Ein Chirurg zum Verlieben
Von Karin Baine
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Über dieses E-Book
Hand in Hand kämpfen sie um das Leben von Quinns Pflegesohn: Matthew McGrory fasziniert die Lehrerin über alle Maßen. Könnte der Chirurg vielleicht auch ihr gebrochenes Herz heilen? Aber Matthew will keine Familie - es scheint, dass Quinn ihren Traum vom Glück begraben muss …
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Buchvorschau
Ein Chirurg zum Verlieben - Karin Baine
IMPRESSUM
Ein Chirurg zum Verlieben erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2017 by Harlequin Books S. A.
Originaltitel: „Falling For the Foster Mum"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 109 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michaela Rabe
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733739133
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Quinn Grady gab sich offiziell den Titel „Schlechteste Mutter der Welt". Eine knappe Woche, nachdem sie Mutter geworden war, lag ihr Kind schon im Krankenhaus!
Simon war zwar nicht ihr leiblicher Sohn, aber das machte ihre Verantwortung als seine Pflegemutter umso wichtiger. Quinn war selbst von klein auf in der Obhut der Sozialbehörden gewesen, sodass sie alles tun wollte, um Simon ein echtes Zuhause zu bieten. Ein Heim, in dem er unbeschwert und geborgen aufwachsen konnte.
Doch nun saß sie hier, in einem der bunt gestrichenen Flure des Paddington Children’s Hospital, und wartete beklommen darauf, dass ihr jemand sagte, wie es Simon ging.
Bisher hatte sie alle Hürden genommen, sogar die letzte, als Darryl ihr aus heiterem Himmel mit seinem „Ich bin doch noch nicht bereit, Vater zu werden" einen Knüppel zwischen die Beine warf. Kummer und Enttäuschung drohten sie fast zu zerreißen, weil ihr Partner sie im Stich ließ, obwohl sie sich gemeinsam für ein Pflegekind entschieden hatten. Trotzdem schaffte sie es, sich nur auf Simon zu konzentrieren. Allerdings hatten die schlaflosen Nächte, in denen sie sich vorstellte, was alles passieren konnte, sie nicht auf das vorbereitet, was dann geschah.
Ein Feuer in der Grundschule.
Nach dem tränenreichen Abschied, als Simon in seiner nagelneuen Schuluniform das Haus verließ, hatte sie fast einen Anruf erwartet. Simon wirkte so klein und verloren, dass sie beinahe damit rechnete, in die Schule fahren zu müssen, um ihn an sich zu drücken und zu beruhigen, dass alles gut werden würde.
Aber gegen ein Feuer konnte sie nichts ausrichten. Ihr blieb nur, endlos viele Formulare auszufüllen – und auch das erst, nachdem sie das zuständige Amt informiert hatte. Während sie zusah, wie sich Ärztinnen und Ärzte mit dem Pflegepersonal um die vielen verletzten Schulkinder kümmerten, fühlte sie sich so hilflos wie nie zuvor in ihrem Leben.
Sie wusste, dass Simon schwer verletzt war, hatte ihn aber noch nicht sehen dürfen. War er lebensbedrohlich verletzt? Wenn er nun nicht überlebte? Ihr wurde übel, Panik füllte ihren Magen wie eine harte Faust, als sie sich vorstellte, wie er litt.
Es hatte ein neuer Anfang für sie beide werden sollen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine bessere Zukunft aufzubauen.
„Sind Sie Simons Mutter?"
Eine Gestalt in OP-Kleidung tauchte neben ihr auf. Die sympathische irische Stimme war wie eine wärmende Decke, die sie gerade bitter nötig hatte.
„Nein. Ja." Quinn kam ins Schwimmen. Was sollte sie in dieser Situation antworten?
Der große Mann mit den grünen Augen sah sie intensiv an, wartete anscheinend auf eine Erklärung.
„Ich bin seine Pflegemutter."
Seine Züge wurden weicher, und er hockte sich neben ihren Stuhl. „Ich bin Matthew McGrory, Facharzt für Brandverletzungen. Man hat mich hergerufen, damit ich Simons Zustand einschätze."
Quinn hielt den Atem an. Hatte er gute oder schlechte Nachrichten? Sie suchte in seinem Gesicht nach Antworten, vergeblich. Ihr fiel nur auf, wie attraktiv der Arzt war.
„Wie geht es ihm?"
„Möchten Sie ihn sehen?" Dr. McGrory lächelte.
Das ist ein gutes Zeichen, oder?
„Ja, sehr gern." Als sie aufstand, zitterten ihre Beine ein wenig. Quinn drückte die Knie durch und versuchte, mit dem schnellen Tempo des Arztes Schritt zu halten.
Vor der Intensivstation blieb er stehen. Nur die schwer verletzten Kinder lagen hinter diesen Türen, und Simon war einer von ihnen. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag wünschte sich Quinn, jemanden zu haben, der dies alles mit ihr gemeinsam durchstand.
„Bevor wir hineingehen, möchte ich Sie darauf vorbereiten, was Sie erwartet. Simon hat schwere Verbrennungen erlitten und Rauch eingeatmet. Es ist kein schöner Anblick, doch wir tun alles, um dauerhafte Schäden so gering wie möglich zu halten. Okay? Sind Sie bereit?"
Sie nickte, täuschte Tapferkeit vor, obwohl sie wahnsinnige Angst hatte. Aber sie war fest entschlossen, Simon jeden Halt zu geben, den er brauchte, um die vor ihm liegende schwierige Zeit zu überstehen. „Er braucht mich", flüsterte sie, während sie sich wappnete.
Flüchtig war der Wunsch da, sich an den Arm des breitschultrigen Arztes zu klammern, aber bevor sie auf dumme Ideen kommen konnte, hatte er die Tür geöffnet und die Station betreten.
Sie kamen an mehreren Betten vorbei, aber Quinn erkannte keins der Gesichter, da die kleinen Körper von Maschinen, Leitungen und Schläuchen fast verdeckt wurden.
Bis Dr. McGrory sie zum letzten Bett in der Reihe führte.
„Oh, nein!", stieß sie hervor und schlug die Hand vor den Mund.
Da lag Simon, ein schmaler kleiner Körper, angeschlossen an Geräte, die ihn am Leben erhielten. Schwarze und flammend rote Flecken bedeckten seinen rechten Arm.
Quinn knickten die Knie ein, und die Tränen, die sie verzweifelt zurückgehalten hatte, strömten ihr über die Wangen.
Starke Hände kamen wie aus dem Nichts, hielten sie, bevor sie zu Boden sank. Behutsam führte der Arzt sie zu einem Stuhl.
„Ihn so zu sehen, ist schwer zu ertragen, sagte er beruhigend. „Aber hier ist er gut aufgehoben. Simon hat tiefe Verbrennungen im Gesicht und an den Armen erlitten. Wir mussten ihn intubieren, um ihn mit Sauerstoff zu versorgen. Sobald die Schwellungen zurückgegangen sind und wir sicher sein können, dass seine Augen nicht geschädigt sind, bringen wir ihn zur weiteren Behandlung auf unsere Brandverletztenstation.
„Wird er wieder gesund?"
„Die nächsten achtundvierzig Stunden sind entscheidend. Wir müssen die Wunden im OP unter sterilen Bedingungen reinigen, und später wird Simon Hauttransplantationen brauchen. Ich will Ihnen nicht verschweigen, dass noch ein langer Weg vor ihm liegt, aber deshalb bin ich hier. Als Spezialist für rekonstruktive Chirurgie werde ich mein Bestes geben, die Narben so unauffällig wie möglich zu halten. Der Erfolg stellt sich nicht von heute auf morgen ein, und wir werden viel Geduld brauchen. Aber zusammen schaffen wir das."
Der Mann, praktisch ein Fremder, griff nach ihrer Hand und drückte sie. Das elektrisierende Prickeln, das ihren Arm hinaufschoss, rüttelte sie aus ihrer Verzweiflung.
Sie war jetzt Mutter, und sie würde das Gleiche tun wie ihre eigene wundervolle Adoptivmutter: Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um zu erreichen, dass es ihrem Schützling gut ging.
„Ich würde alles für ihn tun. Simon verdient das Beste." Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Chirurg Matthew McGrory das Beste war, was ihrem Sohn passieren konnte.
1. KAPITEL
Zwei Monate später
Quinn wünschte sich einen Ratgeber für ängstliche Pflegemütter, der verständlich beschrieb, wie man sich vor einer Operation verhielt. Simon wandte jedes Mal das Gesicht ab, sobald sie das Kinderbuch des Krankenhauses hervorholte.
Seufzend schlug sie es wieder zu. „Wahrscheinlich kennst du es in- und auswendig." Obwohl in diesem Buch behutsam und aufmunternd erklärt wurde, wie Operationen abliefen und weshalb sie manchmal sein mussten, so wusste sie genauso gut wie Simon, was sie erwartete: Schmerzen, Tränen und besonders auf ihrer Seite Hilflosigkeit und Schuldgefühle.
Hätte man sie vor die Wahl gestellt, Quinn hätte auf der Stelle mit Simon getauscht. Nichts war schlimmer, als ihm beim Leiden zusehen zu müssen.
„Kann ich dir etwas bringen?", fragte sie.
Das Kopfkissen raschelte leise, als er den Kopf schüttelte. Quinn musste sich sehr beherrschen, ihn nicht innig zu umarmen, so wie ihre Mutter es immer getan hatte, wenn es ihr nicht gut ging. Aber Simon mochte nicht geknuddelt werden. Er ließ sich auch nicht trösten. Natürlich wäre das Aufgabe seiner leiblichen Mutter gewesen, doch die hatte sich nur für ihren nächsten Schuss interessiert. Simons zu junge, schwer drogenabhängige Eltern vernachlässigten ihr Baby so sehr, dass ihnen die Gerichte das Sorgerecht aberkannten.
Und da Simon und Quinn vor dem Feuer wenig Zeit gehabt hatten, einander richtig kennenzulernen, wusste sie nicht, ob seine Verschlossenheit von dem kürzlich erlittenen Trauma herrührte oder die übliche Reaktion eines Pflegekinds auf seine neueste Bezugsperson war. Wahrscheinlich spürte er ihre Ratlosigkeit und fühlte sich bei ihr nicht sicher. Oder er mag mich einfach nicht. Was auch immer die Kluft zwischen ihnen verursachte, sie musste sie überwinden. Und zwar bald.
Wie gerufen betrat ihr Lieblingschirurg das Zimmer. „Ich bin’s schon wieder. Ihr zwei könnt mich bestimmt nicht mehr sehen", ertönte seine samtweiche irische Stimme.
Quinn verspürte ein sinnliches Prickeln auf der Haut und wunderte sich über sich selbst. Mit zweiunddreißig sollte sie sich besser im Griff haben und nicht wie ein verknallter Teenager auf den Arzt ihres Pflegesohnes reagieren!
„Hi, Matt!" Auf einmal saß Simon aufrecht im Bett.
Mit jeder Hauttransplantation schafften sie wieder einen Schritt hin zur Normalität. Gleichzeitig weckte sie schreckliche Erinnerungen, und Simon hatte danach zu Hause nachts fürchterliche Albträume. Er gehörte zu den schwerstbrandverletzten Kindern, weil er in seinem Klassenzimmer eingeschlossen gewesen und von herabstürzenden Trümmern getroffen worden war. Zwar hatte man ihn retten können, aber niemand konnte ihn davor bewahren, den Horror wieder und wieder zu durchleben.
Matt, der darauf bestand, dass sie ihn mit dem Vornamen anredeten, schien der einzige Anker in diesem aufgewühlten Meer von Ängsten, Schmerzen und Erinnerungen zu sein. Der einzige Mensch, dem Simon glaubte, wenn er sagte, dass alles gut werden würde. Vielleicht, weil der Chirurg mehr Selbstvertrauen in sich und seine Fähigkeiten hatte als Quinn, die sich bei jedem Verbandswechsel wie eine Versagerin fühlte.
Simons Gesicht war immer noch voller Narben, obwohl Matt eine – nach seinen Worten – revolutionäre Therapie eingesetzt hatte. Und der Arm sah aus wie ein Flickenteppich zusammengenähter Hautlappen. Obwohl Quinn für den Brand in der Schule nichts konnte, machte sie sich tagtäglich Vorwürfe. Vor allem, weil von der zaghaften Annäherung, die vor dem Feuer zwischen ihr und Simon entstanden war, anscheinend nichts mehr übrig war. Dafür hatte er eine innige Beziehung zu dem attraktiven Chirurgen aufgebaut.
Matt trat gegenüber von Quinn ans Bett. „Hier habe ich etwas Neues für dich, Simon. Einen Trick, Münzen verschwinden zu lassen!", verkündete er wie ein Zauberer auf der Bühne und pflückte ein Zehn-Cent-Stück aus der Luft.
„Cool!"
Das war es wirklich. Magie hatte mit dem wirklichen Leben, mit Verbrennungen zweiten und dritten Grades nichts zu tun. Matts Zauberkunststücke kurz vor der Operation halfen dem kleinen Jungen, der Realität für eine Weile zu entfliehen. Für Quinn hingegen blieb die Rolle der Mutter, die ihn ermahnte, nicht an den heilenden Wunden zu kratzen, oder ihn mit Creme einrieb, wenn er einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte.
Es war frustrierend zu beobachten, wie er bei dem Arzt auflebte, während sie vergeblich versucht hatte, Simon ein paar Worte zu entlocken.
„Du musst die Münze hier in das Fach legen." Matt gab sie Simon und zog aus der Plastikschachtel eine Schiene, in deren Mitte eine runde Aussparung zu sehen war.
Hochkonzentriert tat der Junge, was ihm sein Zaubermeister sagte. Quinn vergaß ihre Eifersucht, als sie sich darüber freute, dass die anstehende OP für den Moment keine Rolle spielte. Schließlich wünschte sie sich mehr als alles andere für