Die Liebe macht dich stark …: Der Bergpfarrer (ab 375) 491 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Nathalie Greiner sah Pfarrer Trenker ihr Krankenzimmer betreten und lächelte erfreut. Im nächsten Moment jedoch verschwand ihr Lächeln und ein Schatten schien über ihr Gesicht zu huschen, denn dem Pfarrer folgte Annika. ›Was will die hier? ‹, schoss es ihr durch den Kopf, doch ehe sie diese Frage aussprechen konnte, hob Sebastian die Hand zum Zeichen dafür, dass sie abwarten sollte. Er trat an das Krankenbett heran, in dem sich Nathalie in eine sitzende Haltung hoch kämpfte. Die Prellungen von dem Sturz schienen ihr Schmerzen zu bereiten, denn sie stöhnte und ächzte. Sebastian reichte ihr die Hand. »Grüaß Sie, Frau Greiner. Wie geht es Ihnen?« »Bis eben ist es mir eigentlich ganz gut gegangen, Herr Pfarrer«, murmelte Nathalie und schaute Sebastian mit einer Mischung aus Erwartung, Befremdung und Ratlosigkeit an. Sebastian nickte: »Die Annika möcht' Ihnen was sagen, Frau Greiner.« Jetzt richtete Nathalie den Blick auf Annika. Diese rang unruhig die Hände und sagte mit schwacher Stimme: »Ich – ich wollt' das alles net, Frau Greiner. Es war nur, weil …« Sie brach ab, zuckte mit den Schultern, und fuhr fort: »Ich weiß es selber net so genau. Jedenfalls mach' ich mir die bittersten Vorwürfe, nachdem Sie vom Gerüst gestürzt sind.« »Aber dafür können Sie doch nix«, stieß Nathalie überrascht hervor. »Vielleicht waren S' unachtsam, weil ich Sie so sehr durcheinandergebracht hab', weil ich einige Male dem Lukas aufgelauert hab'.«
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Buchvorschau
Die Liebe macht dich stark … - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer (ab 375)
– 491 –
Die Liebe macht dich stark …
Thorsten, folge endlich deinem Herzen!
Toni Waidacher
Nathalie Greiner sah Pfarrer Trenker ihr Krankenzimmer betreten und lächelte erfreut. Im nächsten Moment jedoch verschwand ihr Lächeln und ein Schatten schien über ihr Gesicht zu huschen, denn dem Pfarrer folgte Annika.
›Was will die hier?‹, schoss es ihr durch den Kopf, doch ehe sie diese Frage aussprechen konnte, hob Sebastian die Hand zum Zeichen dafür, dass sie abwarten sollte.
Er trat an das Krankenbett heran, in dem sich Nathalie in eine sitzende Haltung hoch kämpfte. Die Prellungen von dem Sturz schienen ihr Schmerzen zu bereiten, denn sie stöhnte und ächzte.
Sebastian reichte ihr die Hand. »Grüaß Sie, Frau Greiner. Wie geht es Ihnen?«
»Bis eben ist es mir eigentlich ganz gut gegangen, Herr Pfarrer«, murmelte Nathalie und schaute Sebastian mit einer Mischung aus Erwartung, Befremdung und Ratlosigkeit an.
Sebastian nickte: »Die Annika möcht’ Ihnen was sagen, Frau Greiner.«
Jetzt richtete Nathalie den Blick auf Annika.
Diese rang unruhig die Hände und sagte mit schwacher Stimme: »Ich – ich wollt’ das alles net, Frau Greiner. Es war nur, weil …« Sie brach ab, zuckte mit den Schultern, und fuhr fort: »Ich weiß es selber net so genau. Jedenfalls mach’ ich mir die bittersten Vorwürfe, nachdem Sie vom Gerüst gestürzt sind.«
»Aber dafür können Sie doch nix«, stieß Nathalie überrascht hervor.
»Vielleicht waren S’ unachtsam, weil ich Sie so sehr durcheinandergebracht hab’, weil ich einige Male dem Lukas aufgelauert hab’.«
»Lukas hat sich entschieden«, versetzte Nathalie.
»Ich hab’ ebenfalls eine Entscheidung getroffen«, murmelte Annika. »Für kurze Zeit hab’ ich geglaubt, ich könnt’ Lukas vielleicht wieder für mich gewinnen. Aber er hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sein Herz nur für Sie schlägt. Und mir ist klar geworden, dass das, was vor acht Jahren einmal war, beendet ist. Was ich für Liebe gehalten hab’, war wahrscheinlich reiner Egoismus.«
»Wollen S’ damit sagen, dass Sie ihn künftig in Ruhe lassen?«
Annika nickte. »Und ich möcht’ mich für mein Verhalten bei Ihnen entschuldigen, Frau Greiner. Bitte, vergeben S’ mir.«
In Nathalies Gesicht arbeitete es. Sie warf dem Bergpfarrer einen Hilfe suchenden Blick zu, schaute wieder Annika an und erwiderte schließlich: »Vielleicht ist’s besser, Sie entschuldigen sich bei Lukas. Ich glaub’, dass er unter der Situation sehr gelitten hat. Es ist nämlich auch an ihm net spurlos vorübergegangen, als er Ihnen nach acht Jahren plötzlich wieder gegenübergestanden hat. Auch seine Gefühle sind Achterbahn gefahren.«
»Ich möcht’, dass Sie mir vergeben, Frau Greiner. Solang’ Sie’s net tun, werd’ ich wohl auch die Schuldgefühle net los, denn ich sag’ mir, dass der Unfall vielleicht gar net geschehen wär’, wenn ich net versucht hätt’, einen Keil zwischen Sie und Lukas zu treiben. Ich hab’ geglaubt, es wär’ Liebe, die mich geleitet hat, aber so war’s net. Ich hab’ den Lukas keiner anderen Frau gegönnt. Ich wollt’ ihn besitzen, und hab’ dabei auf Ihre Gefühle keine Rücksicht genommen. Und das, Frau Greiner, – bitt’ ich Sie –, mir zu vergeben.«
Als Nathalie dem Pfarrer einen unschlüssigen Blick zuwarf, nickte er. Und Nathalie sagte: »In Ordnung, Frau Lang. Vergeben und vergessen, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Sie sich an Ihr Versprechen halten.«
»Sie haben mein Wort.«
»Sie nehmen mir eine schwere Last von der Seele, Frau Lang. Ich bin so froh, dass jetzt alles geklärt ist. « Nathalies Lächeln zeigte ihre große Erleichterung.
»Und Sie mir erst«, erklärte Annika, die sich erst recht von einer großen Last bereit fühlte. »Darf ich Ihnen die Hand geben?«
»Gern.« Nathalie streckte Annika ihre Rechte hin und Annika ergriff sie. Er war ein herzlicher Händedruck, den sie austauschten. Zugleich verabschiedete sie sich von Nathalie. »Ich wünsch’ Ihnen eine schnelle Genesung«, fügte sie noch hinzu.
»Werden Sie sich bei Lukas entschuldigen?«, fragte Nathalie.
»Ich denk’, es ist besser, wenn ich ihn nimmer seh’«, antwortete Annika. »Sie können ihm ja sagen, dass mir alles leid tut.«
»Das werd’ ich«, versprach Nathalie.
Sebastian verabschiedete sich ebenfalls von ihr, lächelte ihr noch einmal aufmunternd zu, dann ließen er und Annika sie allein.
Nathalie fühlte sich wie von einem gewaltigen Druck befreit. Vorsichtig legte sie sich zurück. Nun war sie sich hundertprozentig sicher, dass ihrer Liebe zu Lukas nichts mehr im Weg stand. In ihr breitete sich ein grenzenloses Glücksgefühl aus.
*
Am Tag nach Heilige Drei Könige fuhren gegen zehn Uhr Gregg und Corinna Powell beim Pfarrhaus vor. Sie hatten ihr Kommen schon eine Stunde vorher telefonisch angekündigt. Sebastian hatte daraufhin den Bürgermeister informiert, und nun wartete Markus Bruckner zusammen mit dem Pfarrer auf das frisch vermählte Ehepaar.
Sophie Tappert ließ die beiden ins Pfarrhaus und geleitete sie ins Wohnzimmer. Sebastian und der Bürgermeister erhoben sich. Nachdem man sich begrüßt hatte, bot der Pfarrer den Besuchern einen Sitzplatz an. »Die zwei Wochen waren viel zu schnell vorbei. Schade, dass Sie schon wieder abreisen.«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder zurückkehren«, sagte Gregg lächelnd. »Im Juli oder August verbringen wir den Sommerurlaub in St. Johann. Und sollte Herr Bundscherer keinen Käufer für seinen Hof finden, habe ich sein Wort, dass er mir ein Kaufangebot unterbreitet.«
»Das wär’ natürlich optimal für Sie«, gab Sebastian zu verstehen. »Ich werd’ jedenfalls am Ball bleiben.«
»Haben Sie schon eine Ahnung, welche Art von Unternehmen dieser Pöllinger, der Interesse an dem Hof hat, betreibt, Hochwürden?«, fragte Corinna.
Sebastian schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab’ sehr schnell wieder aufgegeben, als mir Google einen ganzen Wust von Ergebnissen angezeigt hat. Ich denk’, dass ich Bescheid bekomm’, sobald sich Pöllinger wieder beim Bundscherer-Xaver meldet. Dann werden wir’s sehen, was einen Unternehmer dazu bringt, einen Hof mit gut und gern fünfundzwanzig Hektar Land erwerben zu wollen.«
»Das würd’ mich auch brennend interessieren«, erklärte Bruckner.
»Ich hoffe«, sagte Powell, »dass er sich nicht mehr meldet.« Er grinste. »Selbst auf die Gefahr hin, dass Sie mich für eigennützig halten, wünsche ich mir, dass Bundscherer keinen Käufer findet. Der Hof wäre nämlich haargenau das, was sich Corinna und ich erträumen.« Er lächelte ihr zu und Corinna lächelte ebenfalls verträumt. »Okay«, fuhr Powell fort, »wir werden sehen, ob unser Wunsch in Erfüllung geht. Wir werden jedenfalls auch von London aus weiter nach einem Haus oder Hof hier in St. Johann suchen, und Sie, Gentlemen, haben mir Ihre Unterstützung zugesagt.«
»Ich wär’ glücklich, Sie und Ihre werte Gattin als neuen Bürger meiner Gemeinde begrüßen zu dürfen«, gab Bruckner zu verstehen und erhob sich, trat vor Powell hin und reichte ihm die Hand. Es wirkte auf Sebastian ziemlich theatralisch. Wahrscheinlich sollte es eine offizielle Geste des Gemeindeoberhaupts sein.
Powell erhob sich und ergriff die Hand.
Bruckner sagte: »Ich darf mich bei Ihnen, und zwar im Namen des gesamten Gemeinderats, für Ihre noble Spende bedanken, Herr Powell, und ich darf Ihnen darüber hinaus versichern, dass wir das Geld zweckentsprechend verwenden werden.«
Powell nickte. »Meine Frau und mich freut es, mit der Spende Naturschutz-Projekte Ihrer Gemeinde unterstützen zu können.«
»Wie gesagt, wir werden das Geld dem Zweck entsprechend einsetzen.« Mit einem Seitenblick auf den Bergpfarrer fügte Bruckner hinzu: »Es gibt schließlich einen Aufpasser in der Gemeinde, der Sie sicher sofort informieren tät’, wenn auch nur ein einziger Cent der Spende zweckentfremdet verwendet werden würd’.«
»Ich glaub’ net, dass du einen Aufpasser nötig hast, Markus«, erklärte Sebastian.