Wer sucht, der wird finden: Toni der Hüttenwirt 189 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war noch früh am Morgen. Auf dem Hof vor dem Café Jakob standen die Tische unter Sonnenschirmen. Ein Mann kam, ein kleines Mädchen an der Hand.
»Wo wollen wir uns hinsetzen?«, fragte er und lächelte.
Das kleine Mädchen mit den blonden Locken zuckte mit den Schultern.
»Wir nehmen den Tisch neben der Eingangstür, Isabel«, sagte er.
Er ließ Isabels Hand los und nahm seinen Rucksack von den Schultern.
Sie setzten sich.
Arnika Bächler kam heraus. Sie betrieb mit ihrem Mann Sven das Café.
»Grüß Gott«, sagte sie und lächelte. »Was darf es sein?«
»Ich bekomme einen großen Eiskaffee. Meiner Tochter bringen Sie bitte ein Mineralwasser.«
»Gern! Wir haben verschiedene Eissorten. Kleine Mädchen essen doch gern Eis. Ich sage das nur, weil ich die Eisfahne noch nicht aufgehängt habe.«
»Ich esse kein Eis«, sagte Isabel mit ernstem Unterton.
»Nanu, dass es so etwas gibt? Ein Madl, das kein Eis mag«, staunte Arnika. »Dann bringe ich dir dein Wasser.«
Isabel strich sich eine Locke hinters Ohr. »Ich esse gern Eis, aber nicht solches Eis. Ich esse nur Eis, das Mami selbst macht. Von anderem Eis bekomme ich Bauchschmerzen, nur von Mamis Eis nicht.«
Isabels Vater räusperte sich kurz. Er kannte solche Gespräche zur Genüge. »Meine Tochter hat eine Unverträglichkeit gegen gewisse Lebensmittel. Leider gehört Eiscreme auch dazu. Aber sie kommt damit ganz gut klar. Sie vermisst nichts, meine Frau macht alles selbst.«
»Selbstgemachtes schmeckt am besten«, sagte Arnika. »Das halten wir auch so. Mein Mann führt den Betrieb seines Onkels fort. Das war eine echte Dorfbäckerei mit wenigen Sorten Brot, Semmeln und einfachen Kuchen. Wir
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Buchvorschau
Wer sucht, der wird finden - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 189–
Wer sucht, der wird finden
Ein ganz besonderer Schatz für Schmitti
Friederike von Buchner
Es war noch früh am Morgen. Auf dem Hof vor dem Café Jakob standen die Tische unter Sonnenschirmen. Ein Mann kam, ein kleines Mädchen an der Hand.
»Wo wollen wir uns hinsetzen?«, fragte er und lächelte.
Das kleine Mädchen mit den blonden Locken zuckte mit den Schultern.
»Wir nehmen den Tisch neben der Eingangstür, Isabel«, sagte er.
Er ließ Isabels Hand los und nahm seinen Rucksack von den Schultern.
Sie setzten sich.
Arnika Bächler kam heraus. Sie betrieb mit ihrem Mann Sven das Café.
»Grüß Gott«, sagte sie und lächelte. »Was darf es sein?«
»Ich bekomme einen großen Eiskaffee. Meiner Tochter bringen Sie bitte ein Mineralwasser.«
»Gern! Wir haben verschiedene Eissorten. Kleine Mädchen essen doch gern Eis. Ich sage das nur, weil ich die Eisfahne noch nicht aufgehängt habe.«
»Ich esse kein Eis«, sagte Isabel mit ernstem Unterton.
»Nanu, dass es so etwas gibt? Ein Madl, das kein Eis mag«, staunte Arnika. »Dann bringe ich dir dein Wasser.«
Isabel strich sich eine Locke hinters Ohr. »Ich esse gern Eis, aber nicht solches Eis. Ich esse nur Eis, das Mami selbst macht. Von anderem Eis bekomme ich Bauchschmerzen, nur von Mamis Eis nicht.«
Isabels Vater räusperte sich kurz. Er kannte solche Gespräche zur Genüge. »Meine Tochter hat eine Unverträglichkeit gegen gewisse Lebensmittel. Leider gehört Eiscreme auch dazu. Aber sie kommt damit ganz gut klar. Sie vermisst nichts, meine Frau macht alles selbst.«
»Selbstgemachtes schmeckt am besten«, sagte Arnika. »Das halten wir auch so. Mein Mann führt den Betrieb seines Onkels fort. Das war eine echte Dorfbäckerei mit wenigen Sorten Brot, Semmeln und einfachen Kuchen. Wir haben das Angebot etwas erweitert und das Café eröffnet. Wir machen alles selbst. Bei uns gibt es keine Fertigmischungen, weder für Brote, noch Kuchen und auch nicht für Eis.«
Der Mann nahm die Sonnenbrille ab und schaute Arnika an. In seinem Blick lag Erstaunen.
Arnika lachte laut. »Was schauen Sie mich so an?«
»Ich bin erstaunt, verwundert. Dass es das noch gibt!«
»Ja, das gibt es noch. Aber jetzt bringe ich Ihnen den Eiskaffee und das Wasser.« Arnika eilte davon.
»Isabel, du bleibst hier ruhig sitzen! Ich bin gleich wieder da.« Er folgte Arnika in den Verkaufsraum. Dort blieb er stehen und schloss die Augen.
»Wie das hier duftet! Da fühle ich mich in meine Kindheit versetzt. Der Duft von frischem Brot, das noch warm ist, gemischt mit dem Aroma von Apfelkuchen mit Zimt«, sagte er verträumt. »Einfach wunderbar!«
Arnika Bächler lächelte. Sie gab eine große Kugel Vanilleeis in ein hohes Glas, goss mit kaltem Kaffee auf und setzte eine Sahnehaube darauf. Dann schenkte sie ein Glas mit Mineralwasser voll. Sie trug es hinaus und stellte es auf den Tisch.
Isabels Vater setzte sich und trank seinen Eiskaffee.
»Papa, du siehst komisch aus«, sagte Isabel.
Er lachte. »Ich war in Gedanken, Isabel. Als ich ein kleiner Junge war, ungefähr so alt, wie du jetzt bist, da wohnten wir in München in einem Haus, in dem unten eine Bäckerei war. Jede Nacht fing der Bäckermeister ganz früh an zu backen. Im Sommer, wenn die Fenster offenstanden, erfüllte der Duft von frischgebackenem Brot den Hof. Es roch wunderbar und ich wurde jeden Morgen davon wach. Daran musste ich denken. Ich war oft in der Backstube beim alten Bäckermeister.«
Arnika kam an den Tisch und stellte einen großen Teller hin. Darauf waren verschiedene Brotsorten, Brötchen und Kuchen. »Das geht auf Kosten des Hauses. Lassen Sie es sich schmecken! Ich weiß zwar nicht, ob unsere Kuchen und Brote an den Geschmack heranreichen, den Sie mit Ihrer Kindheit verbinden. Aber ein Versuch ist es wert. Ich hoffe, es macht Sie ein bisserl glücklich. In der Erinnerung sind Augenblicke der Kindheit oft mit einem besonderen Duft und Geschmack verbunden. Ich weiß das von mir.«
»Das stimmt. Als Erwachsener sucht man immer wieder danach.«
Arnika lächelte. »Und findet sie doch niemals mehr, denn die Verklärung der Erinnerung lässt nicht zu, dass irgendetwas besser schmeckt.«
»Das haben Sie schön gesagt, Frau…«
»Bächler heiße ich. Aber sagen Sie einfach Arnika, wie alle hier in Waldkogel.«
»Gut Arnika, dann bin ich einfach Uwe, schließlich haben wir beide ein Herz für Nostalgie.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Ich freue mich, dich kennenzulernen, Arnika. Das ist meine Tochter Isabel. Meine Frau heißt Sarah. Wir warten hier auf sie. Sie muss bald kommen. Sie ist in dem Laden am Marktplatz und kauft sich ein Paar Wanderschuhe. Danke für die Versucherle!«
Arnika lächelte. »Gern geschehen!«
Uwe griff nach einem Stück Roggenbrot und biss hinein. Es schmeckte ausgezeichnet. »Das ist doch echter Sauerteig«, freute er sich.
»Onkel Jakob wacht persönlich über seinen Sauerteig. Sein Sauerteig ist ihm heilig. Niemand darf ihn ansetzen. Selbst mein Mann muss wie ein unwissender Lehrbub daneben stehen, wenn Onkel Jakob seines Amtes waltet – als Hüter und Vermehrer des Sauerteigs.« Arnika lachte laut. »Die Burschen in der Backstube nennen ihn den ›Sauerteig-Heiligen‹. Aber er nimmt es ihnen nicht krumm.«
»Schön, dass es noch jemanden gibt, der die alte Kunst des unverfälschten Bäckerhandwerks ehrt. Sage ihm, dass er mir den Geschmack meiner Kindheit beschert hat. Ich hatte nur erwartet, ein schönes Wochenende in Waldkogel zu verbringen. Auf solch leckeres Brot war ich nicht vorbereitet. Umso schöner!«
»Wie wäre es, wenn du es ihm selbst sagst, Uwe? Die Tür zur Backstube ist dort hinten, um die Ecke rechts. Die Tür steht offen. Du kannst ihn nicht verfehlen«, sagte Arnika. »Er wird sich freuen, der alte Onkel Jakob.«
»Einen Besuch der Backstube werde ich mir nicht entgehen lassen«, strahlte Uwe.
Arnika lächelte. »Es freut uns immer, wenn jemand unsere Sachen schätzt. Sie schmecken eben anders, es macht aber auch mehr Arbeit, sie traditionell herzustellen. Viele Auswärtige kennen den Geschmack von echten Backwaren nicht.«
»Das ist nicht verwunderlich«, sagte Uwe. »Wo gibt es heute noch eine echte Bäckerei und Konditorei?«
»Das hier ist auch ein Eiscafé«, warf Isabel ein.
»Richtig, es ist auch ein Eiscafé«, sagte Uwe.
Sarah kam hinzu. Uwe stellte sie Arnika vor. Die beiden Frauen waren sich auf Anhieb sympathisch. Sarah bestellte einen Kaffee. Bis Arnika ihn brachte, erzählte Uwe seiner Frau von dem Gespräch mit Arnika und dass er gleich in die Backstuben gehen wollte.
Arnika brachte den Kaffee. »Isabel hat erzählt, du machst Eis selbst?«, bemerkte Arnika.
»Ja, das hat sich so ergeben, weil Isabel nur wenig Fertigprodukte essen kann.«
»Ich mache das Eis auch selbst. Wir haben nur wenige Sorten. Schoko und Vanille gibt es immer, Fruchteis gibt es je nach Saison, was es gerade für Früchte gibt, Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Heidelbeeren oder Walderdbeeren. Im Winter mache ich Nusseis und Karamelleis. Jetzt muss ich aber rein und etwas arbeiten. Eine Eismaschine ist schon gelaufen mit Vanilleis. Jetzt mache ich Schokoladeneis.«
»Darf ich mir das ansehen? Vielleicht kann ich noch etwas lernen«, sagte Sarah.
»Aber ja, ich habe keine Geheimnisse«, lachte Arnika.
Sarah und Isabel folgten Arnika in einen Raum, der hinter dem Laden lag. Er war bis zur Decke gefliest. Die Klimaanlage hielt ihn kühl. Sie sahen zu, wie Arnika die zweite Eismaschine füllte und einschaltete.
»So, das war es. Jetzt läuft sie eine halbe Stunde und dann ist das Eis fertig«, sagte Arnika.
»Mami, kann ich das Eis essen?«, fragte Isabel.
»Das kannst du essen, mein kleiner Schatz.«
»Oh, dann will ich einen großen Eisbecher mit ganz viel Eis und Sahne.«
Arnika lächelte. »Den sollst du bekommen, Isabel. Setz dich mit deinen Eltern draußen hin und lass dich überraschen.«
Es dauerte nicht lange, dann brachte Arnika einen Eisbecher. »Lass es dir gut schmecken!«, sagte sie.
Sarah blieb bei Isabel sitzen. Uwe ging in die Backstube. Es dauerte eine Weile, bis er wiederkam.
»Du strahlst richtig, Uwe«, sagte Sarah.
»Es war ein Erlebnis. Wir werden jetzt einmal in