Hat diese Liebe eine Chance?: Der Bergpfarrer (ab 375) 473 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. In Spannungsreihen wie "Irrlicht" und "Gaslicht" erzählt er von überrealen Phänomenen, markiert er als Suchender Diesseits und Jenseits mit bewundernswerter Eleganz.
Es war ein sonniger Montag, Mitte August, als Marcel Schönberger vor der Pension Stubler seinen BMW parkte. "Sind wir jetzt da?", fragte Annika, seine achtjährige Tochter, die auf dem Rücksitz saß und den Verschluss des Sicherheitsgurts löste. "Ja", antwortete Marcel. "Gott sei dank", seufzte die Kleine. "So eine lange Autofahrt ist sehr langweilig." Marcel Schönberger lachte. "Du hast Bücher und deinen Musik-Player dabei, und du bist mehrere Male eingeschlafen. Was sollte ich sagen? Ich habe mehr als sieben Stunden am Steuer gesessen." Er stieg aus, ging nach hinten und öffnete den Kofferraum. Da standen zwei Reisetaschen, eine große und eine etwas kleinere, beide prall gefüllt. Jetzt war auch Annika ausgestiegen. "Hast du dich schon umgesehen?", fragte Marcel und hob die größere Reisetasche aus dem Kofferraum. "Schön hier, nicht wahr? Wir dürfen das jetzt zwei Wochen lang genießen." "An der Nordsee ist es schöner."
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Buchvorschau
Hat diese Liebe eine Chance? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer (ab 375)
– 473 –
Hat diese Liebe eine Chance?
Kann Marcel Alexandras Herz gewinnen?
Toni Waidacher
Es war ein sonniger Montag, Mitte August, als Marcel Schönberger vor der Pension Stubler seinen BMW parkte.
»Sind wir jetzt da?«, fragte Annika, seine achtjährige Tochter, die auf dem Rücksitz saß und den Verschluss des Sicherheitsgurts löste.
»Ja«, antwortete Marcel.
»Gott sei dank«, seufzte die Kleine. »So eine lange Autofahrt ist sehr langweilig.«
Marcel Schönberger lachte. »Du hast Bücher und deinen Musik-Player dabei, und du bist mehrere Male eingeschlafen. Was sollte ich sagen? Ich habe mehr als sieben Stunden am Steuer gesessen.« Er stieg aus, ging nach hinten und öffnete den Kofferraum. Da standen zwei Reisetaschen, eine große und eine etwas kleinere, beide prall gefüllt.
Jetzt war auch Annika ausgestiegen.
»Hast du dich schon umgesehen?«, fragte Marcel und hob die größere Reisetasche aus dem Kofferraum. »Schön hier, nicht wahr? Wir dürfen das jetzt zwei Wochen lang genießen.«
»An der Nordsee ist es schöner.«
Marcel verdrehte die Augen. Aber das war nur gespielt, denn er lächelte nachsichtig und meinte: »Wenn wir erst etwas länger hier sind, wirst du die Berge lieben, Kleines. Außerdem habe ich mich im Internet kundig gemacht. Es gibt hier einen riesigen Badesee und man kann Boote ausleihen. Schau dir doch die schönen Häuser mit der bunten Blumenpracht an.«
»Am Meer ist es schöner.«
»Na schön. Wenn du es sagst, dann ist es auch so. Ich gebe mich geschlagen.«
Jetzt lachte Annika und ihre braunen Rehaugen glitzerten freudig. »Fahren wir heute noch zu dem See?«
Marcel warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war nach fünfzehn Uhr. »Es ist schon ziemlich spät. Ich muss mich ein wenig frisch machen und unser Zeug in die Schränke einräumen. Ich denke, es lohnt sich nicht mehr. Aber morgen, das verspreche ich dir, fahren wir gleich nach dem Frühstück zum Badesee. Du brauchst dir dann nur die Berge rundherum wegzudenken, und du hast den Eindruck, an der Nordsee zu sein.«
Zweifelnd sah das Mädchen seinen Vater an.
»Dieser See ist sicher viel kleiner als die Nordsee, Papa. Drum glaube ich nicht, dass ich meinen kann, am Meer zu sein. Aber das macht nichts. An das Meer können wir ja im nächsten Jahr wieder fahren. Du hast dich auf die Berge gefreut. Und ganz so schlimm finde ich sie gar nicht.«
»Braves Mädchen.«
Marcel grinste. »So viel Feingefühl habe ich von dir ja gar nicht erwartet. Du willst deinem gestressten Papa den Urlaub nicht madig machen, stimmt’s.«
Marcel hatte die Reisetaschen aus dem Kofferraum genommen und den Kofferraum zugeklappt. Er hob die Taschen auf. »Gehen wir hinein, Kleines. Die Frau Stubler hat am Telefon, als ich den Urlaub gebucht habe, recht nett geklungen.«
Ria Stubler kam den beiden neuen Gästen auf dem Korridor entgegen.
»Guten Tag«, grüßte Marcel. »Mein Name ist Schönberger. Und Sie, schätze ich, sind Frau Stubler, die Pensionswirtin.«
»Richtig geraten«, antwortete Ria freundlich lächelnd und reichte Marcel die Hand. »Ich hoff’, die Anreise war net allzu anstrengend«, sagte Ria. »Von Köln herunter ist’s ja net der nächste Weg, und für die Kleine war’s sicher recht eintönig und auch strapaziös. Das Madel wird sicher müde sein.«
»Was ist ein Madel?«, fragte die Kleine.
»Du bist ein Madel«, lächelte Ria Stubler. »Das ist der bayrische Ausdruck für Mädchen.«
»Die Fahrt hat sie langweilig empfunden«, sagte Marcel. »Aber müde ist sie nicht. Im Gegenteil. Sie scheint noch recht unternehmungslustig zu sein, denn sie will heute noch zum Badesee.«
»Können S’ da noch mithalten?«, fragte die Pensionswirtin mit einem Schmunzeln. Sie ging vor Marcel und Annika her zur Rezeption, nahm einen Schlüssel aus dem Schlüsselfach und reichte ihn dem neuen Gast. »Zimmer sieben, erste Etage«, erklärte sie. »Ich darf Ihnen und Ihrer netten Tochter einen schönen und erholsamen Aufenthalt in St. Johann wünschen. Wenn S’ irgendwelche Fragen haben, dann genieren S’ sich net und wenden S’ sich an mich. Auch mein Lebensgefährte, der Florian, steht Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite. Frühstück gibt’s von sieben Uhr an, und wenn S’ mal ein bissel länger schlafen wollen, können S’ bis zehn Uhr frühstücken.«
»Vielen Dank.« Marcel nahm den Schlüssel und steckte ihn in die Brusttasche seines Hemdes. Dann schnappte er sich die abgestellten Reisetaschen. »Komm, Annika.« Die beiden stiegen die Treppe empor.
Bald konnte Ria von ihnen nichts mehr hören. Wie schon zu dem Zeitpunkt, als Marcel Schönberger den Urlaub telefonisch gebucht hatte, fragte sie sich auch heute, warum der Vater alleine mit seiner Tochter Urlaub machte. Ein bisschen plagte sie die Neugier. War er alleinerziehender Vater? Oder hatte er lediglich ein Umgangsrecht mit dem Kind? Vielleicht war er sogar Witwer?
Schon eine halbe Stunde später erschienen Vater und Tochter wieder. Marcel trug eine große Tasche aus buntem Stoff. Beide waren leicht gekleidet, und während der Mann seine Sonnenbrille hochgeschoben hatte, saß sie bei dem Mädchen auf der kleinen Stupsnase, sodass ihre rehbraunen Augen hinter den dunklen Gläsern verborgen waren.
»Ihre Tochter hat Sie also überredet«, konstatierte Ria lachend.
»Unmöglich, ihrem flehenden Blick zu widerstehen«, versetzte Marcel. »Ausruhen von der langen Fahrt kann ich mich auch am See«, fügte er hinzu und grinste spitzbübisch. »Ich musste meiner Kleinen eben erst mal erklären, dass das Bayrische keine Fremdsprache ist und es sich lediglich um einen Dialekt handelt.«
Ria lachte laut auf. »Ja, mit unserer Sprach’ hat so manches Nordlicht ein Problem.« Sie strich Annika über die Haare. »Aber man gewöhnt sich sehr schnell dran, Kleine.« Sie schaute wieder Marcel an. »Kennen S’ den Weg zum Achsteinsee? Mit dem Auto sind S’ in einer Viertelstunde dort.«
»Der Weg ist gut ausgeschildert«, erklärte Marcel. »Ich hab’ mehrere Hinweisschilder gesehen. Da kann ich mich kaum verfahren.«
Ria schaute das Kind an. Es war ein hübsches Mädchen und sie hatte es sofort in ihr Herz geschlossen. »Am Achsteinsee wird’s dir gefallen, Madel. Es gibt dort einen Kinderstrand und eine künstliche Badeinsel, zu der man schwimmen kann. Du kannst doch schwimmen?«
»Ja. Ich habe schon zwei Schwimmkurse besucht.«
»Fein«, sagte Ria. »Dein Papi kann auch ein Boot mieten und mit dir über den See rudern.«
»Der Papi ist müde«, sagte Annika altklug. »Er darf sich ausruhen. Ich werde heute lieber schwimmen.«
»Wie fürsorglich«, lachte Ria.
»Ja, meine Tochter achtet auf mich«, sagte Marcel. »Doch jetzt sollten wir uns auf den Weg machen.«
»Ich wünsch’ euch beiden viel Spaß«, gab Ria zu verstehen.
»Danke.«
Auch Annika bedankte sich artig, dann verließen das Mädchen und der Mann die Pension.
*
Die dreißigjährige Alexandra Ertl stand in ihrer Werkstatt über die Türe eines antiquarischen Kleiderschranks gebeugt und trug mit einem weichen Pinsel Firnis auf. Sie hatte die Bauernmalerei auf der Echtholztür restauriert und versah sie nun mit dem farblosen Schutzanstrich. Vollkommen in ihre Arbeit vertieft, bemerkte Alexandra nicht, dass ein Mann die Werkstatt betreten hatte.
»Servus Alexandra!«
Sie erschrak, richtete sich auf, und drehte sich dann um. Ihr Gesicht mutete an wie versteinert. »Du, Thomas! Was willst du? Hab’ ich dir net gesagt, dass