Im Sonnenwinkel 60 – Familienroman: Die sich nach Liebe sehnen
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Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Schrilles Läuten verkündete das Ende der Schulstunde, setzte zugleich den Schlusspunkt hinter diesen Vormittag. Es war ein Viertel nach zwölf Uhr, und vor dem Gymnasium der Stadt Hohenborn herrschte bald wilder Trubel.
Hannes Auerbach war einer der ersten, die aus dem Schulgebäude stürmten. Er und seine Freunde hatten es immer mächtig eilig, denn bevor der Bus zum Sonnenwinkel abfuhr, wurde erst noch die Eisdiele aufgesucht.
Verblüfft blieb Hannes stehen, als eine wohlvertraute Stimme seinen Namen rief. Seine bildhübsche Schwester stand vor ihm, die junge Frau des Studienrates Dr. Fabian Rückert.
»Was machst du denn hier, Ricky?«, fragte Hannes verwirrt.
»Ich möchte meinen Mann abholen, wenn es gestattet ist«, erwiderte Ricky schelmisch. »Du hast es wohl eilig?«
»So eilig nun auch wieder nicht«, erwiderte Hannes, obgleich seine Freunde schon nach ihm riefen. »Weiß Fabian, dass du wartest, oder soll ich ihm Bescheid sagen?«
»Da kommt er ja schon«, sagte Ricky.
Ja, da kam er, der junge Dr. Rückert, Schwarm aller Mädchen des Gymnasiums, was auch durchaus verständlich war, denn er war ein sehr attraktiver Mann.
Es hatte schon immer gewisse Probleme aufgeworfen, auch damals, als Ricky noch seine Schülerin gewesen war, aber wer wollte es ihm verdenken, dass er sich Hals über Kopf in das bezaubernde Töchterlein des Professor Auerbach verliebt hatte, der das schöne Haus im Sonnenwinkel kaufte, als Ricky gerade das letzte Schuljahr begann.
Ricky hatte ihr Abitur gemacht, obgleich sie dann schon heimlich mit Fabian verlobt war, und gleich nach dem Schulabschluss war geheiratet worden.
Nun waren sie schon Eltern eines entzückenden kleinen Sohnes, und Ricky erwartete ihr
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Buchvorschau
Im Sonnenwinkel 60 – Familienroman - Patricia Vandenberg
Im Sonnenwinkel
– 60 –
Die sich nach Liebe sehnen
Patricia Vandenberg
Schrilles Läuten verkündete das Ende der Schulstunde, setzte zugleich den Schlusspunkt hinter diesen Vormittag. Es war ein Viertel nach zwölf Uhr, und vor dem Gymnasium der Stadt Hohenborn herrschte bald wilder Trubel.
Hannes Auerbach war einer der ersten, die aus dem Schulgebäude stürmten. Er und seine Freunde hatten es immer mächtig eilig, denn bevor der Bus zum Sonnenwinkel abfuhr, wurde erst noch die Eisdiele aufgesucht.
Verblüfft blieb Hannes stehen, als eine wohlvertraute Stimme seinen Namen rief. Seine bildhübsche Schwester stand vor ihm, die junge Frau des Studienrates Dr. Fabian Rückert.
»Was machst du denn hier, Ricky?«, fragte Hannes verwirrt.
»Ich möchte meinen Mann abholen, wenn es gestattet ist«, erwiderte Ricky schelmisch. »Du hast es wohl eilig?«
»So eilig nun auch wieder nicht«, erwiderte Hannes, obgleich seine Freunde schon nach ihm riefen. »Weiß Fabian, dass du wartest, oder soll ich ihm Bescheid sagen?«
»Da kommt er ja schon«, sagte Ricky.
Ja, da kam er, der junge Dr. Rückert, Schwarm aller Mädchen des Gymnasiums, was auch durchaus verständlich war, denn er war ein sehr attraktiver Mann.
Es hatte schon immer gewisse Probleme aufgeworfen, auch damals, als Ricky noch seine Schülerin gewesen war, aber wer wollte es ihm verdenken, dass er sich Hals über Kopf in das bezaubernde Töchterlein des Professor Auerbach verliebt hatte, der das schöne Haus im Sonnenwinkel kaufte, als Ricky gerade das letzte Schuljahr begann.
Ricky hatte ihr Abitur gemacht, obgleich sie dann schon heimlich mit Fabian verlobt war, und gleich nach dem Schulabschluss war geheiratet worden.
Nun waren sie schon Eltern eines entzückenden kleinen Sohnes, und Ricky erwartete ihr zweites Kind. Die schon unübersehbaren Rundungen taten ihrer Schönheit keinen Abbruch, ganz im Gegenteil! Das schelmische Lächeln, mit dem sie ihren Mann begrüßte, hätte Fabian fast verführt, ihr mitten auf der Straße und vor allen neugierigen Blicken einen Kuss zu geben.
»Mich braucht ihr jetzt wohl nicht mehr«, sagte Hannes grinsend.
»Fährst du nicht mit uns heim?«, fragte Fabian.
»Das hatte ich eigentlich nicht vor«, warf Ricky schnell ein. »Ich wollte mir noch etwas kaufen, wobei ich gern deine Zustimmung hätte.«
»Mittags haben doch die Läden zu«, sagte Fabian.
»Die Boutique, die ich vorhin entdeckt habe, nicht«, erklärte Ricky. »Ich habe der Besitzerin auch schon gesagt, dass ich noch mal mit dir kommen würde. – Hannes«, wandte sie sich an ihren Bruder, »du fährst doch gleich heim?«
»Wie üblich«, erwiderte er. »Ich hole mir nur noch schnell ein Eis.«
»Dann sag Mami bitte, dass wir ein bisschen später kommen.«
»Mache ich.«
Ricky drückte ihm ein Euro in die Hand. »Da, fürs Eis«, sage sie. »Verpass den Bus nicht.«
»Bestimmt nicht.« Er zwinkerte seinem Schwager zu. »Wie es scheint, wirst du mal wieder einen Hunderter locker machen müssen, Fabian. Also dann, bis nachher.«
Er lief nun schnell davon, und Ricky sah ihren Mann ein bisschen verlegen an.
»Oder hast du großen Hunger?«, fragte sie, sich daran erinnernd, dass er einen anstrengenden Vormittag hinter sich hatte.
»Ich werde schon nicht gleich umfallen«, erwiderte er lächelnd. »Was lockt dich denn so?«
»Ein Kleid, ein ganz wunderhübsches Kleid.«
»Hier in Hohenborn?«, fragte er staunend.
»Hohenborn macht sich«, nickte Ricky. »Da ist eine ganz zauberhafte Boutique eröffnet worden. Ganz zufällig habe ich sie entdeckt, als ich vom Zahnarzt kam.«
»Und was hat der Zahnarzt gesagt?«, erkundigte sich Fabian erst einmal.
»Dass alles in bester Ordnung ist. Ich passe ja auch auf. Mich kostet nicht jedes Kind einen Zahn.« Sie lächelte schelmisch.
»Paps hat mir doch zum Geburtstag einen Scheck in die Hand gedrückt«, sagte sie, »damit ich mir etwas kaufe, was mir gefällt. Und heute habe ich halt etwas gefunden. Es ist wirklich ein ganz zauberhaftes Kleid, Fabian.«
»Wird es denn auch noch passen?«, fragte er neckend und schaute sie an.
»Es ist doch ein Umstandskleid, aber so was Hübsches habe ich noch nirgends entdeckt.«
»Und wo befindet sich diese Boutique, die dem exklusiven Geschmack meiner Frau Genüge tun kann?«
»Wo früher das Lebensmittelgeschäft von den Langs war«, erwiderte Ricky.
»Was, in dem alten Bau?«, fragte er staunend.
»Du wirst sehen, was aus diesem alten Laden geworden ist«, sagte Ricky, und schon bogen sie um die Ecke in die Nebenstraße ein.
Man sah die rote Markise schon von Weitem leuchten. »Bei Claudia« stand in schwarzen Buchstaben darauf.
»Recht riskant für unsere braven Hohenborner«, meinte Fabian.
»Hohenborn hat sich doch mächtig herausgemacht«, sagte Ricky. »So was wie diese Boutique hat uns wahrhaftig gefehlt. Und so teuer wie in München ist es nicht.«
Mit München war Hohenborn natürlich nicht zu vergleichen, wenn es sich auch gewaltig herausgemacht hatte in den letzten Jahren. Die Münster-Werke hatten viel dazu beigetragen, die Bevölkerungszahl war um sechstausend angestiegen.
Und diese Boutique, vor der sie nun standen, hätte wahrhaftig jeden Vergleich mit einer jener exklusiven in München ausgehalten, in denen Stella zu kaufen pflegte. Einen neuen Anstrich hatte die Fassade des alten Hauses auch bekommen.
»Das Haus gehörte den Eltern eines Schulfreundes von Papa«, sagte Fabian. »Er hat nichts davon gesagt, dass es verkauft worden ist.«
»Vielleicht wurde es gar nicht verkauft«, sagte Ricky. »Aber schau dir doch das Kleid an, Fabian. Ist es nicht zauberhaft?«
Er wusste gleich, welches sie meinte. Er kannte den Geschmack seiner Frau, wenngleich jedes Modell, das sich in dem Schaufenster befand, aussagte, dass auch die Besitzerin dieser Boutique einen außergewöhnlich guten Geschmack besaß.
»Schon gekauft«, sagte Fabian.
»Falls es passt«, meinte Ricky nun doch ein bisschen kleinlaut.
Ein Glockenspiel ertönte, als sie durch die Tür traten, und dann sah Fabian in ein ungewöhnlich apartes Gesicht, das von weit auseinanderstehenden graugrünen Augen beherrscht wurde. Herrliches Haar schmiegte sich in seidiger Fülle um dieses Gesicht, das irgendwie an eine Göttin der Antike erinnerte.
»Guten Tag«, sagte Ricky. »Jetzt bringe ich meinen Mann mit. Das Kleid gefällt ihm auch. Ich würde es gern anprobieren.«
Und während die junge Frau mit behutsamen Händen das duftige Gebilde aus dem Schaufenster nahm, kam ein etwa zwölfjähriger Junge in den Laden gestürmt. Doch wie erstarrt blieb er stehen, als er Dr. Rückert erblickte, und sein frisches Gesicht verlor die Farbe.
»Herr Dr. Rückert«, stammelte er.
»Christoph«, fragte Fabian, »suchst du mich?«
»Nein, meine Mami!«
»Ja, Chris, was ist denn?«, fragte Claudia.
»Entschuldige, Mami«, sagte der Junge stockend.
»Sie sind Christophs Mutter?« Fragend blickte Fabian die junge Frau an, der nun dunkle Glut in die Wangen stieg.
»Ja, Claudia Ravenstein ist mein voller Name.«
»Christoph ist der neue Schüler in meiner Klasse«, sagte Fabian erklärend zu Ricky.
»Sie sind Christophs Klassenlehrer?«, fragte nun Claudia Ravenstein konsterniert.
»Ja, gewiss, und damit er nicht verschreckt ist, will ich ihm doch gleich erklären, dass ich nicht seinetwegen hier bin, sondern weil sich meine Frau dieses reizende Kleid kaufen möchte.«
Christoph atmete hörbar auf.
»Ich dachte schon, dass ich gleich die erste Arbeit verhauen hätte«, murmelte er.
Fabian lächelte. »Wenn du es nicht weitersagst, verrate ich dir, dass du sogar eine der besten Arbeiten geschrieben hast.«
Die Augen des Jungen strahlten. Er hatte die gleichen schönen Augen wie seine Mutter.
»Ich freue mich«, flüsterte er. Und dann sah er Ricky an. »Sie haben eine sehr schöne Frau«, fuhr er fort. »Solche Damen zieht Mami gern an.«
Claudia lächelte verlegen. »Geh jetzt zu Helli, Chris. Sie hat schon das Essen für euch vorbereitet.«
Christoph machte eine höfliche Verbeugung. Er war ein bildhübscher Junge, seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
»Meine Schwester hat ihn in der Schule angemeldet«, erklärte Claudia Ravenstein stockend. »Ich hatte so viel mit dem Einrichten des Geschäfts zu tun. Aber es freut mich sehr, dass ich Christophs Klassenlehrer nun doch sobald kennenlerne.«
Sie hielt das Kleid zwischen ihren schönen, schlanken Händen und sah mehr Ricky an, als Fabian Rückert.
»Chris ist kein besonders guter Schüler«, sagte sie leise. »Ich weiß es, aber wenn ich gleich zu allen Lehrern rennen würde, könnte ich nur noch alles schlimmer machen. Chris findet leider selten Kontakt zu seinen Lehrern. Er hat auch zu oft die Schulen wechseln müssen.«
»Ich kann mich nicht über ihn beklagen«, sagte Fabian. »Nach einer Woche kann ich natürlich nicht beurteilen, was in ihm steckt, aber in Englisch hat er bisher nicht versagt.«
»Und das war immer sein schlechtestes Fach«, sagte Claudia Ravenstein erstaunt. »Entschuldigen Sie bitte, Frau Rückert, Sie wollten das Kleid probieren.« Sie reichte es Ricky.
»Das läuft doch nicht davon«, sagte Ricky leger. »Mein