Im Sonnenwinkel 58 – Familienroman: Du kennst die Welt noch nicht
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Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Rank und schlank und in aggressiver Haltung stand Rosmarie Larsen vor ihrer Mutter.
»Nein, Mama, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich hier zur Schule gehe, hier in diesem Hause lebe und mitansehe, wie alles, aber auch alles zugrunde geht«, sagte sie bebend.
Die schmächtige Frau sank in dem grünen Samtsessel noch mehr in sich zusammen. Irene Breeken, verwitwete Larsen, wagte nicht, ihre Tochter anzusehen.
»Tim liebt dich so sehr«, flüsterte sie.
»Und ich liebe ihn, Mama. Er tut mir leid, entsetzlich leid. Am liebsten würde ich mit ihm auf und davon gehen, aber leider bin ich ja noch nicht mündig, und das scheinst du jetzt auch nicht mehr zu sein.«
Hart klangen diese Worte aus dem jungen Mund, aber Rosmarie meinte, dass nur solche deutlichen Worte ihrer Mutter noch helfen können, deren zweite Ehe sie an den Rand des Abgrundes gebracht hatte.
Rosmaries Vater war gestorben, als sie zwölf Jahre alt war, und zum Entsetzen des Kindes, das mit großer Liebe an seinem Vater hing, heiratete die Mutter, damals noch eine bildschöne Frau, bereits ein Jahr später den Schauspieler Piet Breeken, der schon einige Monate in dem gastfreundlichen Haus des reichen Reeders Arno Larsen ein und aus gegangen war.
Arno Larsen war ganz überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. Niemand hatte damit gerechnet, zuletzt wohl er selbst, eine imposante Erscheinung, hochangesehen in der Hansestadt.
Für die kleine, zarte Rosmarie war es einem Weltuntergang gleichgekommen, und ihr kindliches Herz hatte sich verhärtet, als die Mutter dann den jüngeren Mann heiratete, den sie nicht ausstehen konnte.
Piet Breeken hatte seine
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Rezensionen für Im Sonnenwinkel 58 – Familienroman
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Im Sonnenwinkel 58 – Familienroman - Patricia Vandenberg
Im Sonnenwinkel
– 58 –
Du kennst die Welt noch nicht
: Nach dem Tod des Vaters beginnt für Romi das Leid
Patricia Vandenberg
Rank und schlank und in aggressiver Haltung stand Rosmarie Larsen vor ihrer Mutter.
»Nein, Mama, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich hier zur Schule gehe, hier in diesem Hause lebe und mitansehe, wie alles, aber auch alles zugrunde geht«, sagte sie bebend.
Die schmächtige Frau sank in dem grünen Samtsessel noch mehr in sich zusammen. Irene Breeken, verwitwete Larsen, wagte nicht, ihre Tochter anzusehen.
»Tim liebt dich so sehr«, flüsterte sie.
»Und ich liebe ihn, Mama. Er tut mir leid, entsetzlich leid. Am liebsten würde ich mit ihm auf und davon gehen, aber leider bin ich ja noch nicht mündig, und das scheinst du jetzt auch nicht mehr zu sein.«
Hart klangen diese Worte aus dem jungen Mund, aber Rosmarie meinte, dass nur solche deutlichen Worte ihrer Mutter noch helfen können, deren zweite Ehe sie an den Rand des Abgrundes gebracht hatte.
Rosmaries Vater war gestorben, als sie zwölf Jahre alt war, und zum Entsetzen des Kindes, das mit großer Liebe an seinem Vater hing, heiratete die Mutter, damals noch eine bildschöne Frau, bereits ein Jahr später den Schauspieler Piet Breeken, der schon einige Monate in dem gastfreundlichen Haus des reichen Reeders Arno Larsen ein und aus gegangen war.
Arno Larsen war ganz überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. Niemand hatte damit gerechnet, zuletzt wohl er selbst, eine imposante Erscheinung, hochangesehen in der Hansestadt.
Für die kleine, zarte Rosmarie war es einem Weltuntergang gleichgekommen, und ihr kindliches Herz hatte sich verhärtet, als die Mutter dann den jüngeren Mann heiratete, den sie nicht ausstehen konnte.
Piet Breeken hatte seine Chance genutzt. Er hatte mit Erfolg den Seelentröster bei der labilen Frau gespielt, der von ihrem Mann alle Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt worden waren. Und schon ein knappes Jahr später wurde der kleine Tim geboren, der jetzt dreieinhalb Jahre zählte.
Rosmarie war ein kluges Kind. Sie durchschaute den neuen Mann im Hause schneller als ihre Mutter. Und es schien, als fürchtete Piet Breeken die klaren Kinderaugen, denn er sorgte dafür, dass Rosmarie in ein Internat kam.
Dann, vor ein paar Monaten, war Irene Breeken schwer erkrankt. Sie wollte ihre Tochter bei sich haben. Sie hatte ihre Fehlentscheidung eingesehen, ohne sie jedoch auch öffentlich eingestehen zu wollen. Sie schämte sich, und sie quälte sich. Und Piet Breeken lebte munter drauflos und vergeudete ihr Geld.
An das Geld von Rosmarie kam er nicht heran. Sie war die Haupterbin. Das hatte er nicht gewusst, als er die Ehe einging. Das war ihm erst an Rosmaries fünfzehnten Geburtstag bekannt geworden. Aber Irene stammte aus einer reichen Familie und hatte ihr eigenes Vermögen. Es reichte Piet Breeken vorerst. Drei Monate war er auf Tournee gewesen. Ein blendender Schauspieler war er schon, nur viel zu leichtfertig. Seine allerbeste Rolle hatte er im Hause Larsen gespielt.
»Bitte, lass mich doch nicht allein«, flehte Irene Breeken ihre Tochter an, die zu einer aparten, aber sehr herben jungen Dame herangewachsen war.
»Du hast es so gewollt, Mama«, sagte Rosmarie. »Lass dich scheiden, dann komme ich zurück. Aber für den Augenblick habe ich meine Entscheidung bereits getroffen. Ich gehe auf den Lauritzhof ins Internat. Michelle ist dort. Sie ist meine beste Freundin.«
Ja, Rosmarie war mit ihren siebzehneinhalb Jahren lebenstüchtiger als ihre siebenunddreißigjährige Mutter.
Sie hasste Piet Breeken, der sich so selbstverständlich hier, im Hause ihres Vaters, eingenistet hatte, aus tiefster Seele. Sie begriff es selbst nicht, dass sie den kleinen Tim so lieben konnte. Vielleicht deshalb, weil sein Vater auch nichts für ihn übrig hatte.
»Er wird niemals in die Scheidung einwilligen«, flüsterte Irene.
»Nicht, solange hier noch etwas zu holen ist«, erklärte Rosmarie bitter. »Aber bald wird nichts mehr da sein, und an mein Vermögen kann er nicht heran. Und eines Tages bin ich mündig. Ich werde alles versuchen, damit ich vorzeitig für mündig erklärt werde, und dann werfe ich ihn aus dem Haus. Dann musst du dich endgültig entscheiden, Mama.«
Wenn ich dann noch lebe, dachte Irene, aber sie trug so viel Schuldbewusstsein in sich herum, dass sie Rosmaries junge Seele nicht noch mehr belasten wollte.
Und dann stand plötzlich der Knirps im Zimmer. Sie hatten ihn nicht kommen hören.
»Romi, spielst du jetzt mit mir?«, bat er. »Ich warte schon so lange auf dich.«
»Wir gehen spazieren, Tim«, sagte sie, und da freute er sich. Seine Mutter beachtete er gar nicht.
»Mama ist immer bloß krank«, sagte er, als er an Rosmaries Hand die Straße entlangtrippelte. »Sie geht nie spazieren mit Tim.«
Rosmarie zog es das Herz zusammen, denn bald würde auch sie nun nicht mehr hier sein, die Ferien neigten sich dem Ende entgegen.
»Du gehst aber nie mehr weg, Romi«, flehte er da auch schon.
»Ich muss aber, Tim«, sagte sie. »Ich muss zur Schule gehen und noch viel lernen.«
»Nimm mich doch mit«, sagte er weinerlich, »bitte, bitte, nimm mich mit.«
»Dann ist die Mama sehr traurig, Tim.«
»Aber ich bin auch traurig, wenn du wieder weggehst, und ich habe große Angst, wenn der Papa wiederkommt.«
Ich muss etwas tun, wenigstens für den Kleinen muss ich etwas tun, dachte Rosmarie.
»Wir fahren jetzt zu einem ganz lieben Onkel, Tim«, sagte sie. »Der sich um euch kümmern wird.«
Sie hoffte es aus tiefster Seele, dass Albert Klemens diesem Wunsch entsprechen würde, so tief auch seine Abneigung gegen Piet Breeken war. Er war der beste Freund ihres Vaters gewesen und ihr Pate. Sie hatte ihn allerdings schon lange nicht mehr gesehen, und es war zu befürchten, dass er von ihrem Anliegen nichts wissen wollte.
»Ist es auch wirklich ein lieber Onkel«, fragte Tim ein wenig ängstlich.
Sie stieg mit dem Jungen in ein Taxi. Für Tim war das ein Ereignis, denn in seinem jungen Leben war er sehr selten durch die Stadt gefahren und nun gleich hinaus aufs Land. Plötzlich konnte er fragen. Sein Gesichtchen hatte Farbe bekommen, seine Augen leuchteten erwartungsvoll.
Dann, nach vierzig Minuten, hielten sie vor einem herrlichen Besitz.
»Warten Sie bitte«, bat Rosmarie den Fahrer. »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn es länger dauert.«
Ganz plötzlich war ihr eingefallen, dass sie die Fahrt umsonst gemacht haben könnte, dass Onkel Albert gar nicht da wäre.
»Eine hübsche Summe«, brummte der Fahrer mürrisch, und in seinen Augen war Misstrauen zu lesen, das die sensible Rosmarie ganz gewaltig kränkte.
»Hier haben Sie fünfzig Euro«, sagte sie kühl.
Dann nahm sie Tim bei der Hand und trat mit ihm durch das schmiedeeiserne Tor, das weit offenstand. Anwesend war also bestimmt jemand.
Ein dralles, junges Mädchen öffnete ihr die Haustür.
»Ich möchte Herrn Klemens sprechen, mein Name ist Rosmarie Larsen.«
Tim klammerte sich an sie, als sich das Mädchen entfernte. Die große Diele mit den vielen Geweihen war ihm wohl ein bisschen unheimlich.
Rosmarie dagegen dachte an ihre Kindheit. Sie war oft hier gewesen und hatte mit dem geliebten Vater manches Wochenende hier verbracht, wenn ihre Mutter zur Kur weilte. Kränklich war Mama immer gewesen, das ging ihr jetzt durch den Sinn, und dann öffneten sich ihre Augen plötzlich staunend, denn anstelle des erwarteten Onkel Albert trat ein junger Mann durch eine Tür in die Diele.
»Rosmarie, sehe ich recht?«, rief er aus.
»Ulrich?« Es klang fragend. Sie konnte es nicht begreifen, dass dieser hochgewachsene junge Mann Onkel Alberts Sohn sein sollte. Sie hatte ihn nur als halbwüchsigen Frechdachs in Erinnerung, der sie ständig neckte wegen ihres jungenhaften Aussehens. Ulrich war sieben Jahre älter als sie. Als sie das letzte Mal hiergewesen war, hatte er gerade sein Abitur gemacht.
»Genau der bin ich. Aber wir hätten uns auf der Straße wohl beide nicht mehr erkannt und wären aneinander vorbeigelaufen. Du bist ja eine richtige junge Dame geworden. Und wer ist das?«
»Mein kleiner Bruder Tim«, erwiderte Rosmarie.
Sein Gesicht überschattete sich, doch bevor er etwas sagen konnte, sagte sie: »Eigentlich wollte ich zu Onkel Albert.«
»Da hast du Pech, und Paps wird es leid tun. Er