Heinrich: oder - Unterwegs ins Nirgendwo
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Über dieses E-Book
Die Flucht ins Nirgendwo bringt sie ans andere Ende der Welt, und noch weiter. Dabei darf sie zum ersten Mal Licht am Ende des Tunnels sehen und erleben. Dann wird sie selbst schwanger und der unsichtbare Familienfluch scheint erneut zuzuschlagen.. Noch einmal flieht sie vor ihrem Schicksal, um sich in einer fremden Stadt erneut ein eigenes Leben aufzubauen. Sie hat einen Plan, die Chancen und die Freunde nach denen sie sich immer schon sehnte.
Selbst als das Schicksal sie erneut niederschlägt. hat sie noch eine Verbündete, durch die sie wieder zu sich selbst finden kann. Sie rettet ein Leben und fühlt sich wie ein neugeborenes Kind. Damit ist die wahre Geschichte allerdings noch lange nicht zu Ende!
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Buchvorschau
Heinrich - null michellewerner
Intro
Maria Heinrich wurde als zweites Kind, von Berta und Willi geboren und damit nahmen die Dinge ihren eigenartigen Lauf, den niemand mehr aufhalten konnte oder wollte.
Ihre Eltern hatten sich - so gut man dies eben kann - auf das Baby eingestellt und aus der Perspektive des Vaters lief auch alles nach Plan. Er freute sich – soweit das ein Mann überhaupt kann – auf das Baby und vor allem darauf, dass sich danach vieles wieder normalisieren würde. Klar, dass eine solche Schwangerschaft den Organismus der Mutter stärker belastete und dass daher die Kindesmutter nicht immer bester Laune war. Um ehrlich zu sein, sie hatte gar keine Laune mehr, so schlimm war es inzwischen. Ihr Ehemann ließ den geistigen Countdown bis zur Geburt ablaufen, wenn sie wieder mal schlecht drauf war, und er glaubte fest daran, dass bald wieder alles gut sein würde. War Willi außer Haus, so ging es mit den Stimmungsexplosionen erst richtig los. Aber dies war nicht immer so.
Der grüne Engel
Berta war mit 18 Jahren eine wahre Schönheit und hätte wohl jede Miss Beauty-Wahl mit Vorsprung gewonnen. Es war aber nicht nur ihr Aussehen, sondern in besonderem Maße ihr Charme, die Zärtlichkeit, die aus ihrer Stimme entsprang und die positive Einstellung zum Leben, die an der Hotelbar so manchen Gast verzauberte. Wenn sie dann noch auf dem Barhocker ihre Beine übereinander schlug, so überzeugte ihr Sexappeal den letzten bärbeißigen Manager, der sich eigentlich nur betäuben wollte. Die Gespräche, die sie führte, waren nicht flach, sondern niveauvoll, mit Respekt vor anderen Menschen und einer gottgegebenen Einfühlungsgabe.
So manchem verzweifelten Ehemann, der hier seinen Kummer ertränken wollte, hörte sie geduldig zu, zeigte Interesse und, wenn es angebracht war, auch angemessenes Mitgefühl. Sie verwendete viel Geschick dafür, Brücken zwischen Menschen zu errichten, welche diese zuvor durch Streitigkeiten eingerissen hatten.
Den Eifersüchtigen erklärte sie ganz sanft, dass da immer ein Weg ist für Toleranz und dass Eifersucht der beste Beweis für Liebe sei, denn sonst bräuchte man sich nicht so in Rage zu versetzen. Es sei eben nur das falsche Ende der Liebe und mit Vertrauen zum Partner liegt man immer richtig, selbst dann, wenn die Wege sich trennten. Nur dann wäre man frei für etwas Neues, statt im alten Groll immer tiefer zu versinken. Jeder Anfang braucht Vertrauen und nur in dieser Stimmung könnte Liebe überhaupt atmen und existieren.
Den gekränkten Männern erklärte sie, dass dies nicht mehr als eine einzelne Verletzung aus einer lange vorangegangenen Schlacht wäre, deren Ursachen meist ganz wo anders lägen. Kränkungen seien nichts anderes als die Ausläufer einer Tiefdruckzone, die zu analysieren oder zu kritisieren reine Energieverschwendung wäre. Vielmehr sollte man auf die Suche gehen, was die beiden Menschen vermissten, was sie sich wünschten und erträumten.
Den gescheiterten Menschen erzählte sie vom großen Sumpf des Selbstmitleids, in welchem so viele verzweifelte Seelen ertrinken, statt sich mit aller Kraft an das Ufer der Sehnsüchte zu robben. Vielleicht brauchte es dazu der letzten Kraftreserven und auch eines Quentchens an Weisheit. Schließlich sei es ja einfacher, sich dämlich untergehen zu lassen, als es noch einmal wissen zu wollen. Dann aber, am Ufer der Sehnsüchte würde auf die Menschen etwas ganz Besonderes warten, was man nur an diesem Ufer wahrnehmen kann. Nur wer es wagt, nicht im Mitleid zu ertrinken, kann diesen einmaligen Blick erhaschen. Nein, das könne man vom Sumpf aus nicht sehen, viel zu viele Vorwürfe und auch die Opferrolle hinderten die Aussicht auf diesen goldenen Horizont. „Nein, das verrate ich dir noch nicht, denn das würdest du mir gar nicht glauben, das muss man selbst gesehen haben – wenigstens einmal im Leben muss man dies gesehen haben, sonst hat sich dein Leben gar nicht gelohnt sagte sie zum Gast. „Aber wenn du ans Ufer gekrochen bist und dich wieder innerlich aufgerichtet hast, dann werde ich es im Ausdruck deiner Augen sehen und dann werde ich dich dort erwarten, um dir die wunderbare Welt, die nur auf dich wartet, zu offenbaren
ergänzte sie mit sanfter Stimme.
Viele Gäste nannten sie nur, ‚der grüne Engel‘ weil sie meistens eines ihrer grünen Kleider anhatte und weil sie den Menschen aus der Patsche half, in die sie sich oft selbst gebracht hatten. Später im Gespräch sahen sie das auch ein und verstanden, dass sie sich selbst ändern mussten, wenn das, was sie bisher machten, nicht funktioniert hatte.
Berta hatte niemals die Absicht, einen Mann für sich selbst abzuschleppen, denn sie sprach nicht aus Eigennutz, sondern um Menschen so gut sie dies konnte, ein wenig unter die Arme zu greifen. Natürlich wusste sie auch, dass einige ihrer Kolleginnen sich ihr Geld auf andere Weise verdienten, aber das wäre ihr gar nicht in den Sinn gekommen. Sie respektierte die Menschen, mit denen sie sprach, und sie auszunehmen wäre eine Sprache, die sie gar nicht erst versuchen wollte.
Der stille Beobachter
Eines Abends zu später Stunde kam dann Willi in die Bar, setzte sich in eine dunkle Ecke und wartete auf das Service um seine Bestellung abzugeben. Eine der Damen fragte ihn, ob sie sich dazusetzen dürfte, aber Willi lehnte dankend ab. Er wollte keine Unterhaltung führen und auch nichts anderes, sondern einfach nur dasitzen und nachdenken. Dafür nahm er gern in Kauf, dass die Getränke hier etwas mehr kosteten als in