Wenn der Zufall Schicksal spielt: Der Bergpfarrer 458 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Guten Morgen, Susanne«, grüßte Sophie Tappert, als sie die älteste Tochter Sepp Reisingers vor der Bäckerei Terzing traf. Die Pfarrhaushälterin wies nach Osten, wo die Sonne wie ein leuchtender Glutball am fast wolkenlosen Himmel über den Bergen stand. »Wenn das so weitergeht mit dem Wetter, dann ist der Schnee in ein paar Tagen weggetaut und die ersten Wander-Touristen werden ins Tal kommen.« »Ja, Frau Tappert, heuer kommt der Frühling bald. Schließlich haben wir es noch net mal Mitte April.« Susanne lächelte. »Aber gut so, denn für dieses Wochenende haben sich schon die ersten Wander-Urlauber angesagt.« »Das freut mich für euch, Susi.« »Ja, 's wird auch Zeit, dass wieder mehr los ist, Frau Tappert.« »Und sonst ist alles in Ordnung bei euch?«, fragte Sophie. »Hat sich die Fiedler-Celine schon ein bissel eingelebt? Hat ja einige Probleme gehabt, das Madel. Aber dank der Hilfe deiner Mutter und unseres Pfarrers hat sich aller Streit mit den Eltern in Wohlgefallen aufgelöst.« »Es ist alles in Ordnung. Die Celine ist glücklich, und das ist das Wichtigste.« Sophie Tappert seufzte. »Jetzt gibt's für Hochwürden nur noch das Problem mit der Biogasanlage. Aber deswegen wird er Dienstag mit den Bürgermeistern von Waldeck und Engelsbach verhandeln, und wer unseren Pfarrer kennt, der weiß, dass er sehr überzeugend sein kann.
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Wenn der Zufall Schicksal spielt - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 458 –
Wenn der Zufall Schicksal spielt
Toni Waidacher
»Guten Morgen, Susanne«, grüßte Sophie Tappert, als sie die älteste Tochter Sepp Reisingers vor der Bäckerei Terzing traf. Die Pfarrhaushälterin wies nach Osten, wo die Sonne wie ein leuchtender Glutball am fast wolkenlosen Himmel über den Bergen stand. »Wenn das so weitergeht mit dem Wetter, dann ist der Schnee in ein paar Tagen weggetaut und die ersten Wander-Touristen werden ins Tal kommen.«
»Ja, Frau Tappert, heuer kommt der Frühling bald. Schließlich haben wir es noch net mal Mitte April.« Susanne lächelte. »Aber gut so, denn für dieses Wochenende haben sich schon die ersten Wander-Urlauber angesagt.«
»Das freut mich für euch, Susi.«
»Ja, ’s wird auch Zeit, dass wieder mehr los ist, Frau Tappert.«
»Und sonst ist alles in Ordnung bei euch?«, fragte Sophie. »Hat sich die Fiedler-Celine schon ein bissel eingelebt? Hat ja einige Probleme gehabt, das Madel. Aber dank der Hilfe deiner Mutter und unseres Pfarrers hat sich aller Streit mit den Eltern in Wohlgefallen aufgelöst.«
»Es ist alles in Ordnung. Die Celine ist glücklich, und das ist das Wichtigste.«
Sophie Tappert seufzte. »Jetzt gibt’s für Hochwürden nur noch das Problem mit der Biogasanlage. Aber deswegen wird er Dienstag mit den Bürgermeistern von Waldeck und Engelsbach verhandeln, und wer unseren Pfarrer kennt, der weiß, dass er sehr überzeugend sein kann. Er hat auch dem Gregg Powell die Wohnung auf dem Lauterbachhof schmackhaft gemacht. Wir hoffen, dass er sich in den Lauterbachhof einkauft und so den Hof vor der Versteigerung rettet.«
»Das hat sich im Ort herumgesprochen«, sagte Susanne. »Der Benny ... «, sie schüttelte missbilligend den Kopf. »So einen unverantwortlichen Leichtsinn hat ihm niemand zugetraut. Aber nun dürfte er von seiner Spielsucht geheilt sein. Man kann’s nur hoffen. Ein zweites Mal wird er keine solche Chance mehr bekommen. Am meisten hat mir seine Schwester leid getan. Simone ist ja auch aus allen Wolken gefallen, als das mit Benjamins Spielsucht rauskam.«
Sophie winkte ab. »Vorbei und vergessen. Übermorgen kommt der Gregg Powell mit seiner Gattin. Die beiden schauen sich die schöne Wohnung auf dem Lauterbachhof an, und wie ich den Powell einschätz’, wird er zugreifen. Der träumt doch schon lange davon, im Wachnertal seine Urlaube und später seinen Lebensabend zu verbringen. Der Pfarrer meint, er und die Corinna wären ein Gewinn für St. Johann.«
»Das wird dann wohl so auch sein. Zunächst einmal hat er sich vom Saulus zum Paulus verwandelt, dann hat er sich als ausgesprochen großzügig erwiesen, als er die Renovierung der Kirche gesponsert hat. Er hat ein gutes Herz, und solche Leut’ kann man immer als Nachbar gebrauchen.«
»Besser hätt’ das wahrscheinlich net mal unser Bergpfarrer beschreiben können, Susi«, erklärte Sophie lachend. »Jetzt müsst’ man bloß noch jemand finden, der dem Bundscherer-Xaver seinen Hof abkauft oder auf Rentenbasis übernimmt. Der Hochwürden hat’s dem Xaver und der Maria in die Hand versprochen, dass er sich drum bemüht, für sie eine gute Lösung zu finden. Und er wird net eher ruhen, bis er eine gefunden hat. Dafür leg’ ich meine Hand ins Feuer.«
»Das ist wahr«, versetzte Susi nickend. »Er verspricht nix, was er am End’ net auch halten würd’. Wie sagt man so schön: Er reißt sich die Haxen aus, wenn’s gilt, ein Versprechen einzulösen.«
Sophie lachte auf. »Das tut er in der Tat. Und er wird auch was finden, was dem Xaver zusagt.«
»Bestellen S’ dem Herrn Pfarrer einen schönen Gruß von mir, Frau Tappert. Ich muss jetzt weiter. Heut’ kommen schon die ersten drei Gäste. Eine junge Frau aus dem Rheinland und ein älteres Ehepaar aus Thüringen. Pfüat Ihnen, Frau Tappert. Einen schönen Tag noch.«
»Pfüat di, Susi. Grüß mir deine Eltern und die Schwestern.«
Während Susi Reisinger die Bäckerei betrat, machte sich Sophie auf den Heimweg zum Pfarrhaus.
Ja, das Wachnertal erwachte langsam aus dem Winterschlaf. Die Laubbäume und die Sträucher schimmerten im ersten zarten Grün, überall blühten Schneeglöckchen und Krokusse. Tulpen, Narzissen sowie einige andere Frühlingsboten standen ebenfalls in Blüte, die Wiesen und Berghänge ergrünten. Ein erster Hauch von Frühlingsduft lag in der Luft …
Es war Samstagfrüh und Sophie hatte frische Semmeln für das Frühstück Pfarrer Trenkers besorgt. Sebastian war noch drüben in der Kirche und las die Morgenandacht.
Summend machte sich die Haushälterin daran, Kaffee zu kochen und den Frühstückstisch für den Bergpfarrer zu decken.
Als wenig später Sebastian ins Pfarrhaus kam, war der Tisch fertig gedeckt. Der Duft des frisch gebrühten Kaffees mischte sich mit dem der reschen Semmeln.
»Ich hab’ mich um neun Uhr mit dem Bürgermeister verabredet, Frau Tappert«, erklärte Sebastian. »Wir wollen unser Vorgehen am Dienstag, wenn wir das Gespräch mit dem Greitlinger-Sepp und dem Herzog-Peter führen, besprechen.«
»Kommt der Bruckner her, oder besuchen Sie ihn auf seinem Hof?«, fragte Sophie. »Ins Rathaus wird er heut’ am Samstag ja wohl kaum gehen.«
»Nein, wir treffen uns auf seinem Hof. Ein kleiner Spaziergang nach diesem üppigen Frühstück wird mir gut tun.«
»Sie wissen doch, was der Volksmund sagt«, erwiderte Sophie lächelnd. »Iss morgens wie ein König, mittags wie ein Bauer, und abends wie ein Bettelmann.«
»Sagen S’ das mal meinem Bruder. Der isst morgens wie ein König, mittags wie ein König, und abends weicht er wahrscheinlich auch net davon ab.« Sebastian grinste verschmitzt.
»Und trotzdem bleibt nix an ihm kleben. Ich wenn so viel essen würd’, wär’ ich schon längst geplatzt.«
»Er ist halt der größte Fan Ihrer exzellenten Kochkunst, Frau Tappert. Und von Claudia wird er auch bestens verpflegt«, Sebastian setzte sich an den Tisch. Es gab Wurst, Käse, Honig und Marmelade. Außerdem hatte Sophie ein Ei weich gekocht.
»Lassen Sie’s sich schmecken, Hochwürden«, sagte die Haushälterin, die Sebastian wie eine Mutter umsorgte.
»Danke.« Sebastian griff nach einem der appetitlichen Brötchen …
*
Der kleine Spaziergang zum Hof des Bürgermeisters tat Sebastian wirklich gut. Die Luft war kühl und frisch, doch im Licht der Morgensonne spürte man schon die Wärme, die den Tau auf den kahlen Zweigen der Bäume und Büsche trocknete.
Abgesehen von kleinen Schneeresten waren Wiesen, Äcker und Felder abgetaut und es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis überall das üppige Gelb des Löwenzahns erstrahlte.
Markus Bruckner bewirtschaftete, neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister der Gemeinde St. Johann, einen großen Bauernhof. Da er selbst nicht die Zeit dazu hatte, die Felder und Äcker zu bestellen sowie die Ernten einzufahren, beschäftigte er einige landwirtschaftliche Helfer. Den eigentlichen Überblick über Haus und Hof und alle Ländereien behielt aber seine tüchtige Gattin.
Es war ein sauberer Hof. Alles war adrett gepflegt und gut in Schuss. An den Balkonen des Wohnhauses und auf den Fensterbänken standen schon die Blumenkästen. Anpflanzen würde sie die Bürgermeistergattin aber erst nach den Eisheiligen im Mai. Bis dahin konnte es noch Frost geben und die jungen Geranien, Petunien und der Weihrauch würden vielleicht erfrieren.
Nachdem Sebastian an der Haustür geläutet hatte, dauerte es keine fünf Sekunden, dann wurde ihm geöffnet und Markus Bruckner sagte grinsend: »Guten Morgen, Hochwürden. Heut’ kommen S’ zur Abwechslung net zu mir ins Rathaus, und Sie haben sogar einen Termin.«
»Servus, Markus. Ich war schon einige Zeit nimmer bei euch auf