Im Sonnenwinkel 47 – Familienroman: Das Kind aus erster Ehe
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Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Es war eine herrliche Frühlingsnacht mit samtblauem Himmel und vielen Sternen. So recht geschaffen für Verliebte, und Holger von Gandolf war bis über beide Ohren verliebt.
»Nanette«, flüsterte er und umschloß das erglühende Gesicht mit seinen Händen, »willst du meine Frau werden?«
Sie konnte es nicht glauben. Es war wie ein Traum, viel zu schön, um wahr zu sein. Aber auch Holger von Gandolf war wie in einem Traum gefangen. Was er niemals für möglich gehalten hatte, war geschehen. Er hatte in Nanette Hollweg die große Liebe seines Lebens gefunden. Und als sie nun ihr »Ja« hauchte, vergaß er die leisen Zweifel, ob sie nicht doch zu jung für ihn wäre.
Erst vier Wochen war es her, daß Holger die junge Dolmetscherin anläßlich einer Tagung kennengelernt hatte. Es war bei beiden die berühmte Liebe auf den ersten Blick gewesen, aber niemals hätte Nanette es für möglich gehalten, daß er ihr einen Heiratsantrag machen würde, denn sie kannte seine tragische Vergangenheit. Ihre Freundin Dolly hatte sie ihr ausführlich erzählt.
Holger von Gandolf, sechsunddreißig Jahre, ebenso bekannt als Verfasser historischer Dokumentationen wie auch als Turnierreiter, war schon einmal verheiratet gewesen und hatte aus dieser Ehe einen achtjährigen Sohn. Seine Frau, ebenfalls eine Pferdenärrin, war bei einer Fuchsjagd so unglücklich gestürzt, daß sie nach monatelangem Leiden gestorben war. Holger von Gandolf hatte sich damals vom Reitsport und auch vom gesellschaftlichen Leben zurückgezogen.
Er lebte jetzt mit seinem Sohn und dessen Kinderfrau in seinem Elternhaus am Sternsee.
Dolly war bestens informiert, denn sie war schon lange mit Eric Stenberg befreundet,
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Buchvorschau
Im Sonnenwinkel 47 – Familienroman - Patricia Vandenberg
Im Sonnenwinkel
– 47 –
Das Kind aus erster Ehe
Patricia Vandenberg
Es war eine herrliche Frühlingsnacht mit samtblauem Himmel und vielen Sternen. So recht geschaffen für Verliebte, und Holger von Gandolf war bis über beide Ohren verliebt.
»Nanette«, flüsterte er und umschloß das erglühende Gesicht mit seinen Händen, »willst du meine Frau werden?«
Sie konnte es nicht glauben. Es war wie ein Traum, viel zu schön, um wahr zu sein. Aber auch Holger von Gandolf war wie in einem Traum gefangen. Was er niemals für möglich gehalten hatte, war geschehen. Er hatte in Nanette Hollweg die große Liebe seines Lebens gefunden. Und als sie nun ihr »Ja« hauchte, vergaß er die leisen Zweifel, ob sie nicht doch zu jung für ihn wäre.
Erst vier Wochen war es her, daß Holger die junge Dolmetscherin anläßlich einer Tagung kennengelernt hatte. Es war bei beiden die berühmte Liebe auf den ersten Blick gewesen, aber niemals hätte Nanette es für möglich gehalten, daß er ihr einen Heiratsantrag machen würde, denn sie kannte seine tragische Vergangenheit. Ihre Freundin Dolly hatte sie ihr ausführlich erzählt.
Holger von Gandolf, sechsunddreißig Jahre, ebenso bekannt als Verfasser historischer Dokumentationen wie auch als Turnierreiter, war schon einmal verheiratet gewesen und hatte aus dieser Ehe einen achtjährigen Sohn. Seine Frau, ebenfalls eine Pferdenärrin, war bei einer Fuchsjagd so unglücklich gestürzt, daß sie nach monatelangem Leiden gestorben war. Holger von Gandolf hatte sich damals vom Reitsport und auch vom gesellschaftlichen Leben zurückgezogen.
Er lebte jetzt mit seinem Sohn und dessen Kinderfrau in seinem Elternhaus am Sternsee.
Dolly war bestens informiert, denn sie war schon lange mit Eric Stenberg befreundet, der Chefredakteur des Verlages war, für den Holger arbeitete.
Nanette war dreiundzwanzig, Tochter eines höheren Beamten, konventionell erzogen und in ihrem Beruf außerordentlich tüchtig. Sie war eine vollendete junge Dame von aparter Schönheit.
Als Holger von Gandolf in ihr Leben trat, waren die Würfel gefallen.
Und nun lag sie in seinen Armen. Sie sagte aus vollem Herzen ja zu einem Leben mit ihm. Jetzt dachten sie beide nicht daran, daß es da noch ein Kind gab.
Über Daniel sprachen sie am nächsten Morgen, als Holger Nanette bat, das Wochenende bei ihm zu verbringen, um Daniel kennenzulernen.
»Was wird er dazu sagen?« fragte sie leise.
»Er wird entzückt sein, eine so bezaubernde Mama zu bekommen«, erwiderte er. »Er ist ein lieber Junge, Nan. Er hat nie Schwierigkeiten gemacht.«
»Er hängt sehr an dir«, sagte Nanette.
»Er ist mein Sohn und mir sehr ähnlich«, erwiderte er.
Von seiner Frau Sonja sprach er nie, und Nanette stellte ihm keine Fragen.
»Du wirst ihn mögen«, sagte Holger.
»Ich werde ihn liebhaben«, sagte Nanette. »Er ist dein Sohn.«
Eine Mutter konnte man wohl nicht ersetzen. Sie konnte dem kleinen Daniel eine große Freundin sein, das war ihr Wunsch und Wille, und sie fuhr mit stiller Freude im Herzen mit Holger zum Sternsee.
*
»Du, Mimi, Papi bringt eine Dame mit«, sagte Daniel zu seiner Kinderfrau, in deren treuer Obhut Holger seinen Sohn stets zurücklassen konnte. »Eine sehr hübsche Dame.«
»Dann wasch dir die Hände und begrüße den Gast anständig«, meinte Mimi.
Daniel war ein richtiger Junge. Ganz sauber war er nie, wenn er draußen spielte. Sein braunes Haar war zerzaust, und die Beine wiesen Kratzer auf.
Die Hände wusch er sich, aber für anderes nahm er sich keine Zeit.
»Das ist unsere gute Mimi, Nan«, hörte er seinen Vater sagen, und da stürzte er schon hinaus.
Nanette sah den Jungen an. Er war seinem Vater tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein weiches Lächeln legte sich um ihren Mund.
»Hände habe ich mir gewaschen, Papi«, sagte Daniel, »na, und sonst«, er sah an sich herab und grinste verlegen.
»Ein richtiger Junge braucht nicht ganz sauber zu sein«, sagte Nanette. Sie ergriff die kleine, noch feuchte Hand. »Ich freue mich, dich kennenzulernen, Daniel.«
»Das ist Nanette Hollweg, Daniel«, sagte Holger. »Sie wird übers Wochenende unser Gast sein.«
»Welches Zimmer soll ich herrichten?« fragte Mimi.
»Das hat noch Zeit«, sagte Holger. »Nanette wird sich erst das Haus ansehen, dann kann sie selbst entscheiden.«
Mimi blinzelte und machte sich ihre Gedanken, und es waren keine falschen. Wenn Herr von Gandolf eine so hübsche Dame mitbrachte, mußte das triftige Gründe haben. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden, daß wieder eine Frau ins Haus kam.
Daniel blieb ganz unbefangen. Ihm gefiel es, daß Nanette nicht an ihm herumgemäkelt hatte, wie das zum Beispiel seine Tante Renate immer tat. Er war mit dem Besuch einverstanden.
Reibungslos begann ihre Bekanntschaft.
Nach dem Mittagessen gingen sie gemeinsam in den Garten.
»Heute morgen war ein Hase hier, Papi«, erzählte Daniel. »Ich würde auch gern einen Hasen haben.«
»Ob Mimi das recht wäre?« fragte Holger.
»Man kann sie ja fragen«, meinte Daniel. Dann warf er Nanette einen schrägen Blick zu. »Magst du Hasen?«
»Ich mag alle Tiere«, erwiderte sie.
»Auch Schlangen?« fragte er.
»Nein, Schlangen gerade nicht.«
»Die mag ich auch nicht«, sagte Daniel. »Aber Vögel.«
»Wer mag Vögel nicht«, meinte sie.
»Es gibtLeute, die sie schießen«, sagte Daniel.
Nanette wunderte sich, daß Holger plötzlich so nervös wurde.
»Wir wollten etwas anderes mit dir besprechen, Daniel«, sagte er rasch und erklärte dem Jungen, daß sie heiraten wollten.
Daniel sah Nanette forschend an. »Dachte mir schon so was«, sagte er. Es klang nicht unfreundlich.
»Nanette möchte deine Mama sein«, sagte Holger betont.
»Eine Mama ist sie nicht«, sagte der Junge. »Sie ist ein großes Mädchen. Mama werde ich nicht sagen.«
»Das brauchst du auch nicht«, sagte Nanette. »Du kannst dir einen Namen aussuchen für mich. Ich hoffe, daß wir uns gut verstehen werden, Daniel.«
»Kann ich in den Ferien dann zu Hause bleiben, Papi?« fragte der Junge.
»Darüber sprechen wir noch«, erklärte Holger.
»Dann werde ich jetzt mal Mimi Bescheid sagen«, meinte Daniel. »Sie wird ja nun endlich zufrieden sein.«
»Es kam ihm wohl zu plötzlich«, sagte Nanette nachdenklich.
»I wo, wenn es ihm nicht recht wäre, hätte er schon gemeutert«, erwiderte Holger lächelnd. »Übrigens verbringt er die Ferien immer bei seinen Großeltern, und das wird auch dieses Jahr so sein. Wir werden kurz vorher heiraten und dann unsere Hochzeitsreise machen.« Er räusperte sich. »Es sind Sonjas Eltern. Du hast doch Verständnis dafür, daß der Junge zu ihnen fährt, Nan?«
»Werden sie Verständnis haben, daß du wieder heiratest?« fragte sie.
»Daniel ist ihr Enkel, wenn ich heirate, ist das meine Angelegenheit. Mach dir darüber keine Gedanken, ich habe nur losen Kontakt zu ihnen. An Daniel hängen sie natürlich.«
Nanette faßte sich nun doch ein Herz. »Du hast mir noch nie von deiner Frau erzählt, Holger«, sagte sie leise.
»Du wirst meine Frau sein, Nan«, sagte er. »Denken wir an die Zukunft. Von Vergangenem wollen wir nicht reden.«
»Gefällt dir das große Mädchen, Mimi?« fragte Daniel indessen.
»Gefällt sie dir?« fragte Mimi.
»Recht gut, aber ich sage nicht Mama. Nanette mag Vögel. Sie schießt bestimmt keine tot.«
Mimi wußte, was er damit sagen wollte. Seine Mutter hatte auf Vögel geschossen. Es war ein Sport für sie gewesen.
»Ich kann mir einen anderen Namen suchen, hat sie gesagt«, fuhr Daniel fort. »Das finde ich nett. Sie sieht aber aus, als ob sie noch zur Schule geht.«
Mimi äußerte sich nicht weiter. Sie war der Ansicht, daß ihr dies nicht zustünde. Sie war Daniel herzlich zugetan und seit seiner Geburt im Hause. Holger von Gandolf war ein angenehmer Arbeitgeber. Sie konnte frei schalten und walten, und das gefiel ihr. Sie war zuverlässig und treu, und wenn jetzt eine junge Frau ins Haus kam, würde sie sich auch zurechtfinden.
»Vielleicht brauche ich in den Ferien dann nicht zu den Großeltern zu fahren«, sagte Daniel.
»Darauf werden sie wohl bestehen«, brummte Mimi.
*
Es waren noch drei Wochen bis zu den Ferien. Drei Wochen, in denen Holger und Nanette damit beschäftigt waren, alle Vorbereitungen zu treffen, die für eine Heirat nun mal zu treffen waren.
Daniel war es gewohnt, mit Mimi allein zu sein, und in seinem kleinen Herzen nährte sich die Hoffnung, daß es nun doch bald anders werden würde. Er verstand sich prima mit Mimi, aber für ihn war es ein angenehmer Gedanke, nun auch Eltern zu haben, nicht nur einen Papi.
Seine Freunde drüben im Sonnenwinkel, wo er auch zur Schule ging, würden staunen, was für ein hübsches Mädchen nun seine Mutter werden