Die Brücke ins Irgendwo: Ein Gnusch in der Köpfe-Buchhaltung
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Über dieses E-Book
Jacques, ein Lastwagenfahrer, verursacht einen Unfall, bei dem er selbst das Leben verliert.
Jockel, ein Mathematikgenie, auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, erleidet den größten Schock seines Lebens.
Diese und andere Seelen nimmt der Himmel unter seine Fittiche und zeigt, wie die Schicksale miteinander verwoben sind.
Und dann kommt der 31. August, der zum schlimmsten Tag für Maggie und Jockel werden kann. Was dann geschieht, kann man nicht hoffen, nicht träumen - sondern nur selbst erleben!
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Buchvorschau
Die Brücke ins Irgendwo - null michellewerner
Silvesternacht
Jockel hatte im Nachtdienst aus dem Radio erfahren, das etwas in dem Lokal vorgefallen war, in dem seine Maggie arbeitete, aber die Medien wurden angewiesen keine Details zu berichten, bis man den Täter gefasst hatte. Daher vermutete Jockel auch nichts Schlimmes. Am nächsten Morgen, als sein Dienst endete, fuhr er dann zu dem Lokal und weil dort niemand war, fuhr er zur Polizei, wo man versuchte, Maggies Verlobten schonungsvoll die Umstände der Tat zu schildern. Jockel raste mit seinem klapprigen Velo – wozu man auch Fahrrad sagen kann, ins Inselspital und erfuhr dort nähere Details.
Man konnte ihm allerdings noch nichts Genaues sagen, denn die Spezialisten waren sich noch nicht einig, wie schlimm die Verletzung wirklich war. Er sollte sich noch etwas gedulden.
Am Abend des Tages war es dann Gewissheit. Maggie hatte beim Säureattentat eine ernsthafte Verletzung erlitten. Die Haut in ihrem Gesicht würde irgendwann heilen, es würden kaum Narben bleiben, aber sie würde wohl von nun an blind sein.
Jockel war so geschockt, dass er vor den Ärzten zusammenbrach. Sie brachten auch ihn auf die Intensivstation und es brauchte Stunden, bevor er wieder sprechen konnte. Was würde nun aus ihrer Ausbildung und Karriere als Tänzerin? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, es war einfach unfassbar.
Maggie konnte frühestens morgen Besuch empfangen, sie war durch den Schock noch nicht ansprechbar und auch nicht belastbar. Sie wusste nicht einmal genau, was mit ihr passiert war. Die Ärzte gaben ihr nur Sedative und ausweichende Antworten. Dies fühlte auch Maggie, nur war sie zu schwach, um mehr von der Wahrheit zu erhaschen.
Jockel verließ das Spital. Er rannte geradezu. Wieso hatte er sie gestern nicht abgeholt, wieso musste er diesen dummen Nachtdienst übernehmen? Wäre er in diesem Lokal gesessen und hätte auf Maggie gewartet, vielleicht hätte er es verhindern können!
Er musste schnell einen Job haben, einen den man sofort bekommt, und bei dem er schnell Geld verdienen kann, er müsste doch jetzt für sie sorgen! Vielleicht könnten Spezialisten noch etwas retten, wenn man sie nur bezahlen könnte. Die Gedanken überschlugen sich in Jockels Kopf. Er musste irgendwas tun, oder er würde verrückt werden. Er hatte das Gefühl, es nicht auszuhalten.
In all dem Trubel fiel ihm plötzlich wieder dieser sonderbare Traum ein. Was hatte dieser Mann am Ende des Traumes gesagt? Jockel erinnerte sich noch genau an die Worte: „Ich bin heute zu dir gekommen, um dir zu sagen – mach es besser. Ein großes Talent beschert dir Ruhm, aber noch lange kein glückliches Leben."
Jetzt wusste er, dass er viel zu lange auf seinen Talenten beharrt hatte, immer auf das Passende oder Richtige gewartet hatte – statt etwas für ein glückliches Leben zu tun – und nun war es wahrscheinlich zu spät. Er hatte richtigen Zorn auf die Mathematik, die ihn so sehr abgelenkt hatte.
Er musste jetzt einfach den nächstbesten Job annehmen, um zu retten, was noch zu retten war. Um seiner Maggie ein zu Hause bieten zu können und vielleicht noch ein bisschen mehr. Er sah das erste Mal in seinem jungen Leben hinauf zu den Sternen und bat die da oben, ihm jetzt beizustehen. Offenbar musste es ihm erst ganz schlecht gehen, dass er Zeit zum Beten fand. Erst jetzt existierte für ihn eine höhere Macht! Auch dies beschämte ihn.
Jockel lief zum Bahnhof, denn dort hätte sicher noch ein Kiosk auf. Es war aber nicht die Uhrzeit die ihn so drängte, vielmehr half ihm das Laufen dabei, sich irgendwie zu betäuben. Er lief irgendwie um sein Leben – sein glückliches Leben mit Maggie – und doch wusste er, dass er nicht schnell genug laufen konnte, denn er konnte nicht in die Vergangenheit zurück, um ein gnädigeres Schicksal zu erwirken.
Kurz vor dem Bahnhof kam Jockel zu Sturz, holte sich einige Platzwunden. Ein Passant wollte ihm helfen, aber er sagte nur: „Ich muss weiter, weiter, ich bin zu spät, ich muss" und dann war er auch schon weg.
Keuchend traf er am Kiosk ein und er nahm von jeder Tageszeitung ein Exemplar, denn er brauchte sofort einen Job. In ihm war Panik ausgebrochen, er hörte sein Herz heftig schlagen und dann - brach er erneut zusammen.
Rückblende: Wie alles begann
Kurz nach La Coruña fuhr Jacques mit einem schwer beladenen Lastwagen und die Dämmerung brach allmählich herein. Knappe 70 Kilometer hatte er noch vor sich und dann wäre er endlich am Ziel in Santiago de Compostela. Er fuhr auf der N550 den hier konnte er die teure Autobahnmaut einsparen.
Seit 26 Stunden saß er nun schon am Steuer und einige Male wäre er fast eingeschlafen, aber ein wenig musste er noch durchhalten. Jacques arbeitete für eine Baumfirma in der Nähe von Vézelay in Burgund, also in Frankreich. Sein Chef hatte eine Ausschreibung gewonnen. Eine Kathedrale in Santiago de Compostela, wo der spanische Jakobsweg für Pilger endete, sollte restauriert werden. Jetzt mussten die Baumaterialien von Frankreich zur Baustelle in Spanien geschafft werden.
José der Glücksengel
Der 8-jährige José ging bei Carral nach Hause, denn er hatte seine Großmutter besucht. Jede Woche am Donnerstag sah er nach seiner Großmutter die nur 3 Kilometer weit entfernt wohnte und die sich über ein bisschen Hilfe immer sehr freute. Seine Großmutter war schon eine sehr alte Frau, mit ganz vielen Falten und wundervollen Geschichten. José liebte seine Großmutter, weil sie so gütig war und natürlich auch, weil sie José jedes Mal etwas zum Naschen zusteckte. Da war es dem Jungen eine Freude, ihr ein wenig zur Hand zu gehen. Da José heute schulfrei hatte, weil die Lehrerin erkrankt war, strotzte er vor Kraft und Übermut. Er hüpfte, sprang immer wieder auf einem Bein hoch und hatte trotz der beginnenden Dunkelheit keine Angst – wovor denn auch?
Jacques war nicht nur übermüdet, sondern auch stocksauer. Er hatte gestern mit seiner Frau einen ganz großen Streit, bei dem sie ihn der Untreue bezichtigt hatte. Natürlich war er nicht untreu, er hatte bloß mit einem Mädchen Sex, aber das ist ja nicht das Gleiche. Und außerdem hatte seine Frau keinerlei Beweise! Sie verdächtigte ihn sozusagen grundlos und daher unschuldig. Als echter Franzose hatte er immer etwas am Laufen, aber da war keine böse Absicht dabei, sondern nur Abwechslung und Vergnügen.
José hatte heute mit Großmutter rumgealbert und dabei wäre beinahe ihre Brille zu Bruch gegangen, aber José beruhigte sie sofort. Er wäre ihr Glücksengel und er würde schon aufpassen, dass nichts passierte. Großmutter umarmte ihn dann und meinte: da hast du vollkommen recht!
Danach bekam er einen dicken Kuss. Nur warum die alte Frau manchmal Tränen des Abschieds in den Augen hatte, dass verstand er nicht. „Bestimmt werde ich das später verstehen, wenn ich ausgewachsen bin", dachte José.
Jacques Augen waren extrem müde und die Fahrt in der Dunkelheit fiel ihm nicht mehr so leicht, wie damals, vor 35 Jahren als er