Die Liebe ist (k)ein Ponyhof
Von Uwe Goeritz
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Über dieses E-Book
Ramona, die Heldin dieser Geschichte, liebt ihr Pflegepferd Rodrigo über alles.
Außer ihm hat sie keine Freunde, weder auf der Arbeit noch privat klappt es bei ihr.
Durch Rodrigo ist sie mit der Welt verbunden und durch den Hengst findet sie ihr Glück. Im Ponyhof und auch in der Welt.
Uwe Goeritz
Uwe Goeritz, Jahrgang 1965, wuchs in Sachsen auf. Bereits in frühester Jugend begann er sich für die Geschichte seiner Heimat, besonders im Mittelalter, zu interessieren. Aus dieser Leidenschaft und nach intensiven Recherchen zum Leben im Mittelalter entstand, mit "Der Gefolgsmann des Königs", sein erster historischer Roman, der die Geschichte des Volkes der Sachsen vor dem Hintergrund großer geschichtlicher Umwälzungen plastisch darstellt. In seinen Geschichten verdeutlicht er die Zusammenhänge und stützt sich dabei auf historische Quellen und Forschungsergebnisse über das frühe Mittelalter. Er lebt heute mit seiner Frau in Leipzig.
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Buchvorschau
Die Liebe ist (k)ein Ponyhof - Uwe Goeritz
beabsichtigt.
1. Kapitel
Alles Glück der Erde
Der Wind wehte über die Koppel und das Gras bewegte sich hin und her. Einige Pferde standen auf einer angrenzenden Weide und schauten zum Stall zurück, der sich hinter ihnen befand und hinter dem die ersten Hochhäuser der Stadt im Smog der Straßen lagen. Zum Glück war der Stall etwas weiter davon entfernt und der Wind stand günstig, so dass es den Dunst auf den Fluss und von dort in das Land hinaus zog.
Ramona hatte die Augen geschlossen. Sie genoss die schaukelnden Bewegungen des Pferdes unter sich. Jeden Mittwoch, nach der Arbeit, war sie hier bei ihrem Pflegepferd und der Besitzer, oder besser die Besitzerin, ließ sie auch mal eine Runde reiten. Hier konnte sie so richtig abschalten und den Stress des Tages vergessen. Die Kolleginnen, den Ärger auf Arbeit und ihr momentan nicht so glückliches Liebesleben, oder ihr ganzes Leben schlechthin.
Die ganze Woche freute sie sich, wenn sie abends nach der Arbeit kurz im Stall war, um die Box von Rodrigo auszumisten, auf diese zwei Stunden, wenn sie das Pferd satteln und auf die Koppel führen konnte. Auf seinem Rücken war alles ganz einfach, aber in einigen Minuten, im Stall, würde die schöne Zeit des Vergessens schon wieder für eine lange Woche vorbei sein. Langsam öffnete sie die Augen und schaute auf den Pferdekopf herunter. Der Hengst hatte genauso schwarzes Haar wie sie und vorhin hatte sie seinen Pferdeschwanz genauso gebunden wie ihren eigenen Zopf.
Lustig lugte der unter dem Reiterhelm hervor und machte dieselben Bewegungen wie Rodrigos Schwanz hinter ihr. Hier war sie glücklich und strich mit der Hand über den Hals des Tieres. Hier musste sie keine dummen Fragen beantworten und nicht nachdenken. Er fragte sie nichts und erwartete nichts. Rodrigo war dankbar für jede Berührung und jede Streicheleinheit, die sie ihm zuteilwerden ließ. Einfach nur frei sein, unter dem blauen Himmel, in der nun langsam einsetzenden Dämmerung. Sie zog am Zügel und das Tier blieb stehen. Er drehte den Kopf und schaute zu seiner Reiterin hinauf. Die Ohren spielten im Wind und er nickte ihr zu, als wolle er sagen „Schon wieder zu Ende? Schade."
Mit einer schnellen Bewegung saß sie ab und führte das Pferd am Zügel zurück zum Stall. Eine der Boxennachbarinnen kam vom Stall auf sie zu und sagte „Alles Gute zum Geburtstag." Für einen Moment war Ramona überrascht, doch dann fiel ihr wieder ein, dass heute ihr 27. Geburtstag war. Weder die Kollegen, noch sie selbst, hatten dran gedacht. Was sagte das eigentlich über sie und ihre Arbeit aus? Sie bedankte sich und brachte ihren Schützling in die Box.
Eine ganze Weile lang rieb sie das Pferd mit Stroh trocken, mehr in Gedanken bei sich, als bei dem Tier. Erst ein Schnauben des Hengstes riss sie aus ihren Gedanken. Sie strich ihm über die Nase, verschloss die Box und ging zu ihrem Auto. Sollte sie gleich nach Hause fahren? Oder doch noch irgendwo feiern gehen? Nach kurzer Zeit des Überlegens beschloss sie nach Hause zu fahren. Unterwegs hielt sie an einer Tankstelle und holte eine Flasche Sekt.
Schließlich lag sie im warmen Wasser in der Badewanne. Reichlich Schaum hatte sie sich gemacht, eine Kerze dazu gestellt und ein Glas von dem Sekt mitgenommen. Hier lag sie nun und mit einem Mal begannen die Tränen zu laufen. Niemand hatte an sie gedacht, und wenn vorhin die Frau sie nicht erinnert hätte, nicht mal sie selbst. „So ein Mist." schluchzte sie los. Das Telefon klingelte und sie griff danach.
Fast wäre das Gerät aus ihren Fingern in das Wasser gerutscht, doch sie konnte es gerade noch festhalten. Ihre Mutter, die am anderen Endes des Landes in einem kleinen Dorf lebte, war dran und wünschte ihr alles Gute, sie hatte erst jetzt die Tiere fertig versorgt und Feierabend. Ramona riss sich für ein paar Augenblicke zusammen, bis das Gespräch zu Ende war. Die Mutter sollte ja nicht erfahren, wie schlecht es ihr ging. Nur ein paar informative Floskeln hatte sie der Mutter gesagt, nicht zu viel und gerade genug, so dass sie nicht nachfragte. Belog sie sich eigentlich selbst damit? Vermutlich ja!
Ramona legte den Kopf zurück auf den Wannenrand und starrte zur Decke des Bades hinauf. Die kleine Kerze beleuchtete eher schwach das nicht sehr große Zimmer. Von draußen kam schon lange kein Sonnenlicht mehr herein. Ramona dachte an die vielen Jahre zurück, die vielen Geburtstage und daran, wann sie das letzte Mal richtig glücklich gewesen war. Viel zu lange kam ihr diese Zeit schon vor. Eigentlich war sie nur zu Hause mit den Tieren des elterlichen Hofes glücklich gewesen und nun immer wenn sie bei ihrem Pferd war.
Sie hatte „Ihr Pferd" gedacht, obwohl das ja so nicht ganz stimmte. Aber Rodrigo war so etwas wie ein Freund geworden. Nur ihm konnte sie vertrauen, und er würde auch nichts von dem verraten, was sie ihm immer heimlich anvertraute. Früher hatte sie Hasen, Katzen und einen Hund gehabt. Dazu die Tiere des Bauernhofes und nun eben das Pferd. Ganz früher war es ihr Teddybär, dem sie alles anvertrauen konnte, aber für den fühlte sie sich schon viel zu alt. Schon oft hatte sie sich überlegt, sich eine Katze zuzulegen, aber das arme Tier wäre dann ja den ganzen Tag alleine in der Wohnung und das wollte sie ihm nicht antuen. So blieb eben nur der Hengst.
Sie lag nun schon sicher mehr als zwei Stunden im Wasser und ihr Geburtstag näherte sich seinem natürlichen, von der Uhrzeit gesetzten, Ende. Immer wieder dachte sie an die ungeliebte Arbeit, zu der sie am nächsten Tag wieder musste