verletzt wie niemand zuvor.
„Deine spitze Zunge hast du jedenfalls nicht verloren. Travis nahm einen Schluck Kaffee. Ihre Blicke trafen sich. „Obwohl ich mich gut daran erinnern kann, dass deine Stimme auch auf andere Art und Weise leidenschaftlich klingen kann.
Das hatte auch sie nicht vergessen. Viel zu oft dachte sie daran. Aber das behielt sie für sich. Travis brauchte nicht zu wissen, wie oft er bei Tag wie bei Nacht in ihrer Erinnerung eine Rolle spielte.
„Es tut mir leid, wenn du den ganzen Weg umsonst auf dich genommen hast, aber ich habe viel zu tun, Travis. Und wir wissen doch beide, wie beschäftigt du bist. Ich rufe später deine Sekretärin an. Mit Marge kläre ich dann alles, während du deinen ach so wichtigen Aufgaben nachgehst."
Travis trat einen Schritt auf sie zu. „Glaubst du, ich bin freiwillig hier?"
„Etwa nicht? Ich habe dich nicht darum gebeten."
„Sicher nicht, sagte er bitter. „Du hast mir klar und deutlich gesagt, wem du dich verpflichtet fühlst.
„Wem ich mich verpflichtet fühle?" Ihre Hände begannen zu zittern. Warum habe ich bloß Pops’ Hemd nicht anbehalten? Auf einmal fühlte sie sich auch äußerlich verletzbar.
„Sprich mir nicht von Verpflichtungen." Wütend sah sie ihn an. Wie oft hatte er sie alleingelassen, wenn er eigentlich für sie hätte da sein sollen!
„Du bist diejenige, die gegangen ist! Travis’ Stimme klang eisig. „Ich habe dich nie für einen Feigling gehalten, bis ich die Nachricht fand, die du mir vor einem Jahr hinterlassen hast. Dabei warst du immer so stolz, eine ‚echte Lewis‘ zu sein.
Eine echte Lewis. Das war Pops’ Lebensmotto.
„Wage ja nicht, meinen Großvater zu zitieren. Lindy spürte einen Knoten im Magen. „Du verbringst zu viel Zeit mit deinem Bruder. Von ihm hätte ich eher eine so gemeine Bemerkung erwartet.
Lindy wusste, dass sie ihm wehtat, aber sie wollte sich nicht von sanfteren Gefühlen leiten lassen. „Wenn du gekommen bist, um mich zu ärgern, ist dir das gelungen. Du kannst jetzt gehen."
„Ist das deine Antwort? Die Sachen packen, wenn’s schwierig wird, und abhauen?"
„Hatte ich damals eine Wahl? Warum hätte ich bleiben sollen? Lindy merkte, dass sie laut wurde, aber es kümmerte sie nicht. „Jeden Tag hast du zwanzig Stunden gearbeitet, die ganze Woche hindurch. Und wenn du für ein paar Stunden nach Hause gekommen bist, was selten genug der Fall war, hast du im Gästezimmer geschlafen. Hast du eine Vorstellung, wie demütigend das für mich war?
Sie atmete tief durch. Selbst nach einem Jahr verkrampfte sich ihr Herz, wenn sie daran dachte, dass sie für Travis nichts als eine Verpflichtung gewesen war.
„Ich wollte dich nie verletzen, Lindy. Ich wusste nicht, was für dich wichtig war, was du brauchtest."
„Du hättest fragen können." Sie hatte sich verzweifelt nach seinem Zuspruch gesehnt, aber er hatte geschwiegen. Und er war nie da gewesen.
„Ich habe geglaubt, ich könnte noch warten, bis du dich nach dem Unfall wieder ganz erholt hast. Außerdem hatte ich Hemmungen, ein so schwieriges Thema anzusprechen. Er ließ die Schultern sinken. „Unsere Beziehung war schon problematisch genug.
„Das bisschen, das von unserer Beziehung übrig war, ist jedenfalls in der Unfallnacht gestorben." Die Stimme versagte ihr, wie jedes Mal, wenn sie an den Autounfall dachte, der ihrer aller Leben zerstört hatte. Unwillkürlich legte sie die Hände auf den Bauch. Hätte ihre Ehe überlebt, wenn ihr Sohn nicht umgekommen wäre?
In Travis’ Augen flackerte der Schmerz auf. Lindy hatte niemals an seiner Trauer gezweifelt. Leider waren das die einzigen Gefühle, die sie miteinander teilten.
„Was würde ich dafür geben, wenn ich den Unfall ungeschehen machen könnte", flüsterte Travis. Die Wärme, die in seiner Stimme mitschwang, tat Lindys empfindsamen Nerven wohl, schwächte aber gleichzeitig ihre Abwehr.
Um sich zu schützen, flüchtete sie sich in Unhöflichkeit. „Auch du kannst die Vergangenheit nicht ändern. Verzweifelt wandte sie sich zum Gehen, bevor er noch die Tränen sah, die in ihren Augen brannten. „Ich muss mich heute um eine Beerdigung kümmern.
Aber Travis hielt sie am Arm zurück und ließ seinen Daumen zärtlich über ihre Haut gleiten. „Es hat mir so leidgetan, von deinem Verlust zu hören. Ich weiß doch, wie lieb du Lionel hattest."
Sie hörte kaum seine Worte, spürte nur seine Berührung. Ob Travis ihren beschleunigten Pulsschlag fühlte? Mit aller Kraft versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, und sah ihn missbilligend an.
Aber Travis ließ sich nicht täuschen. Was für Probleme sie auch immer hatten, die erotische Chemie zwischen ihnen hatte immer gestimmt.
Seufzend entzog Lindy ihm den Arm. „Tu uns beiden den Gefallen, Travis. Fahr zurück nach Atlanta, wo du hingehörst."
Travis stand im Schatten einer Eiche auf dem ländlichen Friedhof und beobachtete Lindy. Gerade aufgerichtet und stark wie ein Soldat stand sie da. Nur die Hände, die ein Taschentuch umklammert hielten, zitterten.
Wenn sie nicht bald etwas Druck ablässt, bricht sie zusammen, dachte er mitfühlend.
Trotz der Anspannung sah Lindy hinreißend aus. Sie hatte ihre blonden Locken zu einem kleinen Knoten im Nacken geschlungen. Der schwarze Hosenanzug betonte ihre weiblichen Rundungen. Sie trug keine Sonnenbrille, sondern stellte sich den Strahlen der Sonne und den Blicken der Anwesenden.
Zum dritten Mal während der letzten halben Stunde spürte er das Vibrieren seines Handys an seinem Körper. Er stellte es ab. Monroe Enterprises, oder besser: sein Bruder und sein Vater, mussten ein paar Tage ohne ihn auskommen.
Ich fahre nirgendwohin, dachte er, bevor ich nicht weiß, warum ich zu Lionel Lewis’ Beerdigung gebeten worden bin. Travis hatte den alten Mann respektiert, hatte Pops’ Lebensart und seine Bemühungen bewundert, immer das Glück der Familie – Lindys Glück – ganz obenan zu stellen.
Sein Blick wanderte zu dem vierschrötigen Mann an Lindys Seite. Er kannte ihn, hatte einmal beobachtet, wie Lindy ihre Arme um diesen groben Hinterwäldler geschlungen hatte.
Nachdem Travis vor einem Jahr Lindys Abschiedsbrief gelesen hatte, war er nach Tennessee gerast, um noch einmal