Ein Mädchen läuft durch die Wildnis in Virginia Anfang des 17. Jahrhunderts. Geflohen aus der englischen Siedlung, in der es bisher lebte, getrieben von Überlebensinstinkt und einer nackten Angst, deren Grund sich erst nach und nach enthüllt. Lauren Groffs aktueller Roman „Die weite Wildnis“ ist packend, überwältigend und seziert den US-amerikanischen Gründungsmythos mit üppiger Sprache, aber gnadenlosem Blick. Es ist der zweite Teil eines Triptychons, das gerade entsteht. Für die Arbeit an dem dritten Teil hat sie ein Fellowship an der American Academy in Berlin bekommen – sechs Monate war sie 2023 in der Stadt, gegen Ende ihres Aufenthalts treffe ich sie vor der American Academy.
Untergebracht ist die Forschungs - und Kulturinstitution in einer großbürgerlichen Villa am Wannsee. Ich bin zu früh dran, Lauren Groff aber wartet schon vor dem Tor auf mich. „Ich bin immer zu früh da“, sagt sie lachend – genau wie ich. Und das kommentiert sie nur mit: „Wie deutsch von uns!“ Gemeinsam gehen wir in die Villa, ich bin beeindruckt