Veronikas Tochter: Der Bergpfarrer 302 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Josef Sterzinger warf einen skeptischen Blick zum Himmel. Innerhalb von Minuten waren über dem Zwillingsgipfel, ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹, dunkle Wolken aufgezogen. »Schau nur, dass du das Heu noch rechtzeitig hereinholst«, sagte der Bauer zu seinem Angestellten. Alois Birkner nickte. Der alte Knecht vom Sterzingerhof kletterte den Traktor hinauf und setzte sich auf den Fahrersitz. »Hast dein Handy eingeschaltet?«, wollte Sepp wissen. »Ruf mich an, wenn du net allein zurechtkommst.« Der Birkner-Loisl nickte wieder, zog aber die Stirn dabei kraus. Dieses neumodische Zeugs behagte ihm überhaupt nicht. Der Bauer hatte ihm letztes Weihnachten so ein Mobiltelefon geschenkt. »So was hat man heutzutag«, hatte er gemeint. »Damit ist man jederzeit und überall erreichbar.« Loisl hatte nicht so recht gewusst, ob er sich über dieses Geschenk freuen sollte. Abgesehen davon, dass er es ganz und gar nicht erstrebenswert fand, immer und überall erreichbar zu sein, kannte er außer seinen Bauern kaum jemanden, der ihn hätte anrufen sollen. »Mach's aber auch an!«, rief Sepp Sterzinger auch schon, ehe der Knecht den Motor anließ. Kopfschüttelnd, ein Grinsen auf den Lippen, blickte er dem davonfahrenden Traktor hinterher, ehe er ins Haus hineinging.
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Buchvorschau
Veronikas Tochter - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 302 –
Veronikas Tochter
Bringt sie das Glück auf den Sterzingerhof zurück?
Toni Waidacher
Josef Sterzinger warf einen skeptischen Blick zum Himmel. Innerhalb von Minuten waren über dem Zwillingsgipfel, ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹, dunkle Wolken aufgezogen.
»Schau nur, dass du das Heu noch rechtzeitig hereinholst«, sagte der Bauer zu seinem Angestellten.
Alois Birkner nickte. Der alte Knecht vom Sterzingerhof kletterte den Traktor hinauf und setzte sich auf den Fahrersitz.
»Hast dein Handy eingeschaltet?«, wollte Sepp wissen. »Ruf mich an, wenn du net allein zurechtkommst.«
Der Birkner-Loisl nickte wieder, zog aber die Stirn dabei kraus. Dieses neumodische Zeugs behagte ihm überhaupt nicht. Der Bauer hatte ihm letztes Weihnachten so ein Mobiltelefon geschenkt.
»So was hat man heutzutag«, hatte er gemeint. »Damit ist man jederzeit und überall erreichbar.«
Loisl hatte nicht so recht gewusst, ob er sich über dieses Geschenk freuen sollte. Abgesehen davon, dass er es ganz und gar nicht erstrebenswert fand, immer und überall erreichbar zu sein, kannte er außer seinen Bauern kaum jemanden, der ihn hätte anrufen sollen. Meistens hatte er das Handy zwar bei sich, aber nur selten eingeschaltet …
»Mach’s aber auch an!«, rief Sepp Sterzinger auch schon, ehe der Knecht den Motor anließ.
Kopfschüttelnd, ein Grinsen auf den Lippen, blickte er dem davonfahrenden Traktor hinterher, ehe er ins Haus hineinging.
In der Diele zog der Bauer die Stiefel aus und schlüpfte in seine Hausschuhe. Mit einem Seufzer auf den Lippen betrat er die Küche und machte sich ans Kartoffelschälen.
Frauenarbeit wurde auf dem Sterzingerhof von Männern erledigt, denn Frauen gab es hier nicht.
Nicht mehr …
Sepp schälte die Kartoffeln, holte anschließend einige Mohrrüben aus dem Garten hinter dem Haus, und wusch und putzte sie. Mit ein wenig Butter, je einer Prise Salz und Zucker standen sie kurz darauf im Topf und waren bereit, auf den Herd gesetzt zu werden. Aber noch war es zu früh für das Mittagessen. Der Bauer wusch sich die Hände am Spülbecken und ging dann in die kleine Kammer hinter der Wohnstube, die ihm als Büro diente.
Zeit für die Steuerunterlagen! Morgen war schon wieder Ultimo, und die Frau von der landwirtschaftlichen Steuerberatungsgesellschaft hatte die Belege bereits angemahnt. Spätestens morgen würde Sepp also in die Stadt fahren und alles abgeben müssen.
Während er die einzelnen Posten durchsah und eintrug, fiel sein Blick gelegentlich auf die beiden Fotos, die an der Wand über seinem Schreibtisch hingen. Eines zeigte Anna, seine Frau, auf dem anderen lächelte Vroni in die Kamera.
Veronika, seine Tochter, ebenso viel zu früh von ihm gegangen, genau wie seine Anna!
Einen Moment hielt der Bauer inne und presste die Lippen aufeinander. Immer wieder kam der Schmerz zurück, auch wenn das alles schon so lange her war.
Sepp schob die traurigen Erinnerungen beiseite und machte weiter. Eine Viertelstunde später erhob er sich und nahm die Steuerunterlagen mit. Er hatte den Ordner gerade auf dem Tisch in der Diele abgelegt, als er eine bekannte Gestalt über den Hof gehen sah, die sich dem Haus näherte. Der Bauer öffnete die Haustür und nickte dem Mann entgegen.
»Grüß Gott, Hochwürden. Mal wieder auf Bergtour?«
Sebastian Trenker lächelte.
»Grüß dich, Sepp«, entgegnete er. »Na, eine Bergtour ist’s net so richtig, eher eine Wanderung. Ich komm grad von der Jenneralm, wo ich in der Hütte von der Maria nach dem Rechten geschaut hab. Und auf dem Rückweg wollt ich halt mal grüß Gott sagen.«
Der gute Hirte von St. Johann kniff das rechte Auge zu.
»Du kommst ja net zu mir in die Kirche …«, setzte er hinzu.
Der Bauer hob die Linke und winkte ab.
»Ich hab meine Gründe, wie Sie wissen«, sagte er nur.
Sebastian nickte.
»Freilich. Ich hab’s ja auch schon längst aufgegeben, dich bekehren zu wollen«, meinte er, »aber deshalb können wir ja doch hin und wieder ein paar Worte miteinander wechseln.«
»Freilich. Und einen Kaffee zusammen trinken!«
Sepp Sterzinger machte eine einladende Handbewegung und deutete auf die Bank, die vor dem Haus stand.
»Nehmen S’ nur Platz. Ich koch rasch Kaffee.«
»Danke schön. Du weißt ja, wie ich ihn mag.«
Der Bergpfarrer setzte sich, während der Bauer ins Haus ging.
Sebastian ließ seinen Blick schweifen. Der Hof bot einen prächtigen Anblick. Sepp und sein Knecht gaben sich alle Mühe, ihn gut in Schuss zu halten. Indes fragte sich der Geistliche aber auch, für wen der alte Sterzinger das alles tat. Längst hätte er den Hof verkaufen und sich mit dem Geld ein schönes Leben machen können. Nach dem Tode der Tochter hatte es auch zunächst so ausgesehen. Sepp war ein gebrochener Mann gewesen, und Sebastian hätte nie geglaubt, dass er sich jemals von diesem Schicksalsschlag würde erholen können.
An Vronis Beerdigung war es auch der letzte Tag gewesen, an dem Sepp Sterzinger die Kirche in St. Johann betreten hatte. Zwar besuchte er regelmäßig das Grab der Familie Sterzinger auf dem Friedhof von St. Johann, aber in das Gotteshaus kam er nie.
In den ersten Wochen hatte der Bergpfarrer ihm oft beigestanden. Er hatte zumindest versucht, zu helfen und Trost zu spenden, so weit es der Bauer zuließ. Doch nie war es ihm gelungen, den Alten in den Schoß der Kirche zurückzuholen.
»So, da ist er.«
Sepp stellte zwei Kaffeebecher auf den grob gezimmerten Holztisch, den noch sein Großvater aus einem Baumstamm gebaut hatte, ebenso wie die Bank, auf der der Bauer nun neben Pfarrer Trenker Platz nahm.
»Heiß, stark und schwarz, ganz so, wie Sie ihn mögen.«
Sebastian nickte dankend und trank einen Schluck.
»Ah, das tut gut!«
Der Bauer deutete zum Himmel hinauf.
Mit dem Wetter haben S’ ja noch mal Glück gehabt. Die Wolken sind weitergezogen.«
»Ja«, erwiderte der Geistliche, »aber das will ja net unbedingt was heißen. In den Bergen schlägt’s Wetter ja oft von einem Moment auf den andren um. Darum hab ich’s ja auch heut früh so eilig gehabt, zur Hütte zu kommen.«
Er war am frühen Morgen zur Jenneralm aufgebrochen. Als eine der letzten noch gut erhaltenen Berghütten stand dort jene, die der berühmten Sängerin Maria Devei gehörte. Dort war sie geboren und aufgewachsen und von dort war sie als junge Frau ausgezogen, die Welt zu erobern.
Was ihr auch gelungen war!
Die Sängerin hatte in Windeseile die Karriereleiter erklommen und war in den berühmtesten Konzerthäusern der Welt aufgetreten. Sie hatte in Fernsehshows und Filmen mitgewirkt und brachte jedes Jahr ein neues Album heraus. Auch wenn Maria in München lebte, kamen sie und ihr Mann, Richard Anzinger, doch immer wieder gerne in die Heimat der Sängerin zurück, sofern es ihre Zeit erlaubte. Denn hier, in den Wachnertaler Alpen hatten sie sich gefunden, unter Umständen, wie sie dramatischer nicht hätten sein können.
In dem tragischen Irrtum gefangen, todkrank zu sein, war Maria Devei nach St. Johann zurückgekehrt, um hier zu sterben …
Auf der Fahrt ins Wachnertal machte sie die Bekanntschaft des Münchner Kaufmannes Richard Anzinger, der sich unsterblich in die wunderschöne Frau verliebte, die ihm im Abteil des ICEs gegenübersaß. Doch in München trennten sich ihre Wege, und Richard wurde vor Kummer fast krank.
Sollte seine Liebe auf ewig unerfüllt bleiben?
Wolfgang Winkler, ein befreundeter Fotograf, erkannte die Sängerin auf der Titelseite eines Magazins und Wolfgang war es auch, der durch seine weitreichenden Verbindungen herausfand, wohin Maria gefahren war.
Richard folgte ihr sofort!
Doch als er der Frau seiner