Wir glauben an das Glück!: Der Bergpfarrer 389 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Die Villa stand in einem weiträumigen Park in Heusenstamm, einem Vorort Frankfurts. Umgeben war das Grundstück von einer hohen Mauer, die Einblicke verwehrte. Lediglich durch das schmiedeeiserne Tor konnten Spaziergänger die alten Bäume, blühende Büsche und den gepflegten Rasen bewundern. Die meisten Leute schliefen allerdings noch an diesem frühen Morgen. Es war kurz vor fünf, in der Villa brannte aber schon Licht. Hinter der Haustür aus dickem Eichenholz, lag eine kleine Eingangshalle. Eine breite Treppe führte in das obere Stockwerk, über die Galerie gelangte man zu den einzelnen Zimmern. Unten zweigten mehrere Türen ab. Hier befanden sich die Küche, ein großes Eßzimmer, sowie der Arbeitsraum der Besitzerin. Die gediegene und geschmackvolle Einrichtung zeugte von einem gewissen Wohlstand. In der Küche herrschte hektisches Treiben. Anna Vogt, die Haushälterin, kochte Kaffee und richtete belegte Brote her. Auf dem Herd kochten Frühstückseier. Für Anna war es ein ungewöhnlich früher Arbeitsbeginn. Meisten fing sie nicht vor acht Uhr an, heute war es eine Ausnahme. Sie stellte den Kaffee auf ein Tablett, die Eier dazu und trug alles in das Eßzimmer, wo der Tisch gedeckt war. Als sie die Halle durchquerte, fiel ihr Blick auf zwei gepackte Reisetaschen, die neben der Haustür standen, oben klappte eine Tür. »Frühstück ist fertig«, rief Anna Vogt hinauf. »Ich komme gleich«
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Buchvorschau
Wir glauben an das Glück! - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 389 –
Wir glauben an das Glück!
Doch bis dahin war es ein weiter Weg
Toni Waidacher
Die Villa stand in einem weiträumigen Park in Heusenstamm, einem Vorort Frankfurts. Umgeben war das Grundstück von einer hohen Mauer, die Einblicke verwehrte. Lediglich durch das schmiedeeiserne Tor konnten Spaziergänger die alten Bäume, blühende Büsche und den gepflegten Rasen bewundern.
Die meisten Leute schliefen allerdings noch an diesem frühen Morgen. Es war kurz vor fünf, in der Villa brannte aber schon Licht. Hinter der Haustür aus dickem Eichenholz, lag eine kleine Eingangshalle. Eine breite Treppe führte in das obere Stockwerk, über die Galerie gelangte man zu den einzelnen Zimmern. Unten zweigten mehrere Türen ab. Hier befanden sich die Küche, ein großes Eßzimmer, sowie der Arbeitsraum der Besitzerin. Die gediegene und geschmackvolle Einrichtung zeugte von einem gewissen Wohlstand.
In der Küche herrschte hektisches Treiben. Anna Vogt, die Haushälterin, kochte Kaffee und richtete belegte Brote her. Auf dem Herd kochten Frühstückseier. Für Anna war es ein ungewöhnlich früher Arbeitsbeginn. Meisten fing sie nicht vor acht Uhr an, heute war es eine Ausnahme.
Sie stellte den Kaffee auf ein Tablett, die Eier dazu und trug alles in das Eßzimmer, wo der Tisch gedeckt war. Als sie die Halle durchquerte, fiel ihr Blick auf zwei gepackte Reisetaschen, die neben der Haustür standen, oben klappte eine Tür.
»Frühstück ist fertig«, rief Anna Vogt hinauf.
»Ich komme gleich«, antwortete eine sympathische Frauenstimme.
Die Haushälterin zündete eine Kerze an, die in einem silbernen Halter auf dem Tisch stand, und setzte sich. Wenig später hörte
sie Katharina Hofer die Treppe herunterkommen. Bewundernd schaute Anna auf die strahlend schöne Frau, die das Eßzimmer betrat.
»Guten Morgen«, begrüßte Katharina sie. »Hast du gut geschlafen?«
Sie trug bequeme Hosen und eine passende Bluse dazu. Ein schlichter Ring schmückte ihre rechte Hand, um den Hals lag eine Perlenkette. Die brünetten, schulterlangen Haare waren sorgfältig frisiert, und mit ihrem Erscheinen kam der Duft eines teuren Parfums herein.
Die ältere Frau schenkte Kaffee ein. Brot lag in einem Korb, hausgemachte Konfitüre und Käse standen bereit. Die gekochten Eier wurden unter kleinen Häubchen warm gehalten.
»Nicht besonders gut«, erwiderte Anna, während Katharina sich setzte.
Sie schaute ihre Haushälterin fragend an.
»Nanu. Wie kommt’s?«
Anna Vogt druckste herum, bevor sie mit der Sprache herausrückte.
»Mir wär’ wirklich lieber, wenn du mit der Bahn fahren würdest, anstatt mit dem Auto«, erklärte sie. »Willst du es dir nicht noch mal überlegen?«
Sechs Jahre arbeitete sie jetzt für Katharina Hofer, und in dieser Zeit hatte sich ein herzliches Verhältnis zwischen den beiden Frauen entwickelt, das weit über das hinausging, was gemeinhin eine Haushälterin mit ihrer Herrschaft verband. Wenn man es recht betrachtete, waren die zwei eher wie Mutter und Tochter.
Katharina schmunzelte.
»Weißt du, ich nehme lieber das Auto«, antwortete sie. »Dann bin ich unabhängig. Außerdem, mit der Bahn und der ganzen Umsteigerei ist es mir einfach zu kompliziert. Außerdem will ich auf dem Weg noch mal im Büro vorbeischauen.«
Sie frühstückten in aller Ruhe und unterhielten sich über ein paar Dinge, die während Katharinas Abwesenheit erledigt werden sollten.
»Auf jeden Fall soll der Hoffmann sich das Dach ansehen«, sagte die junge Frau. »Den nächsten Herbststurm werden die meisten Pfannen nicht überstehen.«
Sie sah auf die Uhr.
»Zeit, daß ich loskomme«, meinte sie. »Bevor der Berufsverkehr einsetzt, will ich auf der Autobahn sein.«
Katharina trank den letzten Schluck Kaffee aus und tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. Dann stand sie auf.
»Ich habe dir für unterwegs ein paar Brote gemacht«, sagte Anna. »Ich hole sie schnell.«
Katharina zog ihre Jacke über.
»Ich fahre den Wagen raus«, rief sie zur Küche hin und ging durch eine Tür, die direkt in die Garage führte.
Das Tor öffnete sich elektrisch. Der dunkle Sportwagen fuhr heraus und hielt vor der Haustür, die gerade geöffnet wurde. Die Haushälterin brachte die Reisetaschen und stellte sie in den Kofferraum. Das Päckchen mit den belegten Broten und eine Flasche Mineralwasser legte sie auf den Beifahrersitz. Dann sah sie Katharina traurig an.
»Hast du es dir auch wirklich gut überlegt?« fragte sie. »Manchmal ist es besser, einfach zu vergessen, als solch eine Reise in die Vergangenheit zu machen...«
Die junge Frau nahm sie in die Arme.
»Man kann aber seine Vergangenheit nicht verleugnen«, antwortete sie. »Und dort, wohin ich jetzt fahre, da ist nun mal meine Heimat. Auch wenn ich keine schöne Erinnerungen an sie habe, so möchte ich doch schon wissen, wie es jetzt dort zugeht. Außerdem ist da das Grab meiner Eltern. Zehn Jahre habe ich es nicht gesehen. Ich muß einfach zurück.«
Sie versuchte ein Lächeln.
»Es ist ja nicht für immer«, sagte sie und gab Anna einen Kuß auf die Wange.
»Fahre bloß vorsichtig«, rief die Haushälterin ihr nach. »Und melde dich, wenn du angekommen bist.«
»Mach’ ich«, versprach Katharina und öffnete mit einem Infrarotgerät das Gartentor.
Es herrschte kaum Verkehr, als sie durch den stillen Vorort fuhr. Rasch erreichte sie die Stadtautobahn und fädelte sich ein. Nach einer halben Stunde hatte sie ihr Büro, in der Frankfurter Innenstadt, erreicht.
›Katharina Hofer, Maklerin, Grundstücks- und Gebäudeverwaltung‹, stand auf einem messingglänzenden Schild am Eingang.
Die junge Frau schloß auf und trat ein. Drei Angestellte arbeiteten für sie, aber von ihnen war noch niemand da.
Katharina setzte sich an ihren Schreibtisch, stellte einige Notizen für die Mitarbeiter zusammen, und schrieb einen Gruß für sie auf ein großes Blatt Papier. Zufrieden saß sie kurze Zeit später wieder in ihrem Wagen. Sie atmete tief durch, bevor sie den Motor anließ.
Was würde sie wohl erwarten, wenn sie ihr Ziel erreicht hatte?
Diese Frage beschäftigte die junge Frau, während sie die Autobahn Richtung Würzburg nahm und, mit jedem Meter, den sie zurücklegte, diesem Ziel immer näherkam.
*
Christian Buchner schaute mißmutig auf die Reste der heruntergebrannten Scheune. In der Hand hielt der junge Bauer ein Schreiben der Versicherungsgesellschaft, die ihm mitteilte, daß er für den Brandschaden keine finanzielle Entschädigung erwarten konnte.
›Da Sie mit den Prämienzahlungen seit mehreren Monaten im Rückstand sind, kündigen wir Ihren Vertrag, gemäß unseren Geschäftsbedingungen.‹
Diesen Satz hatte er immer wieder gelesen. Wenn er es recht bedachte, dann bedeutete er auch das Ende seiner Existenz als Bauer.
Burgl Vahlinger, seine alte Magd, trat aus der Tür. Sie arbeitete seit gut acht Jahren auf dem Sonnenhof, Christians Vater hatte sie eingestellt, als seine Frau starb.
»Willst’ net zum Essen kommen?« fragte sie.
Der Bauer schaute auf. Sein Blick schien aber durch sie hindurchzugehen, als nehme er sie überhaupt nicht wahr. Endlich nickte er und folgte ihr ins Haus. Auf dem Tisch stand ein