Mit den Augen eines Liebenden: Variationen zum Thema Liebe - Kurzgeschichten
Von Melina B. Hilger
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Über dieses E-Book
Zu allen Zeiten ist für die Menschen die Liebe ein wichtiges Thema gewesen. In der Literatur, in Filmen und generell in der Kunst nimmt sie großen Raum ein.
Und zu lieben ist wahrhaft eine Kunst. Sie treibt uns zu Höchstleistungen an oder lässt uns scheitern oder gar verzweifeln.
Vom Streben nach dieser Kunst handeln diese Geschichten zum Thema 'Vielfalt der Liebe'.
Diese Kurzgeschichten erzählen vom Ringen um die Liebe, von falsch verstandener, aber auch bedingungsloser Liebe. Die Themen variieren, es geht um die Liebe in der Ehe, zu Partnern, Freunden, Geschwisterliebe, Mutterliebe, die Liebe zu Tieren, die Liebe zur Natur ebenso wie um den Mangel an Liebe u.v.m.
Sie werden sich beim Lesen an eigene Versuche zu lieben ganz sicherlich wiedererinnern und möglicherweise zu einer Rückschau veranlasst sein, was Ihnen bereits gelungen oder misslungen ist.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Erkundung dieser Liebes-Geschichten.
Kunst der Liebe
Alles – also in den Sternen
Steht's von Götterhand geschrieben
Alles muss der Mensch erst lernen,
Alles – auch sogar zu lieben.
Robert Eduard Prutz, 1816-1872
Melina B. Hilger
Die Autorin Melina Hilger ist eine leidenschaftliche Geschichtenschreiberin. Ihre Themen sind unglaublich vielfältig. So auch dieses Buch über die Variationen der Liebe. Sehr spannend und tiefgründig und auch manches Mal mit Witz und Schmunzeln, erzählen diese kleinen Kurzgeschichten von der Schwierigkeit, die Liebe zu leben - aber geben auch den Blick frei auf kleine Visionen - wie sie gelingen könnte. Bedingungslos zu lieben ist wohl die schwierigste Kunst und es wird die Menschen nicht gelehrt, wie das zu schaffen ist. So müssen und dürfen wir wohl alle, auch in diesem Bereich durch schmerzhafte oder freudige Erfahrungen dazulernen.
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Buchvorschau
Mit den Augen eines Liebenden - Melina B. Hilger
Inhalt
Die Rückkehr
Vergangene Orte
Koko und Amand
Schweigende Begegnung
Ewig junge Liebe
Späte Lehre
Der Bauer und die Katze
Der Menschenfreund
Das ungleiche Paar
Die Liebe einer Mutter
Das Unwetter
Die Augen eines Liebenden
In der Not
Liebe, die weh tut
Liebelei
Lieb Mütterlein
Die Geburt
Goldene Zeiten
Der vermaledeite Brief
Wahre Liebe
Das Muttertagsgeschenk
Träume finden ihren Weg
Verschlossene Seelen
Warum nur?
Auf der Pirsch
Die Übermutter
Auf der anderen Seite d.I.
Welana und die 7 Welten
Heimatlos
Bedauernswerte Geschöpfe
Du Angebetete
Puschels Seelenreise – Nachruf
Vorwort
Kürzlich sah ich einen französischen Film mit Gerard Depardieu, der mich tief berührte. Er handelte von der Begegnung der 94-Jährigen Margarit mit einem vierschrötigen, einfühlsamen Mann, der Analphabet war, auf einer Parkbank. Sie lehrt ihn auf sehr feine, einfühlsame Art, dass gelesene Worte eine wunderbare Welt eröffnen.
Diese ausgesprochen zartfühlende Begegnung hat mich bewogen, die Schlussworte in diesem Film als Vorwort zu schreiben, in dem es ja auch um die vielfältigen Ausdrücke von Liebe geht:
„Es war eine Begegnung der besonderen Art zwischen Liebe und Zärtlichkeit, anders kann man es nicht bezeichnen.
Sie hatte einen Blumennamen. Ich fand sie zufällig auf der Bank in meinem Park. Sie war umgeben von Namen, so gewöhnlich wie der meine.
Sie machte nicht allzu viel Schaum, nicht dicker als die Tauben mit ihren kleinen Federn, die ich täglich fütterte. Sie war umgeben von Worten und Adjektiven, die wuchsen wie Gräser. Sie wuchsen in meine Rinde bis in mein Herz. Sie gab mir ein Buch, dann zwei, voll mit Worten, manche voller Gewalt, andere ganz sanft.
Du hast noch Zeit Margarit. geh noch nicht! Schenke mir noch ein bisschen von deinem Leben. Warte, denn Liebe geschieht einfach. Stirb noch nicht. Denn Liebesgeschichten gibt es nicht nur in der Liebe. Manchmal gibt es noch nicht einmal ein 'Ich liebe dich' und doch liebt man sich.
Geh noch nicht, es ist noch nicht so weit! Ich brauche dich noch, du hast noch soviel zu geben.
aus dem Film: Defiance
Die Rückkehr
„F reut mich dich zu sehen, habe so lange auf dich gewartet." Ihre Augen sprachen diesen Satz ganz deutlich. Aber niemand merkte es. Sie verschlang ihn mit den Augen. Wärme breitete sich in ihrem Herzen und über den ganzen Körper aus. So oft schon hatte sie sich in Tagträumen diesen Moment des Wiedersehens vorgestellt, aber die Wirklichkeit war noch viel überwältigender, als die Träume es ihr vermittelt hatten. Es war unbeschreiblich, es war, als hätte er erst gestern das Dorf verlassen und käme gerade von einem Ausflug zurück. Von der Intensität ihrer Gefühle waren Ihre Knie ganz weich geworden. Sie kamen in Wellen und es fehlte nicht viel und sie wäre zu Boden gesunken.
Als er sie ansah, nein, ihren Blick suchte, schlug sie schnell die Augen nieder. Zu sehr fürchtete sie, er könnte alles darin lesen. Als sie nach zwei Minuten gefasst die Augen wieder hob, war er bereits umringt von seinen früheren Freunden. Der Blick zu ihm war verstellt und sie fast erleichtert. Die Gruppe der Männer, die ihn umringt hatten, entführten ihn zum Lagerfeuer.
Im Widerschein der Flammen erkannte sie seine markanten Gesichtszüge und sah, dass sie noch schärfer geschnitten waren als vor zwölf Jahren.
Ihre Tochter schlief im Haus und sie machte sich auf den Weg dorthin, um nach ihr zu sehen, aber auch um zu entkommen.
„Eluna, rief eine Stimme hinter ihr her. Diese Stimme, sie schnitt tief in ihr Herz, schon wieder gaben ihre Knie nach. Einen Moment lang unterdrückte sie den Impuls zu fliehen, sie wollte ihm ausweichen, und vor allem diesen, ihr den Atem raubenden, Gefühlen. Doch sie blieb stehen und drehte sich langsam um. Sie sahen sich in die Augen und da erblickte sie seine verhaltene Freude, aber auch seine Angst vor ihrer Reaktion. Sie konnte in diesen blitzenden und zugleich scheuen Augen regelrecht lesen. Es war, als hätte sie eine Antenne ausgefahren, mit der sie wahrnehmen konnte, was in ihm vorging. Sie spürte seine Neugierde, seine Freude, seine Liebe, aber auch seinen Schmerz. Sie wusste nicht, warum er damals, ohne ein Wort zu sagen, einfach verschwunden war.„Mami, wo bist du?
Sie blickten beide in die Richtung, aus der die Stimme zu hören war und sahen eine kleine Gestalt im Nachthemd, die den Hang hinunter lief. Eluna breitete die Arme aus und fing ihre Tochter auf. „Das ist Lana, sie ist elf Jahre alt, stellte sie ihm ihre Tochter vor und zu Lana sagte sie: „Das ist Hunter, er war lange fort.
Hunter blickte erstarrt auf Eluna, dann auf Lana und wieder zurück. Er war unfähig zu sprechen und nachdem sich seine Starre langsam löste, murmelte er: „Elf Jahre, mein Gott, elf Jahre."
Vergangene Orte
Alina lief durch den verlassenen Ort. Die Häuser sahen zerfallen aus, die Gärten waren vom Unkraut überwuchert. Irgendwie trostlos war der Eindruck, den ihr früherer Heimatort ihr vermittelte. Sie fragte sich ernsthaft, seit wann die Menschen hier verschwunden waren und was der Anlass gewesen sein könnte. Wenn sie an ihre Kindheit zurück dachte, fielen ihr nur Menschen ein, die so festgefügten Charakters waren, dass sie wohl niemals freiwillig ihr Zuhause verlassen hätten.
Es musste wohl etwas Dramatisches passiert sein. Sie suchte angestrengt nach dem Straßennamen. Blumenbüttel 14 war ihre Adresse gewesen. Die Straßennamen, die sie von Schlinggewächsen befreite, konnte sie entweder nicht mehr entziffern oder die Namen waren ihr unbekannt. Sie war erst acht Jahre gewesen, als sie von dort umzogen und Kinder haben eine sehr selektive Wahrnehmung. Das was sie lieben oder das was ihnen Angst macht, bleibt ihnen in Erinnerung.
Sie irrte weiter durch die verwilderten Straßen und ließ sich immer wieder ablenken, weil so wunderschöne Gewächse zwischen dem brüchigen Kopfsteinpflaster empor wuchsen. Es war Unkraut, aber für sie gab es so einen Ausdruck nicht. Alles was wuchs, ob Flora oder Fauna, hatte für sie eine eigene Schönheit und so kam sie aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Pflanzen waren hier die Herrscher und das lohnten sie dem Beobachter durch bizarre Blüten und Überwachsungen. Manche der Häuser waren so überwuchert von Knöterich, Efeu, und wildem Wein, dass es schwer fiel, sie von riesigen Büschen zu unterscheiden.
Sie lief weiter durch die verwunschen wirkenden Straßen und Gärten, als sie stutzte. Hatte sie da nicht eine Gestalt gesehen? Langsam ging sie auf die Stelle zu, wo sie die