Romanze unterm Regenbogen
Von Patricia Kay
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Über dieses E-Book
New York, ich komme! Sehr jung ist Maggie Callahan, als sie aus der Enge der Kleinstadt in die Metropole flieht. Erst Jahre später kehrt sie, elegant und erfolgreich, zurück - und trifft ihre Jugendliebe wieder. Damals musste sie Zach für ihre Träume aufgegeben. Jetzt macht der attraktive Sheriff ihr verführerisch klar, dass sein Herz ihr eine zweite Chance gibt. Unter einer Voraussetzung: Diesmal muss sie für immer bei ihm bleiben, hier in Rainbow’s End, am Ende des Regenbogens ...
Patricia Kay
Patricia Kay hat bis heute über 45 Romane geschrieben, von denen mehrere auf der renommierten Bestsellerliste von USA Today gelandet sind. Ihre Karriere als Autorin begann, als sie 1990 ihr erstes Manuskript verkaufte. Inzwischen haben ihre Bücher eine Gesamtauflage von vier Millionen Exemplaren in 18 verschiedenen Ländern erreicht! Patricia ist die älteste von vier Schwestern und stammt aus dem amerikanischen Bundesstaat Ohio. Sie ist viel gereist und hat unter anderem in New York State, Kalifornien und Schweden gelebt, bevor sie und ihr Mann sich endgültig in Texas niederließen. Sie haben drei erwachsende Kinder und drei Enkelkinder. Ihre größten Hobbys sind Lesen und der Besuch von Musicals, vorzugsweise direkt am Broadway in New York.
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Buchvorschau
Romanze unterm Regenbogen - Patricia Kay
IMPRESSUM
BIANCA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24
© 2001 by Patricia A. Kay
Originaltitel: „Just A Small-Town Girl"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BIANCA
Band 1571 (10/2) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Ralf Kläsener
Fotos: Corbis
Veröffentlicht als eBook in 06/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86295-890-0
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
JULIA, ROMANA, BACCARA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
1. KAPITEL
Eine Stunde lang war Maggie Callahan durch den Central Park gejoggt. Als sie die Treppen zu ihrem Apartment im dritten Stock hinaufstieg, war sie verschwitzt und fühlte sich erschöpft. Sie hatte es nie als Nachteil empfunden, dass es in dem alten, aber sehr stilvollen Haus aus Backstein an der neunundsechzigsten Straße zwischen der Columbus Avenue und Central Park West keinen Fahrstuhl gab. Aber heute fand sie das Treppensteigen ziemlich anstrengend.
In ihrer kleinen Wohnung eilte sie gleich in die winzige Küche. Sie holte eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank und trank hastig und in großen Schlucken, bevor sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. Ihr Puls war immer noch beschleunigt, aber sie fühlte sich in Hochstimmung. Dieser Maimorgen war einfach vollkommen – mild, windstill, mit einem klaren Himmel und niedriger Luftfeuchtigkeit.
Nachdem sie ihren Durst gelöscht hatte, sah sie im Kühlschrank nach, was dort an Essbarem zu finden war. Sie entschied sich für einen Joghurt, den sie gleich dort, an den Kühlschrank gelehnt, auslöffelte. Genüsslich ließ sie sich den zarten, frischen Zitronengeschmack auf der Zunge zergehen. Sie stand nicht unter Zeitdruck, denn ihre Assistentin Rita DelVecchio war immer pünktlich um neun Uhr im Büro.
Rita machte es nichts aus, morgens früh anzufangen, solange sie um halb fünf nach Hause gehen konnte. Als alleinstehende Mutter von zwei Kindern musste sie die Hausaufgaben beaufsichtigen und das Abendessen zubereiten.
Maggie dagegen kam lieber morgens etwas später ins Büro, blieb aber gewöhnlich bis sieben oder acht Uhr abends. Es war eine Übereinkunft, mit der beide Frauen zufrieden waren.
Maggie hatte gerade ihren Joghurt ausgelöffelt, als das Telefon schrillte. Das wird Joel sein, dachte sie. Sie kannte Joel Nicholls, einen Produzenten von Video-Werbespots, seit gut einem Monat. Er hatte sich angewöhnt, jeden Morgen kurz bei ihr anzurufen. Maggie fand ihn amüsant und anregend. Eine neue Beziehung war immer in gewisser Weise spannend, wenigstens am Anfang. Aber Maggie wusste, dass auch diese Beziehung irgendwann zu Ende gehen würde, das war nichts wirklich Ernstes, nichts Dauerhaftes. Joel und sie hatten viel Spaß miteinander, aber sobald einer von ihnen beiden sich langweilen würde, wäre es sofort vorbei. Maggie hätte auch keine Probleme, mal wieder eine Zeit lang allein zu bleiben.
Sie ging zum Telefon und sah auf das Display, das die Nummer des Anrufers anzeigte. Nein, es war nicht Joel, sondern die Nummer ihres Bruders Jimmy. Sie runzelte die Stirn und hob den Hörer ab. „Hallo?"
„Maggie? Hier ist Molly." Molly war Jimmys Frau.
„Molly, hallo. Was gibt es denn?"
„Tut mir leid, Maggie, ich habe schlechte Neuigkeiten."
Maggie spürte, wie sie erbleichte. Das letzte Mal, als sie vor acht Monaten diese Worte gehört hatte, war ihr Vater gestorben. Erschrocken hielt sie den Atem an.
„Es geht um deine Mutter, Maggie, sagte Molly. „Sie hatte einen Schlaganfall.
Maggie schluckte. „Oh, nein! Sie schloss kurz die Augen, bevor sie ihre nächste Frage stellte. „Ist sie … sie ist doch nicht …?
„Nein, sie lebt."
Maggie atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank. Wann ist es passiert?"
„Heute früh. Sie war wohl gerade aufgestanden. Jedenfalls schaffte sie es noch, die Notrufnummer 911 zu wählen und Hilfe zu holen. Molly zögerte einen Moment. „Es war ein sehr schwerer Schlaganfall, Maggie.
„Wird sie überleben?", fragte Maggie mit zitternder Stimme.
„Die Ärzte haben uns Hoffnung gemacht. Im Augenblick können sie nur noch nicht sagen, welche Folgen der Schlaganfall haben wird. Molly seufzte. „Sie wird wahrscheinlich nicht mehr allein zurechtkommen und rund um die Uhr Pflege brauchen. Manche Schlaganfallpatienten müssen wieder laufen und sprechen lernen.
Maggie fühlte sich unendlich traurig. Laufen und sprechen lernen? Nicht selbst für sich sorgen können? So hilflos konnte sie sich ihre aktive, selbstbewusste Mutter einfach nicht vorstellen. Selbst der Tod ihres Mannes hatte sie nicht umwerfen können.
Maggie sah ihre Mutter vor sich – eine kleine, agile Frau von achtundsechzig Jahren, die aber zehn Jahre jünger wirkte. Maureen Callahan hatte immer so gesund, so vital gewirkt. Manchmal hatte Maggie gedacht, ihre Mutter würde sie noch überleben.
„Du kommst doch nach Hause, Maggie, oder?", wollte Molly wissen.
Maggie räusperte sich. „Ja, natürlich. Ich werde mich sofort nach den nächsten Flügen erkundigen. Wie hat Jimmy darauf reagiert?"
„Es hat ihn ziemlich mitgenommen."
Maggie nickte sorgenvoll. Ihr Bruder war ein netter Kerl, aber solchen Situationen war er nicht gewachsen.
„Jimmy wollte dich nicht selbst anrufen", meinte Molly entschuldigend.
„Macht nichts, gib ihm einen Kuss von mir, sagte Maggie. „Sag ihm, ich bin so schnell wie möglich bei euch.
Maggie brauchte nicht lange, um alles zu arrangieren, damit sie in ihre Heimatstadt in Texas reisen konnte. Schließlich musste sie auch in ihrem Job ein Organisationstalent sein.
Zuerst rief sie ihr Reisebüro an, um einen Platz für eine Maschine nach Houston zu buchen. Von dort aus würde sie nach Austin weiterfliegen und einen Mietwagen nehmen. Dann würde sie noch ungefähr anderthalb Stunden auf dem Highway nach Rainbow’s End benötigen, zu dem kleinen Städtchen, das vor langer Zeit von einem ihrer Vorfahren gegründet worden war. Maggie war dort aufgewachsen.
Nachdem sie ihre Reise organisiert hatte, rief sie ihren Vermieter an, um ihm mitzuteilen, dass sie eine Zeit lang nicht da sein würde, und gab ihm ihre Telefonnummer in Texas für den Fall, dass er sie erreichen wollte. Erst dann rief sie in ihrem Büro an.
Rita war sofort am Telefon. „Callahan Literatur Agentur."
„Ich bin’s." Maggie erzählte nun ihrer Assistentin, was passiert war.
„Oh, Maggie … das tut mir leid. Wie kann ich dir helfen?"
„Halte das Büro in Gang, so wie du das immer tust, sagte Maggie. „Schaffst du das für eine Weile allein?
„Das weißt du doch."
„Ich nehme meinen Laptop mit, dann können wir über E-Mail in Kontakt bleiben. Außerdem kannst du mich jederzeit per Handy erreichen."
„Ich komme schon zurecht, mach dir keine Sorgen."
Maggie seufzte. Keine Sorgen? Das war leichter gesagt als getan.
„Maggie, glaub mir, ich schaffe das schon. Wenn ich deinen Rat oder deine Entscheidung brauche, melde ich mich sofort. Und jetzt pack deinen Koffer und mach dich auf den Weg."
„Danke, Rita … ich stehe tief in deiner Schuld. Das vergesse ich dir nicht."
„Dafür werde ich schon sorgen."
Maggie lachte und legte den Hörer auf.
Jetzt musste sie noch Joel anrufen.
„Wie lange bleibst du weg?", fragte er. Er klang ziemlich unwirsch, fast verärgert.
Ihr fiel ein, dass sie versprochen hatte, ihn über das Wochenende nach Connecticut zu begleiten. Dort sollte er als Redner auf der Jahresfeier seines alten Colleges auftreten. „Tut mir leid wegen Connecticut, sagte Maggie, „aber den Schlaganfall meiner Mutter konnte ich ja nicht voraussehen.
Sie wartete darauf, dass er sich für seine barsche Reaktion entschuldigte.
Schließlich rang er sich dazu durch. „Sorry, Maggie. Ich hoffe, deine Mutter erholt sich bald wieder."
„Danke."
Sie versprach ihm, ihn regelmäßig anzurufen, und legte auf. Den Rest des Morgens verbrachte sie mit Kofferpacken. Ihr Flug würde um dreizehn Uhr fünfzig von La Guardia starten.
Nach Hause. Nachdenklich sah Maggie aus dem Fenster der Boeing 737. In Rainbow’s End hatte sie ihre Kindheit und Jugend verbracht – und eigentlich immer nur daran gedacht, wie sie der provinziellen Enge entgehen könnte. Viele Menschen schätzten es, in einer Stadt wie Rainbow’s End zu leben. Sie lag in den Hügeln, nicht weit von Austin entfernt, und hatte nur eintausendfünfhundert Einwohner, und die Stadtväter schienen kein besonderes Interesse daran zu haben, dass ihre beschauliche kleine Stadt zu schnell wuchs.
So beschaulich das Städtchen auch war, Maggie hatte damals den Tag nicht erwarten können, an dem sie Rainbow’s End verlassen konnte. Trotz des Protestes ihrer Eltern hatte sie sich auf den Weg nach New York gemacht, um dort ihr Glück zu suchen, noch bevor die Tinte unter ihrem Highschool-Abschlusszeugnis trocken war.
Sie hatte ihre Entscheidung nie bereut. Eine Zeit lang hatte sie darunter gelitten, dass sie auch den Mann zurückließ, den sie geliebt hatte. Durch die Zeitung, die in Rainbow’s End erschien und ihr regelmäßig nach New York geschickt wurde, durch gelegentliche Berichte ihrer Eltern oder durch Telefongespräche mit Kris Diana, ihrer besten Freundin aus Highschool-Tagen, hatte sie Zachary Tates Leben aus der Ferne verfolgt. So wusste sie, dass seine Frau schon vor einigen Jahren verstorben war und er seine drei Kinder allein aufziehen musste.
Zacharys Frau hatte Selbstmord begangen. Wie schrecklich musste er sich gefühlt haben, als das passierte?
Damals war Zachary Tate Hilfssheriff gewesen. Als der alte Sheriff in den Ruhestand ging, wurde Zachary sein Nachfolger und war seitdem Polizeichef von Peck County.
In den ersten Jahren hatte sie oft an Zachary denken müssen. Sie war damals heftig in ihn verliebt gewesen. Es hatte angefangen, als Maggie auf die Highschool kam. Und wenig später waren sie unzertrennlich gewesen. Zach war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass er und Maggie heiraten würden, sobald sie die Highschool beendete.
So war das nun einmal in Rainbow’s End – normalerweise. Die Leute heirateten jung, bekamen Kinder und blieben ihr ganzes Leben lang in dem Städtchen. Ab und zu gönnten sie sich ein Wochenende in Austin.
Aber so ein Leben hatte Maggie nicht führen wollen. Als sie Zach damals gesagt hatte, dass sie sich zu jung zum Heiraten fühlte und auch nicht die Absicht hätte, ihr Leben in Rainbow’s End zu verbringen, war er geschockt gewesen.
„Warum bist du so überrascht?, hatte sie ihn gefragt. „Ich habe dir doch schon oft erzählt, dass ich unbedingt nach New York will.
„Ich habe nicht geglaubt, dass du es ernst meintest", war seine Antwort gewesen.
Sie hatte sich in seine Arme geworfen und sich an ihn geschmiegt. „Komm doch mit mir, hatte sie ihn gedrängt. „Oh, Zach, das wird fantastisch. Stell dir nur vor – wir beide in der aufregendsten Stadt der Welt.
„Du weißt, dass ich Großstädte nicht mag. Und außerdem habe ich hier einen Job, hast du das vergessen?"
„Du arbeitest doch nur auf der Farm deines Vaters", hatte Maggie gesagt.
Zach hatte sie angestarrt. „Vielleicht mag ich ja die Arbeit auf der Farm meines Vaters."
Ihr war klar geworden, dass sie seine Gefühle verletzt hatte. Sie versuchte, ihn zu beruhigen, aber sie änderte ihre Meinung nicht. Obwohl sie Zach liebte, fühlte sie sich einfach noch zu jung, um sich jetzt schon endgültig festzulegen.
Bis zu dem Tag, an dem sie Rainbow’s End verließ, hatte sie gehofft, dass Zach seine Meinung ändern würde. Aber er blieb hart. Zwei Jahre später hatte er Andrea Shoemaker geheiratet, mit der Maggie in eine Klasse gegangen war.
Maggie würde nie vergessen, was sie an dem Tag empfunden hatte, als sie im Rainbow’s End Register, ihrer Heimatzeitung, die Heiratsanzeige von Zach und Andrea lesen musste. Sie arbeitete damals als Angestellte in einer Literaturagentur und besuchte abends Fortbildungskurse an der New York University. Es hatte sie sehr geschmerzt, die Nachricht über Zachs Heirat zu lesen und Andrea im Hochzeitskleid zu sehen. In diesem Moment war Maggie klar geworden, dass sie insgeheim immer gehofft hatte, Zachary Tate