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Die alte Frau und das Weihnachtskind
Die alte Frau und das Weihnachtskind
Die alte Frau und das Weihnachtskind
eBook67 Seiten49 Minuten

Die alte Frau und das Weihnachtskind

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Über dieses E-Book

Eine einsame alte Frau, ein durchgefrorenes Kind
und der schönste Advent aller Zeiten

An einem Dezemberabend steht plötzlich ein völlig verwahrlostes Kind vor der Tür der alten Frau. Ganz erschrocken will sie schon die Tür schließen, aber dann lässt sie das Kind doch ein in ihr Haus. Zunächst kostet es sie Überwindung, aber schließlich kümmert sie sich mit immer mehr Liebe und Begeisterung um das Kind. - Und stellt fest, dass auch mit ihr eine leise aber mächtige Veränderung vorgeht...


Ein Weihnachtsgeschichte über das innere Kind.
Mit Federzeichnungen von MAF Räderscheidt
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Nov. 2023
ISBN9783937013718

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    Buchvorschau

    Die alte Frau und das Weihnachtskind - Anja Zimmer

    Am Rande der Stadt, dort, wo der Wald mit all seinen Geheimnissen ganz nah ist, stand ein kleines Haus. Es war schon ein sehr altes Haus, mit einem Erker, Giebeln und grünen Fensterläden. Geißblatt wuchs nicht nur am Haus empor, sondern hatte auch den Staketenzaun erobert. Im Sommer duftete es hier wunderbar süß, aber im Winter, wo unsere Geschichte passiert ist, war davon nichts zu spüren.

    Der Winter hat seinen eigenen Hauch von kalten Nebeln, die sich zwischen den Ästen der Bäume und Sträucher verfangen. Vom Raureif, der in der Morgensonne glitzert, und den abgestorbenen Blüten im Garten neues Leben verleiht. Vom Schrei der Amsel, der als Rauchwolke vor ihrem gelben Schnabel steht, wenn sie vermeldet, dass das Futterhäuschen schon wieder leer ist.

    Jetzt im Winter war sogar das Moos zwischen den Pflastersteinen, die zum Haus hin führten, ein wenig fahl. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Die alte Frau, die in dem Haus wohnte, hatte sich also ein Feuer im Kaminofen angemacht. Die Frau war schon sehr alt. Nicht ganz so alt wie das Haus, aber doch ziemlich alt. Sie ging schon etwas gebückt, musste sich dabei auf einen Stock stützen, und ihr Haarknoten im Nacken war so weiß wie der Schnee, der draußen fiel.

    Vor vielen, vielen Jahren war es einmal blond gewesen, und sie hatte es gerne in offenen Locken getragen. Das war so lange vorbei, dass sie sich nur noch daran erinnern würde, wenn sie eines der alten Fotoalben hervorgeholt hätte.

    Früher waren oft die Kinder aus der Nachbarschaft gekommen, um sie zu besuchen, denn sie hatte immer Zeit. Viel mehr als die Eltern der Kinder. Im Sommer pflückten die Kinder mit der alten Frau Erdbeeren, planschten an der Wasserpumpe oder spielten Verstecken zwischen den vielen Büschen und Bäumen. Im Winter aber buk die Frau mit ihnen Plätzchen, las ihnen Märchen vor, und vor langer Zeit, als sie es noch konnte, war sie sogar Schlitten mit ihnen gefahren. »Hexe« nannten die Nachbarn die alte Frau, aber sie sagten und meinten es sehr liebevoll. Mittlerweile waren die Nachbarskinder erwachsen geworden, fortgezogen in andere Städte, hatten selbst schon Kinder. Nun schauten die altgewordenen Eltern manchmal bei ihr vorbei, fragten, ob im Garten eine schwere Arbeit erledigt werden müsse, oder brachten ihr etwas aus der Stadt mit. Das waren meist Sachen aus der Apotheke. Alles andere, was sie selbst nicht im Garten hatte, holte die alte Frau in dem kleinen Laden vorn an der Ecke.

    »Backen Sie denn auch mal wieder Plätzchen?«, fragten die Nachbarn in der Adventszeit. »Unsere Kinder erinnern sich so gerne an die Zeit bei Ihnen.«

    Dann lag ein wehmütiges Lächeln auf dem Gesicht der alten Frau.

    »Ach, für mich alleine muss ich nicht backen. Das bisschen, was ich an Plätzchen esse, kann ich mir auch vorne im Laden holen.« Das sagte sie zwar, aber sie tat es dann doch nicht. Entweder sie vergaß es, wenn sie im Laden stand. Oder, wenn sie im Laden daran dachte, dann kamen ihr gleichzeitig Gedanken wie: »Ach, für Plätzchen bin ich viel zu alt.« So lebte die alte Frau friedlich, aber auch ein wenig karg vor sich hin.

    Und eines Abends, es war der erste Advent, veränderte sich plötzlich alles. Es war schon später Abend, ein eisiger Wind strich hungrig ums Haus, da klopfte es an der Tür. Die alte Frau hatte das Klopfen erst nicht gehört - so zaghaft war es, als entschuldige sich der Gast, dass er überhaupt hereinkommen wolle. Andererseits schien der Gast auch recht beharrlich zu sein, denn das Klopfen hörte nicht auf und schließlich erhob sich die alte Frau seufzend aus ihrem Sessel am Kamin, nahm ihren Stock und ging zur Tür. Sie öffnete die Tür, schaute hinaus in die kalte Finsternis, aber sah niemanden. Sie hatte natürlich mit einem erwachsenen Menschen gerechnet. Kein Kind würde zu dieser Uhrzeit und bei diesem Wetter noch unterwegs sein. Erst recht nicht alleine. Für einen Moment ließ sie ihren Blick durch ihren verschneiten Vorgarten schweifen, wo der Wind an den dürren Zweigen des Geißblatts zerrte.

    Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit, überhaupt an die Tür gegangen zu

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