Der Bergpfarrer 126 – Heimatroman: Gefallener Engel?
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Ich möchte mich noch einmal recht herzlich bei Ihnen dafür bedanken, Frau Hoffmann, daß Sie meine Tante so aufopferungsvoll gepflegt haben«, sagte Hanna Bergmann. »Ich selbst habe leider nur sehr wenig Zeit für Tante Hedwig erübrigen können. «
»Ich habe es gern getan«, antwortete Elke lächelnd. »Es war trotz ihrer Krankheit eine sehr schöne Zeit, die wir zusammen verbringen durften.«
Die beiden Frauen saßen in Elkes kleiner Wohnung. Nach der gestrigen Beerdigung von Hedwig Brauer war ihre Nichte noch einmal zu Besuch gekommen, bevor sie am Nachmittag wieder zurück nach Würzburg fuhr.
Hanna Bergmann nahm ein kleines Päckchen aus ihrer Handtasche und legte es auf den Tisch.
»Das hier habe ich Ihnen mitgebracht. Es ist nur ein kleines Andenken, aber ich bin sicher, daß meine Tante gewollt hätte, daß Sie es bekommen.«
Die Krankenschwester stieß einen leisen Schrei aus.
»Aber, das wäre doch net nötig gewesen...«, sagte sie.
»Doch, doch«, nickte die Besucherin nachdrücklich. »Mein Mann und ich wissen Ihre Arbeit zu schätzen, und das hier ist, wie gesagt, ein kleines Andenken und ein Zeichen unserer Wertschätzung. Bitte, machen Sie uns die Freude und nehmen Sie das Geschenk an.«
»Also gut«, lächelte Elke. »Vielen Dank. Darf ich es gleich auspacken?«
»Aber natürlich«, lachte Hanna Bergmann. »Was werden Sie jetzt übrigens anfangen? Haben Sie schon eine neue Arbeitsstelle?«
Elke seufzte.
»Leider net. Ich war ja schon eine ganze Zeit lang arbeitslos, ehe ich die Pflege Ihrer Tante übernommen habe. Jetzt stehe ich wieder auf der Straße. Die Einsparungen im Gesundheitswesen treffen mich da ganz besonders, obwohl es immer wieder heißt, es werden
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Buchvorschau
Der Bergpfarrer 126 – Heimatroman - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 126 –
Gefallener Engel?
Toni Waidacher
»Ich möchte mich noch einmal recht herzlich bei Ihnen dafür bedanken, Frau Hoffmann, daß Sie meine Tante so aufopferungsvoll gepflegt haben«, sagte Hanna Bergmann. »Ich selbst habe leider nur sehr wenig Zeit für Tante Hedwig erübrigen können. «
»Ich habe es gern getan«, antwortete Elke lächelnd. »Es war trotz ihrer Krankheit eine sehr schöne Zeit, die wir zusammen verbringen durften.«
Die beiden Frauen saßen in Elkes kleiner Wohnung. Nach der gestrigen Beerdigung von Hedwig Brauer war ihre Nichte noch einmal zu Besuch gekommen, bevor sie am Nachmittag wieder zurück nach Würzburg fuhr.
Hanna Bergmann nahm ein kleines Päckchen aus ihrer Handtasche und legte es auf den Tisch.
»Das hier habe ich Ihnen mitgebracht. Es ist nur ein kleines Andenken, aber ich bin sicher, daß meine Tante gewollt hätte, daß Sie es bekommen.«
Die Krankenschwester stieß einen leisen Schrei aus.
»Aber, das wäre doch net nötig gewesen...«, sagte sie.
»Doch, doch«, nickte die Besucherin nachdrücklich. »Mein Mann und ich wissen Ihre Arbeit zu schätzen, und das hier ist, wie gesagt, ein kleines Andenken und ein Zeichen unserer Wertschätzung. Bitte, machen Sie uns die Freude und nehmen Sie das Geschenk an.«
»Also gut«, lächelte Elke. »Vielen Dank. Darf ich es gleich auspacken?«
»Aber natürlich«, lachte Hanna Bergmann. »Was werden Sie jetzt übrigens anfangen? Haben Sie schon eine neue Arbeitsstelle?«
Elke seufzte.
»Leider net. Ich war ja schon eine ganze Zeit lang arbeitslos, ehe ich die Pflege Ihrer Tante übernommen habe. Jetzt stehe ich wieder auf der Straße. Die Einsparungen im Gesundheitswesen treffen mich da ganz besonders, obwohl es immer wieder heißt, es werden Pflegekräfte gesucht. Allerdings bin ich nicht ganz unglücklich über meine Situation. Wissen Sie, ich hatte in den letzten drei Jahren keinen Urlaub, und das möchte ich erst einmal nachholen. Übermorgen fahre ich für drei Wochen in die Berge.«
»Ach, wie schön«, sagte Hanna Bergmann. »Dann wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit, mit viel Sonne und Erholung.«
»Danke«, nickte Elke.
Während sie miteinander sprachen, hatte sie das Päckchen ausgewickelt. Es enthielt ein kleines Schmuckkästchen. Die Krankenschwester ahnte, was es enthielt. Sie öffnete das Kästchen und schaute gerührt auf den Inhalt.
»Tante Hedwig hat mir schon vor geraumer Zeit gesagt, daß Ihnen die Kette so gut gefällt. Ich denke, es ist in ihrem Sinne, wenn Sie sie bekommen und tragen.«
Unwillkürlich traten Elke Tränen in die Augen.
Es war ein Goldkettchen, mit einem Medaillon als Anhänger. Darin steckte ein Bildchen der Verstorbenen.
»Vielen, vielen Dank«, flüsterte die Krankenschwester.
Hanna Bergmann trank ihren Kaffee aus und erhob sich.
»So, jetzt muß ich mich leider verabschieden«, erklärte sie. »In zwei Stunden geht unser Zug, und Sie haben sicher auch noch eine Menge zu tun, wenn Sie übermorgen fahren.«
Elke brachte sie zur Tür.
»Ich wünsche Ihnen alles Gute«, sagte Hanna. »Nicht nur einen schönen Urlaub, auch daß Sie schnell wieder eine Arbeit finden.«
»Hoffen wir das beste«, nickte Elke und reichte ihr die Hand. »Auf Wiedersehen, und grüßen Sie Ihren Mann.«
»Werd’ ich tun«, versprach Hanna Bergmann und winkte ihr noch einmal zu, ehe sie die Treppe hinunterstieg.
Die Krankenschwester schloß die Tür und ging ins Wohnzimmer zurück. Sie räumte das Kaffeegeschirr in die Küche und setzte sich anschließend an den Tisch. Dort lag ein großer Zettel, auf dem sie alles das aufgeschrieben hatte, was sie mitnehmen wollte. Ein paar Sachen davon würde sie noch besorgen müssen; am Nachmittag vielleicht.
Ja, sinnierte sie, und eine neue Stelle brauche ich auch. Aber nicht sofort. Ich weiß ja schon gar net mehr, wie das ist, Urlaub zu haben.
Als sie durch den Flur zum Bad ging, fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild an der Garderobe. Elke blieb einen Moment stehen und schaute es kritisch an.
Sechsundzwanzig war sie jetzt. Sie trug das blonde Haar zu einer modischen Frisur, kurz geschnitten. Ihre blauen Augen schienen immer zu lachen – wenn ihr auch nicht immer dazu zumute war –, und ihre schlanke, wohlproportionierte Gestalt lenkte die Blicke der Männer auf sich. Doch trotz ihres hübschen Aussehens und ihres herzlichen Wesens war sie immer noch alleine. Zum einen mochte es wohl an ihrem Beruf liegen. Die Pflege der schwerkranken Hedwig Brauer hatte Zeit und Kraft gekostet. Elke hatte kaum Gelegenheit gehabt, auszugehen und jemanden kennenzulernen.
Andererseits war ihr auch gar nicht danach, denn wenn es auch schon zwei Jahre her war, so schien sie die Trennung von Peter Winter immer noch nicht überwunden zu haben.
Er war der Grund, warum sie nicht mehr im Krankenhaus arbeitete, sondern sich als private Pflegekraft verdingte.
Die alte Geschichte – der Arzt und die Krankenschwester. Nicht immer hatte sie ein Happy End, wie man an ihrem Beispiel sehen konnte.
Elke schob den Gedanken an Peter beiseite und schrieb ihre Liste fertig. Dann bereitete sie sich ein kleines Mittagessen zu. Später wollte sie einen gemütlichen Stadtbummel machen und die letzten Dinge besorgen, die sie für den Urlaub brauchte.
Und übermorgen, da saß sie in ihrem Auto und fuhr nach St. Johann. Einem kleinen Ort in den Bergen, in dem sie Ruhe und Erholung finden würde, wie der Mann im Reisebüro ihr versichert hatte.
*
Sebastian Trenker kam gerade ins Pfarrhaus, als Silke Brandtner hinaus wollte.
»Sind S’ schon wieder auf dem Sprung, Silke?« Der Geistliche schüttelte den Kopf. »Sie arbeiten zu viel!«
»Sagen S’ das mal Ihrem Amtsbruder«, lachte die Gemeindeschwester. »Pfarrer Eggensteiner ist der Ansicht, daß die vierzehn Stunden, die ich beinahe jeden Tag unterwegs bin, noch net genug sind.«
Sie trug eine große Tasche, die allerdings noch leer war.
»Ich will noch schnell einkaufen«, erklärte sie. »Der Kühlschrank von Frau Grassner ist so gut wie leer, und morgen komm’ ich net dazu. So ab und zu möcht’ der Stefan ja auch was von mir haben. Also, Hochwürden, bis heut’ abend.«
Stefan Brunner war Silkes Freund. Er arbeitete beim ›Landboten‹ in der Stadt. Sie hatten sich kennengelernt, als Silke seinerzeit ins Wachnertal gekommen war, um in Engelsbach ihre Stelle als Gemeindeschwester anzutreten. Jetzt brauchte sie erst einmal eine Bleibe und war zur Zeitung gefahren, um eine Anzeige aufzugeben.
Aus dem Kennenlernen wurde schnell die große Liebe, aber auch die konnte Silke nicht zu einer Wohnung oder wenigstens einem möbliertem Zimmer verhelfen. Pfarrer Trenker hatte deshalb wie immer unkonventionell gehandelt und die junge Frau kurzerhand bei sich einquartiert.
Ein Fehler, wie sich bald darauf herausstellte.
Bei der Zeitung gab es eine junge Frau, die in Stefan Brunner verliebt war. Als sie feststellte, daß er und Silke ein Paar waren, spann die Reporterin eine Intrige und schrieb einen Artikel, der einen Skandal auslöste. In ihm wurde Sebastian Trenker beschuldigt, gegen das Keuschheitsgelöbnis seiner Kirche verstoßen zu haben.
Natürlich griff Blasius Eggensteiner das sofort auf. Er und der Bergpfarrer kannten sich seit dem Priesterseminar. Schon damals hatte der junge Eggensteiner kein gutes Haar an Sebastian gelassen und legte ihm immer wieder Steine in den Weg. Irgendwann trennten sich dann ihre Wege, und der gute Hirte von St. Johann hörte viele Jahre nichts mehr von ihm.
Bis Blasius Eggensteiner dann überraschend die verwaiste Pfarrstelle in Engelsbach übernahm. Kaum im Wachnertal angekommen, versuchte er sofort wieder, seinen Amtsbruder beim Bischof anzuschwärzen und in Mißkredit zu bringen.
Indes kannte Ottfried Meerbauer den Bergpfarrer gut genug, um abwägen zu können, ob die Beschuldigungen der Wahrheit entsprachen oder völlig aus