Ausgerechnet Lily!
Von Pamela Toth
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Über dieses E-Book
Pauline Mayfield ist so glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Der sympathische Wade Garrett, Gast in ihrer kleinen Pension, erfüllt ihr Leben mit Heiterkeit, Freude - und Liebe. Hat sie endlich ihren Traummann gefunden? Da bringt ausgerechnet er ihre schöne Schwester Lily mit nach Mayfield Manor. Lily, die ihr vor Jahren den Verlobten ausspannte - und die sie nun in Wades Armen überrascht. Pauline ist zutiefst enttäuscht. Hat Wade nur mit ihren Gefühlen gespielt?
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Buchvorschau
Ausgerechnet Lily! - Pamela Toth
IMPRESSUM
BIANCA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24
© 2006 by Pamela Toth
Originaltitel: „The Tenant Who Came To Stay"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BIANCA
Band 1569 (9/2) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Ralf Kläsener
Fotos: FontShop
Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86295-887-0
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
JULIA, ROMANA, BACCARA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
1. KAPITEL
Pauline Mayfield fand keinen Schlaf. Ruhelos warf sie sich in der Dunkelheit ihres Schlafzimmers hin und her. Der Frühlingssturm heulte und rüttelte an den Fensterläden des alten Hauses, das vor mehr als einem Jahrhundert im viktorianischen Stil erbaut worden war. Keine Sorge, die alte Lady hat schon einige Stürme und Unwetter überstanden, beruhigte sie sich. Und das Haus würde auch diesem Sturm standhalten. Die schweren Regentropfen schlugen prasselnd gegen die Scheiben. Pauline zog die Decke über den Kopf und versuchte einzuschlafen.
Plötzlich krachte es draußen laut, danach folgte ein dumpfer Schlag. Was war das? Pauline fuhr hoch, wagte kaum zu atmen.
Ihr Herz klopfte wild, als sie zum Fenster lief. Ihr warmer Atem ließ die Scheibe beschlagen. Draußen war es stockfinster, unmöglich, etwas zu erkennen. Hatte der Sturm vielleicht einen Baum entwurzelt? Oder, noch schlimmer, war dieser Baum etwa auf ihren Geländewagen gestürzt? Pauline musste wissen, was los war. Rasch zog sie ihren Bademantel an und lief zur Tür. Als sie in die Eingangshalle kam, wurde eine andere Tür geöffnet, und eine weißhaarige alte Dame steckte zögernd ihren Kopf durch den Türspalt.
„Was war das für ein schreckliches Geräusch?, fragte sie mit einem deutlichen britischen Akzent. „Das klang ja, als ob eine Bombe einschlüge.
„Keine Sorge, Dolly, sagte Pauline mit einem beruhigenden Lächeln. „Ich schaue mal draußen nach.
Bevor Pauline zur Hintertür hinausging, zog sie ein paar Gummistiefel an und schaltete das Außenlicht ein. Sie nahm eine Taschenlampe und ging die wenigen Stufen zum Hof hinab. Der Wind ließ ihren Bademantel flattern. Sie fror in dem dünnen Nachthemd, das sie darunter trug. Der Boden war so schlammig, dass sie aufpassen musste, nicht auszurutschen. Der Wind blies ihr das nasse Haar ins Gesicht. Sie richtete die Taschenlampe auf die Garage, die früher das Kutscherhäuschen gewesen war. Dort stand ihr Geländewagen – unbeschädigt. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. Aber ihre Erleichterung währte nur kurz, als sie nach oben schaute.
Von der großen Pappel neben der Garage war ein großer Ast direkt auf das Dach gestürzt. Pauline hoffte nur, dass der Schaden, den der herabfallende Ast angerichtet hatte, nicht so schlimm war, wie es auf den ersten Blick aussah. Aber es war müßig, darüber zu spekulieren. Sie musste warten, bis es hell war und sie den Schaden genau inspizieren konnte. Außerdem war sie inzwischen bis auf die Knochen nass. Sie ging zum Haus zurück und unterdrückte ihre Tränen.
Dolly erschien mit einem Handtuch und drückte es Pauline in die Hand. „Ein Ast hat das Garagendach erwischt, berichtete Pauline und klapperte vor Kälte mit den Zähnen. „Ich werde gleich morgen früh Steve Lindstrom anrufen und ihn bitten, vorbeizukommen und sich das anzuschauen.
„Du bist ja völlig durchnässt, sagte Dolly besorgt. „Nimm eine heiße Dusche, ich mache dir inzwischen eine Tasse Tee.
„Danke", sagte Pauline. Ihr stand der Sinn jetzt zwar eher nach einem doppelten Whiskey, aber für Dolly war Tee das Allheilmittel schlechthin.
Früh am nächsten Morgen ging Pauline auf den Hof hinaus. Sie musste ihre Augen gegen die helle Maisonne schützen, die dem Unwetter, das in der Nacht getobt hatte, Hohn sprach.
Steve Lindstrom, der Inhaber einer Baufirma hier am Ort, stieg gerade die Leiter hinunter, die er an das Dach der Garage gelehnt hatte. Er war sofort vorbeigekommen, als Pauline ihn angerufen hatte.
„Ich hoffe, du sagst mir, dass der Schaden nicht so schlimm ist und mich nicht zu viel Geld kosten wird", begrüßte sie ihn. Steve klappte sein Notizbuch zu und sah sie an. Er war ein großer, kräftig gebauter Mann. Pauline kannte ihn seit ihrer Schulzeit. Damals waren sie und ihre jüngere Schwester Lily der Schwarm der meisten Jungen an der Schule gewesen.
Pauline hatte in Steve nie mehr als einen netten Bekannten gesehen. Sein sonnengebleichtes Haar – das wie immer dringend hätte geschnitten werden müssen – lugte unter einer roten Baseballkappe hervor. Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Ich versuche, es so preiswert wie möglich zu machen, antwortete er. „Hast du schon der Versicherung Bescheid gesagt?
„Ja, bis zum Mittag kommt jemand vorbei, um den Schaden zu begutachten. Aber mein Versicherungsvertreter hat mich schon vor einiger Zeit gewarnt, ich sei unterversichert", seufzte Pauline.
„Und damit hat er wohl recht", vermutete Steve.
Pauline nickte. „Mehr als das, ich habe meinen Eigenanteil für den Schadensfall erhöht, um an den Beiträgen zu sparen."
„Wie hoch ist dein Eigenanteil?"
Als sie es ihm sagte, pfiff er durch die Zähne. „Hoppla, das ist hart. Da habe ich wohl gar keine andere Wahl, als dir einen guten Preis zu machen."
„Das ist nett von dir", sagte Pauline.
Steve ging langsam um die Garage herum und machte sich Notizen. Pauline heftete sich an seine Fersen. Vielleicht war ja alles doch nicht so schlimm.
„Nun, was meinst du?", fragte sie schließlich.
Er schaute seine Notizen an und dachte einen Moment nach. „Also – den Ast herunterholen und wegschaffen, das Dach reparieren, die Mauern austrocknen lassen und neu streichen …"
„Neu streichen und solche Sachen kann ich selbst machen", sagte Pauline schnell.
Steve klappte sein Notizbuch zu. „Ich kann dir so aus dem Handgelenk keinen Preis nennen. Ich müsste vorher ein bisschen herumtelefonieren, wo ich was herbekomme. Aber die kaputten Zedernholzschindeln zu ersetzen wird nicht billig sein. Du könntest das Dach stattdessen aber auch mit preiswertem Material vollständig erneuern. Es gibt Schindeln, die sehen aus wie echt."
„Und das Zedernholz könnte ich in der Heizung verfeuern", meinte Pauline in dem verzweifelten Versuch, dem Desaster noch etwas Positives abzugewinnen. Heizöl wurde ja auch beinahe täglich teurer.
„Das schlag dir besser aus dem Kopf, erwiderte Steve. „Zedernholz entwickelt viel zu viel Hitze. Das würde dein Heizkessel nicht überstehen.
Er lud die Leiter auf seinen Pick-up, öffnete die Fahrertür, drehte sich aber noch einmal um. „Ich weiß noch nicht, wann ich mit der Reparatur anfangen kann, sagte er. „Ich habe gerade eine Menge Aufträge, die ich vorher noch erledigen muss. Außerdem ist einer meiner besten Mitarbeiter zu einer Konkurrenzfirma gegangen.
Er seufzte. „Zu viel Arbeit, zu wenig Leute."
Ängstlich schaute Pauline zum Horizont, ob sich dort wieder Anzeichen für einen neuen Sturm zeigten. Aber am blauen Himmel stand keine einzige Wolke. Pauline wusste jedoch, wie rasch sich hier an der nördlichen Westküste regenschwangere Wolken aus Richtung Kanada heranschieben und verheerende Unwetter auslösen konnten – so wie letzte Nacht.
Steve hatte ihren besorgten Blick bemerkt. „Ich schicke jemand vorbei, der das Dach erst einmal mit einer Plastikplane abdichtet. Und vergiss nicht, alle Fenster weit zu öffnen, damit die Wände im Kutscherhäuschen rasch austrocknen."
„Mach ich, Steve", sagte sie und betrachtete ihn nachdenklich. Ob er jetzt, da er geschieden war, manchmal an ihre Schwester Lily dachte? Die beiden waren damals befreundet gewesen. Aber Steve hatte Pauline nicht nach Lily gefragt. Und sie hätte ihm auch nichts über sie sagen können.
„Mach dir keine Gedanken wegen des Geldes, beruhigte er sie, als er in seinen Pick-up stieg. „Das kriegen wir schon irgendwie hin.
Sie schaute auf ihre Uhr. „Oh, ich muss mich beeilen. In einer halben Stunde beginnt mein Handarbeitskurs."
Pauline holte rasch ihre Tasche und eilte zu ihrem Wagen. Was ihr jetzt noch fehlen würde, waren ein halbes Dutzend verärgerte ältere Damen, die sich vor ihrem verschlossenen Laden versammelten und über ihre Unpünktlichkeit murrten.
Wade Garrett war den langen Weg aus dem Süden von San Francisco über den Interstate Highway Nr. 35 nach Crescent Cove fast in einem Rutsch durchgefahren. Jetzt war es früher Abend, und er war völlig übermüdet. Doch wie es aussah, war seine Reise noch nicht zu Ende.
Wade schaute Kenton Wallingford mit einem einschüchternden Blick an. „Was haben Sie da gerade gesagt?", fragte er.
Wallingford trat einen Schritt zurück und kaute nervös auf einem Zahnstocher. „Äh …, also, ich kann Ihnen den Bungalow wirklich nicht vermieten. Meine Schwester ist vor ein paar Tagen hier aufgetaucht, mit ihren beiden Kindern und einem blauen Auge. Er seufzte theatralisch. „Was hätte ich denn tun sollen? Ich konnte sie doch nicht zu diesem miesen Typen zurückschicken, den sie vor zehn Jahren gegen meinen Rat geheiratet hat.
Wade rieb sich seinen schmerzenden Nacken. „Und wie lange will sie hierbleiben?"
„So lange, bis sie sich von diesem Nichtsnutz doch wieder überreden lässt, zu ihm zurückzukehren. Oder sie bleibt hier und sucht sich einen Job. Er zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich geht sie irgendwann zu ihm zurück. Sie ist einfach zu faul, selbst zu arbeiten.
Sein dummes Kichern hätte Wade fast dazu gebracht, ihn am Kragen zu packen und zu schütteln.
„Wird schwer werden, an diesem Wochenende hier irgendwo eine Unterkunft zu finden. Zu dem Kunstfestival kommen immer eine Menge Besucher, sagte Wallingford. „Die beste Zeit des Jahres …, und ich verdiene in diesem Jahr keinen Cent
, fügte er düster hinzu.
Wade war weit entfernt davon, ihn zu bedauern. Er wollte nur duschen – und dann zwölf Stunden ohne Unterbrechung schlafen. Plötzlich erinnerte er sich an das Stück Papier in seiner Tasche, und sein Gesicht hellte sich etwas auf. „Tut mir leid für Ihre Schwester, begann er, „aber das hier ist die Bestätigung, die Sie mir geschickt haben, als ich den Bungalow über das Internet gemietet habe. Außerdem habe ich eine Vorauszahlung geleistet.
Wallingfords Gesicht verzog sich. „Lesen Sie das Kleingedruckte, befahl er. „Wie gesagt, es handelt sich um einen Notfall in der Familie.
Wade fluchte leise, als er den letzten Absatz am Fuß der Seite las. Tatsächlich: Bei Notfällen war der Mietvertrag hinfällig. „Okay, dann eben nicht, sagte er resigniert. „Haben Sie wenigstens eine Idee, wo ich für heute Nacht unterkommen könnte? Haben Sie vielleicht irgendwo eine Couch, auf der ich schlafen könnte?
Der kleine Mann vor ihm breitete bedauernd die Arme aus. „Ich würde Sie ja kostenlos hier unterbringen, wenn ich nur ein Eckchen frei hätte, aber es ist nun auch noch meine Tochter hergekommen, Sie wissen schon, das Festival … Er räusperte sich. „Was die Vorauszahlung angeht …
„Ich weiß, ich soll das Kleingedruckte lesen", meinte Wade verärgert. „Aber ich kann Ihnen nur raten, mein Kleingedrucktes zu lesen und das Geld herauszurücken", sagte er drohend.
Wallingford langte widerstrebend in die Tasche und zog ein Päckchen Dollars heraus. Er reichte sie Wade, der sie wütend in seine Tasche stopfte und dann zu seinem Wagen ging. So, so, ganz Crescent Cove war also ausgebucht. Sollte er vielleicht ein Zelt kaufen?
Er wollte sich gerade hinters Steuer setzen, als Wallingford ihm etwas zurief. „Mir fällt gerade was ein: ein kleines Apartment in einem Anbau eines alten viktorianischen Hauses, ein Stück weiter die Straße hinauf. Das Haus ist hellblau gestrichen, mit roten Fensterläden. Die großen Bäume vor dem Haus sind nicht zu übersehen. Versuchen Sie’s dort mal!"
Ungefähr zur gleichen Zeit hatte Pauline ihren Handarbeitsladen in der Harbor Street abgeschlossen und fuhr zu ihrem Haus zurück. Oh Gott, war ihre Laune im Keller! Sie musste warten, bis Steve endlich die Zeit fand, sich um die Reparatur des Daches zu kümmern, und konnte nur hoffen, dass in der Zwischenzeit kein neues Unwetter ihr Schmuckstück noch weiter beschädigte.
Mayfield Manor war seit drei Generationen im Besitz ihrer Familie. Sie und ihre Schwester Lily hatten das Haus gemeinsam geerbt. Und obwohl Lily sich entschieden hatte, ihr Elternhaus und ihre einzige noch lebende Verwandte zu verlassen, hatte Pauline sich