Rivalen bis zum ersten Kuss
Von Amy Ruttan
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Über dieses E-Book
Dr. Nate King ist einfach unwiderstehlich attraktiv - und ab sofort Florences größter Konkurrent in der Hollywood Hills Klinik! Als sie gegen jede Vernunft seinen spontanen Kuss erwidert, riskiert sie damit nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz …
Amy Ruttan
Amy Ruttan ist am Stadtrand von Toronto in Kanada aufgewachsen. Sich in einen Jungen vom Land zu verlieben, war für sie aber Grund genug, der großen Stadt den Rücken zu kehren. Sie heiratete ihn und gemeinsam gründeten die beiden eine Familie, inzwischen haben sie drei wundervolle Kinder. Trotzdem hat Amy es nach der Geburt ihres zweiten Kindes geschafft, sich Zeit zu nehmen, um sich ihren langjährigen Traum zu erfüllen: Sie schrieb ihren ersten Liebesroman! Davon hatte sie geträumt, seit sie zum ersten Mal ein solches Buch von ihrer Oma geschenkt bekommen hatte und von der romantischen Geschichte und dem gutaussehenden Helden verzaubert worden war. Heute vermag sie es selbst, ihre Leser mit magischen Worten zu verzaubern – und das, obwohl ihre Kinder die Autorin auch oft als persönliche Taxifahrerin und Köchin beanspruchen.
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Buchvorschau
Rivalen bis zum ersten Kuss - Amy Ruttan
IMPRESSUM
Rivalen bis zum ersten Kuss erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Harlequin Books S. A.
Originaltitel: „Perfect Rivals …"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 101 - 2017 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg
Übersetzung: Claudia Weinmann
Umschlagsmotive: GettyImages_YakobchukOlena, nadyaillyustrator
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751505024
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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HOLLYWOOD HILLS KLINIK
1. KAPITEL
Es ist genau wie früher.
Dr. Florence Chiu konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sie als junges Mädchen in die Klinik gebracht worden war. Das laute Surren der Rotorblätter hatte sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt. Genau wie der unangenehme Ruck beim Landen, bei dem ihr furchtbar übel geworden war. Selbst jetzt, Jahre später, reichte der Anblick eines landenden Rettungshubschraubers, um all ihre Erinnerungen wieder wachzurufen.
Grauer Dunst trübte den Himmel. Wäre sie daheim in Seattle gewesen, dann hätten diese Wolken Regen prophezeit. Doch sie war in Los Angeles, und der Dunst war nur Smog. Auch an dem Tag, als sie in die Klinik geflogen worden war, hatte es geregnet.
Wie aus Eimern.
Und ihr Vater hatte dem Piloten wütende Befehle auf Mandarin zugebrüllt. Einem Piloten, der nur Englisch sprach. Wenn er sehr aufgeregt war, fiel ihr Vater immer in seine Muttersprache zurück. In diesem Augenblick war er nicht nur aufgeregt, er war außer sich gewesen.
Flor holte tief Luft und verschränkte fröstelnd die Arme. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für einen Ausflug in die Vergangenheit.
Normalerweise machte es sie nicht nervös, wenn ein neuer Chirurg in die Hollywood Hills Klinik kam, doch dies war nicht einfach nur ein Kollege. Er war ihr Konkurrent. Der Chirurg, der gleich landen würde, war auf Wunsch ihres Patienten extra aus New York eingeflogen worden. Und dieser Patient war nicht irgendjemand, sondern der weltberühmte, mit Preisen überhäufte Schauspieler Kyle Francis. Ein Filmstar, in den Flo schon als Teenager heimlich verliebt gewesen war. Natürlich hatte sie alle seine Filme gesehen – was hätte sie auch sonst machen sollen? Wenn man ständig krank war, waren die Freizeitmöglichkeiten beschränkt.
Trotz seines noch immer jugendlichen Aussehens war Kyle schwer krank. Sein Herz und seine Lunge waren so schwer geschädigt, dass er vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz zusammengebrochen war. Man hatte ihn daraufhin in die Hollywood Hills Klinik gebracht. An diesem Punkt war Flo ins Spiel gekommen.
Sie war eine weltweit anerkannte Transplantationsspezialistin – und genau das brauchte Kyle. Noch dringender brauchte er allerdings ein passendes Spenderherz und gleichzeitig eine Spenderlunge.
Sein Fall war eine Herausforderung für Flo, doch sie war zuversichtlich, dass sie ihn heilen konnte. Vorausgesetzt, es gab rechtzeitig Spenderorgane. Kyles Zustand verschlechterte sich rapide, was die Erfolgsaussichten dramatisch sinken ließ.
Gerade als Flo ihren Patienten in den OP bringen lassen wollte, um ihn während der Wartezeit optimal zu stabilisieren, war sie aufgehalten worden.
Freya, ihre Chefin, hatte die Bombe platzen lassen: Man hatte einen anderen Chirurgen engagiert.
„Warum?, hatte Florence verständnislos gefragt. „Freya, ich bin eine verdammt gute Chirurgin! Ich bin dem Eingriff absolut gewachsen, und das weißt du auch!
„Natürlich weiß ich das, Flo. Beruhige dich. Aber mir sind die Hände gebunden. Mr. Francis’ Management hat nach Dr. King verlangt. Er ist der berühmteste Transplantationsmediziner der Ostküste und hat Mr. Francis schon seit einer Weile in seiner Praxis in Manhattan behandelt. Wir haben keine Wahl, als diesen Wunsch zu respektieren. Du wirst dich also damit abfinden müssen, mit Dr. King zusammenzuarbeiten."
Was sollte Flo darauf erwidern?
Aus diesem Grund stand sie nun auf dem Dach der Klinik und wartete darauf, dass der Hubschrauber mit Dr. King an Bord landete. Vermutlich war er ein alter, eingebildeter und vor Geld stinkender Besserwisser, der es als Zumutung empfand, mit ihr zu arbeiten. Von dieser Sorte hatte sie schon einige Mediziner kennengelernt. Manchen Ärzten, vor allem, wenn sie sehr erfolgreich waren, fiel es schwer zu glauben, dass eine dreißigjährige Chirurgin ihnen das Wasser reichen konnte.
Als der Hubschrauber landete, duckte Flo sich instinktiv und strich sich ihr langes schwarzes Haar aus dem Gesicht. Sobald die Rotorblätter stillstanden, kam sie näher, um den Kollegen zu begrüßen.
Bitte, sei kein Idiot! Bitte! Das würde mein Leben so anstrengend machen …
Flo konnte fast alles ertragen, aber Idioten fand sie schrecklich.
Aber vielleicht war dieser Kollege ja ganz nett. Andererseits hatte sie gehört, dass er ziemlich arrogant sein sollte.
Die Tür des Hubschraubers öffnete sich, und Flo blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Dr. King sah vollkommen anders aus, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war überhaupt noch nicht alt; vielleicht Mitte dreißig. Und er war groß, braun gebrannt und durchtrainiert. Sein blondes, kurz geschnittenes Haar war etwas zerzaust und rahmte sein perfekt geschnittenes Gesicht ein. Der maßgeschneiderte graue Anzug betonte seine breiten Schultern und seine muskulösen Beine. Er sah aus wie der umschwärmte Kapitän eines Highschool-Football-Teams. Vermutlich hatte er sein Medizinstudium mit einem Sportstipendium finanziert.
Er war der Typ Mann, der sich niemals für ein ständig krankes Mauerblümchen interessieren würde. Der Typ Mann, nach dessen Aufmerksamkeit sie sich während ihrer gesamten Jugend gesehnt hatte.
Johnny war ebenfalls gut aussehend gewesen, wenn auch nicht so umwerfend wie Dr. King. Und ihre Beziehung hatte ein katastrophales Ende genommen. Entschlossen schüttelte Flo den Gedanken an ihren Exfreund ab.
Zu ihrem Entsetzen lief sie knallrot an, als Dr. King sie ansah. Mit seinen hellblauen Augen musterte er sie von oben bis unten. Sein Blick verunsicherte sie, weckte jedoch gleichzeitig ihr Interesse. Sie fragte sich, wie es sich anfühlen würde, einen Mann wie ihn zu küssen. Natürlich tadelte sie sich sofort für diesen Gedanken.
Egal, wie attraktiv sie ihn fand – sie durfte nicht vergessen, dass er ihr Konkurrent war.
Konzentrier dich! Er starrt dich an.
Erst in diesem Moment bemerkte Flo, dass der Hubschrauber schon wieder abgehoben hatte.
„Ist alles in Ordnung?", erkundigte Dr. King sich höflich.
„Ja, natürlich. Hallo, Dr. King. Ich bin …"
„Ich habe keine Zeit für Smalltalk. Bringen Sie mich bitte zu meinem Patienten."
Na prima. Er ist also doch ein Idiot. Und ein arroganter noch dazu.
Nun gut, mit arroganten Chirurgen konnte sie umgehen. Ihr Vater war ein sehr erfolgreicher und sehr arroganter Geschäftsmann mit Firmen in Seattle und Peking. Flos Mutter war der einzige Mensch, der ihm die Stirn bieten konnte, und sie hatte ihre Tochter in diese Disziplin gründlich eingewiesen. Immer wieder hatte sie ihr eingeschärft, sich niemals zu beugen und immer die eigene Position zu verteidigen.
„Mein Name ist Dr. Chiu, und ich bin die leitende Transplantationsmedizinerin hier in der Hollywood Hills Klinik. Ich bin Mr. Francis’ behandelnde Ärztin, seit er nach seinem Zusammenbruch eingeliefert wurde."
Stirnrunzelnd sah Dr. King sie an. „Ach, wirklich?"
„Ja. Und nun folgen Sie mir bitte, Dr. King. Ich bringe Sie zu unserem Patienten."
Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in die VIP-Etage.
„Sagten Sie gerade ‚unser‘ Patient, Dr. Chiu?"
„Ja."
„Ehrlich gesagt verwirrt mich das ein bisschen. Kyle Francis ist seit Jahren bei mir in Behandlung. Ich habe ihn auf die Transplantationsliste gesetzt. Ich finde, er ist mein Patient."
Flo lächelte sarkastisch. „Oh nein. Er ist unser Patient. Mr. Francis’ Management mag Sie eingeflogen haben, aber das ändert nichts daran, dass ich hier die Chefärztin der Transplantationsabteilung bin. Auch wenn ich Ihnen einige chirurgische Privilegien gewähre, sollten Sie das niemals vergessen, Freundchen."
Amüsiert grinste er sie an. „Freundchen? Das hat lange niemand mehr zu mir gesagt."
Flo verdrehte die Augen. „Tut mir leid. Meine Mutter sagt das immer."
Inzwischen waren sie oben angekommen, und Flo führte Dr. King zu Kyles luxuriösem Zimmer am Ende des Gangs.
„Als er eingeliefert wurde, hatte er eine Bradykardie. Wir haben Kreislauf und Atmung stabilisiert, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sein Herz immer schwächer wird. Ihm läuft die Zeit davon, und er braucht dringend ein linksventrikuläres Unterstützungssystem."
„Ein LVAD? Dr. King nickte. „Ich kann diese Idee nachvollziehen, aber sie erscheint mir doch etwas voreilig. Wir wissen schließlich nicht, wodurch der Kollaps verursacht wurde. Als er New York letzte Woche verließ, war sein Zustand stabil. Das LVAD würde eine Transplantation komplizieren.
„Das ist mir natürlich klar, Dr. King. Meine Entscheidung ist alles andere als voreilig. Ich habe schon mehrere Herz-Lungen-Transplantationen durchgeführt, und ich versichere Ihnen, dass ich ganz genau weiß, was ich tue."
„Falls das stimmt – warum hat er die LVAD nicht längst?"
Echt jetzt?
„Ich wollte ihn gerade für den Eingriff vorbereiten, als sein Management angeordnet hat, alle Maßnahmen ruhen zu lassen, bis Sie da sind, Dr. King."
„Nate."
„Wie bitte?"
„Bitte nennen Sie mich Nate. Ich heiße Nathaniel, aber alle sagen Nate. Und wie soll ich Sie nennen, Dr. Chiu?"
„Wie wäre es mit Dr. Chiu?"
Flo wollte an Nate vorbei ins Krankenzimmer gehen, doch er versperrte ihr den Weg. „Wenn Sie meinen Patienten kennen würden, dann wüssten Sie, dass er ein sehr informeller Typ ist. Es entspannt ihn, wenn alle in seiner Umgebung locker sind. Deshalb denke ich, dass es für ihn am besten ist, wenn wir uns mit unseren Vornamen ansprechen."
„Ich heiße Florence, aber alle nennen mich Flo", erklärte Flo seufzend und reichte ihm das Tablet mit Kyles Krankenakte.
Nate grinste. „Danke, Flo. Dann wollen wir uns mal unseren Patienten ansehen."
Mit zusammengebissenen Zähnen folgte sie ihm in den Vorraum von Kyles Suite. Das konnte ja lustig werden.
Obwohl er in San Francisco aufgewachsen war und seine Eltern noch immer in der Nähe lebten, war Nate nicht besonders glücklich darüber gewesen, nach Kalifornien zurückzukommen. Seit seinem Medizinstudium war er nicht mehr hier gewesen, und das war viele Jahre her.
Genau genommen war er seit dem Unfall nicht mehr in Kalifornien gewesen. Seit Serena am El Capitan in Yosemite National Park verunglückt und gestorben war. Nate konnte es einfach nicht aushalten, an dem Ort zu sein, wo sie sich verliebt hatten. Wo sie ein Leben auf der Überholspur geführt hatten – Wellenreiten im Pazifik, Ski fahren auf dem Mammoth Mountain, Klettern –, es gab keinen Sport, der ihnen zu gefährlich gewesen war.
Serena war genauso ein Adrenalin-Junkie gewesen wie er.
Doch dann, während einer Klettertour, die sie schon unzählige Male gemacht hatten, hatte ein Sicherungshaken sich gelöst, und Serena war abgestürzt.
Die Schuldgefühle nagten noch immer an ihm. Er war sich so sicher gewesen, alle Haken und Seile überprüft zu haben, doch irgendetwas musste er übersehen haben. Serenas Tod lastete schwer auf ihm.
Nach dem Unfall war ihm klar geworden, wie leichtsinnig sie gewesen waren. Deshalb hatte er das Stipendium in Harvard angenommen und sich in sein Studium gestürzt. Nate hatte an Serenas Grab geschworen, dass er der beste Transplantationsmediziner des Landes werden würde. Sein Schwerpunkt lag auf der Erforschung von lebenserhaltenden Methoden, um die Wartezeit für eine Organspende zu überbrücken.
Denn jeden Tag starben Menschen, während sie auf ein Spenderorgan warteten.
Auch Serena war