Du kannst kein Schwindler sein: Der Bergpfarrer 257 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Die junge Frau stieg aus dem Auto, streckte die Arme in die Höhe und ihrer Brust entrang sich ein Jauchzer. Endlich wieder daheim! Schon kamen sie aus dem Haus gelaufen: Der Vater, die Mutter, Thomas, der Bruder, und Burgl, die Magd. Sie alle umringten Angela Behrens und jeder wollte der Erste sein, der sie umarmte und an sich drückte. Franz Behrens ließ schließlich seiner Frau den Vortritt, und Maria schloss ihre Tochter glücklich in die Arme. »So, nun bin ich aber auch dran«, sagte der Bauer bestimmt, als es ihm dann doch zu lange dauerte. Lachend sprang Angela ihm an den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Ach, ist das schön, wieder bei euch zu sein!« »Hat dir wohl net gefallen in Italien, was?«, fragte Thomas grinsend. Obgleich er es, von den begeisterten Briefen, die seine Schwester nach Hause geschrieben hatte, eigentlich hätte besser wissen müssen. »Jetzt aber rein mit euch«, rief die Bäuerin. »Sonst wird noch der Kaffee kalt und der Kuchen trocknet aus.« Thomas holte Angelas Gepäck aus dem Kofferraum und brachte es ins Haus. »Die kleine Tasche bleibt hier«, sagte seine Schwester, als sie sah, dass er die Sachen in ihre Kammer hinauftragen wollte. Sie lächelte geheimnisvoll. »Da sind doch meine Mitbringsel drin …«
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Du kannst kein Schwindler sein - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 257 –
Du kannst kein Schwindler sein
Steht Angela zu ihrer großen Liebe?
Toni Waidacher
Die junge Frau stieg aus dem Auto, streckte die Arme in die Höhe und ihrer Brust entrang sich ein Jauchzer.
Endlich wieder daheim!
Schon kamen sie aus dem Haus gelaufen: Der Vater, die Mutter, Thomas, der Bruder, und Burgl, die Magd. Sie alle umringten Angela Behrens und jeder wollte der Erste sein, der sie umarmte und an sich drückte.
Franz Behrens ließ schließlich seiner Frau den Vortritt, und Maria schloss ihre Tochter glücklich in die Arme.
»So, nun bin ich aber auch dran«, sagte der Bauer bestimmt, als es ihm dann doch zu lange dauerte.
Lachend sprang Angela ihm an den Hals und küsste ihn auf die Wange.
»Ach, ist das schön, wieder bei euch zu sein!«
»Hat dir wohl net gefallen in Italien, was?«, fragte Thomas grinsend.
Obgleich er es, von den begeisterten Briefen, die seine Schwester nach Hause geschrieben hatte, eigentlich hätte besser wissen müssen.
»Jetzt aber rein mit euch«, rief die Bäuerin. »Sonst wird noch der Kaffee kalt und der Kuchen trocknet aus.«
Thomas holte Angelas Gepäck aus dem Kofferraum und brachte es ins Haus.
»Die kleine Tasche bleibt hier«, sagte seine Schwester, als sie sah, dass er die Sachen in ihre Kammer hinauftragen wollte.
Sie lächelte geheimnisvoll.
»Da sind doch meine Mitbringsel drin …«
In der Küche war der Tisch gedeckt. Angela setzte sich auf ihren alten Platz, der ein ganzes Jahr lang verwaist gewesen war. Solange hatte sie in Italien als Au pair Mädchen gearbeitet.
»Butterkuchen!«, seufzte sie. »Den hab’ ich am meisten vermisst.«
»Ach, und uns überhaupt net?«, fragte der Bauer grinsend.
»Na freilich!«, rief Angela aus. »Aber an Burgls Butterkuchen hab’ ich ganz oft denken müssen.«
Die Magd hatte inzwischen Kaffee eingeschenkt.
»Wie war denn die Fahrt?«, wollte der Vater wissen.
»Gut. Am Brenner war ein bissel viel los, aber das ist wohl um diese Jahreszeit normal. Und die meisten sind auch nach Italien gefahren.«
Angela winkte ab.
»In meine Richtung waren nur die üblichen Lastwagen unterwegs.«
»Erzähl’ doch mal«, sagte ihre Mutter, »ist’s dir sehr schwer gefallen, wieder nach Haus’ zu fahren?«
Ihre Tochter lächelte versonnen.
»Na ja, leicht war’s net«, gab sie zu. »Besonders, als die Gianna und der Luca so geweint haben …«
»Die Kinder der Pavones?«
Sie nickte.
»Und Luigi und Emilia waren furchtbar nette Gasteltern. Sie haben versprochen, uns eines Tages mal zu besuchen.«
Angela richtete sich auf.
»Aber jetzt bin ich wieder da und hab’ eine wunderbare Zeit hinter mir, an die ich noch oft denken werd’.«
Nach dem Kaffeetrinken ging Angela die Stiege hinauf und betrat ihre Kammer. Es war schon ein besonderes Gefühl, ihre alten Sachen wieder zu sehen, und immer lag noch irgendwie der Duft ihres Parfums in der Luft.
Sie öffnete das Fenster, räumte ihre Sachen ein und suchte sich was Frisches zum Anziehen raus. Nach einer ausgiebigen Dusche fühlte sie die lange Fahrt von Italien zurück ins Wachnertal kaum noch.
»Was wirst denn jetzt anfangen?«, erkundigte sich Maria Behrens ihre Tochter, als sie zusammen das Abendessen später vorbereiteten. »Hast’ dir da schon was überlegt?«
Angela nickte. Das hatte sie in der Tat. Jede andere hätte nach diesem Jahr, das hinter ihr lag, wahrscheinlich erst einmal eine Zeit lang ausgespannt und Urlaub machen wollen, nicht aber Angela Behrens.
»Weißt du«, erzählte sie, »an den Wochenenden sind Luigi und Emilia oft mit mir und den Kindern über das Land gefahren. Wir haben dann auf Märkten und in alten Bauernhäusern nach Antiquitäten gesucht und sind auch ganz oft fündig geworden. Luigi hat mir viel über seinen Beruf beigebracht, und ich hab’ mir überlegt, dass ich das auch gerne machen will.«
Maria Behrens hatte gerade den Käse aus dem Papier gewickelt und wollte ihn auf eine Platte legen. Jetzt hielt sie in der Bewegung inne und sah ihre Tochter ungläubig an.
»Du willst mit Antiquitäten handeln?«
Angela schmunzelte und nickte.
»Erst mal werd’ wohl noch Einiges mehr darüber lernen müssen«, antwortete sie. »Ich würd’ mir gern’ eine Stelle bei jemandem suchen, der selbst ein Geschäft hat. Ja, das ist so meine Vorstellung.«
Schon als sie noch in der Toskana lebte, hatte Angela diesen Wunsch verspürt. Sehr oft hatte sie darüber nachgedacht, ob dieser Berufswunsch sich realisieren ließe. In München gab es ja ganz viele Antiquitätengeschäfte, aber vielleicht musste sie gar nicht so weit fort. In der Kreisstadt gab es zumindest eines, und in größeren Nachbarort Garmisch Partenkirchen ebenfalls eines. Sie hoffte sehr, in einem der beiden Antiquitätengeschäfte eine Stelle als Praktikantin zu finden.
*
»Herzlich willkommen daheim«, rief Sebastian Trenker, als Angela am nächsten Tag einen Besuch im Pfarrhaus machte. »Schön, dass du bei uns vorbeikommst.«
Er sah sie prüfend an und nickte.
»Gut schaust aus«, sagte er. »Das Jahr in der Fremde hat dir gut getan. Vielen Dank auch für die schönen Karten, die du im Laufe der Zeit geschrieben hast.«
Der Bergpfarrer bat die Besucherin ins Haus, wo sie von Sophie Tappert herzlich begrüßt wurde. Als besonderes Mitbringsel hatte Angela eine Flasche toskanisches Olivenöl mitgebracht, die sie der Haushälterin überreichte.
»Hast wohl auch italienisch Kochen gelernt, was?«, erkundigte sich die Pfarrköchin.
Angela nickte.
»Vor allem Pasta kochen«, lachte sie und erzählte, dass die beiden Kinder ihrer Gasteltern mindestens dreimal die Woche hatten Nudeln essen wollen.
Und selbstverständlich hausgemacht!
»Ich glaub’, ich hab’ in diesem einen Jahr mehr Nudeln fabriziert, als so manche italienische Mama«, scherzte Angela.
Sie hatten es sich in der Küche des Pfarrhauses bequem gemacht. Angela hatte oft hier gesessen, wenn der Geistliche sie und die anderen Messdiener nach dem Gottesdienst noch auf ein Stückchen Kuchen eingeladen hatte. Auch jetzt stand ein Schokoladenkuchen auf dem Tisch. Die Haushälterin schenkte dazu Kaffee ein.
»Wie soll’s denn jetzt weitergeh’n?«, erkundigte sich Sebastian bei der Bauerntochter. »Bestimmt hast’ dir darüber schon Gedanken gemacht.«
Angela Behrens nickte.
»Ja, Hochwürden, und genau deshalb bin ich zu Ihnen gekommen«, sagte sie, »weil ich hoffe, dass Sie mir behilflich sein können …«
»Freilich, wenn’s in meiner Macht steht.«
Das hübsche Madel erzählte erst einmal von ihren italienischen Gasteltern und deren Kindern, für die sie so etwas wie die große Schwester gewesen war. Und dann erzählte sie über die Arbeit von Luigi Pavone, der in Florenz ein sehr altes Antiquitätengeschäft führte, dass ursprünglich von seinem Großvater gegründet worden war.
Sebastian schmunzelte, als er das Strahlen in Angelas Augen sah, das während des Erzählens aufgetreten war. Sie war ganz begeistert, und er ahnte, mit welcher Bitte sie zu ihm gekommen war.
»Den Hof übernimmt einmal Thomas«, sagte sie. »Und nur bei ihm mitzuarbeiten, dazu hab’ ich keine Lust. Zwar hab’ ich net studiert, aber immerhin einen guten Schulabschluss …«
Sie blickte den Bergpfarrer bittend an.
»Hochwürden, Sie kennen doch so viele Leute«, fuhr sie fort. »Sicher ist doch da auch jemand darunter, der mit Antiquitäten handelt, oder?«
Sebastian schmunzelte.
»Und du möchtest, dass ich bei dem ein gutes Wort für dich einleg’, was?«
Angela nickte heftig.
»Ich verlang’ auch keine Bezahlung«, versicherte sie. »Nur eine Praktikumsstelle möcht’ ich haben. Wo ich noch mehr lernen kann und