Gib mir mein Herz zurück, Massimo!
Von Natalie Anderson
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Über dieses E-Book
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“ Rotgolden versinkt die Sonne über dem Meer und taucht den Strand der kleinen Fidschi-Insel in ein magisches Licht. Als Massimos Lippen ihre berühren, wähnt Carrie sich im Paradies, obwohl alles nur eine Farce ist, eine Zweckehe, die ihnen beiden zupasskommt. Aber der reiche Unternehmer ist wie ein Pirat, der ihr allein durch seinen Blick den Atem raubt. Wenn er sie zärtlich liebt, würde sie ihm über alle Weltmeere folgen. Doch als sie ihm ihre Gefühle gesteht, schleicht er sich wie ein Dieb in der Nacht davon. Und seine Beute ist ihr Herz.
Natalie Anderson
Natalie Anderson nahm die endgültigen Korrekturen ihres ersten Buches ans Bett gefesselt im Krankenhaus vor. Direkt nach einem Notfall-Kaiserschnitt, bei dem gesunde Zwillinge das Licht der Welt erblickten, brachte ihr ihr Ehemann die E-Mail von ihrem Redakteur. Dem Verleger gefielen ihre früheren Korrekturen und da es gerade einen Mangel an guten Manuskripten gab, musste sie ihre Verbesserungen innerhalb von einer Woche anfertigen. Trotz dieses knappen Zeitfensters hatte ich längst angebissen. Unter starken Schmerzmitteln und ohne den ständigen Kontakt zu meinen frisch geborenen Zwillingen schaffte ich die Revisionen rechtzeitig, sagt sie. Auch ihr Ehemann dachte, dass es eine gute Idee sei, die Sache anzugehen. Darum brachte er ihr den Laptop seines Bruders und Natalie machte sich an die Arbeit. Sie verschickte die Revisionen am Freitag. Am Montag war sie bereits wieder Zuhause und bekam endlich den heiß ersehnten Anruf: Wir wollen ihr Buch kaufen. Ernsthaft schreibt Natalie nun schon seit einigen Jahren. Aber seit sie damit angefangen hat, schreibt sie jede Nacht, nachdem ihre zwei Kinder, und jetzt auch noch ihre Zwillinge, ins Bett gegangen sind. Für ihre Romane hofft sie in der Zukunft auf weitere gute Neuigkeiten und auf eine längere Abgabefrist.
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Buchvorschau
Gib mir mein Herz zurück, Massimo! - Natalie Anderson
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Natalie Anderson
Originaltitel: „Revealing Her Nine-Month Secret"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2567 10/2022
Übersetzung: Julia Lambrecht
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751510028
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Die Hoffnung starb immer zuletzt.
Carrie Barrett schaute wieder zur Tür. Sie wartete auf das Blind Date mit dem Cousin ihrer Kollegin, weil sie wieder einmal nicht hatte Nein sagen können. Eigentlich wollte sie sich das abgewöhnen. Aber heute war es nicht nur darum gegangen, einer Freundin einen Gefallen zu tun, sondern sie, Carrie, hatte wirklich jemanden kennenlernen wollen.
Ein ganzes Jahr war vergangen, seit sie betrogen worden war. Sechs Monate, seit sie auf Reisen gegangen und am anderen Ende der Welt gelandet war. Es war Zeit, wenigstens den Versuch zu unternehmen, sich zu amüsieren. Aber ihr Date verspätete sich, und das hieß, Carrie, die immer pünktlich war, saß jetzt in einem engen Sommerkleid, das halbwegs passte, aber nicht ihr gehörte, allein im Restaurant auf dem Dach des vornehmsten Hotels im Jachthafen von Auckland, Neuseeland.
Zumindest konnte sie den neugierigen Blicken des Kellners ausweichen, indem sie die glänzenden Boote betrachtete, die dort vor Anker lagen. Beim Sonnenuntergang sah Waitemata Harbour besonders spektakulär aus. Aber natürlich schaute sie immer wieder zum Eingang.
Bitte, lass mich nicht sitzen. Es wäre toll, wenn irgendjemand auftauchen würde. Wenigstens dieses eine Mal.
Ihr Magen machte einen Salto, als genau in diesem Moment ein Mann durch die Tür kam. Eindrucksvolle Größe. Breite Schultern. Grüne Augen, die sich direkt auf sie richteten, jedenfalls eine Sekunde. Aber der Typ, mit dem sie sich treffen wollte, sollte eine rote Jacke tragen. Dieser Mann trug Schwarz, und die Art, wie er den Kopf hielt, wie er sich umsah und sich bewegte, zeugte von lässigem Selbstvertrauen. Bei seiner Ankunft zog er alle Blicke auf sich – vor allem die der Frauen.
Auch Carrie war nicht immun. Sie hatte Gänsehaut. Eine Art von Allergie, sagte sie sich. Er war der personifizierte Ehrgeiz. Sie kannte genügend Leute von seiner Sorte, um das auf Anhieb zu erkennen. Ihre Eltern, beide Staranwälte, ihre Schwestern, international erfolgreiche Leistungssportlerinnen. Schlimmer noch, ihren Ex-Verlobten. Carrie verstand ganz genau, was der Kampf um den Erfolg auf so hohem Level mit Leuten machte. Sie waren bereit, vieles zu opfern – Zeit, Aufmerksamkeit und ihre Mitmenschen. Manchen war auf dem Weg zum Ziel alles andere egal.
Obwohl Carrie das wusste, fühlte sie sich von dem Neuankömmling nicht abgestoßen, sondern war genauso fasziniert wie die anderen Gäste. Er wirkte wie ein Pirat, der allein durch seine Gegenwart Herzen stehlen konnte.
Ein leises Wort, und der diskrete Oberkellner führte ihn zu einem Tisch, der nur zwei Plätze von Carries eigenem entfernt war. Der Tisch dazwischen war jetzt als einziger noch leer. Dem Mann im Anzug schien es nichts auszumachen, solo unterwegs zu sein. Allerdings, wenn er Gesellschaft wollte, brauchte er nur einmal zur Bar hinüberzuschauen und seine Auswahl zu treffen. Binnen Sekunden wäre er nicht mehr allein. Aber anscheinend wollte er das nicht, denn er setzte sich mit dem Rücken zur Theke.
Was bedeutete, dass er Carrie gegenübersaß. Jetzt konnte sie nicht mehr geradeaus schauen, sonst würde sie ihn anstarren. Fast, als säßen sie am gleichen Tisch, nur war die Distanz etwas größer als üblich.
Sie wäre gern unbemerkt aufgestanden und gegangen. Stattdessen schaute sie zur Tür. Eine Frau kam herein, noch ein paar Männer. Alle gingen sie zur Bar. Carrie seufzte enttäuscht, und dann sah sie unabsichtlich in seine Richtung.
Die Zeit blieb stehen, als sich ihre Blicke trafen.
Er war mehr als ein Pirat. Er besaß die Schönheit eines Engels und den verlockenden Charme eines Teufels.
Sie errötete, als er sie musterte. Alle möglichen Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Und ihr Körper reagierte – ein Prickeln, Hitze, der reine Schock. Peinlich! Und unaufhaltsam.
Erst als der Oberkellner an seinen Tisch trat, war der Bann gebrochen. Ihr teuflischer Piraten-Engel neigte den Kopf, um dem Mann zuzuhören, ohne dabei jedoch den Blick von ihr abzuwenden. Aber die Unterbrechung reichte, dass Carrie sich ein bisschen zusammenreißen konnte.
Wirklich peinlich. War er sich ihrer Reaktion bewusst? Konnte er ihre Gedanken lesen? Irgendetwas geschah in ihr, das sich nicht aufhalten ließ. Er sagte etwas, sehr leise. Der Oberkellner riss die Augen auf und nickte dann. Natürlich. Dieser Mann bekam, was er wollte. Immer.
Aber Carrie würde er nicht wollen. Sie war zu gewöhnlich. Gleich und gleich gesellt sich gern. Superstars blieben unter sich. Jemand wie sie verbrannte sich höchstens die Finger.
„Würden Sie gern bestellen, oder möchten Sie noch warten?"
Carrie zuckte zusammen. Die Frage des Oberkellners bestätigte, was sie schon wusste. Ihr Date hatte sie versetzt. Bisher hatte sie nichts bestellt – die Preise waren alles andere als familienfreundlich. Aber ein letzter Rest von Stolz hielt sie davon ab, vor diesem Mann einfach aufzustehen und zu gehen, diesem Mann, der alles hatte. Der sie immer noch beobachtete. Sie konnte nicht unbemerkt verschwinden. Ausgerechnet jetzt, in diesem demütigenden Moment, war sie auf einmal nicht mehr unsichtbar.
Sie war nicht sein Typ. Aber Massimo Donati-Wells hörte trotzdem gespannt zu, als die Frau mit dem rotblonden Haar mit dem Oberkellner sprach. Zierlich war sie, hatte einen perfekten Schmollmund, und ihre Haut sah wunderbar weich aus. Er hatte sie sofort gesehen, als er den Raum betreten hatte, und sich absichtlich so hingesetzt, dass er sie im Auge behalten konnte. Er war ihr aufgefallen, was nicht ungewöhnlich war. Aber dass er selbst auf ihr Interesse so heftig reagierte?
Eine rein körperliche Reaktion. Und sie kam nicht einmal ungelegen. Er hatte ein paar lange Arbeitstage gehabt. Eine kleine Belohnung für den erfolgreichen Vertragsabschluss war schon drin. Also lehnte er sich zurück und versuchte gar nicht erst, sich zu verschließen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war hoch, von dem Moment an, als sich ihre Blicke getroffen hatten.
Wieder schaute sie zur Tür. Sie wartete auf jemanden. Ein Date? Ihr Telefon gab einen Ton von sich. Massimo beobachtete sie ungeniert dabei, wie sie die Nachricht las.
Sie blinzelte und presste die Lippen zusammen. „Warten Sie, ich würde doch gern bestellen", rief sie den Oberkellner zurück. Ihre Wangen waren gerötet, aber ganz offensichtlich war sie entschlossen, nicht zu flüchten. Gut für sie.
„Ähm … Sie schaute nicht einmal auf die Karte. „Eine Piña Colada, bitte.
Massimo musste sich auf die Lippen beißen, um nicht zu lächeln. Der Cocktail stand nicht einmal auf der Karte. Das Restaurant war für seine Auswahl an teuren Champagnersorten bekannt. Aber der Oberkellner war Profi und ließ sich nichts anmerken. „Natürlich."
Sie war wirklich nicht sein Typ. Zu frisch. Zu weich. Die Art Frau, die schnell verlegen wurde und wahrscheinlich von der wahren Liebe träumte. Er suchte nach Frauen, die sich schnell entschieden und nicht mehr erwarteten als eine Nacht. Smarte, erfahrene Frauen, abgebrüht wie er. Aber trotzdem starrte er die Frau, die ihm gegenübersaß, weiter an. Es waren nicht nur ihre glatte Haut und ihre hübschen Kurven, die ihn faszinierten, sondern auch der Kampfgeist in ihren saphirblauen Augen – und die Verletzlichkeit, die sie ausstrahlte.
Niemand sollte eine Frau wie sie einfach sitzen lassen. Massimos Puls beschleunigte sich, als seine Fantasie mit ihm durchging und er darüber nachdachte, wie der Abend für sie enden sollte. Mit Berührungen. Intimen Berührungen, die sie zum Lächeln, zum Strahlen, zum Schreien brachten.
Er wollte, dass sie ihn wieder ansah.
„Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?, fragte er beiläufig. Es schockierte ihn, dass er der Versuchung einfach nicht hatte widerstehen können. „Mein Gast hat mir in letzter Minute abgesagt.
Massimo wollte nicht allein essen. Den ganzen Tag waren Leute um ihn herumscharwenzelt, und eigentlich hatte er den Abend in Frieden verbringen wollen, bevor er morgen nach Hause flog. Sie schaute auf das einzelne Gedeck an seinem Tisch. Ja, er hatte gerade gelogen, und sie wusste es.
„Oder ein Drink, bevor Ihre Verabredung da ist?" Er war es nicht gewöhnt, zweimal fragen zu müssen.
Sie verzog ihr herzförmiges Gesicht. „Er kommt nicht." Dass sie nicht versuchte, es zu beschönigen, gefiel ihm.
„Dann ist er ein Dummkopf. Massimo stand auf und setzte sich zu ihr an den Tisch, bevor sie etwas dagegen einwenden konnte. „Ich habe Hunger
, sagte er. „Und Sie?"
Einen Moment fragte er sich, ob sie ablehnen würde. Ob er sich die Anziehungskraft zwischen ihnen nur eingebildet hatte. Ob seine energische Entschlossenheit zu viel für sie war.
Sie war zu weich für ihn, zu zart.
Aber sie hob das Kinn. „Ich weiß nicht. Ich kann gerade nicht denken."
Ihre Ehrlichkeit amüsierte ihn. „Finden wir es doch heraus."
Auf einen Blick hin erschien der Oberkellner an seiner Seite. Massimo gab halblaut seine Bestellung auf.
„Sie haben Tapas, erklärte er, als der Kellner gegangen war. „Ich habe etwas von allem bestellt.
Sie sah ihn aus den klarsten, blausten Augen an, in die er je geschaut hatte. „Von allem? Sie müssen Hunger haben. In ihrer Stimme lag ein Hauch von Schärfe. „Sie wollten kein großes, saftiges Steak mit reichhaltiger Soße und allen Extras?
Eine versteckte Herausforderung. Sie hielt ihn wahrscheinlich für einen eingebildeten Mistkerl, und vielleicht war er das auch. Aber Massimo spürte vor allem die Hitze. Und wollte mehr davon.
„Viele Sachen auszuprobieren macht mehr Spaß, als sich bei einem einzigen Gericht zu langweilen, denken Sie nicht?" Er ließ die Arroganz ein bisschen mehr aufblitzen.
In ihren Augen war Misstrauen zu lesen. „Sie meinen, Sie probieren gern alles, was an der Fleischtheke im Angebot ist?"
Ihre Erwiderung besaß genau die richtige Würze. „Absolut. Einen zarten Bissen hier, einen zarten Bissen da. Aber manchmal reicht auch der leckere Anblick aus."
Sie sollte wohl besser nicht auf seinem Teller landen. Er würde sie verschlingen. Auch, wenn sie sich tough gab, war er sich nicht sicher, ob sie wirklich damit umgehen konnte.
„Das reicht Ihnen wirklich?, fragte sie ungläubig. „Ihr Appetit lässt sich nur durch Hinsehen stillen?
„Das hängt davon ab, schätze ich. Wie ist es mit Ihnen?"
Sie schaute ihn lange an. „Ich bin noch dabei, die unbekannten Gaumenfreuden zu erkunden. Es gibt viel, was ich noch nicht ausprobiert habe."
Hitze sammelte sich in seinem Inneren, wanderte tief hinunter. Wirklich nicht? Wollte sie es denn?
„Sie sind daran gewöhnt, zu bekommen, was Sie wollen, fügte sie nach einem Moment hinzu. „Suchen Sie sich immer die besten Stücke heraus, bevor ein anderer sie kriegt?
Er lächelte. „Denken Sie, das würde ich tun?"
„Sie bestellen von allem auf der Karte, ohne mit der Wimper zu zucken, nachdem Sie hereingekommen sind und sich einen Sitzplatz gesucht haben, als würde Ihnen das Restaurant gehören …"
Er sah den Moment, in dem sie begriff. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Es war wirklich ein sehr hübscher Mund.
„Gehört es Ihnen? Das Hotel?"
„Ich bin nur ein Investor." Massimo hatte so viel Geld gemacht, dass er seine Zeit inzwischen damit verbrachte, nach Wegen zu suchen, es anzulegen. Und sich mit Leuten herumzuschlagen, die ihn dazu bringen wollten, in ihre Projekte zu investieren – oder die seinen taktischen Rat wollten. Sein Finanzimperium war bekannt für seine Erfolgsbilanz, wenn es um gewinnbringende Unternehmen und Start-ups ging. Was bedeutete, dass sein Geld sich permanent vermehrte. Er würde nicht lügen – es gefiel ihm. Der Erfolg gefiel ihm. Er lebte gern zu seinen eigenen Bedingungen. Und