Zu stolz, um ihn zu lieben?: Der Bergpfarrer 190 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Der Empfang der Stiftung für ›Kinder der Welt‹ fand im bischöflichen Ordinariat statt. Ottfried Meerbauer begrüßte an die hundertfünfzig Gäste. Als Schirmherr der Stiftung hatte der Bischof vor allem Leute eingeladen, von denen er sicher sein konnte, jede Menge Spenden zu bekommen, denn das Projekt unterstützte, wie der Name schon sagte, Kinder in aller Welt, half mit Stipendien und zahlte Schulgeld für die Ärmsten der Armen.
Sebastian Trenker gehörte zu den zahlreichen Helfern, die sich unentgeltlich in den Dienst der guten Sache gestellt hatten und den Bischof an diesem herrlichen Sommernachmittag unterstützten, genauso, wie Sophie Tappert, die Haushälterin des Bergpfarrers, die selbstverständlich das Kommando in der Küche übernommen hatte und mit köstlichen Kuchen und lecker belegten Schnittchen wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beitrug.
Inzwischen war das Gröbste geschafft, und Ottfried Meerbauer wischte sich verstohlen den Schweiß von der Stirn. Ein wenig erschöpft von dem ganzen Trubel, aber glücklich über den Erfolg, saß der Bischof im Garten des Ordinariats und erfrischte sich bei einem Glas Sekt, den ein namhafter Fabrikant gespendet hatte.
»Ich denk', du kannst ganz zufrieden sein«, meinte Sebastian, der sich zu seinem Vorgesetzten gesellt hatte.
Ottfried lächelte.
»Das hab' ich zum Teil auch dir und deiner famosen Frau Tappert zu verdanken«, erwiderte er. »Ohne eure Hilfe…«
»Schon gut«, winkte der gute Hirte von St. Johann ab, »Hauptsache ist doch, dass genug Geld zusammenkommt, um die segensreiche Arbeit der Stiftung fortsetzen zu können.«
Sebastian ließ seinen Blick schweifen. Viele der Gäste hatte er inzwischen begrüßt und ein paar Worte mit ihnen gewechselt, aber im Laufe des
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Zu stolz, um ihn zu lieben? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 190–
Zu stolz, um ihn zu lieben?
Eine Verwechslung mit Folgen ...
Toni Waidacher
Der Empfang der Stiftung für ›Kinder der Welt‹ fand im bischöflichen Ordinariat statt. Ottfried Meerbauer begrüßte an die hundertfünfzig Gäste. Als Schirmherr der Stiftung hatte der Bischof vor allem Leute eingeladen, von denen er sicher sein konnte, jede Menge Spenden zu bekommen, denn das Projekt unterstützte, wie der Name schon sagte, Kinder in aller Welt, half mit Stipendien und zahlte Schulgeld für die Ärmsten der Armen.
Sebastian Trenker gehörte zu den zahlreichen Helfern, die sich unentgeltlich in den Dienst der guten Sache gestellt hatten und den Bischof an diesem herrlichen Sommernachmittag unterstützten, genauso, wie Sophie Tappert, die Haushälterin des Bergpfarrers, die selbstverständlich das Kommando in der Küche übernommen hatte und mit köstlichen Kuchen und lecker belegten Schnittchen wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beitrug.
Inzwischen war das Gröbste geschafft, und Ottfried Meerbauer wischte sich verstohlen den Schweiß von der Stirn. Ein wenig erschöpft von dem ganzen Trubel, aber glücklich über den Erfolg, saß der Bischof im Garten des Ordinariats und erfrischte sich bei einem Glas Sekt, den ein namhafter Fabrikant gespendet hatte.
»Ich denk’, du kannst ganz zufrieden sein«, meinte Sebastian, der sich zu seinem Vorgesetzten gesellt hatte.
Ottfried lächelte.
»Das hab’ ich zum Teil auch dir und deiner famosen Frau Tappert zu verdanken«, erwiderte er. »Ohne eure Hilfe…«
»Schon gut«, winkte der gute Hirte von St. Johann ab, »Hauptsache ist doch, dass genug Geld zusammenkommt, um die segensreiche Arbeit der Stiftung fortsetzen zu können.«
Sebastian ließ seinen Blick schweifen. Viele der Gäste hatte er inzwischen begrüßt und ein paar Worte mit ihnen gewechselt, aber im Laufe des Nachmittags waren immer wieder neue Besucher der Veranstaltung gekommen, und nun entdeckte der Bergpfarrer einen alten Bekannten, den er bisher nicht gesehen hatte. Er entschuldigte sich bei seinem Bischof und ging zur anderen Seite hinüber. Dort stand an einem Stehtisch ein großer grauhaariger Mann, der inmitten des Trubels irgendwie einsam wirkte. Er hatte ein Sektglas vor sich stehen, aus dem er aber noch nicht getrunken hatte, und schaute gedankenverloren auf das Schüsselchen mit Salzgebäck, neben seinem Getränk.
»Graf Falkenhorst«, sprach der Geistliche den Mann an. »Schön, dass Sie der Einladung des Bischofs folgen konnten, obwohl Sie ein viel beschäftigter Mensch sind.«
Der Graf drehte den Kopf, und ein breites Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht, als er den Sprecher erkannte.
»Pfarrer Trenker! Das ist aber ein freudiges Wiedersehen«, rief er und reichte Sebastian die Hand. »Wie geht es Ihnen?«
»Danke, ausgezeichnet. Und selbst?«
Bernhard Graf Falkenhorst verzog die Lippen.
»Na ja, sprechen wir von was anderem«, meinte er und trank nun doch einen Schluck aus seinem Glas.
Der Graf war Mitte Fünfzig, er trug einen dunklen Anzug und war eine blendend aussehende Erscheinung.
Seit ihm vor über sechs Jahren die Frau verstorben war, hatte er nicht wieder geheiratet. Das gräfliche Schloss stand knapp sechzig Kilometer von St. Johann entfernt.
Sebastian hatte den Grafen vor ein paar Jahren kennengelernt. Es war kurz nach dem Tode der Gräfin Amelie gewesen, und Graf Bernhard hatte in dem kleinen Dorf versucht, über seinen Kummer hinwegzukommen. Eine Bergtour festigte die lockere Bekanntschaft mit dem guten Hirten von St. Johann, der hin und wieder auch mal Gast auf Schloss Falkenhorst war.
»Wie geht es denn Ihrer Tochter?«, erkundigte sich der Geistliche. »Sie muss Ihnen inzwischen doch eine richtige Hilfe sein.«
»Schon«, lächelte der Graf. »Allerdings kann sie den Untergang auch nicht verhindern.«
Sebastian runzelte die Stirn.
»Steht’s so schlimm?«
So pessimistisch kannte er Bernhard von Falkenhorst gar nicht. Aber ein Blick in dessen Gesicht zeigte deutlich, dass der Mann nicht scherzte.
»Es ist ein Jammer, wie alles den Bach runtergeht«, sagte der Graf mit ernster Miene. »Die Erträge aus Forst- und Landwirtschaft decken längst nicht mehr die Kosten, die das Schloss verschlingt. Hinzu kommt, dass viele Pächter wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage aufgeben, und von dieser Seite auch keine Einnahmen mehr reinkommen. Dabei kann ich die Leute durchaus versteh’n. Wenn sie in der Fabrik arbeiten, bekommen sie jeden Ersten ihr Gehalt überwiesen und müssen sich keine Gedanken über die Pacht machen.«
»Ja, die Zeiten sind schwer«, nickte der Geistliche, »aber wie wollen Sie es schaffen, Ihren Familienbesitz vor dem Ruin zu bewahren?«
Der Adlige seufzte.
»Genau das ist mein Problem«, antwortete er. »Aber vielleicht gäbe es ja eine Lösung…«
»Die wie aussehen würde?«
Graf Bernhard schaute sich um, wie wenn er nach irgendwelchen Zuhörern Ausschau hielte. Dann beugte er sich verschwörerisch zu Sebastian.
»Eine Hochzeit würde Geld ins Haus bringen«, sagte er geheimnisvoll.
»Eine Hochzeit«, echote der Bergpfarrer und sah ihn fragend an. »Wollen Sie…?«
»Gott bewahre!«, rief der Graf unterdrückt. »Das tue ich mir
nicht mehr an. Nein, ich rede von Alexandra. Wenn es mir gelingt, sie mit dem Mann zu vermählen, den ich für sie ausgesucht habe, dann ist alles in bester Ordnung.«
Der gute Hirte von St. Johann machte ein zweifelndes Gesicht.
»Oje«, sagte er, »das geht selten gut, wenn die Eltern den Bräutigam oder die Braut aussuchen. Weiß Alexandra denn schon von Ihren Plänen?«
Sein Gesprächspartner schüttelte den Kopf.
»Noch nicht. Im Moment befindet sie sich noch in Urlaub, bei Verwandten ihrer Mutter in England. Sie kommt erst in ein paar Tagen zurück.«
Er holte tief Luft und seufzte noch einmal.
»Dann werde ich ihr wohl reinen Wein einschenken müssen.«
»Ja«, nickte Sebastian, »und darum beneide ich Sie net, Graf Bernhard.«
*
Mit einem eleganten Schlenker nahm die junge Frau die Kurve zur Schlossauffahrt und schlitterte durch das offene Tor, dass der Kies nur so spritzte. Erschrocken über sich selbst nahm Alexandra von Falkenhorst den Fuß vom Gas und bremste etwas ab. Vor ihr stand, am anderen Ende des Parks, das Schloss. Schneeweiß und mit zahlreichen Erkern und Zinnen verziert. Auf einem der Türme wehte eine Flagge mit dem Wappen derer von Falkenhorst, ein stolzer Jagdfalke auf gelbgrauem Tuch, der über seinem Nest schwebte.
Ein sicheres Zeichen dafür, dass der Schlossherr zu Hause war.
Alexandra freute sich schon seit Tagen auf diesen Anblick. Der Aufenthalt bei der englischen Verwandtschaft war sehr schön und abwechslungsreich gewesen, aber die ganze Zeit über hatte eine fürchterliche Sehnsucht nach der Heimat die junge Gräfin geplagt.
Sie fuhr den Wagen bis vor die breite Freitreppe, die zum Portal hinaufführte. Dort hatte man ihre Ankunft bereits bemerkt, und ein distinguiert aussehender Mann, Ende Sechzig, kam eilenden Schrittes die Treppe herunter und riss den Wagenschlag auf.
»Willkommen zu Hause, Komtess«, sagte er, mit einer knappen Verbeugung.
»Danke, Richard«, nickte Alexandra, während sie ihre langen, schlanken Beine aus dem Auto schwang. Sie strich sich durch das schulterlange blonde Haar und schaute zur Fensterfront hinauf.
»Wie ich meinen Vater kenne, sitzt er wieder über den Büchern«, bemerkte sie und deutete nach oben zu den beiden Fenstern, hinter denen das gräfliche Arbeitszimmer lag.
»Sie vermuten richtig«, erwiderte der Butler und gab gleichzeitig dem Hausmädchen einen Wink, das Gepäck der Komtess auszuladen.
Alexandra lief die Freitreppe hinauf. In der Halle blieb sie kurz stehen und drehte sich um sich selbst.
»Hallo, altes Gemäuer, ich bin wieder da!«, rief sie voller Übermut.«
»Ich hoffe doch