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Julia Ärzte zum Verlieben Band 156
Julia Ärzte zum Verlieben Band 156
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eBook518 Seiten7 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 156

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Über dieses E-Book

DAS GEHEIMNIS DER KRANKENSCHWESTER von SCARLET WILSON
Eine Romanze mit Dr. Harry Beaumont? Undenkbar für Esther! Der attraktive Chirurg bringt zwar ihr Herz ins Stolpern, aber er ist arrogant und noch dazu ein Herzog. Während Esther als Krankenschwester Doppelschichten schiebt, um ihre verarmte Familie zu unterstützen. Auch wenn da dieses Prickeln zwischen ihnen ist ihre Welten sind zu verschieden!

GIBT ES LIEBE AUF REZEPT? von ANNIE O’NEIL
Dr. Ty Sawyer ist ein brillanter Arzt – allerdings leidet er immer noch unter dem Verlust seiner Frau. Als er seiner zauberhaften Kollegin Kirri West gegenübersteht, empfindet er zum ersten Mal wieder Leidenschaft und Verlangen. Die charmante Australierin weckt in ihm die Sehnsucht nach einer neuen Beziehung. Soll er sein Herz wirklich noch einmal riskieren?

TÜR AN TÜR MIT DR. MCGREGOR von KATE HARDY
Ryan McGregor will nach einem anstrengenden Tag in der Klinik nur seine Ruhe. Damit ist es vorbei, als unvermutet eine süße Blondine vor seiner Tür steht. Georgie ist seine neue Mitbewohnerin! Gegen seinen Willen fühlt Ryan sich zu der jungen Frau hingezogen. Doch nach einer zerbrochenen Beziehung hat er geschworen, sich nie wieder zu binden!

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum17. Sept. 2021
ISBN9783751501637
Julia Ärzte zum Verlieben Band 156
Autor

Kate Hardy

Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert? Bereits vor ihrem ersten Schultag konnte Kate Hardy fließend lesen. Mit blühender Fantasie dachte sie sich Geschichten aus und schrieb sie auf einer Schreibmaschine nieder, die sie zu ihrem sechsten Geburtstag bekommen hatte. Ihren ersten Liebesroman, der niemals veröffentlicht wurde, schrieb sie mit dreizehn Jahren. Kate Hardy studierte englische Literatur des Mittelalters, heiratete und bekam zwei Kinder. Sie arbeitete freiberuflich als Journalistin im Gesundheitsbereich, doch ihre wahre Berufung fand sie erst, als sie ihr Interesse für Medizin mit Romantik verband und ihren ersten Arztroman schrieb, der auf Anhieb das Lesepublikum begeisterte. Seitdem hat sie weitere 33 Arztromane, einige erotische Liebesromane und mehrere Sachbücher zum Thema Gesundheit geschrieben.

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    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 156 - Kate Hardy

    Scarlet Wilson, Annie O’Neil, Kate Hardy

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 156

    IMPRESSUM

    JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN, Band 156 09/2021

    © 2020 by Scarlet Wilson

    Originaltitel: „Cinderella and the Surgeon"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Michaela Rabe

    © 2020 by Annie O’Neil

    Originaltitel: „Risking Her Heart on the Single Dad"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    © 2020 by Pamela Brooks

    Originaltitel: „Fling with Her Hot-Shot Consultant"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: MEDICAL ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Bettina Röhricht

    Abbildungen: shironosov / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751501637

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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    SCARLET WILSON

    Das Geheimnis der Krankenschwester

    Eine Romanze mit Dr. Harry Beaumont? Undenkbar für Esther! Der attraktive Chirurg bringt zwar ihr Herz ins Stolpern, aber er ist arrogant und noch dazu ein Herzog. Während Esther als Krankenschwester Doppelschichten schiebt, um ihre verarmte Familie zu unterstützen. Auch wenn da dieses Prickeln zwischen ihnen ist – ihre Welten sind zu verschieden!

    ANNIE O’NEIL

    Gibt es Liebe auf Rezept?

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    KATE HARDY

    Tür an Tür mit Dr. McGregor

    Ryan McGregor will nach einem anstrengenden Tag in der Klinik nur seine Ruhe. Damit ist es vorbei, als unvermutet eine süße Blondine vor seiner Tür steht. Georgie ist seine neue Mitbewohnerin! Gegen seinen Willen fühlt Ryan sich zu der jungen Frau hingezogen. Doch nach einer zerbrochenen Beziehung hat er geschworen, sich nie wieder zu binden!

    Das Geheimnis der Krankenschwester

    1. KAPITEL

    Esther McDonald rieb sich auf dem Weg zur Arbeit zum x-ten Mal die Augen. Sie hatte gehofft, etwas wacher zu werden, wenn sie auf dem Pfad an der Themse entlangging. Aber die Müdigkeit blieb.

    Gestern Abend hatte sie in einem anderen Londoner Krankenhaus bis Mitternacht einen Dienst übernommen und wollte heute nach der Arbeit bei der Agentur wieder anfragen, ob sie Bedarf hätten.

    Nicht, dass ihre Stelle in der NICU, der Säuglingsintensivstation, am Queen Victoria Hospital nicht gut bezahlt würde. Und sie liebte ihre Arbeit dort. Zurzeit brauchte sie jedoch jeden Penny, den sie kriegen konnte, und das bedeutete Extraschichten.

    Wieder einmal war sie froh darüber, dass sie zwei Ausbildungen gemacht hatte. Deshalb konnte sie nicht nur als Hebamme, sondern auch als Krankenschwester arbeiten. Normalerweise sprang sie am Queen Victoria in der Notaufnahme ein, doch inzwischen war aufgefallen, wie oft sie arbeitete, und der Pflegedienstleiter hatte entsprechende Bemerkungen gemacht. Also meldete Esther sich bei einer Agentur an.

    Zusammen mit anderem medizinischen Personal, das zum Frühdienst eintraf, betrat sie das Krankenhaus. Esther machte sich Gedanken um ein winziges Frühchen, das sie in den letzten Tagen betreut hatte. Gestern Nachmittag wirkte der kleine Billy, der in der 24. Schwangerschaftswoche mit einem Herzfehler zur Welt gekommen war, schwächer als sonst. Die junge Mutter wich seit der Geburt nicht von seiner Seite und schien selbst kränker zu werden.

    Esther hoffte nur, dass der „Wunderarzt", von dem alle sprachen, sich das Baby endlich ansehen würde. Billy brauchte eine Operation, die nur wenige auf Neugeborene spezialisierte kardiologische Chirurgen durchführen konnten. Das Problem war nur, dass der Mann in Frankreich ein anderes Kind operiert hatte und Billy deshalb warten musste.

    Esther zog sich die hellblaue OP-Kleidung über und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel des Umkleideraums. Puh, sie sah schrecklich aus! Das dezente Make-up, das sie heute Morgen schnell aufgetragen hatte, konnte die dunklen Schatten unter ihren Augen nicht verbergen.

    Während sie zur Treppe eilte, knurrte laut und vernehmlich ihr Magen. Sie war so müde gewesen, dass sie bis zur letzten Minute im Bett und für ein Frühstück keine Zeit mehr geblieben war. Vielleicht konnte sie ihre Kolleginnen überreden, dass sie ihr die erste Pause überließen. Bei dem Gedanken an die frisch gebackenen Scones, deren Duft morgens die Cafeteria erfüllte, lächelte sie versonnen.

    „Morgen!", grüßte sie fröhlich, als sie die Intensivstation betrat, verstaute ihre Tasche und wusch sich gründlich die Hände. Jedes Mal, wenn sie durch diese Tür kam, verspürte sie eine besondere Energie. Ein aufblitzender Funke, der sie glücklich machte. Die gedämpfte Beleuchtung, die Geräusche, die Patienten, die ruhige Geschäftigkeit der Kollegen und Kolleginnen, der Geruch – all das sorgte dafür, dass sie sich hier in ihrem Element fühlte.

    Nach ihrer Krankenpflege-Ausbildung in Edinburgh war sie nach London gezogen, um sich zur Hebamme ausbilden zu lassen. Nur wenige spezialisierte Krankenhäuser boten ein 18-monatiges Kompakttraining an, und sie war außer sich vor Freude gewesen, als sie den Platz am Queen Victoria ergatterte. Esther schloss Freundschaften, einige der besten ihres Lebens, und auch nach der Ausbildung blieb der Kontakt, obwohl manche Freundinnen inzwischen in der ganzen Welt verstreut waren.

    Anfangs erwartete sie noch, eines Tages als Gemeindehebamme zu arbeiten, aber nach ihrem ersten Einsatz auf einer Frühchen-Intensivstation wusste sie, wofür ihr Herz schlug. Die Verletzlichkeit der kleinen Wesen rührte sie, und sie wollte helfen, sie in den ersten Tagen ihres zerbrechlichen Lebens nach Kräften zu schützen. Und sie war froh und dankbar selbst für winzige Fortschritte.

    Natürlich ging nicht immer alles gut, und oft musste sie verzweifelte Familien trösten. Dennoch konnte sie sich nicht vorstellen, woanders zu arbeiten.

    Eine der Hebammen stand auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter.

    „Wie geht es Billy?" Esther warf einen Blick auf das Whiteboard, um sich zu vergewissern, dass sie für ihren Lieblingspatienten eingeteilt war. Perfekt! Billy und ein 8-Monatskind in dem Bettchen daneben waren heute ihre Schützlinge. Letzteres würde wahrscheinlich nur ein paar Stunden zur Beobachtung seines Blutzuckerspiegels bleiben. Seine Mutter war Diabetikerin.

    Ruth seufzte. „Du siehst fertig aus."

    „Bin ich auch. Seltsam, Extradienste machen mir normalerweise nichts aus. Esther dehnte den Rücken. „Du weißt, was los ist. Gewinn du im Lotto und gib mir etwas ab, dann verspreche ich dir, mich nie wieder für Zusatzschichten zu melden. Bis es so weit ist, nehme ich, was ich kriegen kann.

    Ruth sah sie nur vielsagend an und begann mit der Übergabe. „Billy hatte keine gute Nacht. Die Sauerstoffsättigung im Blut sank, seine Magensonde hat sich gelöst. Aus der Radiologie war bisher niemand hier, der feststellen kann, ob die neue Sonde richtig sitzt. Und das bedeutet, dass seine Ernährung noch nicht wieder fließt."

    Esther schüttelte den Kopf. Es war immens wichtig, dass die Sonde tatsächlich im Magen und nicht in einer Lunge des Babys gelandet war. Bis zur Bestätigung durfte das Kind keine Nahrung bekommen. „Ich rufe gleich noch einmal dort an. Wenn Callum Dienst hat, schickt er bestimmt sofort jemanden."

    Die Kollegin lächelte. „Großartig. Er hört immer auf dich."

    „Gibt es noch etwas?"

    „Ja, Billys Chirurg soll heute eintreffen. Keine Ahnung, wann, aber die Voruntersuchungen sind abgeschlossen, sodass er sich die Ergebnisse ansehen, Billys Brust abhorchen und hoffentlich den Eingriff planen kann."

    Esther nickte. Bitte, lass es heute sein.

    „Übrigens, meinte Ruth, während sie ihr die nächste Patientenkarte reichte. „Er soll ein Herzog oder so etwas sein.

    Esther las bereits die Eintragungen. Ihr zweiter Schützling hieß Laura und war per Notkaiserschnitt entbunden worden. Die Mutter litt an Diabetes Typ 1, und Lauras Blutzuckerspiegel hatte nach der Geburt ein Zeit lang verrücktgespielt, sich in den letzten Stunden jedoch stabilisiert. Es genügte, die Werte noch ein paarmal zu überprüfen, dann konnte das Kind wieder zu seiner Mutter.

    „Was hast du gesagt?", meinte Esther gedankenverloren.

    Ruth lachte auf. „Ich sagte, der neue Chirurg soll ein Prinz oder ein Herzog sein."

    Esther zuckte mit den Schultern. „Na und? Verspätet er sich deshalb? Ist er zu beschäftigt … Sie hakte imaginäre Anführungszeichen in die Luft. „Das will ich ihm bei meinen Babys nicht geraten haben.

    „Bleib locker. Vielleicht ist er Single. Ruth betrachtete sie, und Esther hätte am liebsten die Flucht ergriffen. Sie hasste diesen mitfühlenden Blick. „Ich sage ja nur, das Leben besteht nicht allein aus Arbeit. Schulterzuckend machte sich die Kollegin auf den Weg zur Tür, drehte sich allerdings noch einmal um. „Und benimm dich. Der neue Gastchirurg soll nicht Crabbie Rabbie kennenlernen, sondern unsere Superhebamme Esther."

    Sie sah sich nach etwas um, das sie nach Ruth werfen konnte, aber die war schon zur Tür hinaus verschwunden. Kopfschüttelnd machte sich Esther daran, nach ihren Babys und den Müttern zu sehen.

    Den Spitznamen hatte sie sich schon in den ersten Monaten ihrer Ausbildung eingefangen. Als examinierte Krankenschwester hatte sie nebenher einige Dienste auf den Stationen übernommen. Allerdings waren ihr Nachtschichten noch nie gut bekommen. Der veränderte Tag-Nacht-Rhythmus machte sie gereizt – crabbit, wie man in ihrer schottischen Heimat sagte.

    Eines Abends war sie mit einem Assistenzarzt aneinandergeraten. Der hatte mehrere Anläufe genommen, bei einem älteren Patienten den Venenzugang neu zu setzen, statt zu ihr zu kommen und um Hilfe zu bitten. Als sie feststellte, dass er es ganze vier Mal versucht hatte, war ihr der Kragen geplatzt.

    Die gesamte Station hatte mitbekommen, wie sie ihn abkanzelte, wobei ihr schottischer Akzent deutlicher zu hören war, je wütender sie wurde.

    Es war der 25. Januar gewesen, in Schottland ein Feiertag zu Ehren des Nationaldichters Robert Burns. Jener Arzt hatte das gewusst und, bevor er das Weite suchte, in Anspielung auf die schottische Version der Kurzform von Robert gemurmelt: „Komm runter, Crabbie Rabbie." Sehr zu Esthers Verdruss und zur Freude der Kolleginnen und Kollegen, die von da an keine Gelegenheit ausließen, sie mit diesem Namen liebevoll zu necken.

    Er blieb an ihr hängen, obwohl sie ihr Temperament recht gut im Griff hatte.

    Eine Krankenschwester kam zu ihr. „Probleme?"

    „Nein, alles stabil. Ich habe die Röntgenaufnahme für Billy noch einmal angemahnt und warte darauf, dass endlich jemand kommt. Laura nehme ich mit auf die Mütterstation. Ihr Blutzucker ist in Ordnung, und sie fängt an zu greinen. Wahrscheinlich hat sie Hunger."

    „Okay, tu das, und danach machst du deine erste Pause. Du siehst aus, als hättest du sie nötig. Ich behalte Billy im Auge."

    Esther lachte auf. „Ich muss schrecklich aussehen, wenn du mich schon in die Pause schickst!"

    „Geh, bevor ich es mir anders überlege."

    Erst sah Esther noch einmal nach Billy, redete dann kurz mit seiner Mum und notierte sorgfältig sämtliche Werte. Nach einem weiteren Anruf in der Radiologie suchte sie alles zusammen, was sie für Laura brauchte. Zehn Minuten später lag die Kleine an der Brust ihrer Mutter und trank gierig.

    Esther streckte den schmerzenden Rücken und lief zur Kantine. Sonst machte ihr der Rücken keine Schwierigkeiten, aber vielleicht beklagte er sich nun wegen der vielen Extradienste. Kaum hatte sie die Kantine betreten, schlug ihr der Duft frischer warmer Scones entgegen. Es dauerte nicht lange, und auf ihrem Tablett standen ein großer Kaffee und ein Teller mit einem Scone, Butter und Himbeermarmelade.

    Sie sah sich im Raum um. Carly oder Chloe, die Freundinnen, mit denen sie normalerweise zusammensaß, waren nirgends zu sehen. Zwar entdeckte sie eine Gruppe Krankenschwestern, die sie kannte, aber der einsame Platz ganz hinten in der Ecke rief buchstäblich nach ihr. Für Geselligkeit war sie einfach zu müde.

    Schnell sicherte sie sich den Sessel, ehe jemand anders ihn besetzte. Die meisten Sitze hatten eine harte Rückenlehne und waren um Tische gruppiert. Es standen jedoch auch einige gemütlichere Exemplare dort, wahrscheinlich ausgemustert nach einer neuen Möblierung auf einer der Stationen.

    Das Scone hatte sie im Handumdrehen verputzt, und Esther lehnte sich zurück, den Kaffeebecher in der Hand, nippte daran und schloss die Augen.

    Da sprang die Tür in ihrer Nähe geräuschvoll auf, und ein Pulk von Leuten strömte herein, laut lachend und plaudernd.

    Esther knirschte mit den Zähnen. Fünf Minuten Ruhe, mehr wollte sie nicht! Unbehaglich rutschte sie in ihrem Sessel hin und her, zog sich das Oberteil vom Körper ab. Ziemlich warm hier …

    Der Lärm blieb. Aus halb geschlossenen Augen beobachtete sie die aufgedrehte Gruppe. Mittendrin fiel ihr ein Mann auf, gut aussehend wie die Ärzte einer TV-Serie, groß, breitschultrig, mit dunklem, attraktiv zerzaustem Haar. Alle anderen um ihn herum schienen an seinen Lippen zu hängen, warfen ab und zu ein Wort ein, sichtlich bemüht, seine Anerkennung zu erringen. Vielleicht war er wirklich ein Fernsehstar?

    „Dies ist ein Krankenhaus, kein verdammter Zirkus!", murmelte sie.

    Sie blickte zur Wanduhr. Von ihrer Pause blieben ihr fünf Minuten. Eigentlich war es nicht ihre Art, darauf zu bestehen. Meistens schnappte sie sich irgendetwas zu essen, schlang es hinunter und eilte zurück zur NICU. Aber heute war sie ungewöhnlich müde. Erschöpft lehnte sie sich im Sessel zurück. Ausnahmsweise würde sie ihre Pause voll auskosten.

    „Esther! Esther!!"

    Die Stimme kam aus dem Nichts. Unsanft wurde Esther aus ihrem Schlummer gerissen. Liz, die Verwaltungsassistentin der Frühchenstation, rüttelte sie leicht an der Schulter. „Wach auf!"

    Esther sprang auf und stieß dabei den halb vollen Kaffeebecher um, den sie auf der Armlehne abgestellt hatte. Braune Brühe spritzte ihr auf die Kittelhose, während Liz mit einem Sprung rückwärts auswich.

    „Oh nein!" Aufstöhnend warf Esther einen Blick auf die Uhr. Sie hätte schon vor einer Viertelstunde wieder auf der Station sein müssen.

    Liz schnitt eine Grimasse. „Abi hat mir aufgetragen, dich zu holen. Der Chirurg ist da. Er sieht sich gerade Billy an."

    Zögernd starrte Esther auf die Pfütze, die sich zu ihren Füßen auf dem Linoleumboden ausbreitete.

    „Lass nur, sagte Liz. „Ich mache das. Lauf los.

    „Danke, Liz. Du hast etwas gut bei mir."

    Sie lief den Flur entlang, hieb auf den automatischen Türöffner zur Station, eilte weiter zwischen den aufgleitenden Türen hindurch und zum nächsten Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. Abi stand in einer Gruppe Unbekannter, zu denen der Chirurg gehören musste.

    „Oh, gut, da ist Billys Hebamme, sagte sie lauter als gewöhnlich. „Sie wird Sie auf den neuesten Stand bringen.

    Rasch trocknete sie sich die Hände und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. „Hi zusammen, ich bin Esther McDonald." Sie sah sich um, versuchte auszumachen, wer von all den Weißkitteln der Herzchirurg war. Abi reichte ihr ein Patientenblatt, und ein flüchtiger Blick darauf verriet Esther, dass Billy in der Zwischenzeit geröntgt und auch die künstliche Ernährung wieder aufgenommen worden war. Erleichtert seufzte sie leise auf.

    „Sie sind die Hebamme?"

    Die tiefe Stimme erklang so nahe an ihrem Ohr, dass sie zusammenfuhr und fast über ihre Füße stolperte.

    Sie fuhr herum. Die Arme vor der Brust verschränkt, stand Mr. Fernsehstar dicht vor ihr und musterte sie abschätzig von oben bis unten. Okay, die Intensivstation war vielleicht nicht groß genug für all diese Leute, was erklären mochte, warum er ihr derart auf die Pelle rückte. Und mit Kaffeeflecken auf ihrer Hose bot sie vielleicht nicht gerade einen professionellen Anblick. Ihr stieg der Duft seines Aftershaves in die Nase, während sie aufgrund mangelnder Distanz gezwungen war, ihm tief in die toffeebraunen Augen zu blicken.

    „Sind Sie nicht die Schwester, die in der Kantine geschlafen hat?"

    Ihr schoss das Blut ins Gesicht. Für wen hielt der Kerl sich, dass er mit seiner Entourage die Intensivstation überschwemmte? Esther fuhr die Krallen aus.

    „Ihnen ist sicher bewusst, dass auf einer neonatologischen Intensivstation begrenzte Besuchsregeln gelten. An anderen Krankenhäusern mag man für Sie und Ihr Gefolge eine Ausnahme machen, hier am Queen Victoria jedoch nicht!"

    Stumm zählte sie, wie viele Menschen er mit hereingeschleppt hatte, und war bei zwölf angelangt, als wieder die tiefe Männerstimme ertönte.

    „Ist dies nicht ein Lehrkrankenhaus? In der ganzen Welt bekannt für seine Ausbildungsprogramme?" Der spöttische Unterton war nicht zu überhören.

    Esther war lange genug Krankenschwester, um sich mit arroganten Medizinern auszukennen. Sie war schon einigen begegnet – Ärzten und Ärztinnen.

    Und in dem Punkt ließ sie sich nichts gefallen. Sie verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und setzte ein kühles Lächeln auf. „Möchten Sie mir nicht sagen, wer Sie sind und warum Sie glauben, dass Ihre Bedürfnisse wichtiger sind als die der Babys in diesem Raum?"

    Sarkastisch konnte sie auch sein!

    Er holte tief Luft, als wollte er ihr zeigen, wie breit seine Brust war. Allerdings hatte sich Esther noch nie leicht einschüchtern lassen.

    „Ich bin Harry Beaumont und hier, um Ihren Patienten zu operieren."

    Sie hob die Brauen und nickte. „Ach, Sie sind hier, um Billy zu operieren. Esther deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. „Wenn das so ist, können Sie bleiben. Alle anderen warten bitte draußen. Es sei denn, Sie haben Ihren eigenen Anästhesisten mitgebracht, fügte sie schulterzuckend hinzu. „Dann darf er oder sie auch bleiben."

    Elf Augenpaare tauschten betretene Blicke.

    Esther schüttelte langsam den Kopf und fügte hinzu: „Diese Säuglinge sind hochgradig infektionsanfällig. Aus gutem Grund gilt hier eine strenge Besuchsregelung. Sie sah in die Runde. „Da ich Sie nicht kenne – und ehrlich gesagt, bin ich etwas eigen, was Fremde in meiner Intensivstation angeht –, nehme ich einfach einmal an, dass Sie entweder Ärzte oder Medizinstudenten sind. Deshalb brauche ich Ihnen die Prinzipien der Infektionskontrolle nicht zu erklären. Sie werden also verstehen, dass eine große Gruppe wie diese übertrieben ist … Sie wandte sich zu Harry um. „… selbst für einen Herzchirurgen."

    An seinem Kinn zuckte ein Muskel. Der Mann war wütend. Was sie nicht weiter interessierte. Aber sie hätte gern an ihrem Kittel gezupft, um sich Luft zuzufächeln. Auf Intensivstationen herrschte zwar immer eine höhere Raumtemperatur, doch die vielen Menschen brachten sie ins Schwitzen. Sie rührte sich jedoch nicht, weil sie dann nicht mehr die Arme vor der Brust verschränken konnte und Schwäche signalisiert hätte.

    Lange sagte niemand etwas, bis Harry schließlich kaum merklich nickte. „Francesca, bleiben Sie bitte hier? Die anderen bitte ich, draußen zu warten. Wir finden einen Lehrbereich, wo ich Ihnen alles erläutern kann."

    Francesca, ein zierlicher Rotschopf, lächelte Esther verschwörerisch zu. Sobald die Entourage verschwunden war, fragte sie: „Kann ich die Röntgenbilder von Billy sehen, bevor wir ihn untersuchen?"

    „Selbstverständlich. Sie bedeutete den beiden, ihr zum nächsten Computerbildschirm zu folgen. „Haben Sie Ihre Log-in-Daten schon bekommen?

    „Ja", antwortete Harry, trat zu ihr und tippte den Zugangscode ein.

    Gleich darauf verfinsterte sich seine Miene. „Ich hatte vorab eine Liste mit Untersuchungen geschickt, damit die Ergebnisse vorliegen, wenn ich hier bin. Einige Werte fehlen."

    „Tatsächlich? Esther beugte sich vor. Gestern bei Dienstschluss standen noch einige Tests aus, aber Ruth hatte bei der Übergabe gesagt, dass sie gemacht worden waren. „Was genau suchen Sie?

    „Seine Blutwerte. Von heute Morgen."

    „Ich bin sicher, dass Blut abgenommen wurde. Wahrscheinlich sind die Ergebnisse noch nicht hochgeladen worden. Keine Sorge, ich rufe gleich im Labor an und mache ein bisschen Druck."

    Harry richtete sich auf und blickte sie ungläubig an. „Was heißt das, Sie sind sicher? Dass Sie es nicht genau wissen? Und warum wurde nicht längst ‚ein bisschen Druck‘ gemacht?"

    Esther zuckte insgeheim zusammen. Er klang, als wäre sie völlig unfähig. Natürlich sollte sie wissen, ob Billys Blut heute Morgen untersucht wurde oder nicht. Die Laborkraft musste in Esthers Pause hier gewesen sein. Wäre ich nicht zu spät gekommen, hätte ich mich längst davon überzeugt …

    Sie ließ sich nichts anmerken. Auch nicht, dass sie grässliche Rückenschmerzen hatte. „Der Auftrag erreichte uns gestern Abend. Zu dem Zeitpunkt hatten Sie uns weder mitgeteilt, wann Sie kommen, noch, ob Sie einen OP-Termin für Billy vorgesehen haben. Sonst hätten wir den Test mit einem entsprechenden Eilvermerk versehen."

    Verärgert ging Esther zum Tisch und griff nach dem Telefon. Sie war stolz auf ihre sorgfältige Arbeit. Darauf, dass es ihr in Fleisch und Blut übergegangen war, alles doppelt und dreifach zu prüfen!

    „Ich bin es gewohnt, mit Fachleuten zu arbeiten. Anscheinend entsprechen die Standards hier nicht dem, was ich sonst kenne."

    „Verzeihung?" Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie ließ sich doch nicht vorwerfen, unprofessionell zu sein! Das war die schlimmste Kränkung, die man einer Krankenschwester oder Hebamme zufügen konnte.

    Aber Harry kam in Fahrt. Zwar sprach er leise, sodass niemand außer ihr ihn verstand, aber die Fragen prasselten auf sie ein wie Ohrfeigen. „Warum hat Billy noch die Ernährungssonde? Bevor Francesca die Narkose einleiten kann, muss sie sicher sein, dass sein Magen leer ist. Die Nahrungszufuhr hätte schon vor Stunden gestoppt werden müssen."

    Esther hatte schon eine schneidende Antwort auf der Zunge, da klickte es in der Leitung.

    „Labor", meldete sich eine matte Stimme.

    Sie nahm sich zusammen. Wer auch immer gerade dort arbeitete, war genauso erschöpft wie sie. „Hier ist Esther von der NICU. Wir brauchen die Blutwerte eines Babys, das bald operiert werden soll." Sie nannte Billys Daten.

    Ein Seufzer, dann eine gemurmelte Zustimmung. Esther legte auf und wandte sich zu Francesca um, ohne Mr. Entourage eines Blickes zu würdigen.

    „Wenn Sie die Seite in ungefähr fünf Minuten neu laden, werden Billys Werte eingetragen sein. Eins der Geräte war am Morgen für ein paar Stunden ausgefallen, aber nun funktioniert es wieder. Billys Blutwerte waren bereits im System … man hat nur noch auf den Gerinnungsfaktor gewartet."

    Francesca nickte. „Perfekt."

    Esther blickte zu Harrys Monitor. Er studierte das gestrige Echokardiogramm. Der kleine Junge brauchte die OP dringend.

    Sie stellte sich neben den Chirurgen. „Ich besitze viele Fähigkeiten, Dr. Beaumont, Gedankenlesen gehört allerdings nicht dazu. Wie gesagt, wenn Sie uns eher unterrichtet hätten, wäre dafür gesorgt worden, seine Ernährung rechtzeitig zu unterbrechen. Heute Nacht hatte sich die Sonde gelöst und musste ersetzt werden. Durch die Prozedur musste Billy bereits einige Stunden ohne Nahrung auskommen. Die Fütterung hat erst in der letzten Stunde wieder begonnen."

    Esther straffte die Schultern und sah ihn an. „Und unprofessionell ist in meinen Augen, dass ein Arzt mit einem Gefolge von zwölf Personen eine Babyintensivstation stürmt, ohne auf die Patienten oder deren Eltern, die unter starker Anspannung stehen, Rücksicht zu nehmen. Von einem Chirurgen mit Ihrer Erfahrung hätte ich mehr erwartet."

    Harry gab sein Bestes, nicht die Beherrschung zu verlieren, aber diese Hebamme stellte seine Geduld auf eine harte Probe. Nicht nur, weil sie in ihrem Ärger eindeutig Grenzen überschritt, sondern auch, weil sie dann so schnell sprach, dass er sich darauf konzentrieren musste, jedes Wort zu verstehen. Ihr schottischer Zungenschlag war heftig. Genau wie sie.

    Bei dem Temperament hätte sie wilde feuerrote Haare haben müssen. Stattdessen waren sie dunkel und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Teint schien eine leichte Sonnenbräune gehabt zu haben, war jedoch jetzt auffallend blass. Auch waren ihm die dunklen Schatten unter ihren blauen Augen aufgefallen – gleich nach der schmutzigen Kleidung. Er war nicht sicher, was er davon halten sollte.

    Als gefragter Herzchirurg kannte er sich in Säuglingsintensivstationen auf der ganzen Welt aus. Es gab nur wenige Operateure, die an winzigen Herzen und Blutgefäßen arbeiten wollten – vor allem, wenn das Gewebe so fein war und das Leben der kranken Kinder buchstäblich auf Messers Schneide stand.

    Harry hatte gehofft, im Queen Victoria auf zuverlässige Fachkräfte zu treffen. Sein erster Eindruck von dieser Hebamme war jedoch alles andere als beruhigend. Auf keinen Fall würde er ihr die postoperative Betreuung des kleinen Billy übertragen!

    Am meisten störte ihn allerdings, dass sie ihm klipp und klar gesagt hatte, seine Begleitung hätte auf „ihrer" Intensivstation nichts zu suchen.

    In der Sache hatte sie recht. Das Immunsystem der Frühchen war noch zu schwach, sodass der Kontakt zu anderen so gering wie möglich gehalten werden musste. Die meisten Menschen waren wandelnde Petrischalen! Sie trugen tagelang Krankheitserreger mit sich herum, bevor irgendwelche Symptome sichtbar wurden.

    Ein leichter Schnupfen bei einem Erwachsenen konnte für ein zu früh geborenes Baby tödlich sein. Auch wenn das Queen Victoria ein Lehrkrankenhaus war, hätte selbst Harry nicht erwartet, dass in der Säuglingsintensivstation so viele Besucher zugelassen wurden. Doch er war in Eile gewesen und gleichzeitig mitgerissen von der Begeisterung der jungen Medizinerinnen und Mediziner, sodass er nicht nachgedacht hatte. Ein Fehler, der ihm nicht passieren durfte. Er ärgerte sich immer noch darüber.

    „Sie müssen gewusst haben, dass Billy heute operiert wird", sagte er unwirsch.

    Die Hebamme sah ihn an, als verschwende er ihre Zeit. „Ich hatte gehofft, dass Sie heute hier aufkreuzen. Ich hatte gehofft, dass Billy nicht noch einen Tag länger auf seine Operation warten muss. Mir wurde gesagt, dass Sie vielleicht heute kommen würden. Aber niemand wusste, wann. Ich kümmere mich um beide, um Mutter und Baby. Und wenn Sie ein bisschen besser kommuniziert hätten, wann wir mit Ihnen rechnen dürfen, hätte ich seine Mum darauf vorbereiten können, dass der Eingriff heute stattfindet!"

    Sie legte die Hände auf ihren unteren Rücken und lehnte sich zurück. Dabei zuckte sie zusammen, als hätte sie Schmerzen.

    „Die Blutwerte sind da, verkündete Francesca fast beschwichtigend. Anscheinend wollte sie Druck aus dem Kessel nehmen. „Seine Blutgaswerte sind mir ein bisschen zu niedrig, sonst ist alles wie erwartet.

    Ihr leiser Seufzer entging ihm nicht, und es tat ihm leid, was sich hier gerade abspielte. Harry hielt große Stücke auf sie. Sie war eine erfahrene Anästhesistin, mit der er seit Langem zusammenarbeitete.

    Francesca schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Ich muss seine Brust abhorchen."

    Harry folgte ihr zum Waschbecken, um sich auch die Hände zu waschen. Dazu musste er um Esther herumgehen, die aussah, als würde sie gleich im Stehen einschlafen. Unabsichtlich streifte er ihren Arm, und sie wich hastig aus. Trotz der flüchtigen Berührung hatte er die Hitze gespürt, die von ihr ausging. „Sind Sie krank?"

    Schockiert blickte sie ihn an. „Wie bitte?"

    „Sie glühen. Haben Sie Fieber? Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf die Bettchen ringsherum. „Falls Sie irgendeine Atemwegserkrankung haben, setzen Sie das Leben dieser Kinder aufs Spiel!

    „Habe ich nicht!, fauchte sie. „Meine Brust ist völlig frei.

    Unwillkürlich blickte er auf ihre Brüste, die sich unter dem Kittel abzeichneten. Rasch wandte er sich wieder Francesca zu. „Wir sollten uns dieses Baby allein ansehen."

    Esther stellte sich ihm in den Weg. „Nein, das tun Sie nicht. Ich kenne seine Mum. Jill braucht Halt. Mir vertraut sie."

    Als Harry sie verärgert musterte, hob sie beide Hände. „Okay, ich werde Billy vorerst nicht anfassen. Sobald Sie ihn untersucht haben, laufe ich runter in die Notaufnahme und hole mir eine Gesundheitsbescheinigung. Aber Sie gehen nicht ohne mich zu ihm."

    Er presste die Lippen zusammen, um sich nicht auf einen sinnlosen Streit einzulassen. „Sie sprechen nur mit der Mutter", sagte er schließlich.

    „Hier entlang", antwortete sie kurz angebunden.

    Harry und Francesca folgten ihm zu der Frau, die zusammengesunken am Bettchen ihres Babys saß. Für Harry kein ungewöhnlicher Anblick. Intensivstationen machten Eltern Angst, weil ihnen hier ihre Hilflosigkeit besonders stark bewusst wurde. Diese Mutter war jung. Ihr strähniges Haar wurde am Hinterkopf von einer Spange gehalten und schien länger nicht gewaschen worden zu sein. Und so, wie die Frau aussah, fragte er sich, wann sie zuletzt etwas gegessen hatte. Inzwischen verstand er, warum Esther sie beschützte wie eine Löwin ihr Junges. Billys Mum schien nicht viel Unterstützung zu haben.

    „Jill, dies ist Dr. Beaumont, der Chirurg, der Billy operieren wird", stellte sie ihn vor.

    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Jill, begrüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln. „Ich bin hier, um mir Ihren Kleinen anzusehen. Wir werden ihn hoffentlich im Laufe des Tages operieren können. Darf ich ihn untersuchen?

    Jills Augen füllten sich mit Tränen, doch sie nickte kaum merklich. „Natürlich."

    Harry desinfizierte sich die Hände, während Francesca sich ebenfalls mit der Mutter bekannt machte. Als er dann während der Untersuchung ruhig und leise mit Billy redete, schien sich Jill zu entspannen.

    „Hi, Billy, wir wollen uns mal dein Herz und deine Lungen anhören. Harry ließ sich Zeit, horchte die schmale Brust ab, überprüfte die Sauerstoffsättigung im Blut, die Magensonde und die Hauttönung. Bei kleinen Babys wie diesem war die Haut fast durchsichtig. Ihre Durchblutung funktionierte nicht richtig, sodass Anästhesie und operative Eingriffe hohe Risiken bargen. Schließlich nickte er Francesca zu und hielt sein Stethoskop wieder an Billys Brust. „Möchtest du auch mal?

    Sie stellte sich neben ihn und hängte sich die Bügel in die Ohren. Es war nicht nötig, dass sie das Kind berührte.

    Harry spürte, wie Esther sie genau beobachtete. Als die Anästhesistin mit ihrer Untersuchung fertig war, fiel ihm auf, dass Esther und Jill den gleichen Anblick boten: Beide wirkten erschöpft und müde. Bei der Mutter konnte er es verstehen. Bei der Hebamme hingegen, die schwerkranke Babys betreuen sollte, war es verantwortungslos!

    Nachdem er sich neben Jill gesetzt und ihr die Operation erklärt hatte, reichte er ihr ein Informationsblatt, auf dem die wesentlichen Punkte noch einmal beschrieben waren. So konnte sie alles noch einmal nachlesen. Seiner Erfahrung nach waren Eltern während eines solchen Gesprächs so aufgeregt, dass sie sich später kaum daran erinnerten.

    „Haben Sie Fragen? Als sie den Kopf schüttelte, nickte Harry. „Sie können mich jederzeit ansprechen. Ich kümmere mich gleich um einen OP-Termin. Wahrscheinlich wird es Spätnachmittag werden. Der Eingriff dauert ungefähr sechs Stunden. Im OP-Trakt gibt es einen Raum für Angehörige. Wenn Sie dort warten, komme ich sofort nach der OP zu Ihnen und berichte, wie sie verlaufen ist. Okay?

    Jill nickte stumm.

    „Ich unterhalte mich kurz mit Ihrer Hebamme, und danach erledigen wir die Formalitäten. Wir brauchen noch eine Einverständniserklärung von Ihnen."

    Lächelnd verabschiedete er sich und ging mit Francesca und Esther zur Stationszentrale. Die Anästhesistin setzte sich hin, um sich Notizen zu machen.

    Esther wandte sich ihm zu. „Lassen Sie sich die Erklärung nicht jetzt unterschreiben?"

    „Nein. Ich möchte ihr ein bisschen Zeit lassen, um alles zu verarbeiten, was ich ihr erzählt habe. Vielleicht hat sie noch Fragen."

    Sie nickte nur.

    Harry stutzte. Hörte sie ihm überhaupt richtig zu? Er warf einen Blick auf den Dienstplan.

    Die nächsten Tage waren für Billy entscheidend. Wer auch immer ihn betreute, musste topfit sein. Morgen hatte Esther Dienst. Das war ihm zu riskant.

    „Sie sind müde. Nein, schlimmer noch, völlig erschöpft. Und ich glaube, dass Sie krank sind. Sie sollten nicht arbeiten und schon gar nicht für Billy verantwortlich sein. In den kommenden Tagen braucht er jemanden, der aufmerksam und konzentriert ist. Er schwieg ein Moment, weil er wusste, dass das, was er jetzt sagen würde, nicht gerade nett war. „Und ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass Sie dazu in der Lage sind. Ich möchte eine andere Hebamme für Billy.

    „Was?" Jetzt war sie hellwach.

    „Tut mir leid, aber ich kann nicht riskieren, dass die postoperative Betreuung den Erfolg dieser Operation gefährdet."

    „Was fällt Ihnen ein!, zischte sie und blickte an sich hinunter. „Nur weil ich ein paar Kaffeeflecken auf dem Kittel habe und noch nicht die Gelegenheit hatte, mich umzuziehen? Weil ich es gewagt habe, in der Kantine – während meiner Pause – die Augen zu schließen? Das genügt Ihnen, um mir die Kompetenz abzusprechen? Für wen halten Sie sich?

    Harry zuckte zusammen. Er hatte es zwar nicht so ausgedrückt, aber gedacht. „Ich glaube wirklich, dass Sie krank sind, sagte er rasch. „Vielleicht sollten Sie sich durchchecken lassen und einige Tage zu Hause bleiben. Zwei Krankenschwestern blickten zu ihm hinüber, als hätten sie gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Auf keinen Fall wollte er beim Pflegepersonal Unruhe verbreiten. „Der Patient steht bei mir an erster Stelle", fügte er leise, aber bestimmt hinzu.

    „Ach, und bei mir nicht?" Inzwischen war sie auf hundertachtzig.

    So hatte er es nicht gemeint, doch anscheinend war es so rübergekommen. Andererseits – wollte er wirklich, dass diese Hebamme sich um seinen Patienten kümmerte? Angeschlagen, wie sie war?

    Francesca warf ihm einen düsteren Blick zu. Auch das noch. Normalerweise hielt sie zu ihm.

    Harry holte tief Luft. „Esther, ich muss die Dinge beim Namen nennen können. Meiner Meinung nach haben Sie Fieber. Sie wollten sich in der Notaufnahme untersuchen lassen. Warum tun Sie das nicht, und dann sehen wir weiter?"

    Mit unbewegter Miene rief sie am Computer Dateien auf.

    „Sehen Sie sich meine Arbeit an, Dr. Beaumont. Hier ist alles, was ich während meiner Dienste in den letzten Tagen für Billy geordert habe. Hier sind meine Notizen. Hier sämtliche Temperatur-, Blutdruck-, Puls- und Atemfrequenzmessungen. Hier die von mir verabreichte Medikation, hier das Ernährungsprotokoll, des Weiteren Vermerke über Hautpflege und Beobachtungen der Hautfärbung. Hier sehen Sie, wie oft ich ihm die Brust abgehorcht habe, wie oft er eine nasse oder schmutzige Windel hatte."

    Esther deutete auf eine letzte Seite. „Und hier steht, wann ich Ärzte verständigt, mit anderen Abteilungen telefoniert, Testergebnisse angefordert habe … alles, um sicherzustellen, dass Billys Pflege meinen hohen Ansprüchen genügt. Sie hielt sich sehr aufrecht, doch ihre Stimme zitterte leicht. „Nehmen Sie sich die Zeit, und lesen Sie sich durch, was ich gemacht habe. Weil ich alles akribisch aufzeichne, betonte sie. „Und wenn Sie fertig sind, kann ich Ihnen ähnlich detaillierte Informationen über seine Mutter zeigen."

    Esther schwieg kurz, während er die Einträge überflog. „Leider bin ich nicht vierundzwanzig Stunden im Dienst, sodass ich Ihnen nur zeigen kann, was ich für Billy getan habe. Wie Sie sicher wissen, passiert in einem Krankenhaus immer wieder Unvorhergesehenes. Geräte fallen aus, Magensonden lösen sich und können erst wieder sicher benutzt werden, wenn der Patient geröntgt wurde, ein Arzt die Aufnahmen begutachtet und sein Okay gegeben hat. Für dadurch entstehende zeitliche Verzögerungen bin ich nicht verantwortlich."

    Er las die Notizen und musste ihr recht geben. Die Aufzeichnungen waren präzise und lückenlos, mit das Beste, was er je gesehen hatte – und er war schon auf vielen NICUs gewesen.

    Die Hitze, die ihre Haut ausstrahlte, hatte er sich nicht eingebildet, aber während sie sprach, hatte er nichts gehört, was auf eine Erkältung oder Schlimmeres hindeutete. Vielleicht hatte sie keinen Infekt. Vielleicht war eine erhöhte Körpertemperatur bei ihr normal.

    Den Grund für sein Verhalten konnte er ihr allerdings nicht nennen. Es musste niemand wissen, dass er eine Art tief sitzender Paranoia hatte, wenn es um das Wohl seiner Patienten ging.

    Unerwartet baute sie sich vor ihm auf. „Wissen Sie, Harry, ich bin froh, dass Sie hier sind – auch wenn Sie ein unerträglich arroganter Kerl sind. Aber Billy braucht diese Operation, da ist alles andere für mich nebensächlich. Doch eins sage ich Ihnen, und ich sage es nur ein Mal: Reden Sie nie wieder so mit mir, und stellen Sie nie wieder meine Kompetenz infrage. Sie stemmte beide Hände in die Hüften. „Heute wünsche ich Ihnen bei Billys Operation von Herzen Glück, aber danach muss ich Sie hoffentlich nie wiedersehen. Damit ließ sie ihn stehen und ging davon.

    Harry fühlte sich in etwa so willkommen wie ein Dorn im Weltraumanzug.

    Francesca schnalzte mit der Zunge und schenkte ihm ein ironisches Lächeln. „Gut gemacht, Harry. Dein erster Tag im neuen Job, und schon Freunde gefunden. Sie griff nach ihrer Tasche. „Und ehrlich gesagt, murmelte sie, als sie an ihm vorbeiging. „Gegen sie hast du keine Chance."

    2. KAPITEL

    Die Warnzeichen waren deutlich gewesen. Zu beschäftigt – mit Jill, mit den Sorgen um ihre Mum –, hatte sie sie nur nicht wahrgenommen. Auf dem Weg in die Notaufnahme ärgerte sich Esther kolossal, dass erst dieser aufgeblasene Prinz, Herzog oder sonst was sie auf

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