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Im Sonnenwinkel 48 – Familienroman: Erste Begegnung mit der Liebe
Im Sonnenwinkel 48 – Familienroman: Erste Begegnung mit der Liebe
Im Sonnenwinkel 48 – Familienroman: Erste Begegnung mit der Liebe
eBook126 Seiten1 Stunde

Im Sonnenwinkel 48 – Familienroman: Erste Begegnung mit der Liebe

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Über dieses E-Book

Im Sonnenwinkel ist eine Familienroman-Serie, bestehend aus 75 in sich abgeschlossenen Romanen. Schauplätze sind der am Sternsee gelegene Sonnenwinkel und die Felsenburg, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.

»Wie spät ist es genau, Mami?«, fragte Bambi Auerbach.


»Halb drei«, erwiderte Inge Auerbach geduldig, obgleich sich diese Fragen seit zwei Uhr in kurzen Abständen wiederholten. »Ihr kommt schon zur rechten Zeit zum Zirkus. Die Karten haben wir doch schon.«


In Hohenborn gastierte ein Wanderzirkus, und schon seit Tagen wartete Bambi voller Aufregung auf die erste Vorstellung.


»Eine halbe Stunde vorher brauchen wir auch nicht da zu sein«, sagte Hannes. »Gott, was wird es da schon zu sehen geben. Versäumen werden wir bestimmt nichts.«


»Das sagst du«, meinte Bambi. »Aber was können die armen Leute denn dafür, dass sie nicht so viele Tiere haben. Sie sind arm. Ein bisschen müssen wir sie unterstützen. Das sagt Mami auch. Und ein großer Zirkus kommt nicht nach Hohenborn.«


»Das ist ja das Kreuz«, brummte Hannes. »Da kommt ja Manuel. Dann können wir starten, damit du nur ja nichts verpasst.«


»Magst du nicht mit uns gehen?«, fragte Bambi betrübt.


»Klar gehe ich mit, das ist doch abgemacht. Nun sei doch nicht gleich böse, Bambi.«


»Ich bin nicht böse, ich bin traurig, wenn du gar keinen Spaß hast«, sagte Bambi.


»Wollen wir doch erst mal sehen, ob du Spaß hast, Kleine«, meinte Hannes.


Er fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Es behagte ihm nicht so recht, Kindermädchen bei den Kleineren zu spielen. Er fürchtete auch ein wenig den Spott seiner Klassenkameraden, von denen wahrscheinlich auch einige im Zirkus sein würden. Lieber wäre es ihm schon gewesen, seine Mutter wäre mit den Kindern gegangen, aber sie war beim Zahnarzt angemeldet, und das war wichtiger,
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum9. Dez. 2015
ISBN9783959796347
Im Sonnenwinkel 48 – Familienroman: Erste Begegnung mit der Liebe

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    Buchvorschau

    Im Sonnenwinkel 48 – Familienroman - Patricia Vandenberg

    Im Sonnenwinkel

    – 48 –

    Erste Begegnung mit der Liebe

    Patricia Vandenberg

    »Wie spät ist es genau, Mami?«, fragte Bambi Auerbach.

    »Halb drei«, erwiderte Inge Auerbach geduldig, obgleich sich diese Fragen seit zwei Uhr in kurzen Abständen wiederholten. »Ihr kommt schon zur rechten Zeit zum Zirkus. Die Karten haben wir doch schon.«

    In Hohenborn gastierte ein Wanderzirkus, und schon seit Tagen wartete Bambi voller Aufregung auf die erste Vorstellung.

    »Eine halbe Stunde vorher brauchen wir auch nicht da zu sein«, sagte Hannes. »Gott, was wird es da schon zu sehen geben. Versäumen werden wir bestimmt nichts.«

    »Das sagst du«, meinte Bambi. »Aber was können die armen Leute denn dafür, dass sie nicht so viele Tiere haben. Sie sind arm. Ein bisschen müssen wir sie unterstützen. Das sagt Mami auch. Und ein großer Zirkus kommt nicht nach Hohenborn.«

    »Das ist ja das Kreuz«, brummte Hannes. »Da kommt ja Manuel. Dann können wir starten, damit du nur ja nichts verpasst.«

    »Magst du nicht mit uns gehen?«, fragte Bambi betrübt.

    »Klar gehe ich mit, das ist doch abgemacht. Nun sei doch nicht gleich böse, Bambi.«

    »Ich bin nicht böse, ich bin traurig, wenn du gar keinen Spaß hast«, sagte Bambi.

    »Wollen wir doch erst mal sehen, ob du Spaß hast, Kleine«, meinte Hannes.

    Er fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Es behagte ihm nicht so recht, Kindermädchen bei den Kleineren zu spielen. Er fürchtete auch ein wenig den Spott seiner Klassenkameraden, von denen wahrscheinlich auch einige im Zirkus sein würden. Lieber wäre es ihm schon gewesen, seine Mutter wäre mit den Kindern gegangen, aber sie war beim Zahnarzt angemeldet, und das war wichtiger, da sie schon seit Tagen von Schmerzen geplagt wurde.

    Sechs Kinder aus dem Sonnenwinkel fuhren mit.

    Inge Auerbach brachte sie zu dem Platz, auf dem das Zirkuszelt aufgebaut worden war.

    »Pass schön auf, Hannes«, ermahnte sie ihren Sohn.

    »Wir sind schon brav, Tante Inge«, sagte Manuel Münster.

    »Ich hole euch dann ab«, sagte Inge Auerbach. »Viel Spaß, Kinder.«

    Sie winkte ihnen zu. Sie sah die schmale, kleine Gestalt nicht, die an einem Wohnwagen lehnte und zu den fröhlichen schwatzenden Kindern hinüberblickte.

    Die sah nur Bambi, die blitzgeschwind ihre Blicke umherschweifen ließ, denn Zirkus war etwas, was Bambis Fantasie ungeheuer anregte.

    »Jacky«, rief eine harte Stimme aus einem Wohnwagen. »Zieh dich um. Wo steckst du denn?«

    Bambi fing einen Blick aus tiefblauen Augen auf. Das Kind, von dem Bambi nicht wusste, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, erklomm die Stufen zu dem Wohnwagen. Bambi stand still und rührte sich nicht.

    Hannes hatte Bambis Hand gefasst. »Nun komm schon«, sagte er. »Du hast es doch gar nicht erwarten können.«

    »Machen da auch Kinder mit?«, fragte Bambi ihren großen Bruder.

    »Weiß ich doch nicht. Das werden wir schon sehen.«

    Manuel drehte sich um. »Sind schon eine Menge Leute da«, sagte er. »Kommt endlich.«

    »Wir haben doch nummerierte Plätze«, meinte Hannes.

    »Und wenn sich doch einer hinsetzt?«, fragte Bambi.

    »Dann muss er auch wieder aufstehen«, erwiderte Hannes ein wenig gereizt.

    Aber sie bekamen ihre Plätze, und es ertönte auch schon blecherne Musik. Erwartungsvoll harrten die Kinder auf den Beginn der Vorstellung. Bambi saß ganz still da. Sie beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Sie starrte unentwegt auf den roten verschlissenen Vorhang, der sich dann endlich auftat.

    *

    Hannes fand es gar nicht so schlecht, was da geboten wurde. Er war ganz fasziniert, als die Ponys ihre Kunststücke zeigten. Und dann kam auf einem weißen Pferd ein Kind hereingeritten, das zu einer weißen Hose eine mit Goldbordüren verzierte Jacke trug. Das fand Hannes affig, aber die Akrobatik, die dieses winzig erscheinende Geschöpf im Sattel zeigte, rang ihm doch Bewunderung ab.

    »Toll«, sagte er zu Bambi, die neben ihm saß und keinen Blick von der Manege wandte.

    »Ist das ein Junge oder ein Mädchen?«, fragte Bambi.

    »Natürlich wird das ein Junge sein«, meinte Hannes und begann zu klatschen, als Pferd und Kind hinausritten.

    »Warum ist das natürlich?«, fragte Bambi, die zu Hannes’ Überraschung keinen Finger rührte.

    »So was kann doch bloß ein Junge«, erwiderte er.

    »Du traust Mädchen auch gar nichts zu«, sagte Bambi.

    »Hat es dir nicht gefallen?«, fragte er.

    »Doch, aber ich hatte immer Angst. Wenn es nun mal fällt. Wenn es sich wehtut. So gut gefällt mir Zirkus gar nicht, wenn Kinder mitmachen.«

    »Bist ein Tschapperl«, sagte er. »Dafür zahlen wir doch Eintritt.«

    »Was bekommt es denn dafür?«, fragte Bambi.

    »Was du alles wissen willst. Vielleicht ist es das Kind von den Besitzern«, antwortete Hannes und machte damit den Fragen erst einmal ein Ende.

    Sie sahen das Kind noch öfter in allen denkbaren Verkleidungen. Bambi erkannte immer nur die blauen Augen, die sogar nicht zu den Späßen zu passen schienen, die der kleine Clown zeigte.

    »Es riecht nicht gut hier«, sagte sie, als das zierliche Persönchen nach ein paar Purzelbäumen hinter dem verschlissenen Vorhang verschwand.

    »Jetzt ist auch Pause. Wir können Luft schnappen«, sagte Hannes. Und die Kinder erhoben sich von ihren Plätzen und verließen das Zelt.

    Die Kinder lachten und schwatzten durcheinander. Bambi beteiligte sich nicht daran, was sehr verwunderlich war. Sie ließ ihre Blicke umherschweifen. Immer mehr Kinder drängten sich um sie, und das nutzte Bambi rasch aus und entwischte. Das Zirkuskind hatte ihr Interesse so sehr erregt, dass sie es nochmals von Nahem sehen wollte.

    Unversehens fand sich Bambi zwischen den Wohnwagen wieder, und schon hörte sie eine kreischende Stimme.

    »Schon wieder hast du Hunger, du unnützer Esser«, keifte eine hagere Frau mit roten Haaren, die Bambi ziemlich genau sehen konnte, als sie um den Wohnwagen lugte. Ein gewichtiger Mann kam aus einem anderen und gab dem Kind ein paar schallende Ohrfeigen.

    Bambi zuckte zusammen. Ihr Gerechtigkeitssinn hätte sie fast zu einer Unbesonnenheit veranlasst. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie sah das Kind, das unter den heftigen Schlägen hin und her taumelte, aber keinen Laut von sich gab. Bambi musste die Lippen ganz fest aufeinanderpressen, um sich nicht auch zu verraten.

    Sie duckte sich und kroch unter dem Wohnwagen hindurch.

    »Du kriegst erst was, wenn du die Trapeznummer absolviert hast«, sagte die Frau. »Nimm dich zusammen, Jacky, sonst setzt es wieder was.«

    »Ich habe aber Angst«, sagte das Kind jetzt leise. Fast konnte Bambi es nicht verstehen. »Mir wird schwindelig, wenn ich Hunger habe.«

    Bambi war außer sich vor Zorn. Das wollte sie ihren Eltern erzählen und allen, die Spaß am Zirkus fanden.

    »Jetzt ziehst du dich um«, sagte die Frau im Befehlston, der keinen Widerspruch duldete, zu dem Kind. »In zehn Minuten bist du dran.«

    Der Mann war schon wieder in dem anderen Wohnwagen verschwunden. Die Frau folgte ihm. Das Kind blieb noch ein paar Sekunden stehen, dann sah Bambi, wie es geduckt davonlief.

    Sie überlegte nicht mehr lange, kroch unter dem Wagen hervor und rannte dem Kleinen nach. An Hannes und die anderen Kinder dachte sie augenblicklich gar nicht.

    Der Kleine war hinter den Büschen verschwunden. Bambi konnte ihn nicht sehen.

    »Jacky«, rief sie, denn den Namen hatte sie gleich behalten. »Hab keine Angst. Ich heiße Bambi und tue dir nichts.«

    »Pssst, sonst finden sie mich«, wisperte es hinter dem Gebüsch hervor. »Hier bin ich.« Eine kleine schmutzige Hand kam hervor. Bambi bahnte sich einen Weg durch das Gestrüpp. Da hockte das kleine Geschöpf am Boden, das Gesicht von Schminke, Tränen und Schmutz verschmiert. Die blauen Augen leuchteten jetzt aber auf, als Bambi sich auch hinhockte.

    »Hab dich schon gesehen«, sagte Jacky.

    »Ich dich auch. Habe auch alles gehört. Geschlagen hat er dich auch. Gemein ist das.«

    »Sie schlagen mich noch mal tot«, flüsterte das Kind. »Aber ich laufe jetzt weg. Ich gehe nicht mehr zurück. Ich habe solche Angst.«

    Bambi überlegte schnell. Wie sagte ihre Mami immer?

    Man soll Menschen, die in Not sind, helfen, ohne lange zu überlegen. Manchmal können Minuten ein Leben entscheiden.

    Ja, Minuten. Wenn diese schrecklicher Menschen kamen, war Jacky verloren.

    »Ich bringe dich weg«, flüsterte sie. »Ich verstecke dich. Dann überlegen wir in Ruhe.«

    »Kriegst du keine Schläge, wenn du fortläufst?«, fragte Jacky.

    »Ich kriege nie Schläge, und ich laufe ja nicht fort. Ich will dir nur helfen.«

    »Jacky«, hörten sie da eine dröhnende Stimme. »Sofort kommst du her, die Vorstellung beginnt.«

    »Schreien kann der«, wisperte Bambi, »da fällt man bald um. Hab keine Angst, die finden dich nicht.«

    Vertrauensvoll sahen die blauen Augen sie an. Bambi fühlte sich als Retterin. Sie

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