Ich werde auf dich warten ...: Der Bergpfarrer 189 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Der junge Bursche atmete erleichtert auf, als er das Ortsschild passierte. Eine lange Reise lag hinter ihm, nur von kurzen Pausen unterbrochen. Wolfgang Bachmair hielt am rechten Straßenrand und schaute sich um.
Ja, das war es, er war wieder daheim!
St. Johann hatte sich nicht verändert, seit er vor fünf Jahren fortgegangen war, noch immer war es das kleine liebenswerte Dorf, das er noch gut in Erinnerung gehabt hatte.
Im nächsten Augenblick wurde ihm der Grund seiner Rückkehr bewusst, und ein dunkler Zug huschte über das markante Gesicht des Bauernsohnes. Er ließ den Motor wieder an und fuhr weiter bis zur Kirche. Unten an der Straße stellte er den Wagen ab und ging den Kiesweg hinauf. Pfarrer Trenker öffnete selbst, als Wolfgang klingelte.
»Da bist du ja«, sagte der Geistliche und reichte ihm die Hand. »Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen wiedergesehen.«
Der Heimkehrer holte tief Luft und nickte.
»Ich auch, Hochwürden.«
»Aber du schaust gut aus, Wolfgang, ein richtiger Mann bist' geworden. Jetzt komm' aber erstmal rein, Frau Tappert hat das Mittagessen fertig.«
In der Küche saß Max schon am Tisch. Der Bruder des Bergpfarrers begrüßte Wolfgang Bachmair und sprach ihm sein Mitgefühl aus.
»Ja, es ist schad'«, antwortete der Bursche, »ich hätt's dem Vater gegönnt, dass er noch ein paar schöne Jahr gehabt hätt'. Aber leider hat es net sollen sein.«
Pfarrer Trenker bat zu Tisch.
Sophie Tappert hatte Paprikahuhn gekocht, wozu sie Butterreis und Salat servierte. Es schmeckte hervorragend, und Wolfgang Bachmair versicherte, dass er in den letzten Jahren selten so etwas Gutes gegessen habe.
»War die
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Buchvorschau
Ich werde auf dich warten ... - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 189–
Ich werde auf dich warten ...
Was wurde aus dem Versprechen von einst?
Toni Waidacher
Der junge Bursche atmete erleichtert auf, als er das Ortsschild passierte. Eine lange Reise lag hinter ihm, nur von kurzen Pausen unterbrochen. Wolfgang Bachmair hielt am rechten Straßenrand und schaute sich um.
Ja, das war es, er war wieder daheim!
St. Johann hatte sich nicht verändert, seit er vor fünf Jahren fortgegangen war, noch immer war es das kleine liebenswerte Dorf, das er noch gut in Erinnerung gehabt hatte.
Im nächsten Augenblick wurde ihm der Grund seiner Rückkehr bewusst, und ein dunkler Zug huschte über das markante Gesicht des Bauernsohnes. Er ließ den Motor wieder an und fuhr weiter bis zur Kirche. Unten an der Straße stellte er den Wagen ab und ging den Kiesweg hinauf. Pfarrer Trenker öffnete selbst, als Wolfgang klingelte.
»Da bist du ja«, sagte der Geistliche und reichte ihm die Hand. »Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen wiedergesehen.«
Der Heimkehrer holte tief Luft und nickte.
»Ich auch, Hochwürden.«
»Aber du schaust gut aus, Wolfgang, ein richtiger Mann bist’ geworden. Jetzt komm’ aber erstmal rein, Frau Tappert hat das Mittagessen fertig.«
In der Küche saß Max schon am Tisch. Der Bruder des Bergpfarrers begrüßte Wolfgang Bachmair und sprach ihm sein Mitgefühl aus.
»Ja, es ist schad’«, antwortete der Bursche, »ich hätt’s dem Vater gegönnt, dass er noch ein paar schöne Jahr gehabt hätt’. Aber leider hat es net sollen sein.«
Pfarrer Trenker bat zu Tisch.
Sophie Tappert hatte Paprikahuhn gekocht, wozu sie Butterreis und Salat servierte. Es schmeckte hervorragend, und Wolfgang Bachmair versicherte, dass er in den letzten Jahren selten so etwas Gutes gegessen habe.
»War die Verpflegung denn net gut?«, erkundigte sich Max.
»Doch, im Großen und Ganzen schon«, erwiderte der Bauernsohn. »Aber auf einer Ölbohrinsel gibt es natürlich net so viele frische Sachen. Vieles kommt aus der Dose, oder, wenn man Glück hat, aus der Kühltruhe.«
»Ich könnt’ mir vorstellen, dass es eine harte Arbeit war«, meinte Sebastian.
»Jedenfalls was andres, als die Arbeit auf dem Hof«, nickte Wolfgang. »Wenn es net hätt’ sein müssen, wär’ ich sicher nie fortgegangen, damals. Obwohl…«
Er zuckte die Schultern.
»… viel genützt hat es ja doch net.«
Der gute Hirte von St. Johann nickte verstehend. Im Grunde hatte Wolfgang Recht. Vor fünf Jahren hatte er das Wachnertal verlassen, um eine Arbeit auf einer Ölbohrinsel vor der norwegischen Küste anzunehmen. Der väterliche Hof war derart hoch verschuldet, dass der Sohn keinen anderen Ausweg mehr sah, als die gut bezahlte Stelle anzunehmen. Jeden Monat ließ er den größten Teil seines Gehalts nach Deutschland überweisen, damit sein Vater zumindest einen regelmäßigen Schuldenabtrag leisten konnte. Dennoch hatte das Geld nicht gereicht, und der Hof war unter den Hammer gekommen. Wohl auch aus Gram darüber, war Xaver Bachmair in der vergangenen Woche verstorben, und Wolfgang, von Pfarrer Trenker informiert, hatte sofort seine Stelle gekündigt und war nach Hause zurückgekehrt.
»Wann ist die Beerdigung?«, fragte er jetzt.
»Schon morgen«, antwortete der Geistliche. »Vorher hast du noch Gelegenheit, dich von deinem Vater zu verabschieden.«
Der Heimkehrer nickte.
»Vielen Dank, Hochwürden«, sagte er. »Vor allem dafür, dass Sie sich um alles gekümmert haben.«
Sebastian hatte sich um Xaver Bachmair gekümmert, nachdem der Hof zwangsversteigert worden war, und dafür gesorgt, dass der heimatlos Gewordene einen Platz im Waldecker Altenheim bekam. Zwar sollte das nur eine Übergangslösung sein, denn so alt war der Bauer noch nicht, doch dann hatte ihn der Tod schneller ereilt, als man ahnen konnte.
»Du konntest es aus dem Ausland schlecht machen, und ich hab’s gern getan«, erwiderte der Bergpfarrer und schaute den jungen Burschen fragend an. »Vielleicht ist’s noch zu früh dafür, aber hast’ dir schon Gedanken gemacht, was du nun anfangen willst?«
»Ja. Ich hatte im Flieger und auf der Fahrt hierher reichlich Zeit dazu.«
Von Oslo aus war er mit dem Flugzeug, über Kopenhagen, nach Deutschland zurückgekehrt. In Hamburg hatte er rasch einen Flug nach München bekommen, wo er am Vormittag gelandet war. Mit einem Leihwagen ging es dann weiter nach St. Johann.
»Ich muss erst einmal den Hof räumen«, erklärte er. »Ich hab’ ja noch gar keine Ahnung, wer der neue Besitzer ist.«
»Ein gewisser Brunngräber«, antwortete Sebastian. »Der Termin zur Räumung ist auf den Ersten nächsten Monats festgelegt; du hast also noch ein bissel Zeit.«
»Ich will es trotzdem so schnell wie möglich hinter mich bringen«, sagte Wolfgang. »Allerdings muss ich erstmal schau’n, dass ich für mich selbst eine Bleibe finde.«
»Erst einmal wohnst’ hier«, meinte der Bergpfarrer. »Und schau’ dich in aller Ruhe um.«
»Ich muss mich noch mal bedanken«, erwiderte der Heimkehrer. »Ich wüsst’ gar net, was ich ohne Ihre Hilfe machen sollte.«
»Schon gut, wir wollen net mehr darüber reden. Wie gesagt, erst einmal bist’ hier untergekommen und kannst dich um den Hof kümmern. Wenn das erledigt ist, bist’ vielleicht auch schon so weit, dass du weißt, wie’s in deinem Leben weitergehen soll.«
*
Ohne den Vater, der ihn sonst willkommen geheißen hätte, sah der Hof noch trostloser aus. Wolfgang ging durch den leeren Stall, schaute in die Scheune, wo auf dem Heuboden die letzten Bündel lagen, als hätte man vergessen, sie zu verfüttern, und ging schließlich zum Haus. Pfarrer Trenker hatte die Schlüssel aufbewahrt und sie ihm gegeben. Wolfgang schloss auf, und der vertraute Geruch schlug ihm entgegen. Einen Moment blieb er stehen und kämpfte gegen den dicken Kloß an, der in seinem Hals steckte.
In der Diele hingen die gerahmten Fotos der Eltern, auf einigen von ihnen war der Bauernsohn auch zu sehen, und auf dem Tisch lag immer noch die gehäkelte Decke, die die Mutter vor über zwanzig Jahren angefertigt hatte.
Wolfgang Bachmair öffnete die Fenster und ließ frische Luft herein. Dann ging er in die Küche, sah sich im Wohnzimmer um und stieg die Treppe hinauf in den obersten Stock, wo sich sein eigenes Zimmer befand. Auch hier war alles unverändert. Nachdem er gelüftet hatte, setzte er sich auf das Bett und nahm den Bilderrahmen in die Hand, der auf dem Nachtkästchen gelegen hatte.
Das Foto hatte er damals herausgenommen und in den Koffer gesteckt. Es sollte ihn begleiten und immer an das erinnern, was er zurückgelassen hatte. Vor seinem geistigen Auge tauchte ein Gesicht auf. Das Lächeln ihrer Augen hatte ihn am meisten fasziniert, und es war das erste, was er jetzt sah. Ein Gefühl von Trauer und Wehmut stieg in ihm auf, als er an Vroni dachte, das hübsche Madel, das seine erste große Liebe gewesen war.
Ewige Treue hatten sie sich geschworen, bevor Wolfgang sich auf die große Reise machte, die ihn für Jahre von der Heimat fortführen sollte. Doch leider hatte der Schwur nicht einmal ein paar Monate gehalten, dann kam der Brief, den er am liebsten niemals geöffnet hätte.
Damals hätte er sich am liebsten ins Meer gestürzt, aber er konnte seinen Vater nicht im Stich lassen, der daheim auf dem Hof schuftete und sich darauf verließ, dass der Sohn ihn aus der Ferne finanziell unterstützte. Also hatte er die Zähne zusammengebissen und alles getan, um die Liebe seines Lebens zu vergessen – und doch tat es immer noch weh, wenn er nur daran dachte.
Wolfgang ging durch das Haus und überlegte, welche Sachen er