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Im Sonnenwinkel 6 – Familienroman: Kein Platz für Susanne
Im Sonnenwinkel 6 – Familienroman: Kein Platz für Susanne
Im Sonnenwinkel 6 – Familienroman: Kein Platz für Susanne
eBook129 Seiten1 Stunde

Im Sonnenwinkel 6 – Familienroman: Kein Platz für Susanne

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Über dieses E-Book

Im Sonnenwinkel ist eine Familienroman-Serie, bestehend aus 75 in sich abgeschlossenen Romanen. Schauplätze sind der am Sternsee gelegene Sonnenwinkel und die Felsenburg, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.

Sorgfältig wickelte Petra Höllering die Gläser in Seidenpapier und verstaute sie in der schon fast vollen Kiste. Sie richtete sich auf, als eine Tür zuschlug. Als sie sich umwandte, lehnte ein schlankes junges Mädchen an der kahlen Wand. Ein spöttisches Lächeln gab dem hübschen Gesicht einen Ausdruck, der Petra frösteln ließ. »Immer fleißig, liebe Petra?«, sagte Dagmar Höllering, achtzehn Jahre jung und Ralf Höllerings Tochter aus erster Ehe, zu ihrer Stiefmutter. »Das Auspacken wird dann noch anstrengender, aber ihr habt es ja nicht anders gewollt.« »Möchtest du nicht deine Sachen selbst einpacken, Dagmar?«, fragte Petra gepresst. »Ich? Wie komme ich dazu!«, brauste das junge Mädchen auf. »Ich wollte ja nicht in dieses komische Erlenried. Warum zwingt ihr mich eigentlich, auch von hier fortzugehen, wo ich alle meine Freunde hab? Nicht einen Finger rühre ich! Jede Minute, die ich noch hier sein kann, koste ich aus!« Sie war schon draußen, bevor Petra noch etwas erwidern konnte. Mit lautem Knall flog die Haustür ins Schloss. Das Echo hallte von den kahlen Wänden wider. Petra sank erschöpft auf einen Stuhl und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum1. Jan. 2015
ISBN9783863776510
Im Sonnenwinkel 6 – Familienroman: Kein Platz für Susanne

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    Buchvorschau

    Im Sonnenwinkel 6 – Familienroman - Patricia Vandenberg

    Im Sonnenwinkel

    – 6 –

    Kein Platz für Susanne

    Warum kann Petra ihr Kind nicht zu sich nehmen?

    Patricia Vandenberg

    Sorgfältig wickelte Petra Höllering die Gläser in Seidenpapier und verstaute sie in der schon fast vollen Kiste. Sie richtete sich auf, als eine Tür zuschlug. Als sie sich umwandte, lehnte ein schlankes junges Mädchen an der kahlen Wand. Ein spöttisches Lächeln gab dem hübschen Gesicht einen Ausdruck, der Petra frösteln ließ.

    »Immer fleißig, liebe Petra?«, sagte Dagmar Höllering, achtzehn Jahre jung und Ralf Höllerings Tochter aus erster Ehe, zu ihrer Stiefmutter. »Das Auspacken wird dann noch anstrengender, aber ihr habt es ja nicht anders gewollt.«

    »Möchtest du nicht deine Sachen selbst einpacken, Dagmar?«, fragte Petra gepresst.

    »Ich? Wie komme ich dazu!«, brauste das junge Mädchen auf. »Ich wollte ja nicht in dieses komische Erlenried. Warum zwingt ihr mich eigentlich, auch von hier fortzugehen, wo ich alle meine Freunde hab? Nicht einen Finger rühre ich! Jede Minute, die ich noch hier sein kann, koste ich aus!«

    Sie war schon draußen, bevor Petra noch etwas erwidern konnte. Mit lautem Knall flog die Haustür ins Schloss. Das Echo hallte von den kahlen Wänden wider.

    Petra sank erschöpft auf einen Stuhl und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Ihr war zum Weinen zumute.

    Sie hatte sich so auf Erlenried gefreut, auf eine andere Umgebung, von der sie hoffte, dass auch die Kinder ihres Mannes eine andere Einstellung zu ihr finden würden, fern von all den alten Bekannten, die sie immer wieder gegen sie beeinflussten.

    Mit wie viel aufrichtigen Wünschen hatte sie diese Ehe geschlossen, sich Ralf Höllerings Liebe ganz sicher fühlend. Ja, er liebte sie, aber seine Kinder wollten einfach keinen engeren Kontakt, Dagmar nicht und der fünfzehnjährige Adrian auch nicht, wenngleich sie mit dem noch besser zurechtkam, denn er beurteilte sie vorerst nur nach ihren Kochkünsten.

    Ein halbes Jahr war sie nun schon Ralfs Frau, und sie gab sich alle erdenkliche Mühe, seinen Kindern eine Freundin zu sein. Mehr konnte und wollte sie mit ihren erst dreißig Jahren auch nicht.

    Ralf hatte verstanden, all ihre Bedenken zu zerstreuen. Sie gewöhnen sich schon daran, hatte er gesagt. Vergiss nicht, dass sie schon zehn Jahre keine Mutter mehr haben. Natürlich geht es nicht ohne Schwierigkeiten ab, aber es sind ja auch meine Kinder.

    Und weil sie ihn liebte, wollte sie auch ein gutes Einvernehmen mit seinen Kindern schaffen. Dafür hatte sie sogar das Opfer gebracht, ihre achtjährige Tochter Susanne bei ihrer Mutter zu lassen, obgleich Ralf damit gar nicht einverstanden gewesen war.

    Susanne, meine Kleine, dachte sie. Da trat Ralf Höllering durch die Tür.

    Er war zweiundvierzig, sah aber viel jünger aus. Groß und kräftig, mit grau meliertem Haar und hellen Augen, verkörperte er den Typ des Sportmannes, der er auch war, sofern sein Beruf ihm Zeit für Sport ließ.

    Er war ein Mann, an den man sich anlehnen konnte, der Kraft verströmte und sonst immer Zuversicht gegeben hatte.

    »Schon ganz am Boden zerstört, Liebes?«, fragte er fürsorglich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wo sind denn diese beiden Racker, zum Teufel?«

    »Sie nehmen Abschied von ihren Freunden«, erwiderte sie. »Es ist ja verständlich.«

    Er runzelte die Stirn. »Abschied nehmen sie seit acht Tagen«, knurrte er. »Eine Party nach der anderen. Ich finde es unmöglich, dass sie dich die Arbeit allein machen lassen. Ich werde ihnen mal gehörig die Leviten lesen!«

    »Bitte nicht, Ralf«, bat sie, »das macht alles nur noch schlimmer!«

    »Du wirst doch nicht Angst haben vor diesen Gören?«, begehrte er auf. »Das wäre ja noch schöner! Du rackerst dich für sie ab, und sie haben nicht mal so viel Anstand, am letzten Tag hierzubleiben! Da läuft mir die Galle über!«

    »Ich bin ja gleich fertig«, stellte sie leise fest. »Nur noch die letzten Gläser. Für Dagmar und Adrian ist es schon eine gewaltige Umstellung. Man muss es ihnen nachsehen.«

    »In Schutz nimmst du sie auch noch!«, erzürnte er sich. »So weit kommt es, dass sie dir auf der Nase herumtanzen! Aber in Erlenried wird das anders! Hier wären sie ja noch völlig vergammelt. Dagmars Umgang gefällt mir schon lange nicht mehr. Dieser Fred ist vielleicht eine Type, da kann einen ja das kalte Grausen packen. Aber jetzt helfe ich dir erst mal, Petrakind. Ganz blass bist du schon, mein Kleines«, sagte er zärtlich und zog sie rasch in seine Arme. »Nun wird auch Susi bald bei uns sein«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich freue mich schon darauf. Das arme Kind musste dich schon lange entbehren. Hoffentlich gewöhnt sie sich an mich.«

    An Susanne wollte Petra augenblicklich gar nicht denken. Bei ihrer Mutter war sie sicher besser aufgehoben als unter den beiden großen Stiefgeschwistern, die spöttisch grinsten, wenn ihr Vater von Susanne sprach.

    Ja, sie hatte es sich anders vorgestellt. Aber selbst eine große Liebe konnte einen wohl nicht vor solchen Konflikten bewahren.

    »Hast du noch ein Bier für mich?«, fragte er, und schon sprang sie auf. Aber sanft drückte er sie auf den Stuhl zurück. »Kommt gar nicht infrage, dass du mich auch noch bedienst!«, brummte er. »Ich hole es mir schon selbst.«

    Er ging an der Tür zu Dagmars Zimmer vorbei und stieß einen unwilligen Ausruf aus.

    »Sie hat ja überhaupt noch nichts eingepackt!«, sagte er wütend. »Na, sie soll nur nach Hause kommen!«

    Er meint es gut, dachte sie, aber ich werde es wieder ausbaden müssen. Doch nicht einmal das wagte sie zu sagen, weil sie genau wusste, dass es ihn noch wütender machen würde.

    *

    Fred Beckmann war gewiss nicht der Typ eines jungen Mannes, der besorgten Eltern einer achtzehnjährigen Tochter gefallen hätte.

    Nicht, dass man seine Kleidung oder sein Auftreten bemängeln konnte. Aber er legte eine Arroganz und Großsprecherei an den Tag, dass man schon sehr naiv sein musste, um darauf hereinzufallen.

    Diesbezüglich war Dagmar allerdings noch naiv. Ihr gefiel es, dass er einen teuren Sportwagen fuhr, stets nach dem letzten Schrei gekleidet war und mit dem Geld nur so um sich werfen konnte. Natürlich konnte es sich der einzige Sohn des Finanzmaklers Beckmann leisten, und die Mädchen liefen ihm nur so nach.

    Dagmar fühlte sich kolossal geschmeichelt, dass er sie bevorzugte, und noch mehr, dass er sie verwöhnte. Er hatte ihr zum Abschied einen unerhört kostbaren Ring geschenkt. Den Wert konnte Dagmar nicht beurteilen, da sie sich mit so wertvollem Schmuck nicht auskannte. Sonst wäre ihr wohl doch ein wenig bange geworden, und sie hätte sich gefragt, ob er unbeschränkt über das Bankkonto seines Vaters verfügen könnte.

    Aber heute war sie nun voller Abschiedsschmerz, sich von ihm trennen zu mussen.

    »Wenn es dir nicht passt, Dagi, haust du einfach ab«, empfahl ihr Fred. »Ich bringe dich schon unter. Eine Schnapsidee von deinem Vater, dich in diese Einöde zu verbannen, aber Männer in seinem Alter bekommen ja einen Tick, wenn sie eine junge Frau haben.«

    Etwas in Dagmar begehrte gegen solche Reden auf.

    »So alt ist Paps nun auch wieder nicht«, murmelte sie. »Er sieht auch noch blendend aus.«

    »Aber dann hätte er sich eine Freundin zulegen können und euch nicht eine Stiefmutter vor die Nase zu setzen brauchen! Schau doch, wie es mein Alter macht! Er liebt munter drauflos, und wenn’s ihm nicht mehr passt, schiebt er seine Flittchen ab.«

    Ob uns so was gefallen hätte, fragte sich Dagmar nun doch. Aber sie hatte schon einige Gläser Sekt getrunken und sah nicht mehr ganz klar.

    »Ich glaube, ich muss langsam nach Hause«, sagte sie. »Sonst gibt es noch Krach. Paps kann verdammt sauer sein.«

    »Lass ihn doch sauer sein«, meinte Fred. »In diesem jämmerlichen Erlenried wird dir sowieso nichts anderes übrig bleiben, als mit den Hühnern ins Bett zu kriechen. Du hättest ihm ruhig mehr die Zähne zeigen sollen, dann hätten wir uns ein vergnügtes Leben gemacht. Ottmar«, rief er den Ober, »noch eine Flasche Sekt.«

    »Und wie steht’s mit dem Zahlen?«, fragte der ziemlich frech.

    »Mach keinen Wind, du kriegst die paar Kohlen schon«, knurrte Fred Beckmann gereizt.

    Dagmar war das Geplänkel peinlich. In eine solche Situation war sie noch nie gekommen.

    »Ich muss wirklich gehen, Fred«, sagte sie beklommen. »Ich mag auch nichts mehr trinken.«

    »Du bist ja fad«, brummte er. »Und ein Angsthase bist du auch. Ich habe jedenfalls noch keine Lust zu gehen.«

    Sie dachte an den Ring und sah ihn an. Hübsch war er, mit den dunklen Samtaugen, dem dichten schwarzen Haar. Wie ein Filmstar sah er aus. Unter halb geschlossenen Lidern schaute er sie an.

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