Der Bergpfarrer 426 – Heimatroman: Erkenne das Herz!
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Markus Bruckner, der Bürgermeister des beschaulichen Alpendorfes St. Johann, schaute nachdenklich aus dem Fenster seines Amtszimmers. Drüben, vor der Kirche hatte sich eine Hochzeitsgesellschaft versammelt. Alle Gäste waren festlich gekleidet. Einige von ihnen hatten sogar Trachten angezogen. Auch das Brautpaar, wie Markus mit einem Kopfnicken anerkennend feststellte. Das war etwas, das ihm gefiel, wenn die Leute das Alte bewahrten, das Brauchtum nicht aussterben ließen. Richtig fesch sah die Braut in ihrer Tracht aus. Eine blütenweiße Schürze bedeckte den grauen Rock, die Bluse hatte an den Manschetten und am Ausschnitt zierliche Spitze, und darüber hatte die junge Frau eine weinrote Samtweste angezogen. Bestimmt war der Silberschmuck, den sie trug, sehr alt und stammte aus Familienbesitz. Oft wurde er über Generationen weiter vererbt, von der Mutter auf die Tochter, am Tage ihrer Hochzeit. Eben trat Pfarrer Trenker aus der Kirche und begrüßte die Hochzeitsgesellschaft. Nach und nach gingen die Gäste in die Kirche hinein, wo sie ihre Plätze einnahmen und auf das Brautpaar warteten, das zum Klang feierlicher Orgelmusik zum Altar schreiten würde. Markus Bruckner kratzte sich am Kopf. Gerade eben, als er dieses Bild sah, hatte er eine Idee. Ständig war der Bürgermeister darum bemüht, St. Johann für den Tourismus attraktiv zu machen, und gegen das, was er gerade ausbrütete, konnte noch nicht einmal der Pfarrer etwas haben, der ansonsten nicht müde wurde, Markus' Vorschläge und Pläne zu »torpedieren«, wie der Ortsvorsteher sich bei seinen Parteifreunden auszudrükken pflegte. Beim Anblick der schönen, alten Trachten war ihm die geniale Idee gekommen, einen Wettbewerb zu veranstalten – die Wahl der Trachtenkönigin von St. Johann!
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Rezensionen für Der Bergpfarrer 426 – Heimatroman
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Buchvorschau
Der Bergpfarrer 426 – Heimatroman - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 426 –
Erkenne das Herz!
Toni Waidacher
Markus Bruckner, der Bürgermeister des beschaulichen Alpendorfes St. Johann, schaute nachdenklich aus dem Fenster seines Amtszimmers. Drüben, vor der Kirche hatte sich eine Hochzeitsgesellschaft versammelt. Alle Gäste waren festlich gekleidet. Einige von ihnen hatten sogar Trachten angezogen. Auch das Brautpaar, wie Markus mit einem Kopfnicken anerkennend feststellte.
Das war etwas, das ihm gefiel, wenn die Leute das Alte bewahrten, das Brauchtum nicht aussterben ließen. Richtig fesch sah die Braut in ihrer Tracht aus. Eine blütenweiße Schürze bedeckte den grauen Rock, die Bluse hatte an den Manschetten und am Ausschnitt zierliche Spitze, und darüber hatte die junge Frau eine weinrote Samtweste angezogen. Bestimmt war der Silberschmuck, den sie trug, sehr alt und stammte aus Familienbesitz. Oft wurde er über Generationen weiter vererbt, von der Mutter auf die Tochter, am Tage ihrer Hochzeit.
Eben trat Pfarrer Trenker aus der Kirche und begrüßte die Hochzeitsgesellschaft. Nach und nach gingen die Gäste in die Kirche hinein, wo sie ihre Plätze einnahmen und auf das Brautpaar warteten, das zum Klang feierlicher Orgelmusik zum Altar schreiten würde.
Markus Bruckner kratzte sich am Kopf. Gerade eben, als er dieses Bild sah, hatte er eine Idee. Ständig war der Bürgermeister darum bemüht, St. Johann für den Tourismus attraktiv zu machen, und gegen das, was er gerade ausbrütete, konnte noch nicht einmal der Pfarrer etwas haben, der ansonsten nicht müde wurde, Markus’ Vorschläge und Pläne zu »torpedieren«, wie der Ortsvorsteher sich bei seinen Parteifreunden auszudrükken pflegte.
Beim Anblick der schönen, alten Trachten war ihm die geniale Idee gekommen, einen Wettbewerb zu veranstalten – die Wahl der Trachtenkönigin von St. Johann!
Markus rieb sich die Hände und beglückwünschte sich für diesen Einfall. Er sah es genau vor sich – die schönsten Madeln aus St. Johann oder der näheren Umgebung würden sich in einem Wettstreit miteinander messen. Natürlich mußten sie genau über ihre Heimat Bescheid wissen, schließlich sollten sie diese für ein Jahr lang repräsentieren.
Himmel, was war das für eine Reklame? Vielleicht berichteten sogar Funk und Fernsehen darüber…
Gleich bei der nächsten Gemeinderatssitzung wollte er diesen Vorschlag einbringen. Es gab noch viel zu tun, bis so eine Idee in die Tat umgesetzt war. Als erstes mußte ein Festausschuß gegründet werden, der die Organisation des Ganzen übernahm. Leider würde wohl auch das Gemeindesäckel ein wenig belastet werden, doch der Großteil der Kosten konnte bestimmt durch Sponsoren finanziert werden.
Markus Bruckner setzte sich an den Schreibtisch und brachte seine Gedanken zu Papier. Eine Fülle von Ideen kam ihm bei dieser Vorarbeit. Wenn er es geschickt anfing, dann konnten die Kosten der Gemeinde ganz gering gehalten werden, der Gewinn hingegen würde enorm sein. Ganz zu schweigen von den Einnahmen der Hotels und Pensionen, was sich wiederum auf die zu entrichtenden Steuern auswirkte.
»Wahl der Trachtenkönigin von St. Johann«, übertitelte er sein Arbeitspapier.
Dieser Tagesordnungspunkt kam gleich an die erste Stelle der nächsten Ratssitzung.
Zufrieden lehnte der Bruckner-Markus sich in seinem Sessel zurück. Solch einen Ausklang wünschte er sich für jede Woche. Morgen und am Sonntag würde er seine Gedanken noch weiter ausspinnen, und dann, dann hatte er endlich den langersehnten Schlager, der St. Johann weithin bekannt machen würde.
*
Im langgestreckten Galopp jagte die junge Reiterin das Pferd den schmalen Waldweg entlang. Ihre dunkelbraunen Haare wehten wie eine Fahne im Wind. Dabei tätschelte sie mit einer Hand den Hals des Tieres und feuerte es mit lauten Rufen an.
An einer Weggabelung folgte sie dem rechten Pfad und kam nach kurzer Zeit auf eine befestigte Straße. Dort zügelte sie das Pferd und ließ es im Schritt gehen. Vor ihr lag der Gutshof mit dem Herrenhaus, das mit seinen Türmchen und Zinnen beinahe schon einem kleinen Schloß glich. Hier, auf den letzten Metern, ließ Kirsten von Berningen den Hengst noch einmal richtig angehen. In einem Stakkato wild schlagender Hufe brausten sie durch das weit geöffnete Tor in den Hof hinein.
Vor dem Stall sprang das junge Madel ab und band das Pferd an. Franzl, der altgediente Pferdeknecht, brachte das Putzzeug und stellte es neben das Tier. Zwar wäre es seine Aufgabe gewesen, den Hengst abzureiben, zu striegeln und in die Box zu führen, doch dann hätte Kirsten energisch protestiert. Seit ihrem dritten Lebensjahr saß sie im Sattel, und bereits mit sieben Jahren versah sie die Pflege des Tieres, das sie geritten hatte, mit größter Sorgfalt. Niemals hätte sie geduldet, daß Franzl ihr diese Arbeit abnahm. Die junge Baroneß liebte Pferde über alles, und seit sich die Frage nach ihrer beruflichen Zukunft stellte, stand für sie fest, daß sie eine Ausbildung zur Pferdewirtin machen würde.
Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern.
»Na, hast mal wieder ein ganz schönes Tempo drauf gehabt«, meinte der Pferdeknecht augenzwinkernd.
Er war sein halbes Leben auf Gut Berningen, hatte Kirsten das Reiten beigebracht, und alles, was man über Pferde wissen mußte, und es wäre dem Madel komisch vorgekommen, wenn der alte Mann sie gesiezt, oder gar mit Baroneß angesprochen hätte.
»Du weißt schon, daß der Vater es net gern sieht«, fuhr Franzl fort.
Schuldbewußt schaute Kirsten zu den Fenstern hoch. Hinter einem von ihnen befand sich das Arbeitszimmer ihres Vaters.
»Hat er geguckt?« fragte sie.
Franzl nickte.
»Auweia, dann gibt’s gleich ein Donnerwetter.«
»Glaub’ ich net«, meinte der Pferdeknecht. »Der Herr Baron hat ausgesprochen gute Laune. Wahrscheinlich liegt’s am Brief, der heut’ morgen gekommen ist.«
»Was für ein Brief?«
»Ich weiß net genau. Ich hab’ nur gehört, wie der Herr Baron gesagt hat, daß nun alles anders werden könnt’, und dabei hat er die Frau Baronin angestrahlt.«
Kikki, wie sie liebevoll genannt wurde, führte den Hengst in seine Box, sorgte für Futter und Wasser und eilte dann zum Haus hinüber. Unten in der Halle lief ihr Brunhild, die Köchin, über den Weg.
»Was gibt’s zum Mittag?« fragte das Madel. »Ich hab’ einen Bärenhunger.«
Im selben Moment erschien Baronin Erika von Berningen auf der oberen Galerie. Sie hatte den letzten Satz ihrer Tochter mitgehört.
»Also, Kind, mußt du dich immer so gewöhnlich ausdrükken?« tadelte sie.
»Hallo Mutsch«, lachte Kikki hinauf. »Klar muß ich. schließlich bin ich gewöhnlich. Eine Baroneß ist doch nix Besonderes mehr, heutzutag!«
Baronin Erika seufzte ergeben. Die elegant gekleidete Endvierzigerin hatte es längst aufgegeben, ihrer Tochter Schliff geben zu wollen. Kirsten pfiff auf Adel und Etikette und machte dieses mitunter recht drastisch deutlich.
»Also, was gibt’s denn nun zu essen?« fragte sie die Köchin noch einmal.
»Schweinsbraten mit Knödeln«, lautete die Antwort.
Kikki verzog das Gesicht zu einer freudigen Grimasse.
»Ich freu’ mich drauf.«
»Vorher möchte Papa mit dir sprechen«, ließ ihre