Im Sonnenwinkel 44 – Familienroman: Ein Kind und keine Heimat
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Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Noch vor ein paar Jahren hatte das Waisenhaus »Sankt Florian« vor den Toren der Stadt gelegen, umgeben von Wiesen und Feldern. Manche Kinder konnten sich noch genau daran erinnern. Aber dann war eine moderne Wohnsiedlung gebaut worden, die immer mehr wuchs und bald auch den Blick auf das Birkenwäldchen verdeckte.
Das hatte vor allem dem jetzt fünfjährigen Mario weh getan, der so gern vom Fenster aus dort hinübergeschaut hatte. Das zarte Grün der Birken hatte ihm besonders gut gefallen, und wenn der Wind die biegsamen Stämme wiegte, hatte er dagesessen und geträumt, dass eine gute Fee eines Tages von dort kommen und ihn aus dem Heim fortholen würde.
Ein Gutes hatte die Siedlung, wenn auch nicht für Mario, aber manche der Menschen, die dort wohnten, begannen sich für das Waisenhaus zu interessieren und auch für manches Kind, das dadurch ein richtiges Zuhause fand.
Für Mario hatte dies keine Geltung.
Über ihn sahen sie hinweg. Er war ein gar zu schmächtiges Bürschchen für seine Jahre und nicht besonders hübsch. Wenigstens konnte man nicht gleich auf den ersten Blick feststellen, wie schön die dunklen Augen waren und wie lieb sein Lächeln. Und zuerst schauten diese Menschen immer nach dem Äußeren.
Mario hegte solche Gedanken nicht. Er war zu jung dazu. Es zog ihm nur das Herz zusammen, wenn eines nach dem anderen von den Kindern, die auch er mochte, weggeholt wurde.
Er fragte nicht nach dem Warum. Fragen hatte keinen Sinn, denn solche Fragen überhörten die Betreuerinnen, die zwar gerecht, aber auch streng waren und sich dazu nicht
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Rezensionen für Im Sonnenwinkel 44 – Familienroman
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Im Sonnenwinkel 44 – Familienroman - Patricia Vandenberg
Im Sonnenwinkel
– 44 –
Ein Kind und keine Heimat
Mario träumt von Geborgenheit
Patricia Vandenberg
Noch vor ein paar Jahren hatte das Waisenhaus »Sankt Florian« vor den Toren der Stadt gelegen, umgeben von Wiesen und Feldern. Manche Kinder konnten sich noch genau daran erinnern. Aber dann war eine moderne Wohnsiedlung gebaut worden, die immer mehr wuchs und bald auch den Blick auf das Birkenwäldchen verdeckte.
Das hatte vor allem dem jetzt fünfjährigen Mario weh getan, der so gern vom Fenster aus dort hinübergeschaut hatte. Das zarte Grün der Birken hatte ihm besonders gut gefallen, und wenn der Wind die biegsamen Stämme wiegte, hatte er dagesessen und geträumt, dass eine gute Fee eines Tages von dort kommen und ihn aus dem Heim fortholen würde.
Ein Gutes hatte die Siedlung, wenn auch nicht für Mario, aber manche der Menschen, die dort wohnten, begannen sich für das Waisenhaus zu interessieren und auch für manches Kind, das dadurch ein richtiges Zuhause fand.
Für Mario hatte dies keine Geltung.
Über ihn sahen sie hinweg. Er war ein gar zu schmächtiges Bürschchen für seine Jahre und nicht besonders hübsch. Wenigstens konnte man nicht gleich auf den ersten Blick feststellen, wie schön die dunklen Augen waren und wie lieb sein Lächeln. Und zuerst schauten diese Menschen immer nach dem Äußeren.
Mario hegte solche Gedanken nicht. Er war zu jung dazu. Es zog ihm nur das Herz zusammen, wenn eines nach dem anderen von den Kindern, die auch er mochte, weggeholt wurde.
Er fragte nicht nach dem Warum. Fragen hatte keinen Sinn, denn solche Fragen überhörten die Betreuerinnen, die zwar gerecht, aber auch streng waren und sich dazu nicht um jedes Kind kümmern konnten, wie es nötig gewesen wäre.
Aber er dachte es sich wieder: Warum nimmt mich niemand mit? Nur einmal sehen wollte er, wie es in einem von diesen hübschen Häusern aussah, oder wie man in solch einer Wohnung im vierten oder fünften Stock lebte, die alle Balkone hatten. Und noch viel lieber hätte er zu ein paar Menschen gehört, die er auch einmal umarmen dürfte, die ihn in die Mitte nahmen, deren Hände er fassen könnte.
»Er sieht so kränklich aus«, hatte einmal eine junge hübsche Frau gesagt, als sie an ihm vorüberging. Er hatte es gehört. Danach hatte er lange geweint, aber Christel hatte ihn getröstet.
Christel war auch eines von den Kindern, über das hinweggesehen wurde. Ein zierliches blasses Mädchen, noch ein Jahr jünger als Mario. Sie war erst vor einem Jahr in das Waisenhaus gekommen. Mario war hier schon seit dem dritten Monat seines Lebens.
Mario lebte in der ständigen Angst, dass man Christel eines Tages doch wegholen könnte, und jedes Mal war er froh, wenn statt ihrer wieder ein anderes Kind mitgenommen wurde.
Heute war nun wieder so ein Tag, an dem ein Ehepaar erwartet wurde, das ein Kind adoptieren wollte.
»Nur ein Mädchen kommt infrage«, hatte die Oberin gleich gesagt. Die Jungen brauchten also gar nicht erst in Erscheinung zu treten. Mario starrte trübselig vor sich hin.
»Brauchst nicht traurig sein, Mario«, sagte Christel zu ihm. »Mich nehmen sie doch nicht, wenn ich jetzt auch herausgeputzt werde.«
Bald kam die Stunde, da die Mädchen zwischen drei und fünf Jahren geholt wurden. Er fand, dass Christel heute ganz besonders hübsch aussah. Für ihn war sie überhaupt die Hübscheste. Sein Herz hämmerte schmerzhaft. Eine bange Ahnung war in ihm, und sie sollte sich bewahrheiten.
Er erfuhr es von Christel selbst, weil man ihr gestattet hatte, sich von ihrem Freund Mario zu verabschieden.
Christel schluckte zweimal, bevor sie es Mario sagte. »Sie wollen mich haben, weil ich ihrer Ingrid so ähnlich sehe«, wisperte sie. »Sie hatten nämlich ein kleines Mädchen, das gestorben ist. Sie sind lieb, Mario. Wenn ich erst da bin, frage ich sie, ob sie dich nicht auch haben wollen, aber da soll die Oberin nicht dabei sein. Ich vergesse dich nicht. Du bleibst immer mein allerbester Freund.«
Christel war fort, und für Mario war die Welt nur noch grau, trostlos und ohne Hoffnung.
Es vergingen Tage und Wochen, die zu Monaten wurden, ohne dass er etwas von Christel hörte. Eines Tages wagte er dann doch eine Frage an die jüngste Schwester, die noch am zugänglichsten war.
»Oh, Christel geht es sehr gut«, sagte sie, und meinte, ihm damit eine Freude zu machen.
»Wo ist sie denn jetzt?«, fragte er scheu.
»In einem Ort, der Hohenborn heißt«, erwiderte die Schwester.
Hohenborn, das setzte sich in seinem kleinen Kopf fest. Er träumte davon und er dachte unentwegt daran, bis der Frühling kam und er nun schon bald sechs Jahre wurde und zur Schule kommen sollte. Nur noch ein knappes halbes Jahr, dann musste er Tag für Tag die Schulbank drücken, und jeder Tag entfernte ihn mehr von der Hoffnung, auch ein Zuhause zu finden, denn Kinder, die erst mal zur Schule gingen, blieben im Heim.
Es war ein Freitag und der erste schöne sonnige Tag. Die drei- bis fünfjährigen Kinder sollten mit Schwester Lore einen Ausflug machen. Mario hatte einen solchen Tag herbeigesehnt, denn er hatte schon lange einen Plan gefasst. Er wollte Christel suchen. Vielleicht würden ihre neuen Eltern ihn behalten, wenn sie merkten, wie lieb er Christel noch immer hatte.
Irgendwie würde er schon nach Hohenborn kommen, denn Schwester Lore hatte ihm mal gesagt, dass dies gar nicht so weit entfernt sei und dass Christel ihn womöglich doch mal besuchen würde, wenn erst wieder schönes Wetter wäre.
Warten wollte er nicht mehr. Und allein sein wollte er auch nicht mehr. Er hatte sich nicht wieder an neue Kinder angeschlossen, weil er Angst hatte, dass sie auch bald wieder fortgehen würden.
»Er ist ein Einzelgänger«, hatte die Oberin gesagt. »Man muss ihn gehen lassen.«
Man ließ ihn gehen. Auch auf dem Ausflug war er allein, und weil er sonst immer ein folgsames Kind war, hatte Schwester Lore auch kein besonderes Augenmerk auf ihn. Und dann war er verschwunden.
*
In Erlenried machte Pfarrer Frericks einen kurzen Entwurf für eine Predigt. Morgen sollte er in Hohenborn einen Kollegen, der erkrankt war, vertreten und ein junges Paar trauen. Es war ganz plötzlich gekommen, aber Pfarrer Frericks hielt sich ohnehin meist nicht an ein Konzept. Ihm kamen die Worte über die Lippen, wie er in Stimmung war. Aber bei einer Trauung musste doch auf das vorherige Leben des Paares Bezug genommen werden, und die Unterlagen musste er sich doch vornehmen.
Fritzi, seine junge Frau, Lehrerin an der Schule in Erlenried, kam vom Unterricht nach Hause und wunderte sich, ihren Mann am Schreibtisch zu finden.
»He, du, wie ist es denn?«, rief sie munter. »Morgen ist schulfreier Samstag. Da könnten wir doch heute mal nach Riesalm fahren und bis morgen bleiben. Seit wann machst du die Sonntagspredigt schon am Freitag, Holger?«
»Ich kann nicht fahren, Liebes«, erwiderte er. »Ich muss morgen den Kollegen in Hohenborn vertreten. Es ist eine Hochzeit.«
»Na, dann ist es nicht zu ändern«, sagte Fritzi. »Eine Trauung ist wichtiger.«
»Aber ich hab’s schon. Wir können wenigstens den schönen Nachmittag ausnutzen und ein bisschen wandern. Die Luft ist herrlich.«
»Dann mache ich schnell das Essen«, sagte Fritzi.
»Ach was, wir essen draußen. Dir tut es auch mal gut, wenn du nicht kochen musst«, meinte er.
»Wer heiratet denn?«, fragte Fritzi unterwegs. Es war nicht Neugierde, sondern einfach Anteilnahme am Beruf ihres Mannes.
»Ich kenne sie nicht. Die Braut heißt Petra Schüner. Sie wohnt noch nicht lange in Hohenborn. Der Bräutigam heißt Rolf Gerson. Es fällt mir immer ein bisschen schwer zu sprechen, wenn ich keine innere Beziehung zu den Menschen habe, das weißt du ja, Fritzi.«
Ja, dass wusste sie, aber wenn es ein glückliches Paar war, würde er die innere Beziehung schnell finden. Ihr Holger war für sie der beste Pfarrer, den es gab, und diese Meinung teilten alle, die in Erlenried und im Sonnenwinkel lebten.
*
»Es geht so ziemlich alles schief«, sagte Petra Schüner zu ihrer Freundin Viola Felding. »Jetzt ist auch der Pfarrer noch krank geworden, und Rolf ist auch immer noch nicht da.«
»Es wird ein anderer Pfarrer predigen, und Rolf wird rechtzeitig kommen«, sagte Viola aufmunternd.
»Und wenn Mama vor lauter Aufregung in Ohnmacht fällt?«, fragte Petra.
»Dann hast du ja glücklicherweise eine Freundin zur Seite, die Ärztin ist«, lächelte Viola. »So viel Praxis habe ich jetzt schon.«
»Und ans Heiraten denkst du wohl gar nicht, Viola?«, fragte Petra.
»Nein«, kam die kurze, aber sehr bestimmte Antwort.
»Hast du die Enttäuschung mit Jim noch immer nicht verwunden?«, fragte Petra vorsichtig.
»Ach was, wir lebten in zwei verschiedenen Welten. Ich bin nur vorsichtig geworden. Jetzt habe ich meinen Beruf, und der füllt mich aus.«
»Willst kranke Kinder gesund pflegen und auf eigene verzichten«, sagte