Das Liebespfand: Der Bergpfarrer 145 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
()
Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Christel Großstetter saß in ihrer Kammer, sie hatte sich tief über den Tisch gebeugt. Geschickt zeichnete sie mit dem Bleistift die Konturen eines Dirndls auf das weiße Papier. Sie hielt eine Sekunde inne, nahm einen Radiergummi und wischte damit über eine Stelle. Nachdenklich blickte das junge Madl vor sich hin, dann setzte es den Bleistift erneut an und verbesserte die ausradierte Stelle mit einem schwungvollen Strich.
Auf dem Blatt entstand das Modell eines Trachtenkleides, wie es sich Christel schon lange wünschte. Die zwanzigjährige Bauerntochter war nicht nur im Entwerfen auf dem Papier geschickt, fast alle ihre Sachen hatte sie selbst genäht, und wenn es besondere Anlässe gab, wie Geburts- und andere Jubeltage, dann saß sie wochenlang vorher eifrig an einer Bluse, einer Hose oder anderen Kleidungsstücken, die sie schneiderte, um damit den Familienmitgliedern eine Freude zu machen.
»Kind, wo bleibst' denn?« hörte sie die ungeduldige Stimme ihrer Mutter. »Der Vater und Thomas kommen gleich heim, und das Mittagessen ist net vorbereitet!«
»Ich komme schon«, rief Christel zurück und packte rasch die Stifte und den Malblock zusammen.
Dann eilte sie die Treppe hinunter. Hanna Großstetter erwartete sie mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Hast' schon wieder über deinem Malkram gehockt?« fragte sie und schüttelte den Kopf. »Christel, vergiß das endlich. Du bist eine Bauerntochter und keine Modeschöpferin! Du weißt genau, wie der Vater darüber denkt.«
Die hübsche junge Frau biß sich auf die Lippe. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich diesen Vorwurf anhören mußte. Zwar freuten sich alle in der Familie, wenn sie von ihr mit
Mehr von Toni Waidacher lesen
Der Bergpfarrer Extra
Ähnlich wie Das Liebespfand
Titel in dieser Serie (100)
Der Bergpfarrer 115 – Heimatroman: Katharinas neues Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 106 – Heimatroman: Er brach ihr das Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 103 – Heimatroman: Dich hat mir der Himmel geschenkt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 108 – Heimatroman: Solang du nur zu mir hältst! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 100 – Heimatroman: Geh' nicht am Glück vorbei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 124 – Heimatroman: Ich bringe dir das Glück zurück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 110 – Heimatroman: Wenn aus Freundschaft Liebe wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 102 – Heimatroman: Die Tochter seines ärgsten Feindes… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 109 – Heimatroman: Liebe auf den zweiten Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 105 – Heimatroman: Sagt mir, wer mein Vater ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHalt dein Glück mit beiden Händen fest!: Der Bergpfarrer 157 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 107 – Heimatroman: Intrige aus Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 79 – Heimatroman: Wo das Edelweiß blüht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIhr blieb nur die Erinnerung: Der Bergpfarrer 134 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 104 – Heimatroman: Der unbeugsame Bergbauer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 120 – Heimatroman: Er fühlt sich schuldig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 118 – Heimatroman: Wer andere auf die Probe stellt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 113 – Heimatroman: Ein Mann mit vielen Gesichtern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 126 – Heimatroman: Gefallener Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie fanden sich in St. Johann: Der Bergpfarrer 130 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeise kommt das Glück: Der Bergpfarrer 132 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 99 – Heimatroman: Von der Liebe vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 111 – Heimatroman: Verschmähte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 117 – Heimatroman: Weil sie eine Fremde war Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 119 – Heimatroman: Braut für einen Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRuf des Herzens: Der Bergpfarrer 138 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 116 – Heimatroman: Die Macht der Liebe wird uns helfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 122 – Heimatroman: Florian, unser rettender Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Der Bergpfarrer 425 – Heimatroman: Heimkehr ins Wachnertal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLindas Ankunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu arm zum Träumen?: Wie ein tapfere Frau Erträumtes wahr macht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 79 – Heimatroman: Wo das Edelweiß blüht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Oma das Papier noch bügelte: Erlebte Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo das Edelweiß blüht…: Der Bergpfarrer 358 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEisaugen: Kriminalroman Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Wir glauben an das Glück!: Der Bergpfarrer 389 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Dunkelheit hinter dem Lächeln: The Darkness behind the Smile Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gouvernante: Ein Bild erzählt eine Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLetzter Jodler: Ein Altaussee-Krimi Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Alles aus Liebe: Dr. Norden 112 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Schandmal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWird doch noch alles gut?: Der Bergpfarrer 256 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs geschah aus Nächstenliebe: Sophienlust Bestseller 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWinterzauber auf Sylt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKatrin Lund und der Wolkensammler: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlle waren gegen sie: Der Bergpfarrer 367 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchattenspiele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTränen im Sommer: Nelly lernt die Liebe kennen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch möchte dir so gerne glauben: Der Arzt vom Tegernsee 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis unter der Rose Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will wieder nach Hause: Sophienlust Bestseller 48 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 106 – Heimatroman: Er brach ihr das Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTräume von Freiheit - Flammen am Meer: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie fröhliche Hochzeit: Für Kinder von 6 bis 9 Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefangen im Lügengespinst: Der Arzt vom Tegernsee 61 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe und andere Herrlichkeiten: Dr. Norden Bestseller 469 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLasst die Kinder fliegen: Von Eltern und Ihren Kindern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Dem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Finnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Hot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Nanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm zu mir nach Italien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin besonderes Praktikum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Das Liebespfand
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Das Liebespfand - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 145 –
Das Liebespfand
Ich werde die Tage zählen ...
Toni Waidacher
Christel Großstetter saß in ihrer Kammer, sie hatte sich tief über den Tisch gebeugt. Geschickt zeichnete sie mit dem Bleistift die Konturen eines Dirndls auf das weiße Papier. Sie hielt eine Sekunde inne, nahm einen Radiergummi und wischte damit über eine Stelle. Nachdenklich blickte das junge Madl vor sich hin, dann setzte es den Bleistift erneut an und verbesserte die ausradierte Stelle mit einem schwungvollen Strich.
Auf dem Blatt entstand das Modell eines Trachtenkleides, wie es sich Christel schon lange wünschte. Die zwanzigjährige Bauerntochter war nicht nur im Entwerfen auf dem Papier geschickt, fast alle ihre Sachen hatte sie selbst genäht, und wenn es besondere Anlässe gab, wie Geburts- und andere Jubeltage, dann saß sie wochenlang vorher eifrig an einer Bluse, einer Hose oder anderen Kleidungsstücken, die sie schneiderte, um damit den Familienmitgliedern eine Freude zu machen.
»Kind, wo bleibst’ denn?« hörte sie die ungeduldige Stimme ihrer Mutter. »Der Vater und Thomas kommen gleich heim, und das Mittagessen ist net vorbereitet!«
»Ich komme schon«, rief Christel zurück und packte rasch die Stifte und den Malblock zusammen.
Dann eilte sie die Treppe hinunter. Hanna Großstetter erwartete sie mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Hast’ schon wieder über deinem Malkram gehockt?« fragte sie und schüttelte den Kopf. »Christel, vergiß das endlich. Du bist eine Bauerntochter und keine Modeschöpferin! Du weißt genau, wie der Vater darüber denkt.«
Die hübsche junge Frau biß sich auf die Lippe. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich diesen Vorwurf anhören mußte. Zwar freuten sich alle in der Familie, wenn sie von ihr mit selbstgeschneiderten Kleidungsstücken bedacht wurden, aber Christels Traum, eines Tages als richtige professionelle Modedesignerin zu arbeiten, nahm niemand ernst.
»Ich muß mich jetzt um den Garten kümmern«, sagte die Bäuerin. »Sieh zu, daß das Essen rechtzeitig auf dem Tisch steht.«
»Keine Sorge«, murmelte Christel.
Während die Mutter das Haus verließ, ging sie in Speisekammer, in der die große Kühltruhe stand. Dort holte sie einen Plastikeimer heraus, in dem sie in der letzten Woche die Suppe eingefroren hatte, von der genug übrig geblieben war, um sie heute noch einmal auf den Tisch bringen zu können. Christel lief damit in die Küche und stellte den Eimer in das Spülbecken. Sie ließ warmes Wasser darüber laufen, bis sich der eisige Suppenblock löste, und füllte ihn in einen großen Topf um, den sie auf den Herd stellte.
Während sie darauf wartete, daß der Topf sich langsam erwärmte und die Suppe heiß wurde, deckte sie den Tisch. Zwischen den Zeitungen, die auf der Eckbank lagen, entdeckte sie einen Prospekt, mit dem für eine neue Zeitschrift geworben wurde.
Ach, du lieber Himmel, dachte sie, noch so ein Frauenmagazin!
Beim Händler in St. Johann gab es unzählige solcher Zeitschriften und ›Regenbogenblätter‹. Christel schaute zwar auch immer wieder das Regal durch, wenn sie im Dorf einkaufte. Aber eigentlich interessierte sie sich nur für die reinen Modeblätter mit ihren Schnittmustern.
Sie wollte den Prospekt gerade zum Altpapier aussondern, als ihr Blick auf etwas fiel, das sie sofort elektrisierte. Diese neue Zeitschrift hieß ›Mode & Frau‹, und um den Verkauf anzukurbeln, rief man die Leserinnen zu einem Zeichenwettbewerb auf.
Christel vergaß die Suppe auf dem Herd und starrte wie gebannt auf das, was dort geschrieben stand. Das Magazin veranstaltete diesen Wettbewerb in Zusammenarbeit mit dem bekannten Münchner Modedesigner Hubert Aschau. Als erster Preis winkte nicht nur die Veröffentlichung des Modells –, der Modezar, wie Aschau auch genannt wurde, bot der Gewinnerin die Möglichkeit, ihren Entwurf unter seiner fachkundigen Anleitung in seinem Atelier selbst zu schneidern!
Alle weiteren Informationen würden in der ersten Ausgabe von ›Mode & Frau‹ zu finden sein.
Die junge Frau las noch einmal. Christel spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
Sie mußte die Zeitschrift unbedingt haben! Das war die Chance, auf die sie schon so lange wartete!
Ziemlich lange saß Christel auf der Eckbank, und in Gedanken sah sie sich bereits den ersten Preis entgegen nehmen und im Atelier stehen, wo sie zusammen mit Hubert Aschau an ›ihrem‹ Modell arbeitete!
Ein gefährliches Zischen und Brodeln riß sie in die Wirklichkeit zurück. Die Suppe auf dem Herd drohte überzukochen. Rasch steckte Christel den Prospekt in die Schürzentasche und verhinderte das Unglück.
Wenig später hörte sie ihren Vater und den Bruder auf den Hof fahren. Die Mutter kam herein und überzeugte sich davon, daß das Essen noch rechtzeitig fertig geworden war.
»Braucht jemand was aus dem Dorf?« fragte Christel, als sie am Tisch saßen.
Willi Großstetter schüttelte den Kopf.
»Was willst’ denn schon wieder in St. Johann?« Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Bist doch erst gestern drunten gewesen.«
»Nix Besond’res«, erwiderte die Tochter.
Thomas, der zwei Jahre ältere Bruder, sah sie an und lächelte.
»Ich würd’ gern die neue Sportzeitung haben, wenn du fährst«, meinte er und zwinkerte ihr zu.
Er ahnte, daß sie gerne fahren würde. Wahrscheinlich, so vermutete er, wollte sich seine Schwester wieder mal irgendeine Modezeitung kaufen.
Christel warf ihm einen dankbaren Blick zu.
»Bring’ ich dir mit«, antwortete sie lächelnd.
*
Mit den Zeitschriften auf dem Gepäckträger bog Christel Großstetter am Nachmittag gutgelaunt in die Einfahrt zum Nachbarhof ein. Florians Mutter saß auf der Bank vor dem Haus und nähte. Vor ihr auf dem Tisch stand eine Kaffeetasse.
»Grüß dich, Irmi«, rief die Besucherin und stieg vom Rad.
»Grüß dich«, nickte die Bäuerin zurück. »Schön, daß du vorbeischaust. Setz’ dich. Magst’ auch einen Kaffee?«
Christel lehnte dankend ab.
»Wie geht’s zu Haus’?« erkundigte sich Irmi Hoffmeier.
»Alles bestens«, erwiderte die junge Frau und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. »Wo steckt denn der Florian?«
»Droben, am Hang. Langsam wird’s Zeit, daß das Heu eingebracht wird. Willst du hinauf zu ihm?«
Christel überlegte einen Moment. Der Hang lag noch höher als der Großstetterhof. Mit dem Fahrrad war es ein müßiges Unterfangen, da hinauf zu wollen. Besser war es, erst nach Hause zu fahren und das Auto zu nehmen.
»Ja«, antwortete sie, »aber net mit dem Rad.«
»Ach, wärst’ dann so lieb und nimmst ihm was zu essen und zu trinken mit hinauf?« fragte Florians Mutter. »Der Franz ist auf der and’ren Seite, im Wald. Bevor der zurück ist, ist Florian wahrscheinlich schon verhungert, und ich kann hier net fort. Der Vertreter von der Versicherung wollt’ jetzt endlich vorbeischauen, wegen dem Schaden, den das Unwetter am Scheunendach verursacht hat.«
Vor einigen Tagen war ein ziemlicher Wolkenbruch über dem Wachnertal niedergegangen. Die orkanartigen Windböen hatte das halbe Dach abgedeckt. Franz und Florian Hoffmeier hatten es notdürftig geflickt und nun warteten sie ungeduldig auf den Mann von der Versicherung, der sich erst das Ausmaß des Schadens ansehen mußte, bevor das Geld fließen konnte.
»Freilich nehm’ ich ihm was mit«, nickte Christel.
Die Bäuerin stand auf, um die Sachen aus dem Haus zu holen. Ein paar Minuten später war ein Korb auf dem Gepäckträger des Rades befestigt, und die Bauerntochter fuhr winkend vom Hof.
Zu Hause angekommen, lud Christel den Korb ins Auto um, schrieb rasch einen Zettel für ihre Mutter und setzte sich hinter das Lenkrad. Bis zum Hang waren es gute zehn Minuten zu fahren. Zuerst war es noch eine relativ breite Straße, die hinaufführte, doch nach und nach verengte sie sich, und aus dem geteerten Straßenbelag wurde ein sandiger Untergrund, auf dem man nur langsam fahren konnte.
Christel sah Florian auf der Wiese. Er saß auf dem